Punk Justiz. Uli Zey. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Uli Zey
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847665663
Скачать книгу
in die Seite. „Komm, gib ihm 2 Euro damit er sich was zu saufen holen kann, er hat ja Recht, auf die zwei Klicker kommt es jetzt echt auch nicht mehr an.“

      Mit einem resignierenden „Pfff“ auf den Lippen griff Julia in ihren Säckel und fischte ein 2 Euro Stück heraus.

      „Hier Alter, und bloß nicht alles sinnlos versaufen“. Sie drückte dem Schnorrer die Münze in die Hand was dieser damit quittierte das er sich mit zwei gestreckten Fingern an die Stirn tippte. „So long ihr zwei Vögel, und eine gute Zeit wünsche ich euch.“ Damit setzte sich der Alte wieder in Bewegung. Julia und Jannik schauten ihm noch einmal kurz hinterher bevor sich die Gestalt des Alten in der Menge der Menschen verlor.

      „Komischer Typ“ sagte Julia.

      „Extrem komisch“ erwiderte Jannik. „Aber wie heißt es doch so schön, man soll doch jeden Tag eine gute Tat vollbringen, das können wir ja dann für heute abhaken.“

      „Man soll den Tag aber auch nicht vor dem Abend loben, oder?“ konterte Julia.

      Die beiden grinsten sich kurz an .

      „Wir brauchen noch Bier und Handschuhe, lauf Du doch kurz bei Kackstadt rein und hol` zwei paar Arbeitshandschuhe, ich springe schnell in den Penny da vorne und organisiere einen Sixpack. In einer halben Stunde treffen wir uns bei den Fahrrädern, was hältst Du davon?“

      Jannik nickte. „Hört sich gut an“ sagte er, „musst mir nur noch Geld geben, bin nämlich abgebrannt.“

      „Toll“ sagte Julia, „alle lutschen an meiner Kohle, jetzt gehen die letzten Öcken für den Kram drauf. Kannst dir schon mal Gedanken machen was wir nächste Woche essen werden.“ Julia stocherte mit den Fingern noch einmal in ihrer Hosentasche und kramte einen 10 Euro Schein hervor. „Hier, ist der letzte. Habe jetzt nur noch ein bisschen Kleingeld und das geht gleich für das Bier drauf. Beeile Dich aber, ich habe keinen Bock mir bei den Fahrrädern die Beine in den Bauch zu stehen.“

      Jannik nahm den Zehner und steckte ihn sich in die Hose. „Abgemacht Chefin, ich werde mächtig Gas geben. Mach Du aber auch das Du Dich nicht noch irgendwo fest quatschst.“

      „Hähähä“ machte Julia und marschierte los. Jannik drehte sich um und verschwand kurz darauf im Karstadt.

      Kapitel 10

      Den Vormittag hatte Kühn nun erfolgreich hinter sich gebracht. Zuerst die Geschichte mit den zwei Drogis, später dann noch die Fahrt in eine Villa in der in der vergangenen Nacht eingebrochen worden war. Nun saß Kühn wieder an seinem Schreibtisch und tippte an dem Bericht über den Einbruch. Es sah alles danach aus als ob da Profis am Werk gewesen wären. Terrassentür sauber aufgebrochen, keine verwertbaren Fingerabdrücke oder andere Spuren. Die Besitzer der Villa waren im Urlaub und wussten bisher noch nichts von ihrem Glück. Die Nachbarn hatten einen Zweitschlüssel damit sie nach dem rechten sehen und die Blumen gießen konnten. Heute Morgen fiel ihnen die Sache dann auf und sie riefen die Polizei. Sah alles danach aus als wäre dies ein Fall für XY-ungelöst dachte Kühn, drückte auf speichern und fuhr den Rechner herunter. Ihm war heute nicht nach Büro. Es war viel zu schwül und es gab trotz Neubau keine Klimaanlage in diesem Puff. Wo steckte eigentlich Timo heute ? Heute morgen hieß es noch er wäre beim Arzt und käme deshalb etwas später, aber das war um 6. Jetzt war es fast halb zwei.

      Timo Weingut war sozusagen der Partner von Kai. Sie arbeiteten jetzt schon seit 8 Jahren zusammen und das klappte ganz gut. Timo war 35, sportlich und stammte eigentlich aus dem Odenwald. Aber die Liebe hatte ihn dann irgendwann am Wickel und seine Frau Antje stammte hier aus der Limburger Ecke und machte im Autohaus der Eltern die komplette Buchhaltung. Antje wollte auf keinen Fall weg von Limburg und Timo war es ziemlich egal gewesen. Seit seine Eltern vor 14 Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren hielt ihn nichts und niemand mehr im Odenwald. Und hier war es ja auch ganz schön betonte er immer. Kleines Domstädtchen, malerisch an der Lahn gelegen, genau zwischen Westerwald und Taunus, was wollte man mehr. Na ja, dachte Kai, um so zu denken muss man wohl zugezogen sein. Für Kühn war Limburg längst ein Scheiß-Kaff. Wenn er das Pensionsalter unbeschadet erreichen sollte dann würde er sich aus dem Staub machen.

