Seewölfe Paket 17. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397754
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Küstenorte dieser Gegend und weiß, daß ihre Bewohner kaum überleben könnten, wenn sie nicht ab und zu einige dieser Steinchen aufsammeln und verkaufen würden.“

      Arne hatte den Sack aus den Beständen des Tyndallschen Bernsteins gefüllt. Weder ihm noch Hasard würde der Verlust dieses einen Sackes wehtun, für Strakuweit aber würde er sehr viel bedeuten.

      In den Augen des Samländers schimmerte es feucht. Verstohlen wischte er sich mit dem Handrücken über das Gesicht.

      „Ich – ich weiß wirklich nicht, wie ich Ihnen allen danken soll“, stammelte er mit gepreßter Stimme.

      „Schon gut“, sagte der Seewolf. „Sehen Sie lieber zu, daß Sie ungefährdet mit dem Zeug nach Hause gelangen. Und sollten wir jemals mit blutigem Schädel dort drüben im Sand liegen, dann dürfen Sie sich gerne revanchieren.“

      „Worauf Sie sich verlassen können“, sagte Strakuweit, dann schüttelte er eine ganze Reihe von Händen.

      Glücklich und dankbar verließ er die „Isabella“. Ferris, Nils, Jan, Roger und Jack pullten ihn zum Strand und halfen ihm an Land. Er kannte hier Weg und Steg, deshalb war es kein besonders großes Problem für ihn, ungesehen nach Palmnicken zurückzukehren.

      Die Sonne eilte ihrem höchsten Stand entgegen, die Mittagszeit war nicht mehr fern. So manch einer der Seewölfe wurde durch seinen knurrenden Magen daran erinnert, daß er heute noch nichts Vernünftiges zwischen die Zähne gekriegt hatte.

      Der Seewolf beschloß deshalb in Abstimmung mit seinem Vetter Arne, noch bis nach dem Backen und Banken vor der samländischen Küste zu bleiben. Dann würde man auf den ursprünglichen Kurs gehen.

      An Bord der „Isabella“ ging jeder seiner gewohnten Arbeit nach, während der Kutscher, Mac und die Zwillinge auf Hochtouren in der Kombüse werkten, um die zahlreichen Kummen und Mucks zu füllen.

      Old Donegal Daniel O’Flynn lehnte an der Nagelbank des Steuerbord-Schanzkleides und kraulte Plymmie, der jungen Wolfshündin, die ihre Vorderpfoten gegen seinen Bauch gestemmt hatte, den Kopf. Dabei sah er Ferris Tucker zu, wie er an einem armlangen Holzstück herumschnitzte, das er für eine Verbesserung seiner Abschußvorrichtung für Flaschenbomben benötigte.

      Von Zeit zu Zeit hob Old O’Flynn schnuppernd die Nase und leckte sich genießerisch über die Lippen.

      „Bin mal gespannt, was es heute gibt“, sagte er. „Nach Räucherheringen riecht es jedenfalls nicht. Vielleicht haben unsere Töpferschwenker mal wieder eine ordentliche Erbsensuppe mit Speck auf dem Feuer. Ha, die könnte mich echt reizen!“

      „Tu nicht so verfressen, Donegal“, sagte Ferris grinsend. „Zu viele Erbsen sind auch nicht gut, du weißt schon warum.“

      „Bah“, erwiderte der Alte, „wenn wir mal in eine Kalme geraten, haben wir wenigstens etwas Wind in Reserve.“ Er drehte ab. um zur Kombüse zu marschieren. Man mußte ja, wenn es was gab, nicht immer der Letzte sein, nicht wahr?

      Kaum war er einige Schritte von Ferris entfernt, ließ ihn ein lauter Fluch herumfahren.

      Der Schiffszimmermann steckte sich gerade den blutenden Daumen in den Mund und zog dabei ein wütendes Gesicht.

      „Was ist?“ fragte Old Donegal. „Hast du ihn mit dem Schnitzmesser ein Stück verkürzt?“

      Ferris zog den Daumen heraus.

      „Blödsinn!“ knurrte er. „Ich habe mir einen langen Holzsplitter eingefangen.“

      „Selber schuld“, sagte der alte O’Flynn, der bei dem Schiffszimmermann noch einige Rechnungen zu begleichen hatte. „Ich hab dir ja schon immer gesagt, du sollst dir nicht ständig an deinem Holzkopf herumkratzen.“ Er setzte seinen Weg zur Kombüse ungerührt fort. Die geharnischten Bemerkungen Ferris Tuckers prallten dabei völlig an ihm ab.

