Die Fälle der Shifter Cops. Natalie Winter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Natalie Winter
Издательство: Bookwire
Серия: Ein Fall der Shifter Cops
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783948483685
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Maine?«

      »Nein.« Julie fragte sich, wie viel sie ihm erzählen konnte. Ihm die Geschichte ihrer Familie zu verheimlichen war Unsinn, denn jeder in Yarnville kannte sie. »Aber wenn ich an Hexerei glauben würde, wäre ich nicht eine, sondern die Hexe von Maine«, sagte sie schließlich. »Die Frauen in meiner Familie galten als besonders mächtig und erhielten somit diesen, nun ja, Ehrentitel. Wahrscheinlich verstanden sie es besonders gut, den Leuten das Spektakel zu bieten, das sie erwarteten.«

      »Ich weiß, dass Sie Psychologie studiert haben«, bemerkte Mr Blair. »Deshalb könnte ich mir vorstellen, dass auch ein gewisses Einfühlungsvermögen in Ihrer Familie liegt. Psychologie wird von manchen Menschen auch die moderne Form der Hexerei genannt, wussten Sie das?«

      »Nein«, gab Julie zu und spürte, wie sie sich ein wenig ­entspannte.

      »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich um­­schaue?«

      Seine Frage traf sie völlig unerwartet. Er hatte also mit seinem Gerede nur eines erreichen wollen: dass sie begann, ihm zu vertrauen. Und das hatte er auch geschafft, wie sie zugeben musste. Sie hatte ihm viel zu viel erzählt.

      »Bleibt mir denn eine Wahl? Nur zu! Gehen Sie und wühlen Sie in meiner Unterwäsche! Ich hoffe, das macht Ihnen Spaß. Vielleicht liegt ja ein Benzinkanister da­­zwischen.«

      Täuschte sie sich oder verzogen sich seine Lippen wirklich zu einem Lächeln? Widerwillig nahm sie zur Kenntnis, wie gut es ihm stand. Es relativierte seine ­statuenhafte Attraktivität und ersetzte sie durch etwas, das tausendmal anziehender und vitaler war.

      Ich wette, wenn er es darauf anlegt, kann er jede Frau um den Finger wickeln, überlegte sie.

      Mr Blair erhob sich und stieß mit dem Kopf an die Lampe. Jetzt musste sie grinsen, obwohl sie sich am liebsten in die Ecke gesetzt und einfach nur geheult hätte.

      Während Mr Blair sich umsah, wie er es nannte, ging sie ins Bad und zog sich an. Es war schon nach neun und sie würde definitiv zu spät kommen, um den Laden pünktlich zu öffnen.

      Was soll’s, dachte sie und verzichtete für den heutigen Tag auf Make-up.

      Die Dielen des alten Hauses knarrten, während Mr Blair sich von Raum zu Raum bewegte. Plötzlich verstummte das Geräusch. Eine Weile war gar nichts zu hören. Vorsichtig drückte Julie die Türklinke herunter und trat einen zögernden Schritt in das angrenzende Schlafzimmer. Dort stand er vor ihrem Bett und starrte das rote Seidentuch auf ihrem Nachttisch an, in das sie die Tarotkarten gewickelt hatte. Schließlich beugte er sich hinab und schlug das Tuch behutsam auseinander.

      »Ah, der Turm liegt obenauf. Ihr Leben wird eine radikale Veränderung erleben, Miss Mireau«, bemerkte er leichthin, ohne aufzusehen.

      »Sie kennen sich mit Tarotkarten aus?«, fragte Julie verwundert.

      Nun schaute er doch auf und sein kühler Blick traf sie. »Sicher nicht so gut wie Sie.«

      Ablehnend hob Julie die Hand. »Ich habe Ihnen doch vorhin erzählt, dass ich nicht an diesen Kram glaube. Nur zu Ihrer Information: Der Laden ist das Erbe meiner Tante. Ich verdiene jetzt meinen Lebensunterhalt damit, nichts weiter.« Das Zwicken in ihrem Magen wies sie darauf hin, dass das nicht mehr hundertprozentig der Wahrheit entsprach.

