Seewölfe Paket 21. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397808
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Donegal Daniel O’Flynn hatte soeben seinen Platz auf dem Achterdeck der „Empress of Sea“ bezogen und Martin Correa, der am Ruder stand, mit einem freundschaftlichen Schulterklopfen begrüßt. Es war fünf Uhr morgens. Sven Nyberg, die Zwillinge und Plymmie befanden sich noch unter Deck. Old Donegal kam nicht mehr dazu, Nils Larsen, dem Ausguck auf dem Vorschiff, ebenfalls einen Morgengruß zuzurufen.

      Der alarmierende Ruf des Dänen löschte jäh alle anderen Gedanken aus.

      „Kriegsschiffe Steuerbord voraus!“

      Old Donegal knurrte einen Fluch, ruckte herum und riß das Spektiv an sich. Sekunden später hatte er das Bild, mit dem sie nun schon seit Tagen ständig gerechnet hatten.

      Klar und deutlich zeichneten sich die Segel über der nordwestlichen Kimm ab.

      „Sechs Schiffe!“ rief Nils Larsen. „Richtig?“

      „Richtig“, erwiderte der alte O’Flynn knarrend, indem er weiter durch das Spektiv äugte. „Drei verdammte Galeonen, drei Karavellen und ein Haufen Kleinzeug.“ Er ließ das Spektiv sinken. „Denen zeigen wir schleunigst die Hacken, Martin. Los, los, Kurs auf die Schlangen-Insel!“

      Correa ließ den kleinen Dreimaster abfallen, und dank seiner hohen Fahrt wurden die Segel über der Kimm sehr schnell kleiner.

      Knapp vier Stunden später, gegen neun Uhr, erreichte die „Empress“ die Schlangen-Insel.

      Am Strand der Innenbucht wurde Old Donegal von Hesekiel Ramsgate, Karl von Hutten und Pater David empfangen.

      „Es ist soweit!“ brüllte der alte O’Flynn, noch während er aus dem von Martin Correa gepullten Boot kletterte und auf die Männer zustelzte. „Jetzt kriegen wir den schönsten Teufelstanz, Freunde.“ Atemlos blieb er vor den Wartenden stehen, die ihn anstarrten.

      „Der spanische Verband?“ fragte Pater David grollend.

      „So ist es“, entgegnete Old Donegal und nickte. „Allerdings fehlen drei Galeonen. Die Freunde werden wohl zugeschlagen haben.“

      „Aber es ist ihnen nicht gelungen, den gesamten Verband aufzuhalten“, folgerte Hesekiel Ramsgate düster.

      Old Donegal zog die Schultern hoch.

      „Es bleibt nur eins“, sagte Karl von Hutten, „sofortige Evakuierung. Wie besprochen.“

      Es gab keine andere Möglichkeit. Zügig wurden die Maßnahmen in die Wege geleitet, die während der letzten Besprechung des Bundes der Korsaren bis ins kleinste geplant worden waren.

      Arkana und ihre Kriegerinnen und Krieger bezogen die vorgesehenen Verteidigungsstellungen rings um die Insel. Alle anderen, die sich nicht an den Kämpfen beteiligen würden, begaben sich an Bord der „Wappen von Kolberg“, die von Renke Eggens und einem Teil der Crew Arne von Manteuffels geführt wurde. Zu den Evakuierten gehörten Gotlinde, Gunhild, Mary O’Flynn und die Kinder.

      Da alle Vorbereitungen rechtzeitig getroffen worden waren, lief die Evakuierung zügig ab. Bereits um zehn Uhr verließen die „Empress“ und die „Wappen“ die Schlangen-Insel und nahmen Kurs auf Coral Island.

      Den Vereinbarungen entsprechend, wurde unterdessen auf der Schlangen-Insel der Gefechtsstand bezogen. Hesekiel Ramsgate, Pater David, Karl von Hutten und mehrere Männer aus der Werft-Crew erstiegen zu diesem Zweck das westliche Felsmassiv, das sich in langgezogener Formation von Norden nach Süden erstreckte. Bei dem Gefechtsstand handelte es sich um den höchsten Punkt der Insel, der einen freien Überblick nach allen Himmelsrichtungen ermöglichte. Gleichzeitig waren die Männer durch Felsblöcke und Barrieren, hinter denen sie sich verbergen konnten, vor Blicken von außerhalb der Insel geschützt.

      Auch die einzelnen Positionen, die Arkana und ihre Kriegerinnen und Krieger bezogen hatten, waren ähnlich gut vor unerwünschten Blicken abgeschirmt. Wenn sich die Angreifer der Schlangen-Insel näherten, würden sie praktisch keine Menschenseele erblicken.

