Diese heiß ersehnten Jahre - Liebesroman. Marie Louise Fischer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marie Louise Fischer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788726355109
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ausgezeichneten Geschmack haben.«

      Dr. Scholz blickte sich mit leichter Wehmut um. »Wir hatten es wirklich sehr hübsch hier.«

      Martina fand ihn sympathisch. Sie hätte ihm gern gesagt, daß er sie – mit oder ohne Freund – gern besuchen dürfte. Aber sie traute sich nicht. Sie hatte Angst, er könnte es als aufdringlich auffassen. Angst auch, Frau Gardener könnte einen falschen Eindruck von ihr gewinnen.

      Später sollte sie das bedauern, im Augenblick aber war sie ganz erfüllt von dem Glück, für sich und ihre Kinder eine Bleibe gefunden zu haben.

      Sie gingen ins Haupthaus zurück. Der Mietvertrag wurde mit der Klausel geschlossen, daß er erst dann volle Gültigkeit haben würde, wenn Martina den Baukostenzuschuß hinterlegt hätte. Dr. Scholz war auch für seinen Kollegen zeichnungsberechtigt.

      Martina rief gleich vom nächsten Postamt ihren geschiedenen Mann an.

      »Gratuliere«, sagte er trocken.

      »Das wäre doch ein Grund zum Feiern!«

      »Aber nicht mit mir.«

      »Warum bist du so unfreundlich?«

      Auf diese Frage erhielt sie keine Antwort.

      »Wir müssen die Möbel noch aufteilen«, erinnerte sie ihn.

      »Teilen?« spottete er bitter. »Wie großzügig von dir! Ich dachte, ich bekäme das, was du nicht mehr brauchen kannst.«

      »Du hältst mich wohl für sehr raffgierig?«

      »Du bist die raffgierigste Person, die ich kenne.«

      Friedfertig sagte sie: »Vielleicht stimmt das sogar. Ich lasse mir wirklich nicht gern die Butter vom Brot nehmen. Aber was die Möbel angeht, da hast du Glück. Ich kann nicht allzuviel in Düsseldorf verwenden.«

      »Wieso nicht?«

      »Die Wohnung ist ganz anders. Also schau mal vorbei. Möglichst bald, bitte. Ich möchte den Umzug so rasch wie möglich hinter mich bringen. Das ist doch auch in deinem Interesse.«

      Helmut kam noch am gleichen Abend, von den Kindern stürmisch begrüßt, und die Geschiedenen einigten sich diesmal ohne Schwierigkeiten. Martina überließ Helmut die Einrichtung der Küche, das Doppelschlafzimmer und, wenn auch mit einigem Bedauern, die Wohnwand. Auch auf den nierenförmigen Tisch verzichtete sie. Mitnehmen wollte sie nur das Mobiliar aus dem Kinderzimmer, Teppiche, Sessel, die Couch und die Stehlampe, auch Wäsche, Geschirr, Töpfe und Bücher. Es würde ein kleiner Umzug werden.

      »Eigentlich«, sagte sie, »brauche ich gar keine Spedition dazu. Mit einem Kombiwagen müßte es zu schaffen sein.« Als er schwieg, legte sie mit einer Geste ungewohnter Zärtlichkeit ihre Hand auf die seine. »Wenn mir einer dabei helfen würde.«

      »Ja, das kann schon sein«, erklärte er ungerührt.

      Sie blickte ihn beschwörend an. »Helmut, bitte, willst du es nicht tun? Wir könnten es Sonntag machen.«

      »Du meinst, daß ich da nichts Besseres vorhabe?«

      »Was Nützlicheres bestimmt nicht. Du warst doch sonst immer so fürs Sparen.«

      »Ja, aber nicht zugunsten anderer.«

      »Es ist doch dein Geld, Helmut, es kommt von dir. Du wirst doch nicht wollen, daß ich es für nichts und wieder nichts verplempere?«

      Da er immer noch nicht auf ihren Wunsch einging, fügte sie drängend hinzu: »Denk doch auch mal daran, daß jetzt verschiedene Anschaffungen für den neuen Haushalt auf mich zukommen, und das nur, weil ich bei der Teilung so großzügig war.«

      »Du bist gut!« rief er. »Für wie blöd hältst du mich eigentlich?! Du hättest doch am liebsten alles mitgenommen, wenn du es nur hättest verwenden können.«

