Abb. 4a und b Deckbiss vor (a) und nach (b) Korrektur
Wenn aber, wie bei dem im Folgenden vorgestellten Fall, der Wunsch nach einer sofortigen Beseitigung einer Zahnfehlstellung und einer starken Verfärbung aus Anlass eines wichtigen Familienfestes mit Fototermin an den Behandler herangetragen wird, ist eine Sofortversorgung bedeutend schwieriger und aufwändiger durchzuführen (Abb. 5 bis 7). Die Art und Weise der restaurativen ersten Hilfe soll Schritt für Schritt erläutert werden.
Abb. 5 Die Patientin wünscht ästhetische erste Hilfe
Abb. 6 Frontalansicht der Ausgangssituation
Abb. 7 Okklusalansicht des frontalen Engstandes
Problemanalyse
Bei der Patientin lagen folgende Probleme vor:
Zahn 11 durch Wurzelkanalfüllung stark verfärbt;
frontaler Engstand im Oberkiefer;
Zahn 11 in Stufenstellung zu den Zähnen 12 und 21 nach innen geneigt;
Achsenfehlstellung der Zähne 11 und 21.
Plan für die Sofortversorgung
Die Behandlungsplanung sah folgende Schritte vor (Abb. 8):
Abb. 8 Planung der Sofortversorgung
1 direktes Veneer auf Zahn 11 zur Korrektur der Zahnfarbe und der Kippung;
2 interne Füllung Zahn 11 zur Aufhellung palatinal;
3 Versuch, die Zahnachsen im frontalen Engstand durch ästhetisches Beschleifen so gut wie möglich zu korrigieren;
4 Füllung mesial an Zahn 21 erneuern;
5 mesiale Ecke an Zahn 12 konturieren;
6 eventuell dünne Auflage auf Zahn 22 und zervikal die Verfärbung abpolieren.
Ablauf der Sofortversorgung
Nach lokaler Anästhesie werden als Erstes die Dentin- und die Schmelzfarbe bestimmt, damit die Assistenz die entsprechenden Kompositfarben bereitstellen kann.
Anschließend wird die verfärbte Füllung beim Zahn 21 entfernt und die Achsenstellung durch Beschleifen der distalen Kontur verbessert (Abb. 9). Dabei sollte das Ergebnis immer wieder aus einigem Abstand betrachtet und bewertet werden.Abb. 9 Entfernung der verfärbten Füllung und Achsenkorrektur durch Beschleifen der distalen Kontur
Beim Zahn wird ein Retraktionsfaden in den Sulkus eingebracht (Abb. 10). Dies sollte mit dem Spatel auf rotierende Weise geschehen.Abb. 10 Der Retraktionsfaden wird gelegt
Mit einem torpedoförmigen Diamantschleifer wird der Zahn unter Abhaltung der marginalen Gingiva mit einem Spatel präpariert (Abb. 11 und 12).Abb. 11 Präparation des Zahnes 11– Abhalten der Gingiva mit einem FüllspatelAbb. 12 Okklusalansicht der Präparation
Danach wird die Füllung mesial gelegt, konturiert und der ganze Zahn poliert (Abb. 13).Abb. 13 Die mesiale Füllung am Zahn 21
Schmelz und Dentin werden unter Schutz des Zahnes 12 mit Orthophosphorsäure geätzt. Dabei sollte unbedingt darauf geachtet werden, den marginalen Gingivasaum möglichst nicht zu touchieren, um keine Blutungen zu provozieren (Abb. 14).Abb. 14 Schmelz- und Dentinätzung am Zahn 11
Der Zahn 11 ist nun bereit für das direkte Veneer. Zervikal ist das verfärbte Dentin gut zu erkennen. Dieses muss vor der Schichtung mit opakem fließfähigem Komposit abgedeckt werden (Abb. 15).Abb. 15 Zahn 11 bereit für das direkte Veneer
Das Dentinadhäsiv wird aufgepinselt und lichtgehärtet (Abb. 16).Abb. 16 Aufpinseln des Dentinadhäsivs
Nach Aufbau der palatinalen Schmelzwand mesial wird das opake fließfähige Komposit aufgebracht, verpinselt und lichtgehärtet. Es hat sich gezeigt, dass weiß-opakes fließfähiges Komposit die dunkle Verfärbung besser abdeckt als dentinfarbenes fließfähiges Komposit. Dieser Vorgang muss bis zur vollständigen farblichen Abdeckung unter Umständen mehrmals wiederholt werden (Abb. 17 und 18).Abb. 17 Auftragen des OpakersAbb. 18 Verpinseln des Opakers
Zur absoluten Trockenlegung und als zervikale Matrize wird ein Contour Strip vorgeformt (Abb. 19a bis c).Abb. 19a Der Contour StripAbb. 19b Zervikale Konturierung durch Rollen mit den FingernAbb. 19c Einbördeln der approximalen Flügel mit der Zange
Der Contour Strip wird zervikal in den Sulkus eingeschoben (Abb. 20), am Gingivasaum mit Bonding angeklebt und mit bondinggetränkten Wattebäuschen (als individuelle Dentalkeile) approximal zervikal lichtgehärtet fixiert (Abb. 21 und 22).Abb. 20 Der Contour Strip wird zervikal eingeschobenAbb. 21 Fixation des Contour StripsAbb. 22 Okklusale Ansicht des adaptierten und fixierten Contour Strips
Das Komposit wird auf der Zahnoberfläche blasenfrei in die Contour-Strip-Matrize eingespritzt und mit Gummispatel sowie Aquarellpinsel adaptiert und geformt (Abb. 23 bis 25).Abb. 23 Einspritzen des KompositsAbb. 24 Adaptierung mit dem GummispatelAbb. 25 Konturierung mit dem Aquarellpinsel
Nach sorgfältiger Lichthärtung ist das direkte Veneer fertig geschichtet (Abb. 26).Abb. 26 Fertig geschichtetes und lichtgehärtetes Veneer
Die Wattebäusche, welche als individuelle Interdentalkeile gedient haben, werden mit einem Scaler herausgezogen, und der Contour Strip wird mit einer Zange entfernt (Abb. 27).Abb. 27