„Alles in Ordnung?“ Jun wandte den Blick kurz von der Straße ab, um mich anzusehen.
„Ja“, antwortete ich hastig und etwas zu laut. „Ich habe mich nur an damals erinnert, als du versucht hast, mir mit Five Finger Death Punch das Trommelfell wegzupusten.“
„Ich wusste, dass es eine Lüge war, als du behauptet hast, du würdest sie mögen.“
„Ich wollte dich beeindrucken.“ Ich streckte eine Hand aus, um sie auf Juns Oberschenkel zu legen. Dort spürte ich feste Muskeln und es fühlte sich richtig an. „Hat es funktioniert?“
Jun antwortete lediglich mit einem Lächeln.
Nachdem Jun und ich auf die Nachricht im Schrank gestoßen waren, hatte es mir gereicht. Kein verrücktes, gruseliges Zeug mehr für mich, vielen Dank. Ich hatte Adam angewiesen, später alles abzuschließen, hatte mir meine Sachen geschnappt und mich mit Jun auf den Weg nach Hause gemacht. Für die nächsten eineinhalb Wochen hatte ich nichts anderes geplant, als am Strand zu entspannen, Tourist zu spielen und sehr viel mit Jun nackt herumzuliegen. Ein verschwundenes Skelett und eine geheimnisvolle Nachricht würden nicht meinen Urlaub ruinieren.
Wehe dem, der in den nächsten zehn Tagen versuchte, mich von meinem sexy Mr Tanaka fernzuhalten. Ich mochte winzig sein, aber ich würde jemanden richtig fertigmachen.
„Links oder rechts?“, fragte Jun an der nächsten Kreuzung.
„Hier links“, antwortete ich und richtete mich etwas auf, damit ich auf das in Sicht kommende Häuschen zeigen konnte. „Das blaue ist meins. Da ist mein Parkplatz.“
Jun parkte am Straßenrand. „Wo ist die pinke Vespa, von der ich so viel gehört habe?“, fragte er, während er den Zündschlüssel abzog.
„Oh, die Prinzessin?“, fragte ich grinsend. „Die ist im Garten.“
Jun stieg lachend aus und holte seinen Trolley aus dem Kofferraum.
Ich ging währenddessen zur Haustür, schloss auf und öffnete sie für ihn. „Willkommen in Chez Grant. Kommen Sie wegen der Hausmannskost, bleiben Sie wegen des süßen Arschs.“
„Bekommt jeder dieses Angebot?“, erkundigte sich Jun beim Eintreten.
„Nur linguistisch Begabte, die Verbrechen bekämpfen.“
„Klingt nach einer kurzen Liste.“
Ich schloss die Tür, drehte mich um und sah zu ihm auf. „Du würdest dich wundern. Ich denke, ich könnte dich jeden zweiten Mittwoch für einen Brunch unterbringen. Was meinst du? Selbst gemachte Omeletts, bevor wir uns um deine Vorderseite und meine Rückseite kümmern?“
Jun stellte seine Laptoptasche neben seinem Trolley ab und näherte sich. Ich presste mich mit dem Rücken gegen die Tür und genoss, wie er vor mir aufragte. Ich spürte die Wärme seines Körpers und die Bewegung seiner straff gespannten Muskeln. So viel Selbstbeherrschung. Vielleicht zu viel.
„Obwohl ich glaube, dass meine Tische jetzt reserviert sind“, flüsterte ich.
„Unter dem Namen Tanaka. Soll ich es buchstabieren?“
„Nein, ich hab’s schon.“
Jun musterte mich kurz. Er gab mir das Gefühl, mich mit seinen Blicken auszuziehen. Meine Atemzüge wurden flacher und schneller, während mein Schwanz eindeutig erwachte und sich einsatzbereit machte.
Du musst noch nicht strammstehen. Er hat dich bisher nicht mal angefasst!
„Gehen wir doch lieber sicher“, sagte Jun. Dabei senkte sich seine Stimme so sehr, dass sie praktisch meine Eier massierte. Er näherte sich so weit wie möglich, ohne meinen Körper mit seinem zu berühren. Ich vibrierte fast, als ich dagegen ankämpfte, mich auf ihn zu stürzen. Jun legte sanft einen Zeigefinger an meine Kehle und zeichnete etwas auf meine Haut, das sich wie ein T anfühlte.
