Allergien revolutionär. Magdalena Stampfer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Magdalena Stampfer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783966612531
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      Der Bakterienmix und Allergien

      Einige Faktoren rund um unsere Darmbakterien haben sich in der Allergieforschung schon herauskristallisiert, vor allem was die Allergiehäufigkeit im späteren Leben betrifft. Folgende Einflüsse werden dabei als wichtig erachtet:

       Natürliche Geburt vs. Kaiserschnitt

      Während einer natürlichen Geburt bekommt das Kind ein anderes Bakterien-Starter-Set mit als bei einem Kaiserschnitt. Wer es genau wissen möchte: Die natürliche Geburt fördert eher Lactobacillus, Prevotella oder Sneathia, während das Mikrobiom von Kaiserschnitt-Babys von Krankenhauskeimen wie Staphylococcus, Corynebacterium und Propionibacterium dominiert wird. Wie wir auf die Welt kommen, beeinflusst statistisch gesehen die Wahrscheinlichkeit, später allergische Rhinitis, Asthma oder auch Zöliakie zu bekommen. Per Kaiserschnitt Geborene leiden häufiger an diesen Symptomen [47], [48].

       Stillen vs. Flaschennahrung

      Heutzutage gilt Muttermilch als ideale Ernährung von Babys, nicht nur was Nährstoffe, sondern auch was die Vorbeugung von Allergien betrifft. Muttermilch enthält körpereigenes Eiweiß, gegen das keine Allergie entwickelt werden kann. Frei von Allergenen ist sie trotzdem nicht, je nachdem, was die Mutter isst und wogegen sie vielleicht selbst sensibilisiert ist. Die WHO empfiehlt schon seit Jahren, Säuglinge bis zum vollendeten 6. Lebensmonat (mindestens aber bis zum 4. Monat) ausschließlich durch Stillen zu ernähren. Die Stilldauer sollte nach Möglichkeit über das erste Lebensjahr hinausgehen [49]. Auch wenn die künstliche Säuglingsnahrung in den letzten Jahren verbessert worden ist, kommt sie an den darmfreundlichen Effekt der Muttermilch nicht heran.

       Antibiotika

      Antibiotika sind die Bakterien-Killer Nr. 1, schließlich werden sie zu genau diesem Zweck eingesetzt. Ohne Unterstützung braucht das Darmmikrobiom Monate oder sogar Jahre (!) bis die Balance wieder stimmt. Wenn ein Kind in den ersten Lebensmonaten und -jahren Antibiotika bekommt, werden die sensiblen Bakterienkulturen zerstört, noch bevor das Bakterienbauwerk überhaupt fertiggestellt werden konnte. Später zeigt sich das in einem erhöhten Risiko, an Allergien und Diabetes zu erkranken [50].

       Zu viel Hygiene, zu wenig Schmutz und Würmer (sorry)

      Dass die westlichen Länder stärker von Allergien betroffen sind als Entwicklungsländer ist zwar hinreichend belegt, doch warum das so ist, lässt sich nicht so einfach klären. Häufigere Infektionen, nicht so saubere Umgebung und Parasitenbefall sind Faktoren, die sich in die Hygiene-Hypothese einreihen. Diese besagt, dass ein beschäftigtes Immunsystem sich keine Allergien ausdenkt, weil es ohnehin genug zu tun hat. Doch andere Umstände, die sich in Entwicklungsländern auch unterscheiden, werden in der Hygiene-Hypothese nicht berücksichtigt.

       ...da wäre aber noch etwas!

      Bei der bis jetzt genannten Auflistung der Allergieverursacher fehlen jedoch noch einige entscheidende Punkte. In den folgenden Abschnitten werden diese, für bestimmte Wirtschaftszweige höchst unangenehmen Themen, behandelt. Denn die Rolle der Belastungen mit synthetischen Stoffen in unserem Essen, in der Kosmetik aber auch in Impfungen ist bedeutend, wird aber gerne verschwiegen. Die möglichen Quellen der chemischen Belastungen alle aufzuzählen, würde ein eigenes Bücherregal füllen. In diesem Buch werden daher hauptsächlich jene Stoffe behandelt, die bei Allergien und Unverträglichkeiten eine wichtige Rolle spielen und bei denen wir gute Chancen haben, sie auch zu vermeiden. Belastungen aus der Luft werden wir uns nicht entziehen können, wenn wir kein Einsiedlerdasein führen wollen. Je nach Wohnort gestaltet es sich unterschiedlich, frische Luft atmen zu können. Aber wir können dennoch viele Substanzen, die für uns schädlich sind, vermeiden.

