Punk Justiz. Uli Zey. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Uli Zey
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847665663
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      „Auf gehts, hey ho, let`s go“.

      Die beiden standen auf, holten noch schnell Janniks Tabak aus dessen Zimmer und verließen das Haus.

      Offheim ist der nördlichste Stadtteil von Limburg, wenn man mal von Ahlbach absieht, das wie eine Enklave noch ein paar Kilometer weiter nördlich mitten im Grünen liegt.

      Die WG in der Jannik und Julia wohnten, befand sich auf einem alten, im Verfall begriffenen Aussiedlerhof. Die früheren Bauern, denen das Gehöft gehört hatte, waren in den Zeiten des Baubooms durch Landverkäufe reich geworden und hatten sich Häuser in Offheim oder unten in der Stadt gebaut. Später irgendwann verkauften sie den Hof dann an irgendwelche Händler vom Balkan, die dort ein Zwischenlager für ihr Import/ Export Geschäft errichten wollten. Aus irgendeinem Grund wurde aber nichts aus diesem Geschäft und der Hof stand weiter leer, dem Verfall preisgegeben. Als Jannik und Julia die Besitzer des Anwesens ausfindig gemacht hatten und fragten ob sie dort mit einer Punk-WG einziehen könnten, waren diese froh gewesen mit der Bruchbude doch noch irgendwie Kohle machen zu können und hatten ohne große Bedingungen zugestimmt.

      Seit einem Jahr wohnten die Punks nun schon auf dem Hof und in dieser Zeit hatten sich ihre Vermieter kein einziges mal dort blicken lassen. Solange die Miete pünktlich auf deren Konto einging, würde das wohl auch so bleiben.

      Die Lage des Hofes, weit außerhalb von Offheim auf einem Grundstück zwischen zwei Windrädern und der stark befahrenen B49/54, die hier nur „die lange Meil“ oder einfach nur „Meil“ genannt wurde, war für die Punks ideal.

      Hier konnte man ungestört Krach machen, ohne jemanden zu stören.

      Als Jannik und Julia so gegen ein Uhr Mittags die Haustür hinter sich schlossen, erwartete sie draußen ein sonniger, heißer und schwüler Tag. Nach den regnerischen und kühlen Tagen empfanden die beiden dieses drückende Wetter schon fast als angenehm. Julia und Jannik gingen rüber zur ehemaligen Scheune in der sie vor einiger Zeit ein paar alte, klapprige Fahrräder entdeckt hatten die wohl noch von den Bauern stammten die hier einst gelebt hatten und die sie sich notdürftig zurecht gemacht hatten. Sie schwangen sich auf ihre Räder und strampelten den geteerten Feldweg hinunter, der sehr bald auf eine reguläre Straße mündete, die sie dann erst durch Offheim hindurch und dann den Berg hinunter nach Limburg führen würde.

      Als sie in der Stadt angekommen waren, ketteten sie ihre Räder in der Altstadt an einen Laternenpfahl und gingen los. Hier in der Altstadt war alles voller Touristen die in Gruppen durch die engen Gassen zogen. Doch die Touristengruppen wichen zunehmend dem normalen Einkaufspublikum und als sie die Fußgängerzone erreicht hatten, waren kaum noch Touristen zu sehen. Limburg liegt strategisch günstig und verfügt über ein für eine so kleine Stadt riesiges Angebot von Geschäften aller Art. Hier in der Innenstadt gab es Filialen von großen Einzelhandelsketten sowie jede Menge kleiner Geschäfte und Boutiquen aller Art. Jannik und Julia bewegten sich durch das Gedränge, hier und da traf man ein bekanntes Gesicht, meist Punks die in Gesellschaft ihrer Hunde im Schatten von Bäumen auf dem Pflaster saßen und Bier tranken.

      Aber den beiden stand der Sinn nicht nach Smalltalk, ihr Ziel war ein Motorradzubehörladen in einer kleinen Seitengasse. „Bock auf Bike“ hieß die Klitsche und und als sie die Tür öffneten stand hinter der Theke ein sicher zweieinhalb Zentner schwerer Kerl mit rasierter Glatze und tätowierten Armen.

      Der Typ sah kurz auf als die beiden den Laden betraten und blätterte dann weiter in seinem Biker-Magazin.

      „Tschuldigung“ sagte Jannik, „wir suchen so Masken die man sich unter dem Helm anzieht, wissen sie was ich meine?“ Der Dicke schaute von seiner Zeitschrift auf. „Klar weiß ich was Du meinst. Ich bin doch nicht von Dummbach, oder sehe ich etwa so aus?“ sagte er und schaute Jannik dabei in die Augen. „Was wollt ihr zwei Punks denn mit Motorradmasken ? Ihr habt doch nie im Leben ein Bike.“

