Flamme von Jamaika. Martina Andre. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Martina Andre
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788726292879
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sagte sie trocken, nicht wissend, was sie von einem solch fragwürdigen Kompliment halten sollte.

      Er selbst hatte es offenbar nicht für nötig erachtet, sich zu waschen, zu rasieren und standesgemäß zu kleiden, bevor er ihr seine Aufwartung machte. Nur den Hut hatte er abgenommen. Mit seinem schwarzen Bartschatten und dem zerzausten, dunklen Haar, das ihm verschwitzt und staubig am Kopf klebte, sah er geradezu wild und leidenschaftlich aus. Obwohl sie sich innerlich dagegen wehrte, erlag Lena augenblicklich seinem ungezähmten Äußeren und erwischte sich bei einer Reihe von sündigen Gedanken, die ihr äußerst unangebracht erschienen.

      Auch Edward war offensichtlich nicht entgangen, welche Wirkung er auf sie hatte. Mit zwei langen Schritten war er bei ihr und umarmte sie heftig. Ehe Lena es sich versah, presste er seine Lippen auf die ihren, und seine Zunge drang tief in ihren Mund ein. Zugleich packte seine große Hand ihren Hintern und drückte ihren flachen Bauch fordernd an sein spürbar geschwollenes Glied.

      Lena vergaß zu atmen. Die Hitze zwischen ihren Schenkeln vernebelte ihren Verstand. Und so ließ sie es zu, dass sich seine andere Hand in ihren Ausschnitt drängte und gierig ihren Busen knetete. Als Edward eine Brust anhob, um an dem rosigen Nippel zu saugen, stieß Lena einen kleinen, spitzen Schrei aus. Er musste das als Aufforderung aufgefasst haben, denn er drängte sie aufs Bett.

      «Du duftest so gut», murmelte er, während er selbst den Geruch von Schweiß, Pferd und dem Staub der Straße verströmte. «Ich muss dich unbedingt haben, jetzt und hier. Ich kann nicht länger warten.»

      Rücklings fiel sie mit ihm in die seidenen Laken und erlag seinen hingebungsvollen Küssen. Seine Rechte suchte sich derweil den Weg unter ihre Röcke und schob sie allesamt mit einer gezielten Bewegung so weit nach oben, dass er Lenas nackte Scham entblößte. Erst als er sich keuchend darüberbeugte und begann, den blonden, noch unschuldigen Flaum zwischen ihren Schenkeln zu küssen, kam sie wieder zu Verstand.

      «Nicht hier und nicht jetzt!», stieß sie schwer atmend hervor und schob ihn mit unerwarteter Kraft von sich weg.

      Edward hielt verdutzt inne. «Was hast du denn?», fragte er hitzig.

      «Es ist …», sie stockte, nach einer Begründung ringend, «… weil wir noch nicht verheiratet sind.»

      «Kein gutes Argument», protestierte er ärgerlich und richtete sich halb sitzend auf. Lena registrierte mit Schrecken, dass seine Hose bereits geöffnet war und sein hart geschwollenes Geschlecht ans Tageslicht drängte. Sofort spürte sie, wie ihr die Schamesröte heiß den Hals hinaufkroch, und sie sprang fluchtartig vom Bett.

      «Um Gottes willen, was wäre, wenn uns jemand so sieht», stieß sie mit erstickter Stimme hervor und dachte an Estrelle oder Maggie, die jeden Moment hätten hereinkommen können.

      Edward brach unvermittelt in schallendes Gelächter aus. «Wir sind so gut wie verheiratet», antwortete er amüsiert. «Denkst du wirklich, meine Dienerschaft würde sich etwas daraus machen, wenn sie ihre Herrschaft im Bett erwischt?»

      «Nicht die Dienerschaft», gab Lena klein bei, obwohl sie anderer Auffassung war, «aber vielleicht Maggie, die direkt nebenan schläft. Wenn du der Gentleman bist, als den ich dich kennengelernt habe, bedeckst du dich augenblicklich», forderte sie leise. «Mein Vater würde es ebenfalls nicht gutheißen, wenn ich nicht jungfräulich in die Ehe ginge.»

      Edward knöpfte resigniert seine Hose zu und schüttelte den Kopf. «Dein Vater würde es auch nicht gutheißen, wenn er wüsste, wie groß in Wahrheit dein Verlangen nach mir ist. Oder glaubst du, mir wäre entgangen, wie sehr du mich begehrst?» Er sah sie herausfordernd an. «Ich bin auch nur ein Mann. Und ich habe Monate darauf gewartet, dich endlich in meinem Bett zu haben.»

      «Dann wird es dir sicher nichts ausmachen, wenn wir noch bis zur Hochzeitsnacht warten», bemerkte sie deutlich verschnupft und ordnete ihr Kleid.