      »Oh, ich hätte ja die Wohnwand zum Beispiel – sie ist noch so gut wie neu – auch für mich beanspruchen und dann verkaufen können. Der Umzug wäre dabei schon für mich herausgesprungen.«

      »Das wäre gegen die Abmachung gewesen!«

      »Du hättest es ja gar nicht zu merken brauchen.«

      »Deine Logik ist wieder mal überwältigend. Ich gebe mich geschlagen.«

      »Du machst es also? Oh, Helmut, das ist wirklich lieb von dir! Du besorgst das Auto, ja? Für die Kosten und das Benzin komme ich natürlich auf.« Sie lief in die Küche, holte eine Flasche kaltes Bier aus dem Eisschrank und schenkte ihm, um ihn bei guter Laune zu halten, noch einmal nach. »Da ist übrigens noch etwas . . . «

      »Ja?«

      »Ich brauche jetzt das Geld.«

      »Sobald du wirklich hier raus bist.«

      »Also gut. Ich werde noch diese Woche in Düsseldorf ein Konto eröffnen. Wahrscheinlich bei der Dresdner Bank, die hat eine Filiale ganz in der Nähe von Heerdegen. Du kannst es mir dann überweisen.«

      Mit diesem Vorschlag zeigte er sich einverstanden.

      Bald darauf ging er ins Kinderzimmer, um sich zu verabschieden. Stefan nahm den Kuß, den er ihm auf die Wange drückte, gelassen hin, aber Claudia regte sich wieder sehr auf.

      »Geh nicht weg, Vati, geh nicht weg!« Sie klammerte sich wie eine Verzweifelte an ihn. »Warum mußt du denn immer Weggehen?!«

      »Schon gut, schon gut, Kleines.« Von ihrem Überschwang eher unangenehm berührt, streichelte er ihr über das glatte blonde Haar. »Wir sehen uns ja schon am Sonntag wieder.«

      »Ist das wahr?«

      »Ja. Ich bringe eure Sachen nach Düsseldorf.«

      »Aber ich will nicht nach Düsseldorf!«

      Er löste ihre mageren Ärmchen von seinem Hals. »Darüber sprichst du am besten mit deiner Mutter.«

      Martina brachte ihren geschiedenen Mann zur Wohnungstür. Sie hielt Claudia fest, damit sie ihm nicht nachlief, obwohl sie nicht annahm, daß sie das ernstlich vorhatte.

      »Mach um Himmels willen nicht so ein Theater!« mahnte sie.

      »Was soll denn das?«

      »Aber ich will nicht, daß Vati weggeht . . . ich will es nicht!«

      »Beruhige dich, bitte! Das ist doch alles halb so schlimm!«

      »Für dich vielleicht! Aber nicht für mich!« Claudias Gesicht war verzerrt vor Schmerz und naß vor Tränen.

      Martina ärgerte sich über sich selber, weil sie wieder einmal mehr denken mußte, wie schade es war, daß das kleine Mädchen so sehr nach ihrem Vater geriet und nichts von ihr mitbekommen hatte. Immerhin sprach sie es nicht aus. »Weißt du was«, schlug sie vor, »ich glaube, wir müssen uns wirklich mal zusammensetzen und in Ruhe miteinander reden. Ich werde euch einen Kakao kochen, ja?«

      »Prima, Mutti!« rief Stefan begeistert, während Claudia, für die das Beruhigungsgetränk eigentlich gedacht war, weiter schluchzte, als habe sie gar nichts gehört.

      Martina schickte die Kinder in ihr Zimmer und versprach, ihnen den Kakao ans Bett zu bringen. »Wie gut, daß ihr aus diesem Kabuff herauskommt«, sagte sie, als sie das Tablett hereintrug, »in Düsseldorf kriegt endlich jeder ein Zimmer für sich allein.«

      »Aber ich will nicht nach Düsseldorf!« Claudia hatte das kleine, noch unausgebildete Kinn trotzig vorgeschoben.

      »Du fängst an, dich zu wiederholen.« Sie stellte das Tablett auf den rechteckigen Tisch, an dem die Geschwister, einander gegenüber sitzend, ihre Schularbeiten zu machen pflegten.

      Stefan, in einem ausgewachsenen Schlafanzug und in Pantofeln, war zu ihr gelaufen und schnupperte erwartungsvoll. Martina schenkte ihm eine Tasse ein und trug die andere Tasse dann auf dem Tablett zu Claudia.

      Das Mädchen, das blonde Haar für die Nacht zu Zöpfen geflochten, sah in dem Hemdchen,