Punk Justiz. Uli Zey. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Uli Zey
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847665663
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tat. Die Natur strahlte Ruhe und Zufriedenheit aus. Würde der Mensch in seinem Wahnsinn nicht ständig der Natur in den Arsch treten, dann wäre die Welt in Ordnung. Aber hindere diese Idioten mal daran. So lange noch ein Cent mit Umweltzerstörung zu verdienen ist, so lange ist die Umwelt diesen Arschlöchern doch scheissegal.

      In Janniks WG wohnten auch nur Vollidioten, Punks zwar, es gab Schlimmeres, aber halt welche von der hirnlosen Sorte. Partypunks, Fressen, Saufen, Ficken und Punk. Fertig ist der Lack. Natürlich auch noch Computerspiele, hätte ich fast vergessen zu erwähnen, und Internet natürlich, bei Facebook posten, was für einen tollen Popel man sich gerade eben aus der Nase gezogen hat und solche Sachen.

      Wie oft hatte er sich schon mit diesen Hirnis gestritten von wegen der Ernährung. Wurst, Fleisch, wie konnte man so eine Tier-KZ-Scheisse bloß fressen ? Das ging nicht in Janniks Kopf hinein. Nach seiner Ansicht gehörte jeder an die Wand gestellt der Tiere killt um sie zu essen.

      Wer will schon gekillt und gefressen werden ?

      Irgendwo hatte er mal gelesen, es wäre diese anerzogene Gleichgültigkeit gegenüber dem Leid der Tiere, die es zulässt, dass Menschen ihre nächsten Verwandten auf diesem Planeten quälen, töten und aufessen. Das traf es ganz gut, fand Jannik. Einfach nicht drüber nachdenken, Augen zu und durch, so waren sie halt, diese Fleischfresser.

      Schwiff, schwiff, Schritt für Schritt näherte Jannik sich seinem Ziel. Schritt für Schritt dachte er nach und mit jedem Gedankenschritt wuchs seine Ablehnung und sein Hass gegen die Gesellschaft, in der er lebte.

      Das Morgenrot wurde zusehends stärker. Schon hatte das Licht über die Dunkelheit gesiegt. In der schemenhaften schwarz-grau-weiss-Welt der letzten halben Stunde hielten langsam die Farben Einzug. Zart noch, ganz verhalten in leichten Pastellfarben, aber doch schon gut zu erkennen. Hier und da über den Feldern lag ein leichter, dunstiger Frühnebel der schon bald von der Sonne ins Jenseits geschickt werden würde. Doch zu diesem Zeitpunkt würde Jannik schon zuhause mit einem Kaffee in der Hand in seiner Bude hocken.

      Plötzlich blieb Jannik stehen. Was war denn das ? Etwa hundert Meter vor ihm sah er etwas im Gras liegen. Er kniff die Augen zusammen und versuchte zu erkennen was dort vorne vor ihm auf dem Weg lag. Jannik ging weiter, er beschleunigte auf Eiltempo. Mit jedem Schritt gewann das Bild an Konturen. Noch ein paar Meter bis zum Ziel, nur noch ein paar Meter und Jannik würde mitten in einem Haufen Müll stehen.

      Neuer Hass stieg in ihm auf als er diesen Schandfleck erreicht hatte. Mitten in diesem frühmorgendlichen Idyll, mitten hier in der Natur, wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen sollten, mitten auf diesem einsamen Feldweg lagen verstreut diverse Fastfood-Verpackungen, eine leere Bier- und eine leere Prosecco Dose, die Reste eines ausgekippten Autoaschenbechers und zwei benutzte Kondome.

      „Vollassis“ knurrte Jannik, „beschissene, kleine, verfickte Vollassis“. Einfach alles aus dem Fenster gekippt. Scheiß auf die Natur. Scheiß auf die Welt.

      Wenn er doch nur einmal solche Wichser auf frischer Tat ertappen könnte.

      Jannik sammelte die Plastikbehälter, in denen die verschiedenen Saucen und Dips gewesen waren, und steckte sie in seine Jackentasche. Die Zigarettenstummel sammelte er ein und stopfte sie in die leeren Getränkedosen, die er anschließend ebenfalls in seinem Säckel verschwinden ließ. Nun sammelte er die Burgereinwickelpapiere ein und stopfte sie alle bis auf eines in die braune Papiertüte, in der das gesamte Menü verpackt gewesen war. Das letzte Burger-Papier benutzte er als eine Art Griffschutz, um die beiden vollgerotzten Pariser aus dem Gras aufzuheben, die er dann zusammen mit dem restlichen Papier in der Tüte verschwinden ließ.

      Toll. Tu jeden Tag eine gute Tat. Hahaha.

      Jannik ging weiter, der Tag war schon versaut bevor er überhaupt richtig angefangen hatte. Das Schlimme war, dass sein Hass so ins Leere lief. Er konnte niemanden packen, um ihm seine Verachtung ins Gesicht zu schreien. Alles, was ihm blieb, war hinterher den Müll von diesen Schweinen wegzuräumen.

