Punk Justiz. Uli Zey. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Uli Zey
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847665663
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sagte Kühn, „ein Kaffee ist jetzt genau das richtige. Wird uns beiden gut tun, kannst Du mir ruhig glauben.“ Timo schüttelte den Kopf. „Du bist echt mein real existierender Alptraum“ sagte er und stand auf und schlurfte ohne ein weiteres Wort in Richtung Küche. Kühn nahm die Verfolgung auf.

      Zehn Minuten später saßen die beiden an dem kleinen Küchentisch. Der Kaffee den Timo gekocht hatte war so dünn das Kühn das untere Ende des Kaffeelöffels am Tassenboden erkennen konnte.

      „Ganz schöner Muckefuck den du da gekocht hast“ sagte er. Kühn rührte sich noch etwas Zucker in den Kaffee. Wegen der leichten Diabetes die er sich vor ein paar Jahren eingefangen hatte, hätte er eigentlich auf den Zucker verzichten müssen. Aber ohne die zusätzliche Süße war der Kaffee schlicht ungenießbar. „Was ist jetzt eigentlich los mit Dir? Gestern warst Du doch noch topfit und heute hängst Du hier voll in den Seilen“. Kühn nahm einen kleinen Schluck von seinem Zuckerwasser und verzog leicht das Gesicht. Timo schaute ihn an, der Gesichtsausdruck den er dabei machte erinnerte Kühn an den von Jesus am Kreuz, kurz nach dem man ihm den Speer ins Herz gestoßen hatte. „Kühn, du versprichst mir das alles was ich Dir jetzt erzähle hier in diesem Raum bleibt. Du wirst mit niemandem darüber sprechen, schon gar nicht auf der Dienststelle. Haben wir uns verstanden?“

      „Habe ich Dich jemals enttäuscht Timo?“ erwiderte Kühn und nahm noch einen Schluck von seinem Heißgetränk.

      „Na ja, ich hoffe ich kann Dir vertrauen“. Timo fingerte sich eine Zigarette aus der Schachtel und zündete sie sich an. „Also eigentlich ist es eine ganz einfache Sache. Gestern Abend waren ein paar Kumpels hier zu Besuch und wir haben uns uns ein paar Videos reingezogen. Wir waren zu viert und ich hatte zwei 5 Liter Fässchen Bier spendiert. 10 Liter für 4 Mann kann man ja mal wegputzen dachte ich mir. Fing auch alles ganz easy an. Steffen hatte eine Flasche Jägermeister dabei, den vertrage ich eigentlich überhaupt nicht aber nach den ersten Bieren war das mir so ziemlich egal. In der nächsten Stunde haben wir dann die ganze Flasche gekillt und immer schön mit Bier nach gespült. Nach dem zweiten Film musste ich das erste mal aufs Klo kotzen. Wir haben dann trotzdem das zweite Fässchen noch irgendwie leer gemacht und am Ende kann ich mich an nichts erinnern. Als ich um halb zwei aufs Klo gerannt bin und alle Schleusen gleichzeitig geöffnet habe war ich alleine in der Wohnung. Antje hat heute Nacht zum Glück bei ihrer besten Freundin Sabine übernachtet. Sie hatte keinen Bock auf unseren Männerabend und die beiden waren wohl im Kino oder so. Na ja, und heute morgen bin ich dann zum Arzt und habe mich für heute krank schreiben lassen“.

      Kühn lehnte sich zurück. „Verrückte Story“ sagte er. „In meiner Generation gilt ja noch der Grundsatz das der, der abends saufen kann auch morgens arbeiten kann. Aber bei euch Bubis zählt so was ja offenbar nicht mehr. Darauf brauch ich jetzt aber noch einen Kaffee, aber diesmal einen richtigen“. Timo blickte böse rüber zu Kühn, sagte aber nichts sondern erhob sich, und befüllte die Kaffeemaschine. „Morgen bist Du aber wieder am Start oder?“ fragte Kühn. „Ja Kühn, morgen bin ich wieder bei Dir oder glaubst Du ich würde jetzt ganz schlapp machen. Dir kann ja so was nicht passieren Mr. Eisenleber.“

      Kühn grinste. „Eisenleber klingt irgendwie gut“ sagte er. „Hauptsache Du bist morgen wieder in Amt und Würden. Es ist jede Menge Papierkram liegengeblieben heute. Ein Einbruch, ein paar kleine Schlägereien. Habe mich heute um alles gekümmert aber den Bürokram habe ich nicht mehr geschafft.“

      „Ist schon klar Kühn, die Schreibarbeiten überlässt Du ja immer gerne Deinem Juniorpartner:“

      Nachdem Kühn noch zwei Tassen Kaffee getrunken und noch ein wenig auf Timo herum gehackt hatte verabschiedete er sich. Hätten die beiden geahnt was in den nächsten Tagen alles auf sie einprasseln würde dann hätten sie vielleicht doch noch ein Kännchen Kaffee gekocht und den Tag gemütlicher ausklingen lassen.

