Seewölfe Paket 17. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397754
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      Und damit hatte der Profos der „Isabella“ den Nagel wieder einmal auf den Kopf getroffen.

      Der Offizier sorgte dafür, daß sich die drei Ausgepeitschten schnell wieder aufrappelten. Das eiskalte Wasser der Ostsee vermochte in dieser Hinsicht wahre Wunder zu wirken.

      Mit Gesichtern, die von Wut und Schmerz verzerrt waren, starrten die drei Kerle den Seewolf an.

      „Das wirst du mir büßen, du Bastard!“ zischte der Hagere. „Ich schwöre es bei der heiligen Madonna!“

      „Halt’ den Mund!“ herrschte ihn der Offizier an. „Halunken, die die Ehre des Königs beschmutzen, haben nichts zu schwören. Oder willst du noch mal die Peitsche schmecken?“

      Nein, das wollte der Bernsteinräuber nicht. Deshalb beschränkte er sich zunächst auf ein wütendes Zähneknirschen.

      Der Offizier wandte sich Hasard zu.

      „Ich muß mich bei Ihnen bedanken“, sagte er. „Sie haben uns einen wertvollen Dienst erwiesen, denn diese drei Hunde hätten ihr schändliches Treiben mit Sicherheit bei nächster Gelegenheit fortgesetzt. Nur würde mich noch interessieren, wie Sie von dieser Sache erfahren haben.“

      Hasard war um eine listige Antwort nicht verlegen.

      „Oh“, sagte er, „das ist rasch erklärt. Wir sind wegen des Sturms in der vergangenen Nacht hier vor Anker gegangen. Dabei konnten wir am frühen Morgen beobachten, wie diese drei Soldaten Bernstein aufsammelten.“

      „Das ist eine Lüge!“ schrie der Kerl mit der Messernarbe. „Wir haben hier einen dreckigen Fischer beim Bernsteinraub gestellt. Da er sich der Verhaftung widersetzte, mußten wir ihn totschlagen. Den geraubten Bernstein aber haben wir beschlagnahmt, um ihn heute abend auf der Kommandantur abzuliefern. So war das, und nicht anders! Dieser Mann hier ist ein infamer Lügner!“

      Hasard schaute sich stirnrunzelnd um. Dann zuckte er mit den Schultern.

      „Es tut mir leid“, sagte er, „aber ich kann hier beim besten Willen keinen totgeschlagenen Fischer entdecken. Ich sehe nur lebendige Menschen.“

      „Und ein Toter kann ja wohl kaum noch weglaufen“, ergänzte Arne von Manteuffel. „Damit steht fest, daß dieser Halunke da lügt, um die Schuld von sich abzuwälzen.“

      „Das ist ganz offensichtlich“, sagte der Offizier. „Sergeant, verpassen Sie diesem Gauner zwei weitere Hiebe, weil er einen ehrbaren Mann beleidigt hat!“

      Die Peitsche des bulligen Soldaten zischte sofort durch die Luft und klatschte auf den Körper des Messernarbigen. Der jaulte laut auf. Und da seine beiden Kumpane angesichts des rigorosen Durchgreifens ihres Vorgesetzten laut Zeter und Mordio schrien, bediente sie der bullige Sergeant ebenfalls ein zweites Mal. Am Ende weilten alle drei im schmerzfreien Jenseits der Besinnungslosigkeit.

      „Ich hoffe“, sagte der Offizier laut, „daß dies für alle eine Lehre ist. Die Hiebe, die diese Halunken empfangen haben, waren nur eine Vorabbestrafung. Was weiter mit ihnen geschieht, wird das Gericht entscheiden.“ Er warf dabei den übrigen Soldaten warnende Blicke zu. Offenbar wußte er sehr genau, welchen Reiz das sogenannte „Gold der Ostsee“ ausstrahlte.

      Der Offizier, dem der hochgewachsene Fremde mit den eisblauen Augen stark imponiert hatte, bedankte sich ein weiteres Mal und versicherte, daß die Bernsteinräuber ihrer gerechten Bestrafung nicht entgehen würden.

      Hasard verabschiedete sich, und wenig später wurde die Jolle zur „Isabella“ zurückgepullt.

      9.

      Kaum hatten die Männer die Decksplanken der „Isabella“ betreten, konnten sie das Lachen, das sie sich bis jetzt mühsam verbissen hatten, nicht mehr zurückhalten.

      „Ich muß schon sagen, Sir“, erklärte der Profos prustend, „es war wirklich großartig, wie du die Kerle aufs Kreuz gelegt hast. Du hättest ein Gaukler oder Schauspieler werden können, jawohl!“

      „Da hätte nicht mehr viel gefehlt, und der Offizier hätte dir zur Belohnung noch ein Trinkgeld in die Hand gedrückt“, sagte Ferris Tucker lachend.

