Seewölfe Paket 17. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397754
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zu nehmen, um uns von der Wasseroberfläche wegzuwischen“, sagte Ben Brighton, der an seinem Spektiv drehte.

      Der Seewolf lächelte.

      „Es sieht tatsächlich nicht danach aus, als ob sie uns anpreien und zur Kapitulation auffordern wollten. Im Viererverband fühlen sie sich offenbar stark genug, um uns zu den Fischen schicken zu können.“

      In der Tat boten die vier Galeeren ein groteskes Bild, zumal sie nicht nur durch die rhythmischen Riemenschläge der Ruderknechte vorangetrieben wurden, sondern auch unter Segeln standen. Das Flaggschiff hob sich deutlich von den anderen ab. Die Seewölfe schätzten das Schiff auf eine Länge von 30 bis 35 Yards. Auf dem schlanken Schiffskörper lagen große, rechteckige Holzaufbauten, die als Aus- und Auflieger für die Riemen der Ruderer dienten. Vorn lief der Schiffskörper in einen langen Oberwasser-Sporn aus, der einerseits als Rammwaffe, andererseits aber auch als Enter- und Landebrücke diente. Außerdem konnte er bei der Segelbedienung benutzt werden. Auf dem Vorderteil des Gerüstes befand sich ein Backaufbau, von dem aus man das Segel des Fockmastes bedienen konnte. Am Heck befand sich eine Hütte für die Schiffsführung.

      Auch die Armierung des Flaggschiffes war etwas besser als bei den anderen Galeeren. Außer den Bug- und Heckgeschützen waren auf beiden Seiten mittschiffs unter der Back sechspfündige Minions zu erkennen.

      „Wir werden uns zunächst um das Flaggschiff kümmern müssen“, sagte Hasard. „Es ist den anderen ein beträchtliches Stück vorausgeeilt, aber Vorwitz hat sich noch nie ausgezahlt. Später werden wir versuchen, in eine Lücke einzubrechen, denn die drei anderen haben ihre Linie ziemlich weit auseinandergezogen.“

      Die letzten Worte des Seewolfs gingen im Krachen eines Kanonenschusses unter. Aus einem Buggeschütz der großen Galeere leckte eine Feuerzunge hervor, und die ausgestoßene Kugel klatschte Sekunden später etwa eine Kabellänge von der „Isabella“ entfernt ins Wasser.

      „Das war wohl die offizielle Kriegserklärung“, sagte Ben Brighton, „denn noch liegen sie außerhalb jeder Schußweite.“

      „Pah, Angabe war das, nichts als Angabe!“ rief Edwin Carberry, der an einer Heckdrehbasse auf Station war. „Die wollen uns imponieren und spielen sich deshalb auf wie ein Sack voller Flöhe! Wenn ihnen erst unsere harten Nüsse um die Ohren fliegen, kneifen sie schnell den Hintern zu!“

      Das Flaggschiff, auf dem sich nach Schätzung des Seewolfs einschließlich der Ruderknechte mindestens sechzig bis siebzig Mann befanden, schien sich als erstes die „Isabella“ ausgesucht zu haben, weil von der großen Galeone die Hauptgefahr ausging.

      „Wir fallen nach Backbord ab und gehen auf Gegenkurs“, entschied Hasard und gab dem Rudergänger, Pete Ballie, eine entsprechende Anweisung. „Wenn wir auf gleicher Höhe mit der Galeere sind“, fuhr er fort, „begrüßen wir sie mit einer Breitseite, daß sie die Englein singen hören.“

      Während man auf dem Flaggschiff der Polen die Segel einholte, um die Manövrierfähigkeit zu verbessern, fiel Pete Ballie hart nach Backbord ab, und die „Isabella“ lief über Backbordbug liegend auf Gegenkurs.

      Die Polen jedoch schienen die Absicht der Engländer erraten zu haben, denn sie korrigierten, so schnell es nur ging, ebenfalls den Kurs und liefen schräg von vorn auf die Steuerbordseite der Galeone zu. Der gewaltige Rammsporn war wie ein riesiger Zeigefinger auf die „Isabella“ gerichtet.

      „Die wollen uns ihren Piekser in den Bauch jagen“, sagte Ben Brighton.

      „Das werden wir eben verhindern müssen“, erwiderte Hasard. Seine Wangenmuskeln zuckten, was bei ihm auf äußerste Konzentration und Entschlossenheit hindeutete.

      Der Abstand zwischen den feindlichen Linien verringerte sich rasch. Jetzt waren bereits das Stimmengewirr, die gebrüllten Kommandos, die Drohungen und Verwünschungen zu hören, mit denen sich die Polen auf das Gefecht vorbereiteten. Hastig eilten Männer der Besatzung und Seesoldaten auf den Decks hin und her, um die Befehle des Kommandanten auszuführen.

