Punk Justiz. Uli Zey. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Uli Zey
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847665663
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der Grundschule, in die Jannik und Julia damals gingen, waren sie in der selben Klasse und saßen natürlich auch nebeneinander, womit sich insbesondere Jannik den Hohn und Spott seiner gleichaltrigen, männlichen Schüler zuzog. In diesem Alter, (wir reden hier über 8-10 jährige) war es keinesfalls normal, dass ein Junge neben einem Mädchen an einem Tisch saß. Aber mit dem „Normalsein“ hatte Jannik seltsamer Weise schon damals nicht viel am Hut. Er mochte Julia und er stand dazu.

      An einem regnerischen Vormittag in der Neun Uhr-Pause geschah es einmal, dass Kevin, ein besonders feister Drecksack, der nur Scheiße im Hirn zu haben schien, sich von hinten an Julia heranschlich, ihren Rock hochhob und ihr die Blümchen geschmückte Unterhose bis herunter zu den Knien zog. Julia war total entsetzt und geschockt und fing hemmungslos an zu weinen.

      Als Jannik dies bemerkte, schoss er wie ein geölter Blitz quer über den Pausenhof, packte Kevin an seinen Haaren und schlug ihn mit dem Gesicht dreimal auf sein Knie worauf Kevin laut aufschreiend und mit einer blutspritzenden Nase zu Boden sank und seinerseits laut zu heulen anfing. Als die Lehrerin der Pausenaufsicht wild rauchend hinzu kam, hatte Julia ihre Unterhose natürlich längst wieder hochgezogen und ihren Rock wieder anständig zurechtgerückt und die Lehrerin sah nur noch den blutenden Kevin, der zwischen Jammern und Schniefen immer wieder behauptete, dass er doch gar nichts gemacht hätte und Jannik einfach ohne Grund auf ihn los gegangen wäre.

      Jannik musste mit zum Rektor der Schule, der ihm gehörig die Leviten gelesen hatte, seine Eltern wurden über den Vorfall informiert und am selben Abend noch fuhr Janniks Vater mit ihm zuhause bei Kevin vorbei und bestand darauf, dass Jannik sich in aller Form bei Kevin entschuldigte. Kevins Eltern bestanden auf ein Schmerzensgeld. So was muss unbedingt bestraft werden, man könne sich aber auch einen Anwalt nehmen wenn es Herrn Mechtel lieber wäre. „Nein, auf gar keinen Fall“ erwiderte Janniks Vater devot, ist doch klar, dass wir uns nicht lumpen lassen. Janniks Vater kramte seine Geldbörse hervor und zog einen Hundertmarkschein heraus (jawohl, Mark und nicht Teuro, das waren noch Zeiten ...). „Kaufen Sie Kevin was schönes dafür, dann tut es schon gleich nicht mehr so weh“ sagte Janniks Paps noch und drängte Kevins Vater den Geldschein förmlich auf. „Vielen Dank Herr Mechtel, ich sehe wir sind auf einer Wellenlänge. Und machen Sie ihrem Sohn bitte klar, dass, wenn so etwas noch einmal vorkommen sollte, wir uns an das Jugendamt wenden werden“.

      Besonders ätzend fand er, dass sein Vater daraufhin mehrmals versicherte er „wisse nicht was in den Jungen gefahren wäre“ und „wenn das noch einmal vorkommen sollte, müsse man wohl mit Jannik bei einem Kinderpsychologen vorsprechen“.

      Während sein Vater solche peinliche Statements abgab, schaute Kevin die ganze Zeit mit einem höhnischen Grinsen aus einer dunklen Ecke des Flures hinüber zu Jannik, ganz so, als wolle er sagen „nun siehst du was Du davon hast wenn Du Dich mit mir anlegst“.

      Auf der anschließenden Fahrt nachhause wurde Janniks Vater dann deutlicher. Ob er noch alle Tassen im Schrank hätte und, ob er glauben würde, dass seine Eltern nicht etwas besseres zu tun hätten, als die paar sauer verdienten Kröten, die er von „Meyers Bauhof, Gut & Billig“ mit nachhause brachte, für irgendwelche Kiki-Schmerzensgelder, die auf das Konto ihres Sohnes gingen zum Fenster hinauszuwerfen.

      „Wenn das noch einmal vorkommt Freundchen, dann haue ich Dir mal auf die Nase“ schrie er, während er den Blinker seines alten R5 setzte um in die Grabenstraße einzubiegen in denen die Mechtels ihr bescheidenes Heim bewohnten.

      „Aber Paps, ich habe doch Julia nur geholfen“ jammerte Jannik unter Tränen, „der Kevin hat Julia doch den Rock hochgehoben und die Unterhose heruntergezogen!“.

      Janniks Vater parkte den Wagen am Bürgersteig vor dem Haus, zog die Handbremse und stellte den Motor ab. Dann drehte er sich in Richtung seines Sohnes und schaute dem Jungen tief in die Augen.