      Stunden verrannen, ohne daß sich etwas tat.

      Das änderte sich erst, als die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hatte. Karl von Hutten, der zu dieser Zeit die Beobachtung übernommen hatte, straffte plötzlich seine Haltung.

      „Sie kommen!“ rief er. „Von Westen. Kein Zweifel, es ist der Verband.“

      Geduckt pirschten sich die übrigen Männer an die Felsbarrieren heran und riskierten einen vorsichtigen Blick.

      „In der Tat“, flüsterte Pater David, „sie erdreisten sich in der Tat, ein Gottesurteil heraufzubeschwören. Denn der Allmächtige wird diese himmelschreiende Ungerechtigkeit nicht zulassen.“

      Die übrigen Männer schwiegen. Zu sehr nahm sie das Geschehen in seinen Bann.

      Nur die Mastspitzen des Verbandes waren zunächst über der westlichen Kimm zu erkennen. Noch segelten die Kriegsschiffe aus Havanna in Kiellinie.

      Kurz darauf fächerten die Galeonen und Karavellen auseinander.

      „Jetzt haben sie ihr Ziel erfaßt“, sagte Hesekiel Ramsgate gepreßt.

      „Aber sie sollen ihr blaues Wunder erleben“, knurrte Pater David, „so wahr uns Gott helfe.“

      In diesem Moment lösten sich die sechs Schaluppen von dem Verband und nahmen Direktkurs auf die Schlangen-Insel. Offenbar waren die Einmaster vorausgeschickt worden.

      Durch Zuruf gab Karl von Hutten die Meldung vom Herannahen des Feindes an die nächste Verteidigungsstellung der Schlangenkriegerinnen weiter. Sehr rasch wurde auf diese Weise die alarmierende Nachricht weiterverbreitet, bis auch jene Verteidigungsposten informiert waren, die den anrückenden Verband nicht selbst sehen konnten.

      Äußerst vorsichtig verhielten sich die Verteidiger der Schlangen-Insel jetzt. Sie riskierten bestenfalls, ihren Haarschopf über die Deckung hinauszuschieben. Die Hauptaufgabe der Beobachtung oblag ohnehin den Männern im Gefechtsstand.

      Mittlerweile schwärmten die sechs Schaluppen aus. Offensichtlich hatten sie Order, die Insel von allen Seiten in Augenschein zu nehmen. Die sechs Kriegsschiffe hatten sich unterdessen halbkreisförmig von Westen nach Süden verteilt und waren mit auf gegeiten Segeln in Warteposition gegangen.

      Regungslos verharrten die Männer in sicherer Deckung. Behutsam spähte Karl von Hutten über den zerklüfteten Felsbrocken, den er als Deckung benutzte. Flüsternd teilte er den Freunden mit, was sich außerhalb der Insel tat.

      In der Tat umkreisten die Schaluppen das felsige Eiland. Dabei hielten sie ausreichenden Sicherheitsabstand und tasteten sich mit mäßiger Fahrt voran. Etwa eine halbe Stunde dauerte es, bis sich die in vorderster Position segelnde Schaluppe von der Westseite her nach Norden vorgearbeitet hatte.

      Dann entdeckten die Spanier an Bord des Einmasters den Felsendom.

      Die Schaluppe drehte bei.

      Während Karl von Hutten dies schilderte, konnten sich die Männer in ihrem felsigen Versteck ein Grinsen nicht verkneifen – trotz der immer bedrohlicheren Situation, in die sie nun gerieten.

      An Bord des Einmasters kriegten die Dons samt und sonders lange Hälse und stierten sich die Augen aus dem Kopf. Zwei von ihnen, die durch Spektive spähten, fingerten aufgeregt herum, offenbar, um die Scharfeinstellung zu verbessern.

      Kein Zweifel, daß das, was sie erblickten, ausreichte, um sie buchstäblich aus dem Häuschen zu bringen. Sie konnten den größten Teil der Innenbucht mit ihren Stegen von Norden nach Süden überblicken. Und da war die einladende Passage durch den Felsendom. Offenbar kribbelte es ihnen mächtig in den Fingern, jetzt und auf der Stelle nach dem Rechten zu sehen.

      „Wagt es nur“, flüsterte Pater David, „wagt es, und wir werden euch einen glühendheißen Empfang bereiten.“

      Aber die Spanier überlegten es sich anders. Unvermittelt drehten sie ab und segelten nach Westen zurück, auf das Flaggschiff zu.

      Voller Ungeduld wartete Capitán Don Garcia Cubera, bis der Schaluppenführer über die Jakobsleiter aufgeentert