      Jannik schluckte, er wusste nicht genau was er sagen sollte, mit so einer Ansage vom Verkäufer hatte er nicht gerechnet. „Wir brauchen die halt“ sagte Jannik. Der Dicke lachte. „Wollt wohl einen Überfall machen oder was ? Aber nein, da seit ihr zwei nicht heftig genug für, wahrscheinlich wollt ihr bei irgend so einer Demo vermummt herum rennen oder so was, he ?“ Julia trat einen Schritt vor und sagte: „unsere Väter machen eine Motorradtour zum Nordkap und wollen uns mitnehmen, Helme haben die für uns, aber uns fehlen noch die Masken dazu, soll doch ziemlich kalt sein da oben“. Der dicke Biker lachte, „ach ja, mit Papi zum Nordkap, dann habe ich nichts gesagt. Was haben eure Daddys denn für Böcke ?“

      „1100er BMW`s“ beeilte sich Julia zu sagen. Irgendwo hatte sie aufgeschnappt das dies das optimale Tourenmotorrad wäre. „Aha, 1100er BMW, scheiß Bock, ist was für Opas. Dahinten im Regal findet ihr alles, was ihr braucht, und wehe, ihr versucht hier zu klauen, dann gibt es was aufs Fressbrett, klar?“ Julia nickte, „wir schauen uns dann mal um“. Jannik und Julia gingen rüber zu dem Regal, das der Dicke ihnen gezeigt hatte. Der Biker blätterte wieder in seinem Heft. Das Angebot von Motoradmasken war größer als die beiden gedacht hatten. Die meisten fielen aber direkt auf Grund ihres Preises durch das Raster.

      „Guck mal hier“ sagte Jannik, „das ist doch genau das richtige.“ Jannik hielt Julia zwei schwarze Stoffteile vor das Gesicht. „Und 19,95 ist eindeutig das Billigste, was ich hier finden kann“ fügte er hinzu. Julia begutachtete das Teil.

      „40 Mücken für so zwei Scheiß-Teile ist ganz schön teuer, findest Du nicht?“ Jannik schaute Julia fragend an, „wir brauchen die aber heute Abend, ohne geht ja wohl nicht und ich habe keinen Bock mir die Hacken rund zu laufen wegen diesen Dingern.“ Julia nahm Jannik die beiden Masken aus der Hand, ging rüber zu dem Rocker an der Kasse und klatschte die beiden Sturmhauben auf die Theke.

      „Zahlen bitte“ sagte sie während sie aus ihrer Jeans zwei Zwanzig-Euro Scheine herausfischte.

      „Der Dicke schaute sie böse an, guckte dann auf die Hauben und verzog das Gesicht. „Natürlich die billigsten, habe ich mir schon gedacht.“ Er nahm die beiden Hauben in eine seiner Pranken und tippte ungelenk den Preis in die Kasse. „Wir wollen ja nicht auf den Laufsteg damit, sondern einfach nur warme Backen haben“ sagte Julia. Der Dicke musste grinsen. „Dafür reicht es allemal Kleines“ sagte er und drückte Julia die zwei Motorradmasken in die Hand. Julia warf die Scheine auf die Theke und sagte „stimmt so“, drehte sich um und verließ ohne ein weiteres Wort zusammen mit Jannik den Laden.

      „Was war denn das für ein Vollidiot?“ fragte Jannik im gehen. „Ich kam mir fast vor wie bei den Bullen, hat nur noch gefehlt das der unseren Ausweis sehen wollte.“

      „Spinner halt“ sagte Julia, „die meisten Biker können uns Punks eh nicht ab. Für die sind wir einfach nur Drecksasseln. Biker sind sowieso ein Völkchen für sich. Da gibt es die biederen Typen mit Katalogklamotten und Nobel-Hobel, und auf der anderen Seite diese Leder-Rocker-Biker. Gibt natürlich auch eine ganze Menge cooler Typen, die einfach nur Moped fahren wollen, die sind da irgendwo dazwischen“. Jannik musste grinsen.

      „Nobel-Hobel, hast Du Dir das gerade ausgedacht ?“

      „Hätte auch Luxus-Bock sagen können, aber das bist du ja schon“. Julia zwinkerte Jannik zu, worauf dieser laut zu lachen anfing. Mittlerweile hatten sie die Fußgängerzone schon fast wieder durchquert, als plötzlich ein ziemlich abgetakelter Alt-Punk vor ihnen stand. Das heißt, die beiden wussten noch nicht einmal genau ob der Typ ein Alt-Punk oder einfach nur ein Alt-Hippie oder noch einfacher, bloß nur ein alter Penner im Hippie-Punk-Mix-Outfit war.

      Jedenfalls kannten die beiden den Alten. Er hieß Rainer, war deutlich über sechzig und hing öfter auf Konzerten herum wo er bettelte und sich durchschnorrte.

      „Habt ihr mal `nen Euro oder vielleicht zwei für mich?“ fragte der Alte. Seine Stimme, oder besser die Reste von dem was einst seine Stimme gewesen war klang rau und abgehackt.

      „Da fragst Du aber genau die richtigen ey, wir haben gerade 40 Euro für so zwei Scheiß-Kappen bezahlt, und sind selbst fast blank.“ sagte Jannik. Der Alte schaute die beiden mit großen Augen an. „Vierzig Euro für zwei Kappen, und das mitten im Sommer? Ihr