Die dentale Trickkiste. Wolfram Bücking. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Wolfram Bücking
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Медицина
Год издания: 0
isbn: 9783868675696
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aus dunkler Folie ausgeschnitten und mit dem Aktenlocher gelocht.

      14 Aushärtungslampe: Bluephase 16i (Fa. Ivoclar Vivadent).

      15 Glide Floss (Fa. W. L. Gore & Associates, Putzbrunn; www.gore.com) und Oral-B Super Floss (Fa. Procter & Gamble, Schwalbach; www.oralb.com/de).

       Der direkte Notaufbau

      Problem: Frakturierte Teleskopkrone

      Ein 83-jähriger Patient kam mit folgendem Problem in die Praxis: Der Zahn 33, versorgt mit einer Teleskopkrone zur Lagerung einer 15 Jahre alten Teleskopprothese auf den Zähnen 43 und 33, war auf Gingivaniveau abgebrochen (Abb. 1 bis 4). Der Patient konnte nicht mehr richtig kauen und hatte Angst, dass der zweite Pfeiler auch noch abbricht und seine Unterkieferprothese dann gar keinen Halt mehr hat.

      Abb. 1 Teleskopierende Prothese im Unterkiefer

      Abb. 2 Der Pfeilerzahn 33 ist abgebrochen

      Abb. 3 Die tiefe Fraktur bei Zahn 33

      Abb. 4 Die Teleskopprothese (Basisansicht)

      In dieser Situation galt es Folgendes zu bedenken:

       Der Patient befand sich in einem fortgeschrittenen Lebensalter.

       Wenn der Zahn 33 nicht als teleskopierender Stützpfeiler wiederhergestellt werden würde, käme es sehr wahrscheinlich zur Fraktur der zweiten Teleskopkrone bei Zahn 43, da die Statik der Lagerung nicht mehr gegeben war. Dies würde zur Kippung der Prothese um den Zahn 43 und damit zum Bruch und Verlust des zweiten Pfeilerzahnes führen (Abb. 5).Abb. 5 Die Pfeilerverteilung (Teleskope auf 43 und 33)

       Der Zahn war tief frakturiert und durfte nach den Regeln der evidenzbasierten Zahnheilkunde nicht mehr mit einem Wurzelstiftaufbau versorgt werden (Abb. 6a und b).Abb. 6a Röntgenbild nach Bruch (Messaufnahme)Abb. 6b Röntgenbild nach endodontischer Behandlung

       Eine kieferorthopädische Extrusion kam nicht in Betracht, weil der Zahn ankylosiert war (Periotest-Wert: -4) und darüber hinaus kaum eine Verankerungsmöglichkeit für ein extrusives Element bestand.

       Eine Extraktion mit nachfolgender Implantation zur Wiederherstellung der Prothesenstatik kam für den Patienten aufgrund des reduzierten Allgemeinzustandes in seinem hohen Lebensalter nicht in Frage.

      Was würden Sie tun, wenn Ihr Vater oder Großvater in einer solchen Situation wäre?

      Die erprobte Lösung: Versorgung mit einem direkten Notaufbau

      Evidenzbasierte Zahnheilkunde hin oder her – hier musste geholfen werden. Das Ziel bestand darin, alles zu tun, um zumindest mittelfristig die Kaufähigkeit des Patienten mit seiner bestehenden Teleskopprothese wiederherzustellen.

      Der Zahn 33 wurde mit einer Wurzelkanalfüllung lege artis versorgt. Anschließend wurde einige Tage abgewartet, bis der Erfolg der Maßnahme beurteilt werden konnte. Danach sollte der Wurzelstumpf direkt aufgebaut und das Innenteleskop wiederbefestigt werden (Abb. 6a und b). Dabei waren folgende Möglichkeiten abzuwägen:

       Ein direkt modellierter und im Labor indirekt hergestellter gegossener Stiftaufbau wäre im Verhältnis zur Wahrscheinlichkeit eines dauerhaften Erfolges zu aufwändig gewesen. Ein Ferrule-Effekt durch Zahnhartsubstanz war nicht mehr gegeben (Abb. 7).Abb. 7 Alternative: gegossener Aufbau

       Ein direkter adhäsiver Schraubenaufbau mit einem Glasfaser- oder Zirkonstift wäre möglich gewesen, versprach aber wegen der fehlenden vertikalen Zahnsubstanz zu wenig Retention (Abb. 8 und 9).Abb. 8 Alternative: adhäsiver Aufbau mit GlasfaserstiftAbb. 9 Alternative: adhäsiver Aufbau mit Zirkonstift

       Ein konventioneller Schraubenaufbau mit Spannung im Wurzelkanal führt sehr häufig nach einiger Zeit zur Längsfraktur der Wurzel (Abb. 10).Abb. 10 Alternative: adhäsiver Aufbau mit Metallschraube

       Ein spannungsfrei adhäsiv befestigter konfektionierter Schraubenaufbau ist nach meiner Erfahrung die beste Möglichkeit, einen Erfolg über einen längeren Zeitraum zu erzielen.

      Unserem Patienten sollte geholfen und die Kaufunktion seiner teleskopierenden Prothese wiederhergestellt werden. Das Vorgehen wird im Folgenden Schritt für Schritt dargestellt.

       Die Karies wurde entfernt und eine Wurzelkanalbehandlung lege artis durchgeführt (Abb. 11 bis 13).Abb. 11 Abgebrochener Kronenstumpf 33Abb. 12 Entfernung der KariesAbb. 13 Zustand nach endodontischer Behandlung

       Die Wurzelkanalfüllung aus Guttapercha wurde im oberen Teil mit einer heißen stumpfen Sonde erweicht und herausgelöst. Mit genormten maschinellen Kanalbohrern wurde der Wurzelkanal zur Aufnahme des Schraubenaufbaus vorsichtig erweitert (Abb. 14 und 15).Abb. 14a Eine stumpfe Sonde wird mit der Flamme erhitztAbb. 14b Ausschmelzen des Guttaperchastiftes im oberen DrittelAbb. 15 Erweiterung des Kanals mit dem Normbohrer

       Als System kam das Vlock-Schraubensystem (Größe blau) zum Einsatz (Abb. 16a und b).Abb. 16a und b Vlock-Anker und Schraube einzeln (a) sowie zusammengesteckt (b)

       Mit einem passenden Handschraubenzieher wurde der Aufbau eingeschraubt und wieder ausgedreht, bis die Schraube spannungsfrei in den Kanal einschraubbar war.

       Das Schraubenteil wurde gestrahlt, geätzt, mit Metallprimer eingepinselt und sorgfältig getrocknet.

       Der Wurzelkanal wurde gereinigt, 30 Sekunden mit Phosphorsäuregel geätzt, gespült und ausgeblasen (Abb. 17).Abb. 17 Ätzung des Dentins mit Phosphorsäuregel

       Ein Adhäsiv wurde in „Wet-Technik“ in den Kanal gepinselt. Nach Aufsaugung der Überschüsse mit Papierspitzen erfolgte eine Lichthärtung mit einer sehr starken LED-Lichthärtungslampe für 10 Sekunden (Abb. 18).Abb. 18 Einpinseln des Dentinadhäsivs