Seewölfe Paket 17. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397754
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aufbringen.“

      Hasso von Manteuffel räusperte sich.

      „Das ist alles stichhaltig und lückenlos. Ich denke, wir brauchen uns nicht länger die Köpfe heißzureden …“

      Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihn. Hasso von Manteuffel antwortete mit einem vernehmlichen „Herein“, und ein Bediensteter des Hauses erschien.

      „Ein spanischer Kapitän, ein Señor de Frias, wünscht den Kapitän Killigrew zu sprechen.“

      „Du liebe Güte!“ rief Arne und verdrehte die Augen. „Jetzt geht das Theater von vorne los.“

      Hasard schickte sich an, den Raum zu verlassen, um das unvermeidliche Gespräch draußen im Korridor zu führen.

      „Halt, hiergeblieben!“ sagte Hasso von Manteuffel energisch. „Ich habe das bereits betont: Wir lassen dich mit dieser Geschichte nicht allein.“

      „Also gut“, sagte der Seewolf ergeben, „aber …“

      „Kein Aber.“ Hasso von Manteuffel wandte sich dem Diener zu. „Ich lasse den Kapitän bitten.“

      Der Spanier stelzte herein, gefolgt von dem dicklichen Dolmetscher, der zweimal hintereinander heftig nieste.

      „Wie ich höre, bin ich von Ihrem Diener bereits vorgestellt worden“, sagte de Frias mit herablassender Arroganz. „Weiter habe ich vernommen, daß hier Spanisch gesprochen wird. Ich bin also nicht unbedingt auf die Dienste meines Dolmetschers angewiesen.“

      „Nein, das sind Sie nicht“, entgegnete der Seewolf. Er mußte sich bemühen, beherrscht zu bleiben. Dieser Mann paßte zu de Coria. Diese Sorte von Mensch hatte Hasard zur Genüge kennengelernt. Sie hielten Spanien für den Nabel der Welt und betrachteten alle anderen Nationen als Ungeziefer. Es hätte schon ein Wunder geschehen müssen, wenn hier ein anständiger, geradliniger Kerl von der „Santissima Madre“ erschienen wäre.

      „Ich habe nicht vor, viele Worte zu verlieren“, sagte de Frias schnarrend. „Ich habe von Señor Rodriguez de Coria, dem Gesandten seiner Allerkatholischsten Majestät Philipp II., den Auftrag, Ihnen, Kapitän Killigrew, die Forderung zum Duell zu übermitteln. Señor de Coria ist von Ihnen zutiefst in seiner Ehre gekränkt worden und verlangt Genugtuung.“

      Der Seewolf konnte sich eines Lächelns nicht erwehren.

      „Welche Waffen?“ fragte er spöttisch.

      „Degen“, antwortete de Frias schroff.

      Hasards Lächeln wurde eisig.

      „Ich glaube, der alte Herr sollte sich das sehr genau überlegen.“

      „Señor de Coria ist imstande, seine Entscheidungen auch ohne Ihre Ratschläge zu treffen.“ Das Gesicht des spanischen Kapitäns war starr geworden.

      „Teilen Sie ihm trotzdem mit, daß ich nichts davon halte, mich mit einem schwächeren Mann zu duellieren. Im übrigen mag Ihr verehrter Señor de Coria davon gehört haben, daß ich mich bereits einmal mit seinem Bruder Salvador duelliert habe. Auch damals waren Degen gewählt worden. Und mir war es eine Freude, Salvador de Coria mit dem Degen entkleiden zu dürfen, bis er in seiner ganzen Erbärmlichkeit nackt vor mir stand.“

      „Ich bin nicht hier, um mir solche Geschichten anzuhören“, entgegnete de Frias fauchend. „Ich warte lediglich auf Ihre Entscheidung, Kapitän Killigrew.“

      „Aber natürlich. Wenn die Geschichte zu Ende ist.“ Der Seewolf grinste herausfordernd. „Damals habe ich es aus unangebrachter Ritterlichkeit versäumt, Salvador de Coria zu töten. Hätte ich es getan, wäre mein Vater, der Malteserritter Godefroy von Manteuffel, nicht ermordet worden. Dieses Mal werde ich einen solchen Fehler nicht begehen. Falls der erlauchte Gesandte des spanischen Königs ein ebenso schlechter Degenkämpfer wie sein Bruder ist, sollte er mit seiner gekränkten Ehre lieber aus Kolberg verschwinden. Denn diese Ehre taugt sowieso nichts.“

      „Ihre Entscheidung!“ drängte Kapitän de Frias wütend. Er hatte begonnen, ungeduldig von einem Bein auf das andere zu treten. „Sie nehmen die Forderung also an?“

