Seewölfe Paket 17. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397754
Скачать книгу
zu den Ohren herauskommt!“

      Woydas zerschundenes Gesicht verfärbte sich grün, als ihm Stenmark diese wüste Drohung des Kutschers übersetzte. Als der schwere Riegel des Schotts vorgeschoben wurde, schickte er den Seewölfen einen langen polnischen Fluch hinterher.

      „Da haben wir echt Glück gehabt“, meinte Bob Grey. „Das hätte genausogut anders ausgehen können.“

      Der Kutscher zuckte mit den Schultern.

      „Was kann ich dafür, wenn du deine Pistole im Dunkeln herumliegen läßt?“

      Bill und Bob nahmen ihre Posten wieder ein, als sei überhaupt nichts vorgefallen. Stenmark und der Kutscher kehrten an Deck zurück.

      „Na, lebt unser Gast noch?“ fragte Hasard lächelnd, als er die beiden Männer sah.

      „Wir haben ihn am Leben gelassen, Sir“, sagte der Kutscher. „Und gesund ist er auch wieder, wir haben dazu lediglich die Fäuste gebraucht.“

      „Soll das heißen …?“ Hasard war erstaunt.

      „Genau das soll es, Sir“, erwiderte der Kutscher und grinste. „Der Kerl hat uns was vorgespielt, und wir Idioten wären auch beinahe noch darauf reingefallen. Das heißt – äh – genaugenommen sind wir das sogar. Nur als er mich dann mit meinem eigenen Messer kitzeln wollte, da mußten wir ihn etwas beruhigen!“

      Der Seewolf ließ sich die Einzelheiten berichten. Als der Kutscher in Richtung Kombüse verschwand, um nach der Erbsensuppe zu sehen, atmete Hasard fast hörbar auf.

      10.

      Die Seewölfe fühlten sich satt und rund wie lange nicht mehr. Niemand hätte für möglich gehalten, daß eine kräftige Erbsensuppe mit Speck nach so vielen Räucherheringen so gut schmecken konnte.

      Jeder war mit sich und der Welt zufrieden. Selbst Old Donegal lächelte verzückt und rieb sich gedankenverloren den Bauch.

      „Die Kerls in der Kombüse haben schon was los, das muß man ihnen lassen“, sagte er. „Wer ein Wort gegen dieses Essen sagt, der gehört tatsächlich an die Rah gehängt, jawohl!“

      „Dann kannst du den Generalkapitän gleich dran hochziehen, Opa“, sagte Philip junior.

      „Hä? Was willst du damit sagen?“

      „Er hat sich strikt geweigert, die Suppe anzurühren“, berichtete Philip. „Er sagte etwas von Rattengift.“

      „Na so was!“ Die Stimme des alten O’Flynn klang empört. „Da habt ihr die Suppe doch wohl wieder mitgenommen, wie?“

      „Natürlich!“

      „So ist’s in Ordnung“, sagte der rauhbeinige Alte. „Dann kann man notfalls später noch einen Schlag kriegen.“

      Jung-Philip starrte ihn verblüfft an.

      „Aber Opa …!“

      Doch Old O’Flynn stolzierte bereits davon. Er drehte sich lediglich noch einmal kurz um.

      „Und noch was!“ rief er. „Du Hosentrompeter sollst mich nicht ständig Opa nennen, ist das klar?“

      „Klar, Op …, ich meine, aye, aye, Sir!“

      Ein Ruf aus dem Ausguck unterbrach die Mittagsidylle. Will Thorne, der grauhaarige Segelmacher, war es, der vom Großmars aus die Kimm mit einem Spektiv abgetastet hatte. Und seine Augen erwiesen sich noch als bemerkenswert gut.

      Die übrige Crew brauchte noch eine Weile, bis sie die Galeeren erkennen konnte, die aus südlicher Richtung herankrebsten.

      „Also doch“, sagte Hasard. „Umsonst ist der Schnösel von einem Offizier nicht nach Süden geritten. Es ist durchaus möglich, daß wir ihm diesen Besuch zu verdanken haben.“

      Arne von Manteuffel, der gerade sein Boot besteigen wollte, um auf die „Wappen von Kolberg“ zurückzukehren, enterte noch einmal rasch an Bord der „Isabella“, um eine kurze Lagebesprechung mit dem Seewolf abzuhalten.

