Diese heiß ersehnten Jahre - Liebesroman. Marie Louise Fischer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marie Louise Fischer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788726355109
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hat dich sehr gequält.«

      »Kann man wohl sagen.«

      Sie beobachtete sein Profil, das im ungewissen Licht der Laternen, mit vorgeschobenem Kinn, die Zähne aufeinandergebissen, so daß die Wangenmuskeln sich spannten, männlicher denn je wirkte.

      »Und wenn du ihr nicht nachgibst?« fragte sie vorsichtig.

      »Dann will sie den ganzen Dreck aufwühlen. Das mit dir und mir zur Sprache bringen.«

      Es verletzte sie, daß er, was sie und ihn miteinander verband, mit »Dreck« bezeichnete, aber in diesem Moment wagte sie nicht zu protestieren. »Das wäre unangenehm«, meinte sie nur.

      Er warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. »Mehr sagst du nicht?« Susi hob die schmalen Schultern und ließ sie wieder fallen. »Ich weiß ja nicht, was du von mir erwartest.«

      »Du wärst also bereit, es durchzustehen?«

      »Ja. Ja, Helmut. Wenn man mal von konventionellen Vorstellungen absieht, besteht ja kein Grund sich zu schämen. Ich hab’s getan, weil ich dich liebe.«

      »Bravo.« Er tätschelte ihr Knie. »Du bist mein braves Häschen. Ich bin froh, daß ich gleich mit dir darüber gesprochen habe. Jetzt sieht die Welt für mich schon wieder anders aus.«

      »Du weißt doch, daß ich durch dick und dünn zu dir halte.«

      »Wunderbar. Ich hab’ eine Idee. Wir fahren zum ›Storchennest‹ nach Götterswickerhamm und bleiben die Nacht. Mitten in der Woche kriegen wir bestimmt ein Zimmer.«

      »Aber ich habe kein Nachtzeug mit. Und meine Mutter weiß nicht Bescheid.«

      »Die rufen wir von unterwegs an und erzählen ihr irgendwas. Mehr als eine Zahnbürste brauchst du nicht, und die sollten wir ja wohl auftreiben können.«

      Susi war so glücklich darüber, daß ihm anscheinend immer noch an ihr lag – seit Martina sie überrascht hatte, hatten sie sich nur noch selten gesehen –, daß sie auf jeden Einspruch verzichtete. Und das, obwohl sie wußte, daß ihre Mutter sehr mißtrauisch war und sich nicht leicht mit einer fadenscheinigen Ausrede abspeisen ließ.

      »Wie du willst.«

      »Sag das nicht wie ein Opferlamm. Wenn du dich nicht freust . . . «

      »Doch, Helmut, ich freue mich unbändig.«

      »Dann ist es ja gut.«

      Seine Stimme klang gönnerhaft.

      Aber sie merkte es nicht. »Aber zahlen wirst du müssen, nicht wahr?« fragte sie.

      Er verstand sofort, wovon sie sprach. »Was hast du gedacht? Es wird ein teurer Spaß werden.«

      »Tut mir leid«, sagte sie schuldbewußt.

      »Das läßt sich nun mal nicht ändern. Zum Glück ist Martina jung und gesund, ehrgeizig auch – man kann also erwarten, daß sie über kurz oder lang selber verdient, und wenn das nicht klappt, wird sie bestimmt wieder heiraten.«

      »Und dann brauchst du nicht mehr zu zahlen?«

      »Natürlich nicht. Nur für die Kinder.«

      Sie hatten jetzt die Peripherie von Dinslaken hinter sich gelassen, und er fädelte sich auf die B 8 ein, die nach Norden führte.

      »Allerdings . . . « begann er, ließ den Satz aber dann in der Schwebe.

      Sie wurde hellhörig. »Allerdings . . . was?« fragte sie.

