Allergien revolutionär. Magdalena Stampfer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Magdalena Stampfer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783966612531
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wurde oder die Eltern sich scheiden lassen, kann es durchaus sein, dass der Körper das Milcheiweiß mit genau diesen Erfahrungen verbindet. Bei jedem Schluck Milch ist die Angst mit dabei, dass wir gleich etwas Schlimmes erfahren werden, denn der Schock sitzt uns noch in den Knochen.

      Unsere Biographie kann eine Menge Antworten darüber liefern, wie unsere Organe funktionieren. Unser Körper speichert alles und traumatische Ereignisse aus der Vergangenheit haben eine Auswirkung darauf, wie es um unsere Gesundheit bestellt ist. In der Psychosomatik, der Hypnotherapie, Kinesiologie und auch anderen Gebieten ist dieser Zusammenhang schon lange beobachtet worden, jetzt gibt es dazu bereits nüchterne, „schulmedizinische“ Statistiken.

      Die Ergebnisse dieser Erhebungen machen es noch unverständlicher, warum diese Erkenntnisse nur in den wenigsten Fällen in der ärztlichen Praxis entsprechende Beachtung finden. Meist wird die Lebensgeschichte eines Menschen aus der Behandlung vollkommen ausgeklammert, als hätten Kindheitserfahrungen nichts mit unserem heutigen Selbst zu tun. In Wirklichkeit aber setzen uns unsere Erinnerungen, ob bewusst oder unbewusst, eben jene spezifische Brille auf, mit der wir die Welt um uns sehen und wahrnehmen. Die gute Nachricht dabei: Man kann die Gläser dieser Brille putzen und sogar wechseln, manchmal gelingt es sogar, die Brille gänzlich abzulegen. Doch im medizinischen Alltag ist davon leider noch sehr wenig zu bemerken. Es werden Blutdruck und Cholesterinspiegel ermittelt, Allergietests durchgeführt, Stuhlproben entnommen – die Risikofaktoren aber, die auf unsere Kindheitserlebnisse zurückzuführen sind, werden meist nicht beachtet. Als hätte unsere Geschichte gar nichts mit unseren Symptomen zu tun.

      Dabei ist der Stapel an Studien, die sich mit frühen Kindheitserinnerungen und deren negativen Auswirkungen auf den späteren Gesundheitszustand beschäftigen, schon mehrere Meter hoch. Ob Kopfschmerzen, Drogenkonsum, Diabetes, Asthma oder Herzerkrankungen, all diese Phänomene treten häufiger auf, wenn es traumatische Erlebnisse in der Kindheit gegeben hat. Mit unaufgelösten emotionalen Konflikten aus der Kindheit stirbt man statistisch gesehen früher. Auch die Wahrscheinlichkeit, an Übergewicht, Lungenerkrankungen oder an Krebs zu leiden, ist deutlich erhöht [36], [37]. Eine der berühmtesten Studien in diesem Bereich, die Adverse Childhood Experiences Study (ACE) [38] wurde in anderen Artikeln über 6.000 Mal zitiert. Ein wissenschaftliches Nischendasein sieht anders aus und trotzdem hat sich in der Behandlung bis jetzt nicht viel geändert. Es wäre Zeit genug gewesen, die ACE-Studie ist bereits 20 Jahre alt.

      Die Allergie-Stress-Spirale

      Oft sind uns unsere Gefühle und Assoziationen zu bestimmten Nahrungsmitteln bewusst. Der Vanillepudding erinnert uns an die heiß geliebte Oma, die Milchsuppe an das verhasste Internat. Manchmal laufen diese Erinnerungen aber auch im Hintergrund ab, ohne dass wir wissen, warum wir uns plötzlich so seltsam fühlen. Wenn wir entspannt sind, dann sind auch die Symptome weitaus schwächer. Bei Stress steigt unser Histaminlevel an, da der Körper diese Substanz selbst produzieren kann. Nach einer stressigen Woche oder nach einem Streit vertragen viele Menschen histaminhaltige Produkte nicht. Während eines entspannten Urlaubs, in dem man sich genug Zeit fürs Essen nimmt und sich nicht über den Chef ärgert, funktioniert es aber wunderbar. Aufgrund dieser unterschiedlichen Reaktionen auf ein und dasselbe Nahrungsmittel ist es für die Betroffenen besonders schwierig, den Auslöser zu entlarven, denn in den meisten Symptomtagebüchern fehlt die Rubrik „Emotion“.

      Dabei ist den meisten Menschen bewusst, dass unser emotionaler Zustand unsere Verdauung beeinflusst. Wie es sich anfühlt, wenn Liebe durch den Magen geht, hat schon jeder erfahren, der entweder frisch verliebt oder frisch getrennt war. Doch dass auch unser Alltagsstress unsere Verdauungsleistung massiv beeinflussen kann, wird oft vergessen. Unangenehme Gespräche, Hektik, das Mithören von Nachrichten im Fernsehen oder im Radio, alles Störfaktoren im hochsensiblen Verdauungsgetriebe. Wenn wir etwas nicht vertragen, dann sollten wir nicht nur dem, was wir essen, besondere Bedeutung einräumen, sondern auch auf das Wie achten, das genauso wichtig ist.