      „Ist ja schon o.k. Kleiner, du wolltest helfen. Aber Du hast es total übertrieben, eine einfache Backpfeife hätte es auch getan. Kevin sah ja aus als hätte er drei Runden gegen Klitschko geboxt. Jetzt noch mal ganz langsam zum mitschreiben: In Zukunft lässt Du solche Aktionen bleiben, haben wir uns verstanden ?“

      Jannik schniefte. Der untere Teil seines Gesichtes, von der Nase an abwärts, war bedeckt mit einem Tränen-Rotz-Gemisch. „Ja“ murmelte er, „ich werde das nicht wieder tun“, er zögerte einen kleinen Moment um dann noch hinzuzufügen „aber die anderen sollen sich auch benehmen. Es ist einfach ungerecht, dass Kevin nicht bestraft wird“.

      „Tja Jannik, heute hast Du eine Lektion für das Leben gelernt. Machen kann man nämlich alles, man darf sich nur nicht dabei erwischen lassen. So und jetzt raus aus dem Auto, Mama wartet bestimmt schon mit dem Abendessen auf uns“.

      Als Jannik mit seinem Vater die Küche betrat war der Tisch schon gedeckt und Mutter stand an der Arbeitsplatte bei der Spüle und schnippelte ein paar Tomaten klein.

      „Und, alles wieder im Lot“ ? fragte sie ohne aufzuschauen.

      „Ja, war halb so wild. Viel Rauch um Nichts. Kevin hatte nur leichtes Nasenbluten, aber gebrochen war nichts. So was kommt schon mal vor bei Jungs. Unser Jannik lässt sich halt nichts gefallen“.

      Vater blickte verschwörerisch hinüber zu Jannik, der ihn von unten herauf ein bisschen verschämt und überrascht zugleich anschaute. Vater legte den Zeigefinger auf den Mund und Jannik nickte. Dann setzten sich die beiden und begannen zu essen.

      Ein paar Tage darauf in der großen Pause lief Kevin Jannik

      auf dem Klo in der Schule vor die Füße. Außer den beiden

      war niemand sonst auf dem stillen Örtchen.

      Jannik drückte Kevin an die Wand und rammte ihm so fest es ging sein Knie in die Eier.

      Kevin versuchte sich vor Schmerz nach vorne zu krümmen aber Jannik hielt ihn fest an die Wand gedrückt und schaute Kevin direkt in die tränenden Augen. „Das hast Du davon wenn Du dich mit mir anlegst. Mach das nie wieder oder ich poliere Dir so die Fresse, dass du Dir wünschst, mir nie über den Weg gelaufen zu sein.“

      Jannik ließ Kevin los und dieser kippte wimmernd vorne über auf die vollgepissten Fliesen vor den Urinalen.

      Jannik verließ schnell das Klo.

      Von diesem Tag an hatte er nie wieder Ärger mit Kevin.

      Kapitel 6

      Jannik drückte die Play-Taste an seinem CD Player und die Musik begann leise zu spielen. „London Calling“ von „The Clash“. Es klopfte leise an der Tür und, bevor Jannik reagieren konnte, kam Julia mit fragendem Blick ins Zimmer, schloss die Tür hinter sich und schmiss sich zu Jannik aufs Bett.

      „Schon wieder dies Uralt-Mucke, kauf Dir mal eine neue CD, Süßer“. Jannik schaute Julia in die Augen und sagte „So ein geiler Sound wird heutzutage überhaupt nicht mehr produziert. Was soll ich mir also eine neue Scheibe kaufen, mal ganz davon abgesehen, dass ich sowieso absolut abgebrannt bin. Da kann ich meine ehrlich geschnorrte Staatskohle ja gleich zum Fenster raus werfen. Nee nee, hör mal genau hin, dann weißt Du was ich meine“.

      Julia musste grinsen, „bist schon ein echter Knuffi. Mit Dir

      zusammen höre ich sowieso jede Musik gerne“. Julia beugte sich hinüber und drückte Jannik einen dicken Schmatzer auf die Lippen. „Wofür war der denn ?“ fragte Jannik. „Och, nur so“ erwiderte Julia, den hast Du Dir verdient. Leg ihn in Deine Julia-Kuss-Vorratskammer und zehre davon, wenn wir mal Zoff haben und du von Küssen von mir nur träumen kannst. „Ja schon klar Julia , wird gemacht“.

      Jannik drehte sich eine Zigarette, zündete sie an, zog zwei, dreimal daran und reichte sie dann an Julia weiter.

      „Wie war es denn mit Matthes gestern Abend, was habt ihr denn so gemacht ?“. Julia zog noch einmal, bevor sie die Kippe wieder an Jannik zurückreichte und inhalierte den Rauch tief.

      „Och nix besonderes, wir haben gequatscht. Julia hielt fordernd die Hand in Richtung Jannik, „lass mich noch mal ziehen“.