      »Doktor Brocksieper meint, mit dem Anspruch auf Witwenrente könnte sie womöglich durchkommen. Falls es ihr gelingt, die Richter einzuwickeln.«

      »Ich verstehe nicht.«

      »Das ist doch ganz einfach. Normalerweise, wenn der geschiedene Mann gestorben ist, hören die Unterhaltszahlungen auf.«

      »Das weiß ich.«

      »Na, siehst du. Aber ich bin Beamter, und nach meinem Tod bekäme meine Frau eine ganz schöne Pension.«

      »Die Frau, mit der du dann verheiratet bist!«

      »Eben nicht. Wenn es Martina gelingt, sich diese Pension überschreiben zu lassen, dann kriegte sie sie, und meine nachmalige Frau guckt in die Röhre.«

      »Das ist aber doch ungerecht!«

      »Ganz meine Meinung. Aber Brocksieper meint, wenn sie ihre Karten nur richtig ausspielt, dann kriegt sie es durch.«

      Susi schwieg minutenlang, dann meinte sie: »Das sieht aber Martina gar nicht ähnlich.«

      »Ihr Anwalt wird ihr dazu geraten haben.«

      »Aber warum? Warum? Wenn sie selbständig werden will . . . und das will sie, da bin ich sicher – wozu dann eine Witwenpension?!«

      »Damit hat sie ein Druckmittel gegen mich in der Hand, du Dummchen.«

      Wieder dachte Susi angestrengt nach. »Also will sie im Grunde gar nicht die Pension, sondern die Abfindung?«

      »Du hast es erfaßt.«

      »Ja, aber dann . . . « Susi stockte, es verließ sie der Mut weiterzusprechen.

      »Was?«

      »Ich meine – bitte, Helmut, ich will mich nicht in deine Angelegenheiten mischen –, aber wenn wir mal annehmen, deine Witwe bekäme eine Pension von tausend Mark monatlich und würde dich zehn Jahre überleben, das ist ganz normal, dann wären das hundertzwanzigtausend Mark. Also kämst du doch bei der Abfindung viel besser weg.«

      Er betrachtete sie mit gerunzelter Stirn. »Also bist du auch dafür?«

      »Rein rechnerisch gesehen, Helmut.«

      Er lachte zornig auf. »Rein rechnerisch gesehen will sie mich natürlich reinlegen. Schön, ich zahle ihr die Abfindung. Sie richtet sich ’ne elegante Wohnung für das Geld ein und sagt, sie kann leider nicht verdienen, weil sie ein schwaches Herz oder Claudia ’nen Pieps hat. Ausreden lassen sich in jedem Fall finden.«

      Susi richtete sich auf und wurde lebhaft. »Du glaubst also, daß Martina auf deine Kosten leben möchte! Dabei hast du eben noch gesagt, sie würde sicher bald ihr Geld selbst verdienen wollen! Es war ihr immer ekelhaft, dich um Wirtschaftsgeld bitten zu müssen, sozusagen dauernd mit geöffneten Händen vor dir zu stehen. Gehaßt hat sie das. Darum ist sie ja auch auf die Kosmetikschule gegangen. Um ihr eigenes Geld zu verdienen. Um mitzuverdienen.«

      »Bloßes Gerede.«

      »Von Martina? Nein, bestimmt nicht. Ihr war das ganz ernst. Deshalb will sie ja auch die Abfindung haben. Damit sie nicht mehr von deinem Geld abhängig ist. Sie wollte dein Geld nicht, als sie dich noch liebte – jetzt würde es ihr doppelt gräßlich sein.«

      Helmut bog nach links ein, zum Rhein hin. »Na schön, nehmen wir mal an, du hättest recht. Schließlich bist du ja jahrelang ihre beste Freundin gewesen und mußt sie ziemlich gut kennen.«

      Susi steckte den Hieb schweigend ein.

      »Aber was, wenn sie mit meinem Geld einen Betrieb eröffnet? Und macht pleite? Dann hat sie kassiert, und ich muß doch wieder zahlen.«

      »Du wärst der letzte, an den sie sich in so einer Situation wenden würde.« Susi sah, wie sein Gesicht sich noch mehr verkrampfte, und fügte rasch hinzu: »Ich wollte dich nicht beleidigen, wirklich nicht. Ich dachte nur, dir wäre an der Wahrheit gelegen.«

      Helmut sagte nichts. Das Ortsschild von Götterswickerhamm tauchte vor ihnen auf und dann auch die Lichter der kleinen Ortschaft zwischen Rhein und Ache.

      »Du findest also, ich sollte zahlen?« fragte er endlich.

      »Es ist dein Geld.«

      »Ich hab’s ja gar nicht.«

      »Aber du könntest es dir beschaffen?«

      »Ja.«

      Danach