      Hasard winkte ab.

      „Hört schon auf“, sagte er lächelnd. „Mir hat das gar nicht einen so großen Spaß bereitet, wie ihr vielleicht glaubt. Den Leuten solche Geschichten aufzutischen, das liegt mir nicht. Aber in diesem Falle blieb mir gar nichts anderes übrig. Es durfte niemand erfahren, was mit Fritz Strakuweit geschehen ist, sonst wäre er seines Lebens nicht mehr sicher. Also mußte ich dieses blödsinnige Theater spielen. Und – Hand aufs Herz –, die Senge, die die drei Strolche empfangen haben, hatten sie auch verdient! Schließlich haben wir nicht die Falschen in die Pfanne gehauen.“

      „Die Sache war völlig in Ordnung“, pflichtete ihm Arne bei. „Wenn man bedenkt, daß es die ursprüngliche Absicht dieser Kerle war, Strakuweit zu ermorden, dann ist an diesem Mörderpack auch nichts verloren, wenn man ihnen die Hälse langzieht.“

      In der Tat hatte der Seewolf ein sehr riskantes Unternehmen erfolgreich zu Ende gebracht. Ohne sich mit der polnischen Übermacht anlegen zu müssen, hatte er erreicht, daß die drei gefährlichen Spitzbuben zur Rechenschaft gezogen wurden. Dabei hatte niemand – am allerwenigsten der Offizier – eine Ahnung gehabt, mit wem er es in Wirklichkeit zu tun hatte.

      Daß Sir Philip Hasard Killigrew, der von der englischen Königin zum Ritter geschlagen worden war, in deren Geheimauftrag fuhr, war den Polen voll und ganz verborgen geblieben. Ebenso wie die Tatsache, daß es sich bei diesem imponierenden Mann nicht um einen gewöhnlichen Handelsfahrer, sondern um einen der bekanntesten Korsaren der Weltmeere handelte, der sogar einen Kaperbrief Ihrer Majestät, Elisabeth I., besaß. Und das war auch gut so, denn der Seewolf wollte auf seinem ereignisreichen Ostseetörn nicht mehr Schwierigkeiten heraufbeschwören, als unbedingt notwendig Waren.

      Einige Zeit später war die Schar der Bernsteinsammler und Soldaten ein ganzes Stück weiter nordwärts gezogen. Die drei Gefangenen hatte man über drei Pferde gebunden. Wie Edwin Carberry erklärte, würden sie unterwegs mindestens die Hälfte aller ihrer Sünden abbüßen.

      Als sie außer Sicht waren, sagte der Seewolf zu Ben Brighton gewandt: „Wenn der Kutscher meint, daß es vertretbar sei, könnten wir Strakuweit jetzt an Land bringen. Von den Polen droht ihm keine Gefahr mehr, von den drei Gaunern schon gar nicht.“

      Ben Brighton nickte.

      „Das ist ein guter Vorschlag, zumal wir ja nicht ewig hier vor Anker bleiben können. Ich glaube bestimmt, daß der Samländer zäh genug ist, in seinen nahegelegenen Heimatort zurückzukehren.“ Lächelnd fügte er hinzu: „Kaum wart ihr an Land gegangen, hat er sich abermals vom Kutscher und Mac auf die Kuhl bringen lassen, um die Vorgänge durch ein Spektiv zu beobachten. Er ist gewiß kein rachelüsterner Mensch, aber dennoch hat er mit Genuß zugesehen, wie die drei Kerle ihre Senge bezogen haben.“

      Hasard lachte.

      „Na, dann wird er ja wohl zufrieden sein. Aber davon abgesehen – der Mann hat unverschämtes Glück gehabt. Wie sich drüben am Strand herausgestellt hat, hatten die Gauner die Absicht, ihn totzuschlagen. Hätten sie ihn nicht für tot gehalten, dann wäre er es jetzt bestimmt.“

      Der Kutscher hatte keine großen Bedenken, als Hasard mit seinem Vorschlag aufwartete.

      „Der Bursche hat einen enorm harten Schädel“, sagte er. „Wir haben seine Wunden noch einmal gut versorgt und ihm ordentlich was zwischen die Zähne gegeben. Er wird es schaffen, davon ist er selber überzeugt.“

      Kurz bevor man Fritz Strakuweit in die Jolle verfrachtete, kehrte Arne von Manteuffel, der zwischenzeitlich zu seinem Schiff zurückgepullt worden war, auf die „Isabella“ zurück. Er schleppte einen prall gefüllten Sack mit sich.

      „Der ist für Sie“, sagte er zu Strakuweit. „Es handelt sich zwar nicht um jene Bernsteinstücke, die Sie selber dort drüben aufgesammelt haben, aber sie sind