Seewölfe Paket 12. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954395019
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Sir!“ schrien die vier.

      Hasard schwang sich über das Schanzkleid der Kuhl, enterte an der Jakobsleiter in die Jolle ab und nahm auf der Heckducht Platz. Den Radschloß-Drehling legte er vor sich auf den Bootsboden. Ungeduldig wartete er auf seine Begleiter, die jetzt ebenfalls auf den Sprossen der Leiter erschienen und in Windeseile nach unten sausten.

      Kaum hatten sie auf den Duchten Platz genommen, drückte Hasard die Jolle mit einem Bootshaken von der „Isabella“ ab. Er verstaute den Haken, griff nach der Ruderpinne und rief: „Ruder an! Pullt, was das Zeug hält, die Männer brauchen dringend unsere Hilfe! Hört euch das an!“

      Das Gebrüll, das aus den Hügeln herüberdrang, sprach für sich. Hin und wieder waren die Stimmen der Seewölfe zu vernehmen, aber sie gingen in dem Geheul der Indios unter, die in großer Überzahl aufgetaucht sein mußten.

      Hasard hatte es geahnt: Die braunhäutigen Teufel von der Nordinsel hatten nicht geruht, sie waren auf Rache aus und wollten jetzt, in einem kühnen Handstreich, hier alles an sich reißen.

      Ferris, Smoky, Dan und Pete pullten, als säßen ihnen tausend Dämonen der Hölle im Nacken. Die Jolle glitt immer schneller voran. Hasard lenkte sie so, daß sie direkt neben dem anderen Beiboot auf dem Strand landen mußte.

      „Sir!“ schrie Bill plötzlich zu ihnen herüber. „Achtung! Jemand läuft den Hang hinunter – es ist Matt Davies!“

      Der Seewolf hob den Kopf und entdeckte Matt, der wie von Furien gehetzt die Anhöhe hinunterstürmte. Sein linker Arm baumelte schlaff nach unten. Hasard konnte mit bloßem Auge die rote Blutspur erkennen, die sich daran entlangzog. Matt hielt zwar noch seinen Schiffshauer, drohte ihn aber jeden Moment zu verlieren.

      „Sir!“ brüllte er. „Es gibt Zunder! Diese Bastarde sind wieder gelandet! Luke hat einen Pfeil abgekriegt, und die anderen sind auch übel dran, wenn nicht …“

      „Wir kommen!“ unterbrach Hasard. „Wir haben Flaschenbomben!“

      „Verfluchte Scheiße!“ stieß der rothaarige Schiffszimmermann wutentbrannt aus. „Wie haben die Hunde bloß ungesehen auf der Insel landen können? Ich denke, Tubuago hat überall Wachtposten aufstellen lassen!“

      „Dafür gibt es nur eine Erklärung“, sagte Hasard, während er sich bereits halb aufrichtete, um ins Wasser zu springen. „Surkuts Männer waren schneller als Tubuagos Krieger. Sie haben uns alle überrumpelt.“

      „Wer hätte denn auch damit gerechnet, daß sie am hellichten Tag angreifen?“ fragte Pete Ballie.

      „Keiner, das ist es ja“, sagte Dan. „Mann, wir hätten noch viel vorsichtiger sein müssen.“

      Hasard hatte keine Zeit, sich mit Selbstvorwürfen zu plagen, sonst hätte er sich jetzt gesagt, daß es leichtsinnig von ihm gewesen war, die acht Männer zum Wasserfassen an Land zu schicken. Doch hatte er diese Entwicklung voraussehen können?

      Er sprang in die Brandung, hetzte mit langen Sätzen zu Matt und schrie: „Was ist mit deinem Arm? Ist die Wunde tief?“

      „Nein, Sir“, gab Matt zurück. „Nicht der Rede wert. Nur ein alberner Schnitt.“

      Der Seewolf lief an ihm vorbei und hastete zu den Hügeln. Ferris, Dan, Pete und Smoky waren ebenfalls aus der Jolle heraus, zogen sie nur ein Stück auf den weißen Sand und stürmten dann ihrem Kapitän nach.

      Matt Davies drehte sich um und schloß sich ihnen an. Er brachte sich neben Ferris und wollte ihm etwas zurufen, doch der Schiffszimmermann schrie bereits: „Teufel, Matt, du bleibst besser hier!“

      „Wegen des Arms? Du hast sie wohl nicht mehr alle!“

      „Achtung!“ brüllte Gary Andrews vom Vormars der „Isabella“. „Da ist Shane!“

      Die wuchtige Gestalt des grauhaarigen Schmieds von Arwenack erschien auf der Kuppe der Anhöhe. Er trug Luke und hielt ihn mit der linken Hand fest, mit rechts hob er den Säbel und winkte Hasard und dessen Gefolge zu.