      Edward schnaubte verdrossen und sah sie verständnislos an.

      «Bist du denn gar nicht froh, mich zu sehen – nach all der langen Zeit, die wir getrennt waren?»

      «Natürlich freue ich mich, dich zu sehen. Ich habe die ganze Überfahrt an nichts anderes gedacht.»

      Lena traute sich nicht, seinen lodernden Blick zu erwidern. Zumal er sich anschickte, aufzustehen und ihr zu folgen. Denn noch immer lag eine ungebändigte Lüsternheit darin.

      «Willst du mich denn gar nicht fragen, wie die Schiffsreise war?» Sie hatte Mühe, den bissigen Unterton in ihrer Stimme zu unterdrücken.

      «Wie war die Schiffsreise?», fragte er lahm vom anderen Ende des Zimmers. Wobei er ein paar Schritte auf sie zuging.

      Nervös verschränkte sie ihre Arme vor der Brust. «Nun, du wärst stolz auf mich, wie gut ich die Strapazen verkraftet habe. Die Überfahrt hat mir beinahe nichts ausgemacht, obwohl wir in mehrere Stürme geraten sind.»

      Sie ging um das Bett herum, um noch ein wenig mehr Abstand zwischen sie zu bringen.

      «Maggie war dagegen während der Reise überhaupt nicht gut», plapperte sie weiter. «Ich hatte entsetzliche Angst um sie, weil ich fürchtete, sie könnte sterben, bevor wir Redfield Hall erreichen.»

      «So schnell stirbt man nicht», sagte er mit einem überheblichen Lächeln.

      «Das war der Lieblingsspruch meiner Großmutter», konterte sie, «und eines Tages fiel sie um und war tot.»

      Lena ärgerte sich über Edwards Sorglosigkeit. Dieser nachlässige Charakterzug war ihr in London gar nicht an ihm aufgefallen.

      «Wir können nur froh sein, dass Maggie sich bereits auf dem Wege der Besserung befindet und sogar etwas gefrühstückt hat.»

      «Ach», stieß er hervor und machte eine wegwerfende Handbewegung. «Dann scheint es ja so schlimm nicht zu sein.»

      «Ich hätte mich gefreut, wenn du uns am Hafen abgeholt hättest!», brach es aus ihr hervor, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.

      Ob es Tränen der Wut oder Tränen der Trauer waren, vermochte Lena nicht zu sagen. Nur dass Edward ihr mit einem Mal so entsetzlich gefühlskalt erschien.

      «Es tut mir leid», lenkte er überraschend sanft ein und machte noch einmal den Versuch, ihr näher zu kommen.

      Doch Lena wich unwillkürlich zurück.

      «Ich hatte dringende Geschäfte zu erledigen.» Er zuckte mit den Schultern. «Wir wussten nicht genau, wann das Schiff einlaufen würde, deshalb habe ich Trevor an meiner Stelle geschickt. Er ist mein bester Mann, auf ihn kann ich mich blind verlassen.»

      «Aber nicht er will mein Ehemann werden, sondern du», erwiderte sie trotzig. «Außerdem hat er sich vor der Abfahrt nach Redfield Hall betrunken. In meinen Augen ist er ein Scheusal ohne Manieren.»

      «Ist es nicht ein ausgesprochenes Glück für dich», neckte er sie und lachte, «dass ich es bin, der um deine Hand angehalten hat und nicht er?»

      Lena warf Edward einen zornigen Blick zu.

      «Wer weiß, vielleicht überlege ich es mir ja noch», giftete sie. «Da reise ich fünftausend Meilen übers Meer, und mein zukünftiger Ehemann schickt seinen betrunkenen Vertreter, um mich am Hafen abzuholen. Wenn sich das in London und Hamburg rumspricht, wird sich die Meinung, dass du eine glänzende Partie bist, rasch ändern.»

      Plötzlich wurde Edward ernst.

      «Ich bin eine sehr gute Partie!», bekräftigte er mit erhobener Stimme. Deutlich sanfter fügte er hinzu: «Es war nicht meine Absicht, dich zu erzürnen. Ich werde es wiedergutmachen, ich verspreche es dir. Gleich heute Mittag beim Lunch fange ich damit an.» Feierlich hob er die Hand, als ob er einen Eid leisten wollte. «Und sobald mein Vater aus Spanish Town zurückgekehrt ist, werden wir die Hochzeit vorbereiten.»

      Lena entspannte sich zunehmend, weil ihm anscheinend doch etwas an ihr lag. Plötzlich konnte sie sogar wieder lächeln. Edward ergriff seine Chance und kam langsam auf sie zu, um sie – diesmal um einiges vorsichtiger – in den