      Doch das Backen und Banken sollte sich für einige von den Seewölfen noch etwas verzögern, denn Bill, der zusammen mit Bob Grey unten vor der Vorpiek Wache geschoben hatte, begab sich zum Kapitän.

      „Vielleicht sollte der Kutscher mal nach Woyda sehen“, erklärte er. „Der Kerl jammert schon eine Weile ganz fürchterlich. Wir konnten ihn zwar nicht verstehen, aber seinem Gestöhne nach hat er zumindest ein ordentliches Bauchzwicken.“

      Hasards Gesicht wirkte skeptisch.

      „Bis jetzt hat Woyda ganz gesund ausgesehen. Na gut, wir sind ja keine Unmenschen.“

      Edwin Carberry, der das hörte, grinste spöttisch.

      „Jawohl, Sir, laß den Kutscher nur nach unten gehen. Ich gönne dem Rübenschwein von einem Generalkapitän seinen Besuch. Und sag unserem Quacksalber, er soll die stinkende schwarze Salbe mitnehmen, mit der er mich immer eingeschmiert hat. Damit soll er den Kerl von Kopf bis Fuß einkleistern. Wenn er davon nicht gesund wird, Sir, bin ich gern bereit, mich voller Hingabe um sein Wohlergehen zu kümmern.“ Der Profos rieb beinahe liebkosend seine mächtigen Pranken.

      Der Seewolf lächelte.

      „Vielleicht haben Bill und Bob das Stöhnen Woydas auch nur mißverstanden. Es könnte ja sein, daß er nur mal dringend zur Galion muß.“

      „Auch gut“, sagte Ed. „Bei dieser Gelegenheit könnte ich ihm gleich die Haut von seinem vornehmen Affenarsch abziehen. Das ist sowieso längst überfällig.“

      „Wie dem auch sei“, meinte Hasard. „Der Kutscher soll mal nachsehen.“

      Augenblicke später begleiteten der Feldscher und Stenmark Bill zur Vorpiek. Stenmark sollte als Dolmetscher fungieren, da der Pole Witold Woyda die schwedische Sprache beherrschte.

      Schon von weitem hörten sie den Generalkapitän jammern.

      Bob Grey, der noch auf der Holzbank vor dem vordersten und dunkelsten Raum des Schiffes hockte und gelangweilt in das blakende Licht seiner Tranlampe starrte, hielt sich beide Ohren zu.

      „Gib ihm was zur Beruhigung!“ rief er dem Kutscher entgegen. „Ich kann’s schon nicht mehr hören. Man meint, der Kerl hätte Wehen und wollte ein Kind zur Welt bringen!“

      „Es wäre schlimm, wenn sich solche Halunken auch noch vermehren würden“, sagte der Kutscher. „Ist er noch gefesselt?“

      „Seit dem letzten Gang zur Galion nicht mehr“, erwiderte Bob Grey. „Wir sind ja keine Menschenschinder, und da er aus unserer Vorpiek niemals von selber heraus kann, haben wir ihm auf Befehl des Kapitäns die Fesseln abgenommen. Er kann bestenfalls versuchen, mit dem Schädel das Schott einzurennen – sofern er daran Spaß hat.“

      „Na, dann paßt gut auf, wenn ich da reingehe“, sagte der Kutscher. „Weiß der Teufel, was für eine Krankheit sich dieser Halunke ausgesucht hat.“ Zu Stenmark gewandt, fuhr er fort: „Frag ihn doch mal, wo es zwickt und zwackt!“

      Stenmark preite den Gefangenen auf Schwedisch an.

      „Was ist los? Was soll das Theater?“ rief er.

      Die Antwort bestand zunächst aus einem langgezogenen Stöhnen. „Der Madonna sei Dank“, erwiderte der Generalkapitän dann ebenfalls auf Schwedisch. „Endlich ein barmherziger Mensch, mit dem man reden kann, und der einen nicht wie ein Tier krepieren läßt!“

      „So schnell gibt man nicht den Löffel ab, wenn man noch vor wenigen Stunden einen gesunden Appetit hatte“, sagte Stenmark spöttisch. „Unser Feldscher ist hier. Er will wissen, was los ist. Hast du plötzlich Pestbeulen gekriegt?“

      Der Pole stöhnte erneut.

      „Viel Schlimmeres!“ jammerte er. „Vielleicht hat mir jemand Gift ins Essen getan. Ich habe fürchterliche, krampfartige Schmerzen im ganzen Leib, so daß ich mich nicht mehr vom Boden erheben kann. Außerdem bin ich schweißgebadet und habe Fieber. Wenn mir nicht sofort jemand hilft, dann sterbe ich!“

      Jetzt legte sich eine steile Falte über die Stirn des Kutschers.

      „Stenmark, sag dem Miststück, daß