Seewölfe Paket 17. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397754
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von Manteuffel lud seinen Neffen, dessen Söhne und Nils Larsen ein, gemeinsam mit Arne zu Gast in seinem Haus zu sein. Hasard nahm an, obwohl es ihn drängte, auf die „Isabella“ zurückzukehren. Aber er brachte es nicht fertig, die Einladung des weißhaarigen Mannes abzuschlagen, der so uneingeschränkt auf seiner Seite stand.

      Während der Nachmittagsstunden zeigte Hasso von Manteuffel seinen Gästen die Kontore des Handelshauses, die privaten Räume und auch die großen Speicher, in denen Waren aus aller Herren Länder gestapelt waren. Die Zwillinge fragten dem alten Mann Löcher in den Bauch, und Nils Larsen hatte mehr denn je zu tun, mit seinen Übersetzungen Schritt zu halten.

      Am frühen Abend gab es ein handfestes Essen, das allen hervorragend mundete. Wenig später war es mit Ruhe und Entspannung wieder vorbei, denn Esteban Romero erschien als Bote von der spanischen Galeone.

      „Ich habe die endgültigen Duell-Forderungen zu überbringen“, sagte er mit vibrierender Stimme. Seine Finger zitterten, als er in seine Ledermappe griff und ein Blatt Papier hervorzog. Er zögerte und senkte den Blick. Deutlich war ihm anzusehen, wie sehr er sich in der Höhle des Löwen fühlte, alleingelassen von denen, die ihn geschickt hatten.

      „Lassen Sie schon sehen“, sagte Hasard, stand auf und nahm ihm das Papier aus der Hand.

      Romero nieste schallend und schneuzte sich umständlich.

      „Es handelt sich um eine Liste sämtlicher Duell-Forderungen“, sagte er schließlich. „Ich bin beauftragt worden, zu fragen, ob Sie diese Forderungen annehmen, Kapitän Killigrew.“

      „Natürlich“, antwortete Hasard, „es ist fristgerecht, wie ich verlangt habe.“

      „Dann darf ich mit Ihrer Zustimmung zurückkehren?“

      „Eine Frage noch.“ Der Seewolf grinste. „Sie scheinen ein vernünftiger Mann zu sein, Señor Romero. Oder hat es einen anderen Grund, daß Ihr Name nicht auf der Liste steht?“

      Der Dolmetscher errötete.

      „Ich – ich bin nicht – der Mann für Ehrenhändel“, stammelte er ausweichend. Dann eilte er hinaus.

      „Laß hören!“ rief Arne voller Spannung. „Wie viele sind es?“

      „Sechs.“

      „Was, mehr nicht?“ Hasards Vetter spielte Enttäuschung.

      Hasso von Manteuffel schüttelte fassungslos den Kopf.

      „Es ist aberwitzig genug, daß wegen eines einzigen Betrügers eine ganze Schar von Männern bereit ist, das Leben zu riskieren.“

      „So ist Spanien“, sagte Hasard lächelnd. Er hob das Papier und las die Namen vor. „Außer de Coria und de Frias handelt es sich um die Offiziere Juan Franco López, Mauricio Serrano, Fernando de Vergara und Aurelio Calderón.“

      „Sieht fast so aus“, sagte Nils Larsen grinsend, „als müsse die ‚Santissima Madre‘ nach diesen Duellen mit einem leeren Achterdeck nach Spanien zurücksegeln.“

       7.

      Die Abenddämmerung senkte sich über den Hafen von Kolberg. Es hatte zu regnen aufgehört, und die Luft war so klar und rein, daß die Männer an Bord der „Isabella“ begriffen, welche Vorzüge auch das Ostseeklima zu bieten hatte.

      Die Arwenacks hielten es nicht mehr unter Deck aus, nachdem sie sich stundenlang vor dem Wolkenbruch verkrochen hatten. Von dem Steinpflaster am Kai stieg feiner Dunst auf, auch über der Wasserfläche im Hafenbecken lagen neblige Schwaden. Die Temperatur war erstaunlich mild. Der Frühling, der eigentlich schon begonnen hatte, rief sich selbst in Erinnerung.

      Schritte von klirrenden Schnallenschuhen wurden laut.

      „Wir kriegen Besuch!“ rief Luke Morgan, der am Schanzkleid lehnte. Und mit einem breiten Grinsen fügte er hinzu: „Vornehmen Besuch, mit Verlaub gesagt.“

      Die Männer beendeten ihre Gespräche, schlenderten hinüber und betrachteten, was da heranspazierte.

