Punk Justiz. Uli Zey. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Uli Zey
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847665663
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auch reichen, aber ihn fragte ja niemand. Da war das durchgeknallte SM Pärchen, das vor vielen Jahren ein Mädchen aus einer Discothek entführt und grausam zu Tode gefoltert hatte, ein sehr interessanter Fall. Der Rentner der seinen Nachbar mit der Axt erschlug, weil dieser sich über den Lärm, den der Alte beim Holz hacken machte, beschwert hatte, die Frau die ihre Zwillings-Babys in der Badewanne ertränkte, nur weil ihr die ganze Sache mit dem Kinder großziehen über den Kopf gewachsen war … und so weiter und so fort, der ganz normale Wahnsinn eben.

      Aber diese Fälle waren alle schon länger her und in den letzten zwei bis drei Jahren war es eigentlich sehr ruhig gewesen. Kaum hatte Kühn sich auf den Drehstuhl an seinem Schreibtisch fallen gelassen, da klingelte auch schon das Telefon. An Hand der Rufnummernanzeige erkannte Kühn, dass der eingehende Anruf vom Büro schräg gegenüber kam, das die Kollegen der soeben zu Ende gehenden Nachtschicht beherbergte.

      „Kühn, wo drückt der Schuh.“

      „Hallo Kai, gut ausgeschlafen oder hast du gestern Abend einen drauf gemacht ?“

      Kühn zog die Stirn in Falten.

      „Was liegt an Manu ?“

      „Unten in der Arrestzelle sitzen zwei Typen, die gestern Abend bei einer Kontrolle mit Cannabis aufgefallen sind. Könntest Du die heute Vormittag verhören und das Protokoll schreiben ?“

      Kühn schnaufte und fuhr sich mit der Hand über die Glatze.

      „Blöde Frage, bleibt mir ja kaum etwas anderes übrig oder ? Aber Manu, tu mir einen Gefallen. Bevor Du mir einen von den Burschen ins Büro schickst, lass mich erst mal einen Kaffee aufsetzen. Ein Hörnchen oder ein Brötchen mit irgend etwas drauf wären auch nicht schlecht. Gib mir eine Viertelstunde, ist das o.k.?“

      Kühns Kollegin am anderen Ende der Leitung lachte laut in den Hörer. „Mensch Kühni, ganz der Alte was ? Kaffee kannst Du Dir bei uns im Büro abholen, wir haben noch jede Menge und der ist auch relativ frisch. Wenn Du willst, kannst Du auch einen Hamburger von mir haben, ist allerdings kalt. Den habe ich heute Nacht nicht mehr geschafft.“ Kühn schnaufte in den Apparat, „also ein Kaffee und ein kalter Burger, hört sich doch sehr gut an. Bin in drei Minuten drüben bei euch“.

      Kühn unterbrach die Verbindung und lehnte sich zurück.

      Alles deutete darauf hin das ein wunderschöner Arbeitstag im Kreise seiner lieben Kollegen seinen Anfang nahm.

      Kapitel 8

      Es war ein kühler und regnerischer Samstag Vormittag Ende Mai 2006.

      Seit Wochen gab es für die Schüler der Klassen 9aH und 9cH kein anderes Thema mehr als die anstehende Abschlussfahrt nach Salou in Spanien. Jannik und Julia die mittlerweile ganz offiziell >miteinander gingen< schmiedeten die wildesten Pläne. Vierzehn Tage Spanien, und das ganz ohne nervende Eltern. Diese Vorstellung regte die Fantasie des jugendlichen Pärchens immer wieder aufs Neue an.

      Und nun war es endlich so weit, der Tag der Abreise war endlich gekommen. Die beiden standen händchenhaltend im Nieselregen, umgeben von einer kleinen Insel aus Koffern und Taschen von denen bis auf eine Sporttasche, die nur mit dem Nötigsten gefüllt war, alle zu Julia gehörten. Nach und nach trudelten ihre Mitschüler ein.

      Die meisten wurden von ihren Eltern bis vor die Schule gefahren. Das Gepäck wurde hastig entladen und jeder schaute, dass er die lästigen Eltern schnellstmöglich los wurde. Da es glücklicherweise an der Bushaltestelle vor der Schule keine Parkplätze gab und ständig neue Fahrzeuge, beladen mit aufgeregten und ausgelassenen Schülern und deren besorgten Eltern, eintrafen, mussten die Autos nach dem Entladen des Gepäcks zur Freude des Nachwuchses schnell wieder den Platz räumen.

      Immer, wenn ein Wagen eine neue Ladung Mitschüler ausspuckte, kam es zu großen Begrüßungsszenen mit Umarmungen und Küsschen bei den Mädchen und coolem Abklatschen bei den Jungs. Alle waren bester Laune.