      „Ich finde, wir sollten einem Gefecht nicht ausweichen“, meinte Hasard, „zumal sich die Galeeren sowieso an unsere Fersen heften würden. Und beim Kreuzkurs nach Westen wären sie sogar schneller als wir.“

      „Da hast du recht“, sagte Arne. „Wir könnten zwar nach Norden ausweichen, aber da würden wir gewissermaßen auf dem alten Kurs zurücksegeln.“

      Ben Brighton vollführte eine abwehrende Geste.

      „Und das ist nicht im Sinne des Erfinders“, sagte er. „Außerdem würde es die rachelüsternen Polen kaum besänftigen. Ich bin ebenfalls dafür, daß wir uns zum Kampf stellen, damit die ständigen Querelen endlich einmal aufhören.“

      „Sollten wir nicht Woyda wieder als Geisel benutzen?“ fragte Big Old Shane. „Ich meine, die Masche hat ja schon einmal gewirkt.“

      Hasard legte die Stirn in Falten.

      „Davon halte ich nicht mehr viel. Wir können die Galeeren damit vielleicht für kurze Zeit auf Distanz halten, aber irgendwann haben wir sie wieder am Hals, das haben die Erfahrungen der letzten Tage deutlich gezeigt. Es muß endlich einmal ein Schlußpunkt hinter dieses Tauziehen gesetzt werden.“

      Das leuchtete allen an Bord ein. Die ganze Crew war einstimmig dafür, daß den unablässigen Verfolgungsjagden und Angriffen der polnischen Soldaten endgültig Einhalt geboten wurde.

      Der Profos schob das gewaltige Rammkinn vor, zupfte sich am ersten Haarflaum, der auf seiner bislang so kahlen Schädeldecke sproß, und wandte den grimmigen Blick südwärts.

      „Vier Galeeren sind nicht eben wenig“, meinte er, „aber ich sehe trotzdem keinen Grund, aus dem wir vor diesen plattfüßigen Wasserspinnen kneifen sollten. Gerade nach einer so kräftigen Erbsensuppe können wir alle etwas Bewegung brauchen.“

      Während Arne von Manteuffel auf die „Wappen von Kolberg“ überwechselte, wurde die Gefechtsbereitschaft der „Isabella“ überprüft. Aber da gab es nur wenig zu ergänzen, man hatte sich auf dem Schiff der Seewölfe in den letzten Tagen daran gewöhnt, ständig auf der Hut zu sein. Außerdem hatte man die bestehende Gefechtsbereitschaft nach dem Abzug der Polen drüben am Strand nicht völlig aufgehoben.

      Will Thorne blieb im Großmars und erhielt Unterstützung durch Bill. Beide schauten sich fast die Augen aus dem Kopf, um die Crew ständig mit neuen Meldungen versorgen zu können.

      Die Zwillinge sorgten in Windeseile dafür, daß an allen Stellen, wo es nötig war, Sand ausgestreut wurde, um den Füßen der Männer bei einem Kampf festeren Halt zu vermitteln. Anschließend halfen sie dem Kutscher und Mac dabei, die Kupferbekken mit den glühenden Holzkohlen aus der Kombüse zu holen, wohin man sie vor dem Backen und Banken zurückgebracht hatte. Sie wurden rasch auf alle Geschütze verteilt.

      Edwin Carberry und Old O’Flynn gingen an den achteren Drehbassen auf Station, während sich Gary Andrews und Dan O’Flynn zum gleichen Zweck auf die Back begaben.

      Pete Ballie stand bereits am Ruder und Al Conroy überwachte die erneute Ausgabe der Pistolen, Musketen, Tromblons und Flaschenbomben. Gleichzeitig achtete er darauf, daß die Stückpforten geöffnet und die schweren Geschütze ausgerannt wurden.

      Das alles ging reibungslos und äußerst schnell vor sich, denn die Seewölfe waren eine perfekt aufeinander eingespielte Crew, die sich auch durch eine Übermacht nicht aus dem Gleichgewicht bringen ließ.

      Auch drüben auf der „Wappen von Kolberg“ hatte man sich auf den ungebetenen „Besuch“ eingestellt. Arne und seine Mannen signalisierten ihre Gefechtsbereitschaft.

      Dann gingen beide Galeonen ankerauf und liefen etwas von der samländischen Küste ab, um die Luvposition zu gewinnen.

      Die vier polnischen Galeeren hielten in unmißverständlicher Absicht auf die beiden Segler zu. Es gab nicht den geringsten Zweifel daran, daß sie