Prophezeiungen der Weisen. Dörthe Haltern. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dörthe Haltern
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844263015
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schnell der Gedanke, es mit Zweien zu tun zu haben. So schnell, wie es ihm möglich war zu reagieren, hatte er sein Schwert aus der Scheide gezogen und es herum gewirbelt. Seine Waffe war auf Widerstand getroffen. Völlig lautlos war sie auf irgendetwas aufgeprallt, welches leicht unter ihrem Hieb federte.

      Rugar hatte überrascht versucht seinen Gegenüber erkennen zu können, doch es war zu dunkel und außerdem stahl das Feuer hinter ihm das Licht, so dass er nur einen dunklen Schemen erkennen konnte, während er sich seinem Gegner hervorragend präsentierte. Er hatte leise geflucht, wobei er sich unter einer erahnten Bewegung duckte. Die Bewegung war schnell als ein gut gezielter Fußtritt zu erkennen gewesen, hätte er getroffen. Doch im selben Augenblick musste er sehr schnell bemerken, dass nicht einmal damit gerechnet wurde, der Tritt würde treffen. Für diese späte Erkenntnis wurde er mit einem heftigen Schlag in die Seite belohnt, der ihn von den Füßen riss. Die Luft wurde ihm mit aller Gewalt aus den Lungen getrieben, so dass er kaum rechtzeitig wieder für Nachschub sorgen konnte. Seine Rippen verkündeten ihm eine schmerzhafte Prellung, die wohl noch einige Zeit andauern würde.

      Kurz darauf bohrte sich ein Speer mit seiner gesamten Spitze dicht neben ihn in den Boden. Erschrocken versuchte er schnell wieder auf die Beine zu kommen. Er drehte sich herum und wollte sich gerade mit den Armen in die Höhe stemmen, als sich ihm ein Paar Stiefel vor die Augen stellten.

      "Guten Morgen.", kam eine recht freundliche Stimme von oben, bedachte man die jetzigen Umstände.

      Rugar stöhnte leise, als er sich mühsam aufrichtete. Er war ein Narr gewesen. Hatte Fehler begangen, die er nicht begehen durfte. Dies ließ sich vor allem nicht durch Müdigkeit oder gar Überraschung entschuldigen. Das waren nur weitere Fehler. Und es ließ sich vor allem nicht vor diesem Mann entschuldigen.

      Rugar sah auf und blickte direkt in die in einem leichten gelblichen Licht leuchtenden Augen des Isk-Meisters Peroth, der eine größere Rolle der Geschichte Zahurs eingenommen hatte, als ihm vielleicht zu Beginn zugestanden hatte. Er war ein Meister des Schicksals-Gottes Fur'Kaltur. Doch der Tempel für den er einst diente wurde vor nicht allzu langer Zeit von den Menschen zerstört.

      Rugar sparte sich eine Antwort und sah zurück, um seinen Angreifer erkennen zu können, der nun herangekommen war. Es war ein junger Isk. Zu jung für die Narben die er bereits trug. Er war schmal und klein, wie Isk nun einmal waren, doch viele unterschätzten die enorme Kraft, die dennoch in ihren Körpern steckte. Auch Rugar hatte sie eben zu spüren bekommen.

      "Du enttäuschst mich, Rugar.", bemerkte Peroth. "Ich hatte eigentlich etwas anderes erwartet. Jetzt kann er sich darauf etwas einbilden, ganz besonders, wenn er sich noch an das erinnert, was ich vorher noch gesagt habe. Ich hätte vielleicht gar nicht so viel reden sollen. Was hast du die ganzen Jahre über angestellt? Vielleicht habe ich auch nicht mehr alles in so guter Erinnerung. Immerhin bin ich ein alter Mann, da funktioniert das Gedächtnis nicht mehr so hervorragend wie früher. Ich glaube, ich habe dich ein wenig überschätzt." Er musterte ihn noch einmal kurz.

      "Stalca, hol die Pferde.", wandte er sich an den Isk.

      Kaum war dieser wieder zwischen den Bäumen verschwunden, machte Peroth ein sehr nachdenkliches Gesicht. Ein solch nachdenkliches Gesicht, wie es nur wirklich alte und weise Männer machen konnten, die ihr Leben lang daran geübt hatten.

      "In Ordnung.", sagte er schließlich. "Ich glaube, ich habe ihn ein wenig unterschätzt."

      "Wer ist er, wenn Ihr mir diese Frage erlaubt.", wollte Rugar wissen.

      "Ich glaube, er ist der, den ich schon eine ganze Weile gesucht habe. Jedenfalls einer von den beiden, um genau zu sein.", gab der Meister Auskunft.

      "Ihr seid ständig auf der Suche nach irgendjemanden.", erlaubte sich Rugar die Bemerkung. "Und Ihr seid ununterbrochen dabei, irgendwelche Pläne zu verfolgen, von denen ich nicht schon einen einzigen durchblickt habe und die meines Wissens auch noch nie besonders lange gehalten haben."