      „Sie sind hinter uns!“ rief er. „Verflucht, sie sitzen uns auf den Fersen! Sie sind wie von Sinnen!“

      „Flaschenbomben fertigmachen!“ schrie der Seewolf.

      „Gebt mir eine Pistole!“ stieß Matt Davies aus.

      Dan warf ihm eine Miqueletschloßpistole zu. Matt ließ den Schiffshauer fallen, fing die Waffe trotz seiner Verwundung mit der Linken aus der Luft auf und spannte den Hahn mit seiner Prothese. Er biß die Zähne zusammen und sagte: „Wenigstens einen Schuß will ich diesen Hunden noch verpassen.“

      Ferris Tucker hatte die erste Höllenflasche zum Vorschein gebracht und versuchte, die Lunte mit Feuerstein und Feuerstahl zu zünden, was aber im Laufen nahezu unmöglich war.

      Pete war mit zwei Sätzen neben ihm und rief: „Gib her, ich helfe dir!“

      Sie langten auf der Kuppe an und konnten über die daran anschließende Senke hinweg sehen, wie die Indios auf dem gegenüberliegenden Hügel Batuti, Bob, Stenmark und Will verfolgten.

      „Shane, bring Luke zur ‚Isabella‘!“ schrie der Seewolf. „Ihr anderen, mir nach!“ Er blieb stehen, legte mit dem Radschloß-Drehling auf die Gegner an und gab den ersten Schuß ab. Er zielte weit nach rechts und holte einen der Indios aus der Flanke der Meute heraus, so daß er seine eigenen Leute nicht in Gefahr brachte.

      „So ein Dreck!“ rief Ferris Tucker. „Wohin soll ich die Flaschen werfen? Wenn ich nicht aufpasse, gehen unsere Kerls mit dabei drauf!“

      „Warte noch!“ erwiderte der Seewolf, dann lief er in die Senke hinunter.

      Er hielt immer wieder nach Sam Roskill Ausschau, konnte ihn jedoch nirgends entdecken. Eine eisige Hand schien nach seinem Herzen zu greifen. Was war mit Sam geschehen?

      Diesmal geht es nicht gut aus, dachte er entsetzt, diesmal gehen ein paar von uns über die Klinge – o Hölle, wie konnte das nur passieren?

      Von Bord der „Isabella“ ertönte wieder ein Ruf. Diesmal wurde er von Bill ausgestoßen. „Deck, Boote in Sicht! Sie laufen in die Bucht ein! Sie greifen uns an!“

      Ben Brighton, der jetzt das Kommando über das Schiff hatte, sah nach Steuerbord und stieß eine üble Verwünschung aus. Wie ein Spuk hatten sich die Kanus und Piraguas hinter der nördlichen Landzunge hervorgeschoben und Kurs auf die Einfahrt der Ankerbucht genommen, während sich alles auf die Vorgänge an Land konzentriert hatte. So waren die Gegner jetzt schon bedrohlich nah heran, so nah, daß das Zusammentreffen mit ihnen unvermeidlich war.

      Der Verband bestand aus zehn Kanus und Piraguas. Ganz vorn, in der größten Piragua, stand aufrecht und mit verschränkten Armen ein breitschultriger Indio, der einen mächtigen Federschmuck auf dem Haupt trug. Ben glaubte sein triumphierendes Grinsen sehen zu können.

      „Das ist Surkut mit dem zweiten Teil seiner Bande!“ rief Ben. „Los, schnappt euch die Spaken und dann ’ran an das Spill! Wir lichten den Anker, damit wir beweglicher sind! Die anderen – auf Gefechtsstation! Hölle, wir wollen den Hurensöhnen einen gebührenden Empfang bereiten! Gary, sofort abentern, jetzt wird jeder Mann an Deck gebraucht!“

      Gary schwang sich über die Umrandung des Vormarses, als wolle er aus luftiger Höhe auf die Kuhl springen. Für einen Augenblick wirkte es tatsächlich so, als würde er abrutschen und stürzen, doch dann sah Bill, der ihn beobachtete, wie der Fockmastgast geschickt in den Wanten nach unten hangelte.

      Gary war sich der prekären Lage, in der sie sich befanden, genauso bewußt wie die anderen, und er tat das Menschenmögliche, um so schnell wie möglich an die Geschützbatterie zu gelangen.

      Die „Isabella“ war hoffnungslos unterbemannt. An Bord befanden sich jetzt nur noch Ben, der Profos, der Kutscher, Blacky, Gary, Al Conroy, Old O’Flynn, Jeff Bowie, Bill und die Zwillinge, also nur neun Männer – von denen der eine an der Schulter verletzt war – und zwei Kinder.

      Der einzige Vorteil, den sie in dieser Situation