„T“, sagte er.
Er wanderte weiter hinunter, unter mein Schlüsselbein.
„A“, sagte ich.
Jun zog den Finger nach unten und zur Seite, wo er gegen das Barbell-Piercing in meiner Brustwarze stieß. Seine Lippen verzogen sich zu diesem schiefen Lächeln, als ich geräuschvoll ausatmete. „N“, sagte er, als er den Buchstaben schrieb.
Ich schluckte.
Jun senkte seine Hand langsam zur Mitte meines Bauches und presste einen weiteren Buchstaben auf meinen Körper.
„A“, flüsterte ich.
Jun lächelte etwas verwegener. Er ließ den Finger über meinen Bauch gleiten, wo er beim nächsten Piercing innehielt. „K“, sagte er, als er mit dem Finger leicht gegen den Metallring stieß, woraufhin ein Piercing, das für mich niemals von erotischer Bedeutung gewesen war, plötzlich dafür sorgte, dass mein ganzer Körper vor Sehnsucht schmerzte. Jun hob den Blick, sah mich eindringlich an und legte seinen Finger an meinen sich aufreckenden Schwanz, zeichnete einen Buchstaben.
„Aah“, stöhnte ich mit gegen die Tür gelehntem Kopf.
Jun entfernte seine Hand.
„Begehst du jetzt einfach Buchstabierflucht?“, murmelte ich. Als ich mich von der Tür löste, stolperte ich.
Jun hielt mich fest. „Alles in Ordnung?“
„Es geht mir gut“, beharrte ich und entzog mich ihm.
„Kein Grund zur Eile“, sagte er.
„Abgesehen von meiner halben Latte … in Skinny-Jeans …“ Ich richtete mich auf, um auf die Stelle meines Leidens zu zeigen.
Jun wirkte amüsiert. Mistkerl. Er öffnete das vordere Fach seines Trolleys, um ein Paar schwarze Hausschuhe herauszuholen. Dann streifte er seine teuer wirkenden Schuhe ab, wobei er kurz bunte, in Regenbogenfarben gestreifte Socken aufblitzen ließ und schlüpfte in die Pantoffeln.
Ich senkte den Blick zu meinen verschlissenen, abgewetzten Chucks. Ich schwankte ständig zwischen sehr viel Wert auf mein Äußeres zu legen – mal ehrlich: Meine Haare, meine Piercings und das Tattoo auf meinem Rücken waren echt scharf – und zu wirken, als wäre mir entfallen, wie das noch mal mit dem Erwachsensein ging. Denn meine Garderobe war fragwürdig – hauptsächlich billige Klamotten im Stil eines Teenagers und es hätte mich nicht überrascht, wenn diese Cons noch aus dem Jahr 1992 stammten.
„Was hat es mit den Socken auf sich?“, fragte ich.
„Meine Schwester schenkt mir jedes Jahr alberne Socken. Deshalb habe ich viele.“
„Ooh“, säuselte ich. „Wie süß.“
Jun räusperte sich.
Ich setzte mich in Bewegung und führte ihn ins Wohnzimmer. „Also. Erdgeschoss.“
Das Haus war eigentlich größer, als es für mich allein nötig gewesen wäre. Allerdings war es wunderschön, und durch meine Zeit in New York hatte ich mich an Mietpreise gewöhnt, die einen ausbluteten. Also hatte ich es behalten. Alle Räume waren mit leuchtenden, an den Strand erinnernden Farben gestrichen, die man auf der ganzen Insel sah – blau, grün und pink, mit einigen ausgewählten Werken einheimischer Künstler an den Wänden. Das Wohnzimmer beinhaltete das Nötigste: Fernseher, Sofa und ein Regal mit Liebesromanen und Kochbüchern.
Ja, ich weiß. Und mein Terminkalender war auch plötzlich immer sehr voll, wenn ich einen Liebesroman mit einem Koch und einem Polizisten fand.
Ich näherte mich dem offenen Durchgang zur Küche und schaltete das Licht ein, damit Jun sie sich ansehen konnte. Sie war nicht übermäßig beeindruckend, doch in meiner alten Wohnung in Brooklyn hatte ich genau eine halbe Arbeitsplatte gehabt, während sich hier mehrere und eine Spülmaschine befanden.
„Neben der Gartentür ist eine Waschküche“, teilte