      Jannik ging die letzten Meter der kleinen Anhöhe hinauf, mit hängendem Kopf, tief in Gedanken versunken, mit einer dunklen Wolke aus Hass und Arger hinter der Stirn.

      Hinter ihm eroberte die rote Scheibe der Sonne langsam den Horizont, doch davon bekam Jannik nichts mehr mit.

      Kapitel 3

      Als Jannik die Küche der WG betrat, empfing ihn das gewohnte Chaos. Der Boden war übersät mit allen Arten von Müll. Hauptsächlich Dosen und leere Flaschen, Verpackungen von Fertigpizzen und Mikrowellenmenüs, aber auch alle Arten von schmutzigem Papier, Plastik, Metall und, was es sonst noch so alles an Hausmüll gibt auf diesem Planeten. Aber, das war für Jannik o.k., das war Punk, leben im Müll, weil man ja auch selbst nur Müll ist, ein Parasit, ein Schädling. Hier in seiner Bude wäre er niemals auf die Idee gekommen, den Müll wegzuräumen. Nur die Natur in ihrer unschuldigen Reinheit war es Wert, geschützt zu werden. Die Natur und natürlich die Tiere, o.k. kleine Kinder vielleicht auch noch. Die waren ja auch noch unschuldig. Aber wenn man bedachte, dass aus denen ja auch irgendwann einmal ausgewachsene Arschlöcher werden würden, könnte man es sich noch mal überlegen. Aber nein, Kinder waren unschuldig. In diesem Fall zählte für Jannik nur die Gegenwart.

      Jannik goss Wasser in den alten, klapprigen Severin-Wasserkocher der eine Ewigkeit brauchte um das Wasser zum kochen zu bringen, weil er noch nie seit seiner Inbetriebnahme entkalkt wurde.

      Er setzte sich und sofort, wie aus dem Nichts hüpfte Woodstock, der alte schwarze Kater auf seinen Schoß und forderte eindringlich nach Streicheleinheiten. Jannik begann Woodi zu streicheln und im selben Moment fing dieser an, genüsslich zu schnurren. „Guter alter Woodi, bist ein feines Kerlchen“.

      Der Wasserkocher knatterte vor sich hin, würde noch ein Weilchen dauern. Jannik setzte Woodi ab, ging zum Kühlschrank und holte die angebrochene Katzenfutterdose heraus. Woodi schlängelte sich laut maunzend zwischen seinen Beinen hindurch. „Ja, jetzt gibt es Leckerchen Woodi“ sagte Jannik, „fein Leckerlinchen“.

      Jannik suchte nach dem alten Frühstücksteller mit den festgeknosterten Katzenfutterresten an den Rändern und fand ihn halb unter dem Küchenschrank versteckt. Er ging in die Hocke und begann das Futter auf den Teller zu schaufeln und sofort begann Woodstock zu schlingen. Die leere Dose ließ Jannik neben dem Tellerchen stehen und ging wieder zum Tisch.

      Als er sich gerade wieder hinsetzen wollte, kochte das Wasser. Schnell goss Jannik sich einen Kaffee auf und setzte sich an den Tisch. Noch einmal ging er im Geiste den Weg entlang und noch einmal sah er den Müll dort liegen. Wieder stieg Wut in ihm auf. Man müsste etwas tun, ein Zeichen setzen, diesen Wichsern irgendwie Angst machen, damit sie sich nicht mehr trauen würden, ihren Dreck einfach in die Landschaft zu kippen.

      Wenn Erklärungen und Gespräche nichts bringen, und das taten sie nicht, dann musste man zu anderen Mitteln greifen. Und wenn blanke Angst ein Mittel wäre, um diesen Idioten Einhalt zu gebieten, dann musste man halt zu diesem Mittel greifen.

      Jannik nahm einen kleinen Schluck von seinem Kaffee, er war heiß und stark.

      „Blanke Angst“ murmelte er in seine Tasse. Warum eigentlich nicht ?

      Aber wie ?

      Wie sollte er denn Angst und Schrecken verbreiten ?

      Seine Gedanken kreisten weiter, während er seinen Kaffee trank. Heute würde das nichts mehr werden. Er würde jetzt erst einmal über die Sache schlafen und dann weiter überlegen. Jannik stand auf und ging hinüber in sein Zimmer. Woodi, der mittlerweile satt und zufrieden war, lief ihm hinterher. Er legte sich seine momentane Lieblings-CD auf, ein Sampler mit Punk-Classics , warf sich in voller Montur auf seine Matratze und schlief fast augenblicklich ein. Woodi rollte sich vor dem zusammen gekrümmten Körper Janniks zusammen und fing zufrieden an zu schnurren.

      Kapitel 4

      Die Nacht war rabenschwarz.

      Jannik lag zwischen hüfthohen Brennesseln, halb hinter einem Haufen alten Bauschuttes