      Generell ist bei allem was wir an und in unseren Körper lassen, Vorsicht geboten und bei allen Substanzen, die nicht natürlichen Ursprungs sind, sollte der Grundsatz gelten: Im Zweifel gegen den Angeklagten. Bei vielen Produkten ist dem Konsumenten nicht wirklich bewusst, was der gesundheitliche Preis ist, den er dafür zu bezahlen hat. Oft wiegen wir uns in vermeintlicher Sicherheit, weil wir annehmen, dass die Behörden den Einsatz von gesundheitsschädlichen Substanzen nie erlauben würden. Die schönen Verpackungen lassen auch nicht auf gefährliche Inhalte schließen. Das Wohlfühldesign ist in Wirklichkeit ein sprichwörtlicher Schafspelz, den sich der Chemie-Wolf übergestülpt hat. Als Konsumenten sollten wir nicht alle Märchen glauben, die uns von den Produzenten erzählt werden. Doch dazu muss man sich zu allererst eingehend informieren, um dann entsprechend reagieren zu können.

      Eine ausführlichere Liste von Einflüssen, die die Darmbarriere beschädigen und die Darmbewohner aus dem Gleichgewicht bringen können, wäre diese:

       Was reizt den Darm?

       Medikamente (Antibiotika, Entzündungshemmer, Abführmittel, Cortison, Hormone, hormonelle Verhütungsmittel, Digoxin...)

       pathogene Bakterien und Pilze

       Enzymmangel

       raffinierte Kohlenhydrate (Weißmehl, Zucker, Süßigkeiten)

       natürliche Toxine (Pilztoxine, Bakterientoxine, auch aus Schalentieren und Fisch)

       künstliche Toxine (Quecksilber und Blei aus Amalgam-Plomben, Pestizide wie Glyphosat, Hilfsstoffe in Impfungen, Konservierungsmittel, Nano-Partikel, chemische Substanzen in Kosmetik, Aluminium in der Atemluft...)

       in vielen Fällen Gluten und Casein (Milcheiweiß)

       Impfungen

       Alkohol

       Lebensmittelzusatzstoffe (Farbstoffe, Konservierungsmittel, Geschmacksverstärker, Transfette...)

       jene Nahrungsmittel, auf die man allergisch reagiert bzw. die man momentan nicht verträgt

       Stress

       körperliche Überanstrengung

       Strahlenbelastung, E-Smog

      Darm – Psyche, Psyche – Darm

      Dass unser Körper auf unsere Emotionen reagiert, ist altbekannt und fest in unserer Alltagssprache verankert. Wenn wir wütend werden, läuft uns die Galle über, wenn wir schlechte Laune haben, ist uns eine Laus über die Leber gelaufen. Schlechte Nachrichten schlagen uns auf den Magen, wenn wir Angst bekommen, machen wir uns fast in die Hose und wenn wir verliebt sind, haben wir Schmetterlinge im Bauch. Schon lange kennt der Volksmund die Bedeutung unserer Gefühle auf den Verdauungstrakt und heute kann man die enge Verbindung zwischen Darm und Nervensystem auch wissenschaftlich belegen. Dabei wird deutlich, dass der Darm tatsächlich mehr leistet, als „nur“ Nährstoffe aufzunehmen. Er ist auch eine hochkomplexe Informationszentrale, die eine Unmenge von Daten speichert und Alarm auslöst, wenn etwas aus dem Ruder läuft.

      Das Zusammenspiel zwischen dem Zustand unseres Darms und unserem Wohlbefinden ist nicht hoch genug einzuschätzen. 95 Prozent des Serotonins, das ist jener Stoff, der bei Depressionen eine große Rolle spielt, ist im Darm gespeichert. Serotonin wird auch beim Verdauungsvorgang freigesetzt, was einer der Gründe dafür sein könnte, warum wir uns nach einem guten Essen wohl und behaglich fühlen. Andererseits hat eine Verminderung der Serotoninproduktion durch ein Ungleichgewicht im Darm auch eine Senkung des Serotoninspiegels im Gehirn zufolge und dann geht es den Betroffenen meist nicht gut. Es ist ein gemeinsames Spiel, dessen einzelne Akteure heute noch nicht alle identifiziert sind, wobei mittlerweile aber klar ist, dass auch andere für das Gehirn wichtige Botenstoffe im Darm beheimatet sind.

      Heutzutage weiß man, dass Gehirn, Darm und Mikrobiom in ständigem Austausch stehen, sich sozusagen in einem gemeinsamen Chat-Room befinden, der nie offline ist. Jeder darf mitreden und es ist keineswegs nur ein Monolog. Unsere Darmmikroben