      Sie waren zu dritt. Der erste gehörte zur noblen spanischen Art, prächtig gekleidet mit besticktem Wams und federgeschmücktem Hut. Die beiden anderen waren Decksleute, bewaffnet mit Entermessern und einschüssigen Pistolen. Am Fuß der Stelling blieben sie stehen. Der Elegante zog seinen Hut und blickte zu den rauhen Kerls auf, die ihn grinsend beäugten.

      Der Spanier war schlank und mittelgroß, trug die übliche Lockenperücke und hatte eine ausnahmsweise gesunde Gesichtsfarbe.

      „Ich bin Doktor Alfonso de Armijo“, rief er, „und wünsche Kapitän Killigrew zu sprechen!“

      Die Männer lachten verstohlen glucksend hinter der hohlen Hand. Edwin Carberry trat auf die Pforte im Schanzkleid zu, zog einen nicht vorhandenen Hut von seinem stoppelhaarigen Schädel und verneigte sich mit erstaunlicher Eleganz.

      „Ihr Wunsch ist uns Befehl“, antwortete er in schönstem Spanisch, „in meiner Eigenschaft als Profos erlaube ich Ihnen, sich an Bord zu begeben.“

      Doktor Alfonso de Armijo zögerte und räusperte sich unschlüssig. Das Empfangskomitee, das ihn so respektlos musterte, verursachte bei ihm Unbehagen. Doch er gab sich einen inneren Stoß und schritt mit gezierten Bewegungen die Stelling hinauf. Auf sein Handzeichen warteten die beiden Decksleute unten.

      Die Arwenacks bildeten eine Gasse für den eleganten Besucher, hielten sich aber mit vorlauten Bemerkungen zurück. Ed Carberry hatte bereits die Zwillinge geschickt, damit sie ihren Vater riefen. Gemeinsam mit Ben Brighton verließ der Seewolf die Kapitänskammer. Abermals stellte sich der Spanier vor.

      „Sagen Sie, was Sie vorzubringen haben“, entgegnete Hasard kühl.

      „Es handelt sich darum“, sagte de Armijo, „daß Señor de Coria wünscht, das Duell gegen ihn solle als letztes stattfinden. Sonst bleibt die auf der Liste angegebene Reihenfolge bestehen. Kapitän de Frias wird also Ihr erster Gegner sein, Kapitän Killigrew.“

      Hasard glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen.

      „Sie schämen sich nicht, mit einem solchen Ansinnen hier zu erscheinen?“ sagte er fassungslos.

      Alfonso de Armijo zog pikiert die linke Augenbraue hoch.

      „Ich verbitte mir diesen Ton“, entgegnete er näselnd, „Señor de Coria ist der Ranghöchste an Bord der ‚Santissima Madre‘. Ihm steht es folglich zu, die Reihenfolge der Duelle zu bestimmen.“

      „Völlig klar“, sagte Hasard höhnisch, „der ehrenwerte Señor baut darauf, daß seine fünf Vorkämpfer die Sache für ihn erledigen. Aber daraus wird nichts. Wer sich als erster beleidigt gefühlt hat, muß auch als erster kämpfen. Oder er muß sich gefallen lassen, daß man ihn einen Feigling nennt. Richten Sie das Ihrem ranghöchsten Señor aus.“

      Doktor Alfonso de Armijo atmete hörbar auf.

      „Señor Killigrew, ich weise Sie darauf hin, daß ich zum Sekundanten aller sechs Duell-Forderer ernannt worden bin. Ich bin über die Duell-Regularien sehr gut im Bilde. Sie irren sich, was die Reihenfolge betrifft. Nach dem geltenden Recht steht es dem zuerst Beleidigten zu, über die Modalitäten des Zweikampfes zu bestimmen. Es ist ungehörig, in diesem Zusammenhang von Feigheit zu reden. Für die fünf anderen Kämpfer ist es eine Ehre, für den Gesandten Seiner Allerkatholischsten Majestät eintreten zu dürfen.“

      Hasard empfand das gleiche ungläubige Staunen, wie er es aus den Gesichtern seiner Männer ablas. Er dachte nicht mehr daran, sich zurückzuhalten.

      „Hören Sie auf mit Ihrem ständigen Gefasel von der Ehre!“ fuhr er den Spanier an. „Nichts als Spiegelfechtereien sind das! Entweder hat de Coria den Mumm, als erster für seine gekränkte Ehre zu kämpfen, oder er läßt es bleiben. Die fünf anderen Narren können mir den Buckel herunterrutschen. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?“

      De Armijo lief rot an.

      „Señor