      Kapitel 11

      Die Beerdigung von Marko fand am Freitag nach dem Unfall in Offheim statt. Die Familie von Marko, Bekannte, Verwandte, Mitschüler und Freunde, die Jungs vom Fußballclub und jede Menge Menschen die einfach nur geschockt waren von dem tragischen Tod des jungen Marko drängten sich auf dem Friedhof. Die Sonne brannte gnadenlos auf die Trauergemeinschaft herunter während die Menschen Abschied nahmen. Julia und Jannik standen inmitten einer großen Schülergruppe. Julia war, wie viele andere an diesem Nachmittag heftig am Weinen. Nach der Beerdigung waren alle Trauergäste noch zu einem Kaffee eingeladen, aber Jannik und Julia gingen nicht hin. Julia empfand die ganze Situation als zu bedrückend und so gingen die beiden Hand in Hand vom Friedhof aus noch ein kleines Stück durch die angrenzenden Wiesen. Später dann nahmen die beiden den Bus hinunter in die Stadt und gingen zu Julia nachhause.

      Die Eltern von Julia und Jannik waren damals als die beiden ihnen gestanden hatten das sie sich liebten nicht überrascht. Ganz im Gegenteil, alle hatten es irgendwie erwartet das aus den beiden ein Paar werden würde und als es dann endlich so weit war wurde erst einmal eine zünftige Party gefeiert und die beiden Familien rückten sich noch ein bisschen näher.

      Als am Abend von Markos Beerdigung die beiden bei Julias Eltern eintrafen und diese den Gemütszustand von Julia wahrnahmen drängten sie Jannik förmlich dazu die Nacht über bei Julia zu bleiben. Der folgende Tag war ein Samstag und es war Schulfrei. Es gab also keinen Grund der dagegen sprach. Jannik rief kurz seine Eltern an und sagte Bescheid. Danach gingen die beiden in Julias Zimmer und nahmen sich gegenseitig in die Arme. Kurz darauf schliefen sie ein.

      Die Tage gingen ins Land und schon bald begann die Fußballweltmeisterschaft die später dann als das „Sommermärchen“ in die Geschichte eingehen sollte. Ständig waren Partys, man traf sich auf Sportplätzen und schaute sich die Spiele zusammen mit ein paar tausend anderen an. Nach einem deutschen Sieg traf man sich dann in der Stadt und feierte die ganze Nacht hindurch. Die schreckliche Geschichte mit Marko gelangte langsam in den Hintergrund und das war auch gut so. Nach der WM kamen dann die lang ersehnten Sommerferien und die Party ging einfach weiter. Der Juni und der Juli waren in diesem Jahr zwei Sommermonate wie man sie sich nur wünschen konnte. Jeden Tag blauer Himmel und Sonne satt, Hitzerekorde wurden gebrochen und oft stiegen Julia und Jannik in den warmen Nächten über den Zaun des Limburger Freibades und genehmigten sich eine Runde Gratis-Freischwimmen.

      Der August wurde dann grau und regnerisch. Julia hatte jetzt schon den dritten Monat in Folge ihre Tage nicht mehr bekommen. Im Juni und im Juli, die vorbei gegangen waren wie in einem Rausch, hatte sie sich nicht weiter Gedanken darüber gemacht. Doch jetzt wurde ihr ganz komisch bei dem Gedanken das sie vielleicht schwanger sein könnte. Bisher wusste noch keiner Bescheid, selbst Jannik nicht. Aber nun konnte sie die Sache nicht länger für sich behalten und eines Abends als sie bei Jannik zuhause auf dessen Bett lag während Jannik am Rechner saß und im Internet surfte musste sie ihn einfach auf die Sache mit den ausbleibenden Monatsblutungen ansprechen.

      „Jannik, hast Du Dir schon mal überlegt das ich schwanger sein könnte?“ Jannik tippte eifrig weiter in die Tasten.

      „Wieso solltest Du denn schwanger sein?“ Julia setzte sich auf. „Jetzt hör doch mal auf da am Rechner Mensch, ich muss was mit Dir besprechen“. Jannik tippte weiter, „geht gerade nicht, ich bin mitten in einem Chat mit Benjamin, es geht um das Konzert im Kakadu am Samstag wo wir hinwollen, ich check gerade ab ob wir vielleicht auf die Gästeliste kommen können, dann können wir uns den Eintritt sparen“.

      „Jannik, klär das später, ich muss jetzt unbedingt mit Dir reden, hast Du gehört?“ Jannik hörte auf zu tippen und drehte sich zu Julia. „Was ist denn los? Hat das denn nicht ein paar Minuten Zeit bis ich hier fertig bin?“

      „Bitte Jannik, log dich aus und komm rüber zu mir, ist echt wichtig“.

      „Na gut“ sagte Jannik, „ich sage Benjamin nur noch kurz Bescheid das ich weg bin, Beschwere Dich aber nicht wenn wir am Samstag Eintritt zahlen müssen, habe keine Ahnung ob ich das im Nachhinein noch hingebogen bekomme.“

      Jannik hackte noch ein paar Sekunden auf die Tastatur ein und loggte sich dann aus. Er stand auf, ging rüber zum Bett und setzte sich zu Julia.

      „Also,