Seewölfe Paket 30. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783966881043
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sonst so behäbig wirkenden Dons waren wie ein Unwetter aus dem Nichts erschienen.

      Zwei schnelle Karavellen liefen auf Südkurs ab, um ein Ausbrechen der Schebecke zu verhindern. Ein paar Schaluppen folgten. Sie alle hatten nichts anderes vor, als den Arwenacks den Weg zu verlegen.

      „Hart Backbord, Pete!“ rief der Seewolf. „Wir versuchen, nach Süden durchzubrechen.“

      Hasard sah jedoch, daß es fast unmöglich geworden war, denn die achteraus segelnden Schiffe verlegten den Weg und törnten südwärts.

      Die voraussegelnden Schiffe hatten den günstigeren Wind und näherten sich schnell. Auch die Strömung schob noch kräftig mit.

      Die Seewölfe dagegen mußten gegen den Wind anklüsen und hatten die West-Ost-Strömung noch gegen sich.

      Die Spanier waren eindeutig im Vorteil und überlegen.

      Noch mehr Schiffe drängten aus der Bucht. Überall an Bord waren mit Helmen und Brustpanzern ausgerüstete Soldaten zu sehen. Die gewaltigen Rohre auf den Feuerspuckern waren ausgerannt und drohten herüber.

      „Das war mein mulmiges Gefühl“, sagte Old Donegal trocken. „Jetzt bin ich es endlich los.“

      „Was, zum Teufel, können die von uns wollen?“ fragte Hasard.

      Er erhielt keine Antwort auf die Frage, weil keiner eine wußte.

      Ein Durchbruch war sinnlos. Hasard hätte eine der schnellen Karavellen rammen müssen, und dabei hätte es auf beiden Seiten nur Bruch und Trümmer gegeben.

      Eine weitere Entscheidung wurde ihm aus der Hand genommen.

      Auf dem Feuerspucker blitzte es im Zwischendeck grell auf. Sechs Stücke feuerten gleichzeitig.

      Ein gewaltiger Donner erklang. Noch bevor die Kugeln in die See schlugen, blitzte es bei der einen Karavelle ebenfalls auf.

      Rings um die Schebecke stiegen riesige Fontänen aus der See. Das Wasser kochte und schäumte.

      Eine Schaluppe mit behelmten Dons näherte sich rasch und luvte hart an, als sie mit der Schebecke auf gleicher Höhe war.

      Ein vierschrötiger Kerl mit einem glänzenden Helm auf dem Kopf legte die Hände vor den Mund und preite sie an. Es war ein Teniente.

      „Luven Sie an, und streichen Sie die Segel!“ brüllte er. „Wenn Sie es nicht sofort tun, werden Sie zusammengeschossen!“

      „Wir sind freie Handelsfahrer!“ brüllte Hasard zurück. „Was fällt Ihnen ein, auf uns zu feuern? Mit welchem Recht tun Sie das?“

      „Streichen Sie sofort die Segel!“ brüllte der Teniente wild. „Und stellen Sie keine anmaßenden Fragen. Das ist mein letztes Wort.“

      Hasard blickte noch einmal nach allen Seiten und fluchte leise.

      Da war nichts mehr zu tun. Die Kriegsschiffe hatten sich so weit genähert, daß sie die Schebecke zu Staub zerblasen würden, wenn sie ihre Rohre abfeuerten. Das andere waren nur Warnschüsse gewesen.

      Zähneknirschend mußte Hasard sich eingestehen, daß sie hoffnungslos in einer geschickt aufgebauten Falle saßen, aus der es kein Entrinnen mehr gab.

      Widerstand leisten, ebenfalls das Feuer eröffnen? No, Sir, dann sind meine Arwenacks erledigt, und keiner wird es überleben. Diesmal war der Gegner zu mächtig, das sah Hasard ein.

      Die Stimme des Teniente riß ihn wieder hoch.

      „Wird’s bald? Runter mit dem Zeug! Wir wollen nur Ihr Schiff durchsuchen, weiter nichts!“

      Hasard fragte nicht, nach was sie suchen wollten. Er hätte ohnehin keine Antwort erhalten.

      Dann fiel es ihm blitzartig wie ein Schleier von den Augen.