      Brasilien, oder vielleicht die Kanaren, er wusste es nicht genau. Aber das waren ja noch ein paar Jahre hin. Kühn wählte die Nummer der Telefonzentrale.

      „Telefonzentrale Polizei Limburg“ quäkte es aus dem Hörer. „Ja hier Kühn, aus dem 2. Stock. Sagen sie mal, hat der Kollege Weingut sich schon gemeldet. Der wollte heute zum Arzt, aber eigentlich müsste er längst in der Dienststelle sein.“ Kühn hörte das Rascheln von Papier.

      „Weingut, Weingut, ach ja, Timo Weingut, hat hier um 10:15 Uhr angerufen und sich für heute krank gemeldet. Der ist erst morgen wieder da. Jetzt fällt es mir wieder ein, er sagte irgend etwas von Magen-Darm.“

      „Toll“ grunzte Kühn, „wieso erfahre ich das erst jetzt und auf diesem Umweg das mein Kollege krank ist, da hättet ihr mir doch auch mal Bescheid sagen können.“

      „Herr Kühn, wir haben durchaus auch noch anderes zu tun, haben sie eine Ahnung was hier bei uns los ist ? Wahrscheinlich nicht, sonst würden sie nicht so daher reden.“

      Die Telefonistin klang ziemlich sauer.

      „Und jetzt machen sie bitte die Leitung frei, andere wollen auch noch mal sprechen.“

      Nach diesem Satz unterbrach die Dame die Leitung. Kühn nahm sich vor sie irgend wann einmal zum Essen beim Türken unten an der Ecke einzuladen. Er schenkte sich noch einen Kaffee ein und setzte sich wieder auf seinen Drehstuhl der dies mit einem lauten ächzen quittierte. „Wieso war Timo krank, gestern war er doch noch total fit gewesen.“ fragte er sich. Kühn stand auf und machte sich auf den Weg. „Werde dem Knaben mal auf den Zahn fühlen“ dachte er.

      Zwanzig Minuten später parkte Kühn seinen Passat Kombi vor der Haustür von Timos Wohnung. Die Rollläden an den Fenstern waren noch heruntergelassen, das war das erste was Kühn auffiel als er aus dem Wagen stieg. Er erklomm die drei Stufen hinauf zur Haustür und klingelte bei „Weingut“. Es dauerte etwas bis die Gegensprechanlage reagierte. „Ja, hallo wer ist da?“ hörte Kühn die Stimme Timos welche ihm seltsam müde vorkam. „Ich bin es Timo, Kai. Mach doch mal auf oder soll ich hier vor der Tür Wurzeln schlagen.“ Das vertraute Summen des Türöffners erklang, und Kühn drückte die Haustür auf und ging die Treppe hinauf zum ersten Stock. Oben angelangt stellte er fest das die Wohnungstür der Weinguts nur angelehnt war, er schob sie langsam auf und betrat den im Dämmerlicht liegenden Flur. „Timo!“, Kühn machte einen Schritt nach vorne. „Timo, wo steckst du denn?“ Aus dem Schlafzimmer drangen Geräusche, dann die Stimme Timos: „Mensch Kai, mir geht es beschissen. Ich liege hier im Bett. Mach die Wohnungstür zu und komm ins Schlafzimmer, oder noch besser, mach die Wohnungstür zu, geh in die Küche und koche einen Kamillentee und komm dann mit dem Tee ins Schlafzimmer“. Kühn dachte keinen Moment daran Tee zu kochen sondern betrat das Schlafzimmer und entdeckte Timo der auf einem zerwühlten Doppelbett lag. Durch die Ritzen des Rolladens strahlte Sonnenlicht in schmalen Schichten in denen Staubkörner wirbelten in den Raum. Kühn ging zum Fenster und zog den Rollladen hoch. Sofort ertönten wilde Protestschreie von Timo.

      „Aufgewacht, die Sonne lacht“ sagte Kühn und lachte trocken. „Es ist gleich drei Uhr und du liegst hier herum wie ein nasser Waschlappen“. Er drehte sich um und schaute zum Bett hinüber. Timo hatte sich die Bettdecke über den Kopf gezogen. „Mach sofort die beschissene Jalousie wieder runter oder ich gucke dich mit dem Arsch nicht mehr an“.

      „Jetzt komm mal wieder runter Timo, du benimmst Dich wie ein kleines Kind. Komm, steh auf und wir gehen in die Küche und trinken einen Kaffee. Und dann erzählst Du mir erst mal was überhaupt los ist.“

      Timo zog die Decke ein Stück zurück und schaute Kühn mit einem bösen Blick an. „Was bist Du bloß für ein Arsch Kühn. Kommst hier herein geplatzt und ziehst die Rollläden hoch und willst auch noch das ich Dir jetzt einen Kaffee koche. Du kannst mir echt bald den Buckel runter rutschen. Ich bin krank. Ich habe die ganze Nacht abwechselnd gekotzt und