      „Mit einem letzten Ratschlag“, sagte Hasard übertrieben gedehnt. „Falls Señor de Coria nicht aus Kolberg verschwinden möchte, empfehle ich ihm dringend, seine Dinge zu ordnen und seinen letzten Willen niederzuschreiben. Vor allem aber sollte er einen Priester zu sich rufen und ihm die Unzahl seiner Sünden beichten, wobei Betrug sicher keine unwesentliche Rolle gespielt hat. Möglich, daß ihm dennoch Absolution erteilt wird.“

      Kapitän de Frias wurde bleich vor Wut. Sein Gesicht verzerrte sich.

      „Señor Killigrew!“ rief er schneidend. „Ich bin nicht gewillt, Ihre Unverschämtheiten länger anzuhören! Als Sekundant des Gesandten Seiner Allerkatholischsten Majestät bin ich auch beleidigt worden. Deshalb verlange ich von Ihnen ebenfalls Genugtuung.“

      Der Seewolf blies amüsiert die Luft durch die Nase.

      „Immer der Reihe nach“, sagte er trocken, „erst Rodriguez de Coria, dann Sie, Kapitän de Frias.“

      „Das wird noch zu klären sein“, zischte de Frias.

      „Oh, vielleicht fühlen sich noch mehr Señores beleidigt?“ entgegnete Hasard spöttisch. „Aber bitte sehr“, er deutete eine Verbeugung an, „bis heute abend nehme ich gern noch Duell-Forderungen an. Dann muß aber Schluß sein. Ich habe nämlich keine Lust, mich endlos lange mit gekränkten Señores herumzuschlagen, die dauernd von Ehre schwafeln, obwohl sie diesen Begriff längst zum Popanz degradiert haben.“

      De Frias wippte auf den Zehenspitzen, blaß und zornbebend. Es sah aus, als habe er die Absicht, jeden Augenblick nach dem Degen zu greifen.

      „Bis heute abend erwarte ich die Mitteilungen hier im Hause von Manteuffel“, fuhr Hasard fort, „man braucht mir nur zu sagen, wann und wo und unter welchen Bedingungen die Duelle stattfinden sollen. Ich stehe zur Verfügung. Unser Gespräch ist damit beendet.“ Abermals grinste der Seewolf und deutete eine Verbeugung an.

      Sekundenlang starrte ihn de Frias an, voller Wut, die Lippen zusammengepreßt. Doch statt einer Entgegnung wirbelte er abrupt herum und rauschte hinaus. Der kleine Dolmetscher Esteban Romero beeilte sich, seinem Kapitän zu folgen.

      „Mann, o Mann!“ rief Nils Larsen begeistert. „Das war die richtige Sprache für diesen Wundersohn. Eigentlich hättest du ihm noch einen Tritt in den Hintern verpassen sollen.“

      „Was nicht ist, kann noch werden“, entgegnete der Seewolf und lachte. Er schloß die Tür des Wohnzimmers.

      „Willst du wirklich mit allen Spaniern kämpfen, Dad?“ fragte Hasard junior besorgt.

      „Nicht mit allen, Junge. Es werden nur die Offiziere sein, die sich gemeinsam mit Señor de Coria gekränkt fühlen. Die spanischen Decksleute sind in solchen Dingen wesentlich normaler. Die werden einen Teufel tun und für die hirnrissigen Belange ihrer Oberen die Knochen hinhalten.“

      „Wäre es nicht besser“, sagte Philip junior, „wenn wir die spanische Galeone gleich zu Klump schießen?“

      „Das möchtest du wohl, was?“ entgegnete Nils Larsen grinsend. „In einem fremden Hafen veranstaltet man keinen Feuerzauber, wenn man nicht angegriffen wird. Ihr müßt noch eine Menge lernen, ihr lieben Kleinen.“

      „Richtig“, sagte Hasard und nickte, „vor allem, die eigene Zunge im Zaum zu halten.“

      Die Zwillinge wechselten einen Blick, grinsten verstohlen und schwiegen.

      „Eins muß jedenfalls gesagt werden“, meldete sich Arne zu Wort. „Ich werde dir zur Seite stehen, Hasard. Ich bin genauso wie du bereit, Duelle anzunehmen. Schließlich sind alle von Manteuffels beleidigt worden. Wir haben doch vorhin schon darüber gesprochen. Es geht nicht an, daß du allein deine Haut zu Markte trägst.“

      Der Seewolf schüttelte energisch den Kopf.

      „Für die Duelle bin ich allein zuständig.