Seewölfe Paket 17. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397754
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dritter dröhnend hinzu, „das ist einer der feinen Pinkel von dem spanischen Schnörkelkahn!“

      „Ah, kein Wunder“, ließ sich wieder der erste vernehmen, „die Offiziere auf diesen Feudalschiffen sollen ja nichts Besseres zu tun haben, als von morgens bis abends ihren stinkigen Rotwein in sich hineinzukippen.“

      Esteban Romero wünschte sich ein Loch im Erdboden, in das er am liebsten versunken wäre. Daß er den Kerls in ihrer eigenen Sprache mit einer passenden Bemerkung hätte antworten können, fiel ihm nicht einmal ein.

      Dann, nach endlosen Minuten, hörte er vertraute spanische Stimmen, aufgeregte Stimmen. Und eilige Schritte näherten sich. Als die Decksleute ihm die schwere Last abnahmen, empfand er keine Erleichterung – eher den Drang, nun seinerseits in Ohnmacht zu fallen.

      Wie er an Bord gelangte und mit trockenen Sachen versorgt wurde, wußte er später nicht mehr. Als Kapitän de Frias ihn dann in seinen Salon zitierte, spürte Romero, daß sein Kopf glühte, und er wünschte sich abermals jenes Loch im Erdboden.

      Rodriguez de Coria, mit bleichem und eingefallenem Gesicht, lag auf der Koje und hielt sich ein Fläschchen Riechsalz unter die Nase.

      „Niemand wirft Ihnen etwas vor, Romero“, sagte de Frias, „ich habe von Señor de Coria bereits erfahren, was sich im Hause von Manteuffel abgespielt hat. Es handelt sich lediglich darum, daß wir Sie als Zeugen brauchen. Denn wir werden diesen unerhörten Vorfall keineswegs auf sich beruhen lassen.“

      Unendliche Erleichterung befiel den Dolmetscher. Und wieder war es die Empörung, die ihn zittern ließ, als er in allen Einzelheiten über das unerhörte Geschehen berichtete.

      Kapitän de Frias entließ ihn mit einer gnädigen Geste. Er wandte sich an de Coria, der unter einem Deckenstapel ruhte.

      „Ein Branntwein könnte Ihnen jetzt nicht schaden, Don Rodriguez.“

      „Her damit“, entgegnete de Coria, und er konnte nicht verhindern, daß seine Zähne klapperten.

      De Frias schenkte ein und brachte ihm das Glas.

      „Eins ist ja wohl klar“, sagte er grinsend. „Ihre Felle schwimmen davon, Don Rodriguez. Wenn Sie jetzt noch etwas beschicken wollen, gibt es nur eins.“

      „Und das wäre?“ De Coria stellte das Riechsalzfläschchen beiseite und leerte das Branntweinglas in einem Zug.

      „Die Flucht nach vorn. Was denn sonst? Am besten verteidigt man sich, indem man angreift.“

       6.

      Die Augen der Zwillinge leuchteten vor Begeisterung.

      Hasard sah sie an, erinnerte sich lächelnd an die Standpauke, die er ihnen noch immer nicht erteilt hatte, und beschloß, endgültig darauf zu verzichten. Gegenüber einem de Coria galt nicht das, was er vorgehabt hatte, ihnen über Fairneß zu erzählen.

      Arne klopfte seinem Vetter lediglich auf die Schulter. Was er sagen wollte, war damit gesagt.

      „Alle Achtung“, sagte Hasso von Manteuffel, der am Fenster stand und sich nun umdrehte. „Dein Verhalten war hart und kompromißlos, Hasard. Aber es war absolut gerechtfertigt. Ich denke, wir alle, die gesamte Familie, stehen dahinter.“

      „Daran gibt es nichts zu deuteln“, fügte Arne hinzu, „dieser de Coria beschmutzt unseren guten Namen.“

      Der Seewolf bedankte sich mit einem Lächeln.

      „Ich fürchte allerdings, daß es noch nicht ausgestanden ist. Die Schwierigkeiten fangen erst an. Aber ich werde diese Suppe allein auslöffeln. Ich möchte nicht, daß ihr noch weiter hineingezogen werdet.“ Nils Larsen übersetzte in der gewohnten zügigen Art.

      Hasso von Manteuffel wehrte ab.