      Dazu ein Beispiel aus der Steinzeit. Unser Körper ist evolutionsbiologisch darauf programmiert, in Ruhe zu essen. In einer sicheren Höhle kann er sich entspannt dem Mahl widmen und ist dort vor Feinden wie Säbelzahntigern und Mammuts geschützt. In der wohlig warmen Zuflucht kann sich der Körper auf die Verdauung konzentrieren und kann alles der Reihe nach abarbeiten. Sind wir allerdings im Stress, kommt alles durcheinander. Unser Körper kennt sich überhaupt nicht aus und soll auch noch verdauen können. Denn just in dem Moment, in dem Stresshormone durch den Körper flitzen, um uns auf Flucht oder Angriff vorzubereiten, steht auf der To-Do-Liste „verdauen“. Für unser Verdauungssystem ist dieses Szenario unlogisch, als würden wir gerade vor einem Mammut davonlaufen und gleichzeitig unser Abendessen genießen. Das ergibt keinen Sinn. In einer Stresssituation sind nicht genug Ressourcen da, um sich eingehend um die Nahrungsaufspaltung zu kümmern. Es kommt zu Engpässen, die zu verrichtende Verdauungsarbeit staut sich und gerät dadurch aus dem Gleichgewicht.

      Leidet man bereits an einer Allergie, dann kann man oft in einen Teufelskreis geraten. Der Körper wird durch die überschießende Reaktion auf die Allergene ständig in Alarmbereitschaft gehalten, weil das Auftauchen des Allergens wie eine Attacke wahrgenommen wird. Wenn wir nun andauernd attackiert werden ist es kein Wunder, dass wir unter Stress stehen und so schaukeln sich diese zwei Elemente kontinuierlich hoch. Bei einer ganzheitlichen Sichtweise der Allergie ist der Faktor Entspannung ein sehr wichtiges Element, denn der Allergieknoten lässt sich viel leichter lösen, wenn wir lernen, uns zu entspannen.

      Fallbeispiel: Die dunkle Seite der Sonnenallergie

      Martin ist Manager und sehr erfolgreich. Er hat gerne alles unter Kontrolle, was man auch beim ersten Termin in meiner Praxis merkt. Er hätte sich fast auf meinen Sessel gesetzt. Im Gespräch würde er am liebsten die Führung übernehmen. Eigentlich sei er vor allem da, weil ihn die Freundin hergeschickt hat. Ihm ginge es „eigentlich eh gut“, er hätte gar kein Problem. Daraufhin antworte ich, dass ich ihm gerne eine Bestätigung für seine Freundin ausstellen würde, dass er bei mir war, wenn das der Hauptgrund für sein Erscheinen sei und wir den Termin abbrechen können. „Wenn eh alles passt, dann können wir ja aufhören, ich gehe einen Kaffee trinken und du musst auch nicht bezahlen!“ Das ist ihm dann doch nicht recht und er stellt in Managersprache fest: „Es gäbe da doch Optimierungspotential.“

      Es stellt sich heraus, dass Martin an einer Sonnenallergie leidet – und an einer Dreifachbelastung. Die Eltern sind Pflegefälle, mit der Schwester gibt es Streit, im Beruf ist er extrem gefordert und hat das Gefühl, sich keinen Fehler erlauben zu dürfen. Er versucht alles unter einen Hut zu bekommen und ist deshalb dauernd angespannt, weil immer etwas nicht passt und er einfach nicht nachkommt.

      Beim ersten Termin kommen ihm dann während der energetischen Arbeit tatsächlich die Tränen, als er mit seinem „inneren Kind“ Kontakt aufnimmt. Als Kind hat er nämlich von seinem Vater viel Kritik einstecken müssen. Nichts war gut genug. Und nun versucht er, sich und der Welt durch Top-Leistungen zu beweisen, dass er okay ist. Er musste immer stark sein. Dass ihm die Tränen kommen, hätte er nicht erwartet und er weiß nicht so recht, wie er damit umgehen soll.

      Beim nächsten Termin ist er schon viel freundlicher und offener. Seine Freunde hätten ihm schon gesagt, dass er viel entspannter wirke. Er willigt auch ein, nicht nur emotional, sondern auch körperlich aufzuräumen. Er hatte früher viele Amalgam-Plomben und noch dazu jahrelang Medikamente genommen. Magnesiumbäder und eine innerliche Entgiftungskur stehen außer der emotionalen Entspannung noch auf dem Programm. Und tatsächlich: Im folgenden Sommer macht ihm seine Allergie nicht mehr zu schaffen, er kann auch längere Zeit in der Sonne sitzen, ohne dass die Haut gereizt reagiert.

      Der Darm: Wichtig für Immunsystem und Wohlbefinden

      Geht es um Allergien und Unverträglichkeiten, kommen wir nicht am Thema Darm vorbei. Denn dort wird nicht nur die Nahrung in Einzelbestandteile aufgespalten, dort sitzt auch ein beträchtlicher Teil unseres Immunsystems. In den letzten Jahren hat der oftmals vernachlässigte Darm eine richtiggehende Imagekorrektur genossen. Früher dachte man, dass alle Bakterien zu eliminieren sind, heute sind wir da schon