      Endlich kam der Reisebus um die Ecke und steuerte auf den wilden Hühnerhaufen der Schüler zu. Die Klassenlehrer, die bisher rauchend und in einem Gespräch vertieft unauffällig an einem Stromverteilerkasten angelehnt gestanden hatten, traten mit lautem „Zurücktreten, alle mal ein paar Meter zurücktreten“ in Aktion. Herr Weiand, der neben Deutsch auch Sport unterrichtete, schob sich mit seinem durchtrainierten Körper durch die Gruppe der Jugendlichen und stellte sich vorne an die Bordsteinkante, wobei er die Arme weit von sich gestreckt hielt als wolle er alle Willkommen heißen. Frau Seligmann, eine durchaus ansehnliche junge Nachwuchskraft lief rüber zu den Mädels und stellte sich zu Ihnen.

      Der Busfahrer öffnete, nachdem der Bus endgültig zum stehen gekommen war, die seitlichen Ladeklappen und das Gepäck wurde verstaut. Dann kam es zu den üblichen Tumulten als es darum ging, wer wo sitzen durfte. Letztendlich war die Rückbank besetzt von den größten Rüpeln der beiden Klassen die dort laut feixend und lachend auf die Abfahrt warteten, während die restlichen Schüler sich nach und nach an ihren Plätzen einfanden. Jannik und Julia saßen so ziemlich in der Mitte des Busses auf der Fahrerseite. Julia hatte den Fensterplatz.

      Herr Weiand hielt noch eine kurze Ansprache mit den üblichen Hinweisen und Androhungen, die Lehrer an diesem Punkt der Reise gerne vom Stapel lassen, und anschließend setzte der Bus sich endlich Richtung Spanien in Bewegung. Draußen, am Straßenrand standen vereinzelt Eltern, die es doch noch irgendwie geschafft hatten rechtzeitig vom Parken zurück an der Abfahrtstelle einzutreffen, winkend im Nieselregen.

      Die Fahrt verlief ohne besondere Zwischenfälle und am nächsten Morgen erreichte die Reisegruppe ziemlich unausgeschlafen das Hotel „Sol del Sur“ in Salou.

      Es dauerte ewig bis jeder wusste, in welchem Zimmer er mit wem einchecken musste. Natürlich waren die Zimmer nach Geschlechtern getrennt. Immer zwei Jungs oder zwei Mädchen teilten sich ein Appartement.

      Nach dem einchecken und einer kurzen Dusche traf man sich um 9Uhr30 im Speisesaal zum Frühstück. An einem langen Tisch war ein leckeres Buffet mit allem drum und dran aufgebaut und die Jungs schaufelten sich die Teller mit allem möglichen voll, während die Mädels sich eher zierten, ein paar Früchte, ein halbes Brötchen oder ein bisschen Joghurt.

      Nach dem alle sich gestärkt hatten setzte Herr Weiand zu einer kleinen Rede an. „Also alle mal her hören. Zunächst möchte ich euch bitten in euren Zimmern Ordnung zu halten. Wir möchten keine Beschwerden von Seiten der Hotelleitung hören. Gleich nach dem Frühstück habt ihr alle 15 Minuten Zeit, eure Badesachen aus den Zimmern zu holen. Um halb elf ist Abmarsch hier am Hotel. Der Strand ist nur 5 Minuten Fußweg vom Hotel entfernt, ihr werdet das also alle locker schaffen. Nach der anstrengenden Fahrt heute Nacht werden wir uns heute einen gemütlichen Tag am Strand genehmigen. Ich hoffe ihr seit damit einverstanden“. Frenetischer Beifall und Jubelrufe setzten ein. Die Schüler sprangen von ihren Stühlen auf und verließen fluchtartig den Speisesaal.

      Eine Stunde später lagen ihre Körper, weiß wie Fischbäuche am Strand des Mittelmeeres. Am Abend wurde nach dem Essen eine kleine Party organisiert.

      Laura aus der 9cR feierte ihren 16. Geburtstag. Tagsüber hatten einige Mädchen in einem Supermarkt heimlich Wodka und Orangensaft besorgt und die Getränke in den Tiefen ihren riesigen Strandtaschen unter Badetüchern versteckt ins Hotel geschmuggelt.

      Nachdem so gegen Elf Herr Weiand und Frau Seligmann noch mal nach dem Rechten geschaut hatten und sich dann mit einem „macht keinen Blödsinn“ von der Truppe in Richtung Hotelbar verabschiedet hatten, konnte es endlich losgehen.

      Zwei von den Jungs hatten ein bisschen Gras mitgebracht und schnell gingen die ersten Tüten rund. Die Schüler gingen angetörnt, mit einem Zahnputzbecher Wodka-Orangensaft in der Hand von Zimmer zu Zimmer und schon bald fanden sich die ersten Pärchen die wild knutschend und heftig fummelnd auf den Betten lagen.

      Jannik und Julia zogen sich auf das Zimmer von Julia zurück die schon im Vorfeld mit ihrer Mitbewohnerin Lena klar gemacht hatte, dass sie dort mal mit Jannik für ein Stündchen alleine sein wollte. Beide waren ziemlich angetrunken und fielen förmlich übereinander her. Sie rissen sich gegenseitig die Kleider