      „Nein, wir lassen dich mit dieser bösen Angelegenheit nicht allein. Egal, wie die Folgen aussehen. Denn Komplikationen wird es mit Sicherheit geben. De Coria hat sich ja als Gesandter seines Königs vorgestellt. Schlimmstenfalls könnte es sogar diplomatische Verwicklungen mit Spanien geben.“

      „Abwarten“, entgegnete der Seewolf gelassen, „erstens ist Spanien weit von uns entfernt. Zweitens handelt es sich um eine reine Privatsache. Mit de Corias Funktion als Gesandter hat das überhaupt nichts zu tun.“

      „Vielleicht ist er gar kein Gesandter“, sagte Arne.

      „Ebendrum.“ Hasard nickte. „Ich traue diesem Lumpenhund zu, daß er seinen Status nur vorgegeben hat. Wenn es so ist, konnte er seinem Betrug dadurch mehr Gewicht verleihen. Im übrigen bin ich als Sohn des Godefroy von Manteuffel schamlos beleidigt worden. Deshalb bin ich bereit, für alle Folgen dieser Auseinandersetzung die Verantwortung zu tragen – auch vor einem Gericht.“

      „Dazu wird es niemals kommen“, sagte Arne im Brustton der Überzeugung.

      „Man muß mit allem rechnen“, wandte Hasso von Manteuffel ein, indem er den Kopf wiegte.

      „Wie auch immer“, sagte Hasard, „objektive Richter können nichts anderes tun, als de Coria wegen betrügerischer Absichten und Fälschung eines Dokuments des Landes zu verweisen.“

      „Wenn man ihn nicht gleich in den Kerker wirft“, sagte Arne.

      „Im Grunde ist es unvorstellbar“, sagte Hasard, „man muß sich das einmal vor Augen halten: Diese sogenannte Urkunde ist 1592, also vor einem Jahr, abgefaßt worden – unter Vorspiegelung eines noch lebenden Godefroy von Manteuffel, der aber schon um 1556 als Malteserritter in die Hände des Uluch Ali gefallen und nachweislich 1580 von Salvador de Coria ermordet worden ist. Außerdem sind die Spielschulden reine Phantasieprodukte. Wie sollte ein Galeerensklave jemals Gelegenheit haben, zehntausend Goldtaler im Spiel zu verjubeln?“

      „Von einem Toten ganz zu schweigen“, fügte Arne voller Bitterkeit hinzu.

      „Der Tatbestand ist eindeutig“, sagte Hasso von Manteuffel, „hier sollte auf infamste Weise Geld erpreßt werden. Oder dieser spanische Betrüger wollte sich an unserem Familienbesitz bereichern. Ich würde nur gern erfahren, woher de Coria zum Beispiel sein Wissen über das Gut Alt-Quetzin hat.“

      Der Seewolf winkte lächelnd ab.

      „Das ist leicht zu beantworten. Wahrscheinlich hat er Agenten hier in der Gegend herumschnüffeln lassen. Und das sicherlich schon zu einem Zeitpunkt, als er seinen Betrug noch geplant hat.“

      „Ja, so wird es gewesen sein. Das leuchtet ein.“ Hasso von Manteuffel nickte nachdenklich. „Und woher stammt die Unterschrift Godefroys?“

      „Wahrscheinlich existiert ein altes Schriftstück mit der Unterschrift meines Vaters“, entgegnete Hasard nach kurzem Überlegen, „ich denke an dieses Abkommen, das die sauberen drei Brüder de Coria damals von ihm verlangt hatten. Er wurde praktisch gezwungen, fünf Jahre als Ritter im Malteserorden zu dienen. Das sollte so etwas wie eine Bewährungsprobe sein. Erst danach wären sie bereit gewesen, Godefroy als Gatten ihrer Schwester Graciela zu akzeptieren.“

      „Eine Unverschämtheit“, sagte Arne knurrend, „als ob unsere Familie nicht standesgemäß wäre! Schurken und Betrüger haben wir jedoch nicht in unseren Reihen.“

      Hasard sah ihn an.

      „Du solltest diese Cliquen kennenlernen, zu denen Leute vom Schlage der de Corias gehören. Da gelten Maßstäbe, die unsereins sich kaum ausmalen kann. Was aber meinen Vater betrifft, so könnte ich mir vorstellen, daß er damals den Spieß umgedreht hat, indem er nämlich selbst dieses Schriftstück aufsetzen ließ, in dem bekundet wurde, daß die Brüder de Coria mit seiner und ihrer Schwester Heirat einverstanden seien, sofern der zukünftige Schwager fünf Jahre als Malteserritter gedient habe.“

      „Und was hätte das geändert?“ fragte Arne.

      „Nur so viel, daß mein Vater vielleicht versuchte, die de Corias mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Notariell beglaubigt, hätte das Schriftstück dann