Il Vesuvio - Die Ehrenwerte Gesellschaft. Renate Zawrel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Renate Zawrel
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783745031539
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Herbringen. Mit dem Bus wären wir wohl noch nicht hier.«

      »Nein, Monsieur«, meldete sich Francine lachend. »Der Wind 'ätte Sie schon in die Meer getrieben. Die Bus fährt bei diese Wetter nicht die 'afen an.«

      »Na, dann danken wir auch dafür, dass wir nicht zu Fischfutter wurden.«

      Marie aber flüsterte Karl zu, der den Türgriff in der Hand hielt und vergeblich nach einer geeigneten Verabschiedung suchte: »Es tut mir leid wegen vorhin. Ich wollte Ihnen nicht wehtun.«

      »Ist schon in Ordnung. Man schleicht sich ja auch nicht von hinten an. Ich freue mich jedenfalls, Sie morgen wiederzusehen.« Dann stieg er schnell aus.

      Unter dem schützenden Vordach des Hotels sahen die beiden Männer dem Kombi nach, der rasch davonfuhr. »Na, bist du wieder unter den Lebenden? Ich dachte, du seist während der Fahrt in Agonie verfallen«, neckte Ronald.

      »Wie meinst du das?« Karl gab sich begriffsstutzig. »So ein bisschen Fischgeruch bringt keinen um. Nachher werde ich Victor anrufen. Wir zwei sehen uns beim Abendessen.«

      Aber Ronald ließ ihn nicht aus den Krallen. »Ja, geh nur, und nimm gleich ein kühles Bad. Bei so viel Hitze von innen ist eine Abkühlung angebracht. Glaub ja nicht, dass es zu übersehen war, was da im Hafen zwischen euch ablief. Sogar der gute Guiseppe hat sich dabei bestens unterhalten. Ich muss schon aus Freundschaft dafür sorgen, dass die hübsche Marie deine Filmpartnerin wird. Dann darfst du sie sogar küssen.«

      Ronald bewegte sich in bester Laune auf den Eingang des Foyers zu. Karl folgte ihm schweigend. Grahams Idee war nicht die schlechteste und nicht nur, weil es ihm die Möglichkeit verschaffte, Marie näher zu kommen.

      Den beiden Männern war nicht aufgefallen, dass hinter der Glastür des Foyers ein Mann stand, der ihre Ankunft beobachtete. »Na, hattet ihr einen schönen Tag?«, empfing Malcolm Mortimer sie jetzt. »An weiblicher Gesellschaft scheint es euch ja nicht gemangelt zu haben, wie zu sehen war. Hattet ihr Spaß im Auto? Die Damen rochen leider ein wenig streng, eurem Duftschweif nach zu urteilen.«

      Es kostete Karl Mühe, Malcolm nicht tätlich anzugehen.

      Ronald rettete die brenzlige Situation. »Schönen Flug morgen!«, wünschte er. »Wir werden uns ja nicht mehr sehen.«

      Er ließ den Streitsuchenden einfach auflaufen, schlendert weiter und wandte sich an Karl: »In zwei Stunden essen wir in meinem Zimmer, wie ausgemacht.«

      Nichts hatten sie ausgemacht, aber mit Mortimer würde Ronald sich heute Abend sicher nicht an einen Tisch setzen.

      Der aber war nicht gewillt aufzugeben. Er folgte den beiden Männern durch das Foyer. »Hab' schon gehört, dass sich der Lord willige Frauen in seinem Haus hält. Aber dass er sie auch verleiht, wusste ich nicht«, höhnte er.

      Ronald fasste Karl energisch am Oberarm und zwang ihn weiterzugehen. Er wusste, wenn er ihn nicht gleich aus Malcolms Nähe brachte, kam es zu einer Schlägerei.

      An ihm selbst prallten derartige Beleidigungen ab, doch Karl, der mit Sicherheit für diese Marie etwas empfand, würde nicht dulden, dass man sie in den Schmutz zog.

      »Komm!«, flüsterte er. »Marie würde nicht wollen, dass du dich schlägst!« Das wirkte.

      Im Lift lehnte sich Karl an die kühle Innenwand. »Danke. Ich hätte ihm fast eine in seine blöde Visage verpasst.«

      »Ich weiß. Und genau darauf hatte er es angelegt. Er hat begriffen, dass nicht er mir die Tour vermasselt hat, sondern dass ich ihn gefeuert habe. Das schmerzt einen Mann wie ihn gewaltig. Und ich vermute mal, da gibt es gar keine Rolle, die man ihm angeboten hat. Er sitzt jetzt auf dem Trockenen. Was ich dir zuletzt gesagt habe, ist übrigens meine feste Meinung: Ich denke nicht, dass Marie es schätzt, wenn du dich prügelst.« Und nach einer kleinen Pause fügte er grinsend hinzu: »Allerdings würde es dir sicher gefallen, von ihr nach der Prügelei gepflegt zu werden.«

      Jetzt lächelte auch Karl. Sicher würde ihm das gefallen. Doch nun brauchte er erst einmal eine kalte Dusche, um sein Gefühlsleben wieder auf ein normales Level zu bringen.