      "Weißt du eigentlich, nach wem du klingst?" Peroth verzog ärgerlich sein Gesicht, als er sich erinnerte. "Nein, das darf ich dir gar nicht sagen, aber genau so klingst du."

      "Gehört dieser jemand auch zu einem Eurer Pläne?"

      "Nein, er will sie zerstören, aber das wird ihm leider nicht gelingen."

      Rugar versuchte sich zu zwingen, nicht alle seine Gedanken einfach so auszusprechen. Er schüttelte nur stumm den Kopf. Er kannte Peroth schon lange mit all seinen merkwürdigen Eigenschaften und er wusste, dass der alte Meister niemals über seine kuriosen Pläne mit irgendwem sprach und so wusste er ebenfalls, dass es sinnlos war, zu versuchen sich darüber mit ihm zu unterhalten

      "Was macht Ihr hier?", versuchte er das Thema zu wechseln.

      Doch er wurde bereits von dem Meister ignoriert, denn dieser war dabei sich der kleinen Gruppe vorzustellen, die um das Lagerfeuer herum hockten. Jack, der sein Schwert auf eine stumme Anweisung Rugars hin wieder in die Scheide geschoben hatte, schien ihm dabei keine Sorgen zu bereiten.

      "Wir sollten sofort weiterreisen.", meinte er, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt.

      "Wir?", wiederholte Rugar, nicht ohne seinen Ärger vollständig zu verbergen. "Sofort? Das glaube ich nicht. Tut mir leid Euch widersprechen zu müssen, aber alle hier könnten ein wenig Ruhe gebrauchen."

      "Ihr werdet keine Ruhe finden, glaube mir." Peroth betonte seine Worte mit großer Sorgfalt und Rugar entgegnete nichts, denn er hatte wahrhaftig gelernt dem Meister vertrauen zu können. Auch wenn er des Öfteren ein wenig durcheinander schien, besaß er eine große Begabung dafür, bereits vor allen anderen von unangenehmen Situationen zu wissen.

      "Wir werden alle nirgendwo mehr Ruhe finden, bis nicht alles vorbei sein wird. Wenn es vorbeigehen wird. Es ist besser so schnell wie möglich einen sicheren Ort aufzusuchen. Und das möglichst ohne viele Pausen, wie diese hier. Schlafen können wir noch immer, wenn wir Yesúw erreicht haben."

      "Moment mal!", hielt Rugar ihn auf, als Peroth den Eindruck machte aufbrechen zu wollen. Sein Schüler war mit den beiden kleinen, stämmigen Ponys zurückgekehrt. "Könntet Ihr uns vielleicht vorher mitteilen, um was es hier überhaupt geht? Ich würde so was gerne vorher wissen."

      "Ach ja.", murmelte der Alte unaufmerksam vor sich hin, als hätte er gerade erst gemerkt, dass er anscheinend mehr zu wissen schien, als seine Begleiter. "Es wird beginnen. Einfach alles wird beginnen."

      Rugar wartete eine Weile, doch dann wurde ihm bewusst, nicht mehr erfahren zu können, da Peroth in seinem Kopf schon wieder mit zu vielen anderen Dingen beschäftigt war. Dinge, die für die Meisten unverständlich blieben. Rugar merkte, wie Jack kopfschüttelnd neben ihn trat. "Der hat sie doch nicht mehr..."

      "Jack!", unterbrach er ihn. "Er mag zwar merkwürdiges Zeug vor sich her reden, aber man kann nie wissen, wie viel davon geschehen könnte. Es hat vielleicht den Anschein, aber er ist ganz und gar nicht verrückt oder irgendwie verwirrt. Er vergisst uns immer nur die Hälfte von dem mitzuteilen, was wir wissen müssten."

      "Du hast also ernsthaft vor jetzt schon aufzubrechen?", fragte ihn Jack vorwurfsvoll. "Mitten in der Nacht? Ich meine, der Tag war für uns nun wirklich nicht gerade kurz und die Tage davor auch nicht. Wir hatten vor hier eine ganze Weile Rast zu machen. Bis morgen Mittag, wenn es sein sollte. Und wir hätten das gebraucht."

      "Tut mir leid, Jack, aber es ist besser, wenn wir tun was er vorschlägt.", versuchte Rugar ihn zu beruhigen.

      "Du musst es ja wissen.", meinte Jack nur. "Es ist deine Entscheidung."

      "Wir werden noch ein paar Stunden rasten, um uns zumindest ein wenig auszuruhen.", beschwichtigte Rugar ihn.

      Faith hatte sich ein Stück von der Gruppe abgesetzt und ihre Matratze ausgebreitet. Sie war noch nicht müde und so lehnte sie an einem knorrigen Baum, um den Gesprächen der Anderen zu lauschen. Ab und zu drang Gelächter zu ihr herüber, was ihr einen schmerzhaften Stich versetzte. Trotzdem könnte sie nicht unbefangen bei ihnen sitzen, ihr war einfach nicht danach.

      Sie fühlte sich unendlich einsam, doch das Gefühl verstärkte sich nur, wenn sie mit dem Rest