      „Die suchen mich“, sagte er leise. „Das Bumboot – einer der Kerle muß mich trotz des Bartes erkannt haben. Ja, nur so kann es gewesen sein.“

      Der Profos schrumpfte sichtlich zusammen, als er das hörte.

      „Vielleicht finden sie nur unser Schiff ungewöhnlich“, meinte er beklommen. „Ich kann mir nicht vorstellen, daß dich einer erkannt hat, Sir. Wollen wir es nicht trotzdem versuchen? Sind zwar nur etwa zweitausend Mann, aber irgendwie wird’s schon klappen.“

      „Nein“, sagte Hasard heiser. „Ich lasse euch nicht umbringen, kommt gar nicht in Frage. Keiner würde es überleben. Ein Mann muß immer wissen, wo ihm Grenzen gesetzt sind. Anluven und runter mit den Segeln!“ befahl er dann.

      „Recht so!“ brüllte der Teniente, als die Schebecke hoch an den Wind ging.

      Hasard wog ein letztes Mal seine Chancen ab. Aber da gab es keine mehr. Die achteraus segelnden Galeonen waren nicht zu überrumpeln.

      „So ein Scheiß“, sagte der Profos sauer. „Jetzt müssen wir jeder unsere Rolle einwandfrei spielen, sonst ziehen uns die verdammten Dons die Hälse lang. Und lange Hälse wollt ihr doch nicht, was, wie?“

      „Nicht unbedingt“, sagte Matt Davies. „Dann sehen wir ja wie Giraffen aus.“

      Sie grinsten alle ein bißchen, aber die reine Freude war es nicht. Nur bei Mac Pellew fiel das nicht auf, denn der trug wieder sein berühmtes Essiggurkengesicht zur Schau.

      „Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie dich erkannt haben“, sagte Don Juan. „Das wäre wahrhaftig ein dummer Zufall.“

      „So was gibt es leider.“

      Sie dümpelten jetzt in der Strömung ohne Segel. Sanft bewegte sich die Schebecke von einer Seite zur anderen, eingekreist von den Kriegsschiffen Seiner Allerkatholischsten Majestät. Der ganze Verband trieb mit der Strömung langsam in östliche Richtung.

      Dicht vor ihnen waren die gewaltigen Schlünde der Kanonen zu erkennen. Etliche Vierzigpfünder waren auf die Schebecke gerichtet. Überall auf den Decks standen Soldaten.

      Die Dons ließen sich Zeit. Eine der Schaluppen törnte zu dem Riesenschiff „El Lucifero“ und legte dort an. Ein Teniente erklomm kurze Zeit später das Achterdeck und meldete etwas.

      „Ein Generalkapitän“, sagte Don Juan.

      „Dann habt ihr ja den gleichen Rang“, spottete Hasard.

      Don Juan grinste trotz der verfahrenen Situation.

      „Mir wird man meinen Rang längst abgenommen haben. Ich fürchte nur, daß jener Generalkapitän ein gewisser Don Miguel de Salamanca ist.“

      „Was bedeutet das?“

      „Wir kennen uns von früher.“

      „Verdammt!“ zischte Hasard. „Und dann bist du noch nicht unter Deck? Verschwinde augenblicklich!“

      „Ich verstecke mich nicht vor meinen Gegnern.“

      „Das solltest du aber, denn wenn er dich erkennt, wirst du dir eine Menge Ärger einhandeln.“

      „Du gehst das gleiche Risiko ein, auch mit Bart“, erwiderte der Spanier. „Du versteckst dich ja auch nicht, obwohl die Gefahr durchaus besteht, daß man dich ebenfalls erkennt.“

      „Ich bin der Kapitän.“

      „Und ich der Generalkapitän“, sagte Don Juan und grinste wieder.

      „Man kann ein Spielchen auch auf die Spitze treiben.“

      „Ich weiß.“

      „Du bist ein sturer Bock, Mister Juan.“

      Der Kerl auf dem oberen Achterdeck palaverte noch immer mit dem Generalkapitän.

      Don Juan hätte zu gern einen Blick durch den Kieker geworfen, aber da waren mehr als tausend Augen auf sie gerichtet, und es wäre sehr aufgefallen, wenn er den Generalkapitän gemustert hätte.

      Er war sich jedoch ziemlich sicher, daß es Salamanca war.