      Da plötzlich donnerte erneut ein Buggeschütz der Galeere los. Diesmal plumpste die Kugel nur noch höchstens dreißig Yards vor dem Bug der „Isabella“ ins Wasser und ließ eine Wassersäule aufsteigen, die sich spaltete und dann wieder in sich zusammenfiel. Auch eine Salve von Musketenschüssen krachte.

      Die Seewölfe konnten jedoch ihre Culverinen noch nicht einsetzen, denn die Galeere befand sich nicht in deren Schußwinkel. Also mußte man ihnen zunächst mit anderen Mitteln beikommen.

      „Dan!“ rief der Seewolf. „Gib den Burschen Zunder und halte auf den Bug!“

      „Aye, aye, Sir!“ rief Dan O’Flynn zurück, der vorn an der Steuerbord-Drehbasse auf Station war. Gleich darauf senkte er die Lunte nieder.

      Einen Lidschlag später stieß das schwenkbare Geschütz wummernd und fauchend seine Ladung aus. Dan hatte sein Möglichstes getan, um die Reichweite zu erhöhen, und siehe da, es klappte.

      Die Ladung, die aus gehacktem Eisen und Blei bestand, prasselte der Galeere voll ins Vorschiff. Berstendes Holz und laute Schreie bestätigten den Treffer. Von den Soldaten, die das Buggeschütz hatten nachladen wollen, war plötzlich nichts mehr zu sehen. Einer von ihnen wälzte sich auf den Planken.

      Für die Seewölfe war dieser Treffer das Startsignal. Ein lautes „Arwe-nack!“ tönte aus rauhen Männerkehlen, und das war die Kampferklärung der Männer von der „Isabella“. Das Tor, das dieser uralte Schlachtruf aufstieß, war das Tor zur Hölle, wie sich das noch innerhalb der nächsten knappen Stunde erweisen sollte.

      „Diese Wasserspinne ist verdammt schnell!“ brüllte Carberry. „Wenn die ihren Kurs nicht ändert, tut sie mit ihrem Rammsporn unserer Lady glatt Gewalt an!“

      „Laß sie ruhig näher ran, Ed!“ rief Hasard. „Wenn sie unserer Steuerbordseite den Bug zudreht, bietet sie uns zwar eine kleinere Angriffsfläche, aber wir können ihr dennoch ganz ordentlich einheizen.“

      Der Seewolf warf einen Blick zur „Wappen von Kolberg“, gleich darauf huschte ein Grinsen über sein Gesicht, seine eisblauen Augen blitzten.

      Ben, Ed und die anderen Männer auf dem Achterdeck folgten seinem Blick, da sahen auch sie, was geschah.

      Arne von Manteuffel hatte das Vorhaben seines Vetters rechtzeitig erkannt. Deshalb hatte auch er abdrehen lassen und ging nun ebenfalls auf Gegenkurs zu dem Flaggschiff.

      Die „Wappen von Kolberg“ lag nahezu auf gleicher Höhe mit der „Isabella“, und bereits in wenigen Augenblicken würde die Galeere genau zwischen den beiden Seglern stehen. Man konnte sie dann von zwei Seiten aus in die Mangel nehmen, und die Polen mußten sich entscheiden, auf welches Schiff sie sich mit ihrem Rammsporn konzentrieren wollten. Wahrscheinlich würden sie weiter auf die „Isabella“ zuhalten, doch in diesem Falle hatten sie die „Wappen von Kolberg“ im Rücken.

      Jetzt krachte auf Arnes Galeone ein Drehbassenschuß, der dem Flaggschiff der Polen riesige Holzstücke aus dem Backaufbau fetzte. Der Galeeren-Kommandant ließ mit Musketenfeuer antworten und wenig später krachte das Minion auf der Steuerbordseite.

      Die sechspfündige Kugel orgelte jedoch knapp am Bug der „Wappen“ vorbei, weil der Schußwinkel sehr ungünstig lag.

      Der Kommandant brüllte mit wütender Stimme weitere Befehle, die jedoch das Durcheinander an Bord der Galeere nur noch verstärkten. Offenbar hatte man erkannt, daß es ein Fehler gewesen war, den anderen Galeeren zu weit vorauszueilen. Doch es blieb den Polen nicht die Zeit, über diese Fehlentscheidung lange nachzudenken. Die beiden Segler befanden sich jetzt auf gleicher Höhe, und die Galeere lag schräg dazwischen.

      Die Besatzung des Flaggschiffs erkannte die Gefahr und begann aus allen Rohren zu feuern, aber sie wurde durch das Drehbassen-, Musketen- und Tromblonfeuer der beiden Galeonen in ihre Grenzen verwiesen.

      „Sir?“ rief Ferris Tucker, der an seiner Schleudervorrichtung wartete.

      Hasard nickte. „Gib ihnen eine Flasche Brandy, Ferris!“

      Sekunden später flog die Flasche