      ***

      Marie und Francine hatten doch noch einen mercato aufgesucht. Es wäre schließlich unproduktiv gewesen, diesen Tag nicht für die angefallenen Einkäufe zu nutzen. Wie vermutet, war der Gemüsemarkt, in dem sie üblicherweise einkauften, aufgrund der Witterung bereits geschlossen, die trockene Markt-Variante war zwar mit einem Umweg verbunden, aber eine bessere Alternative, als am nächsten Tag noch einmal in die Stadt zu fahren. Der Kofferraum war vollgepackt, als sie zum Anwesen des Lords zurückkehrten.

      Frederic nahm dankbar das Päckchen mit den Zigarillos entgegen.

      »Sie ischt ganz nass geworden, als sie die kleinen Stinkbomben für disch ge'olt hat«, zwitscherte Francine und deutete auf Maries pitschnasse Hosenbeine.

      »Marie, du hast einen Wunsch frei. Immer zu deinen Diensten.« Frederic lächelte Marie an und verneigte sich tief.

      »Schon gut, gern gemacht«, versicherte sie lachend. Während sich die anderen Mädchen um die Fische kümmerten, wies Frederic Pascale an, für Marie ein heißes Bad einzulassen. Irgendwie sah sie heute blass um die Nase aus. Sie würde doch nicht krank werden? Und das womöglich wegen seiner Zigarillos!

      Marie ließ sich wohlig seufzend in den duftenden Schaum gleiten und schloss die Augen. Wärme umgab sie. Vor ihrem geistigen Auge tauchte ein braunes Augenpaar auf, ein schmaler, energischer Mund in einem Gesicht mit Dreitagebart. Sie verspürte ein inneres Zittern und wünschte sich … was eigentlich? Es war schon so lange her, dass sie Liebe gefühlt und erfahren hatte. Sexuelles Verlangen, das wohl! Aber Liebe?

      Kapitel 3

      Nachdenklich lehnte Karl an der gekachelten Wand seines Bades. Der eiskalte Wasserstrahl, der ihm fast die Luft genommen hatte, setzte ihm auch den Kopf wieder zurecht. Er war ja nicht hier, um Frauenbekanntschaften zu machen und sich aus diesem Grund gar noch zu prügeln. Zwar lebte er nicht abstinent, aber er wechselte seine Gefährtinnen auch nicht wie Unterwäsche. Der Beruf brachte es mit sich, dass die Frauen ihn umschwärmten, er hätte nur mit dem Finger schnippen müssen …

      Dabei empfand er sich selbst nicht als besonders attraktiv. Diese Eigenschaft gestand er eher Brendon Pitts zu. Ohne Neid dachte er an die Szenen in einem verfilmten Geschichtsepos, in denen dieser viel gestählten Körper zum Einsatz gebracht hatte. Mit derartigen Muskelpaketen konnte er nicht aufwarten. Auch verwunderte ihn immer wieder, dass er selbst als Schauspieler einen relativ großen Bekanntheitsgrad besaß, obwohl über Karl Landmann nun wirklich nicht viel in den Medien oder im Internet zu finden war.

      Das hatte auch einen guten Grund: Er wollte sein Privatleben schützen, so gut es eben ging, vor allem wegen seines Sohnes. Leider war es so, dass Ben ihn nicht so oft zu sehen bekam, wie ein Sohn seinen Vater eigentlich sehen sollte. Und einige Erlebnisse der negativen Art hatte ihm die allzeit gegenwärtige Presse auch schon beschert: Die überzogenen Geschichten jener Darstellerinnen, die sich durch die Bekanntschaft mit ihm Vorteile im Filmgeschäft erhofft hatten und sich damit brüsteten, ›mit einem Star im Bett gewesen zu sein‹.

      Zwangsläufig kehrten seine Gedanken zu Marie zurück. Wie alt war sie? Was veranlasste eine attraktive Frau wie sie, vergleichsweise abgeschieden als Angestellte zu leben? Woher stammte sie? Ihr Englisch war sehr korrekt, das vermochte er zu beurteilen. Ihr Italienisch erschien ihm perfekt, aber darüber hätte wohl der Fischer Guiseppe eher ein Urteil fällen müssen. Worauf – außer aufs Backen und Organisieren – verstand sich Marie noch?

      Genau genommen kannte er sie – zusammengerechnet – kaum zwei Stunden. Dennoch beschäftigte sie ihn mehr als ihm lieb war. Seufzend drehte Karl erneut den Wasserhahn auf und stellte ihn auf kalt. Danach zog er ein Shirt über, warf sich aufs Bett und zog die Decke über die Beine. Er würde jetzt versuchen, Victor zu erreichen. Hoffentlich übernahm der Freund die Rolle.

      ***

      Sir Edward war sehr mit sich zufrieden. Er hatte soeben einen