      Mr Blair grinste. »Margaret hat mir schon gesagt, dass Sie eine Skeptikerin sind.«

      Langsam sickerte die Bedeutung seiner Worte in Julies Bewusstsein. »Heißt das, Sie kannten sie?«

      »Natürlich. Sie rief mich ein paar Tage vor ihrem Tod an und bat mich, hier vorbeizuschauen.«

      Julie zuckte zusammen. Wo war sie da nur hineingeraten? Er war offenbar doch einer dieser Menschen, die an Hexerei glaubten. Vermutlich war er der Meister eines befreundeten Zirkels oder so etwas in der Art.

      »Halten Sie sich etwa auch für einen Hexer?«, platzte sie heraus und genierte sich sofort für ihre Frage.

      Verwirrt starrte er sie an. »Margaret hat mir vor vielen Jahren bei einem Fall geholfen. Seitdem standen wir in losem Kontakt.«

      Also gut, vielleicht hatte sie sich getäuscht und er war doch einfach nur ein Polizist. Der Gedanke beruhigte sie irgendwie.

      »Ich muss jetzt los. Sind Sie fertig hier?«

      »Ja«, war seine knappe Antwort.

      Gemeinsam gingen sie ins Erdgeschoss hinunter. Auf der engen Treppe streifte sein Arm ihre Schulter. Sofort spürte sie eine immense Hitze, die sich in ihrem Rücken ausbreitete. Was zur Hölle war das? Unwillkürlich ­fass­te sie sich an die Schulter, aber bis auf eine angenehme Wärme war dort nichts mehr zu fühlen. Sie blieb stehen.

      »Was haben Sie da gemacht?«, fragte sie.

      Mr Blair, der weitergegangen war, hielt zwei Stufen unter ihr an und drehte sich zu ihr. »Was, bitte schön, soll ich getan haben?«

      »Nichts«, wehrte Julie ab. Sie musste sich getäuscht haben.

      Während Julie den Schlüssel zwei Mal herumdrehte – sicher war sicher –, wartete Mr Blair am Straßenrand auf sie. »Was ist denn?«, wollte sie wissen. Langsam ging ihr dieser Typ auf die Nerven.

      Sein Gesicht hatte einen überaus ernsten Ausdruck angenommen. Man könnte fast glauben, dass er sich Sorgen um sie machte.

      »Ich wollte Ihnen noch etwas sagen, Miss Mireau: Ich denke nicht, dass Sie etwas mit den Morden zu tun haben.«

      »Oh, da bin ich aber froh«, erwiderte Julie patzig, aber im Grunde war sie wirklich erleichtert.

      »Sie sollten dennoch gut auf sich aufpassen«, fuhr er fort. »Da draußen läuft jemand herum, der es auf Hexen abgesehen hat, und Sie …«

      »Ich habe keine magischen Kräfte«, unterbrach ihn Julie und betonte jede Silbe. »Wie oft soll ich es denn noch sagen?«

      Finster starrte er sie an. »Und Sie verkaufen in Ihrem Laden jede Menge Zeug, das man für weiße Magie braucht«, beendete er seinen Satz. »Außerdem legen Sie Tarotkarten. Ich hörte, dass Ihre Trefferquote ganz gut ist. Abgesehen davon – ob Sie an Hexerei glauben oder nicht, spielt keine Rolle. Der Mörder jedenfalls tut es. Deshalb rate ich Ihnen, vorsichtig zu sein.«

      »Ist das jetzt der Punkt, an dem Sie mir sagen, dass ich mitten in der Nacht keinen Fremden ins Haus lassen soll?«

      »Hören Sie!« Nun schien auch Mr Blairs Geduld am Ende zu sein. »Meiner Meinung nach hat sich jemand zum Ziel gesetzt, den Hexenzirkel dieser beschaulichen kleinen Stadt zu vernichten. Und man hält auch Sie für eine Hexe. Das dürfte dem Killer genügen.«

      »Sie glauben doch nicht wirklich, dass mehrere Hundert Jahre nach den Hexenprozessen jemand die In­­quisition wiederbelebt? Mann, wir leben im 21. Jahrhundert!« Julie schüttelte den Kopf.

      Er griff nach ihrem Handgelenk, und wieder schoss die Hitze in ihren Körper. Sie schmerzte nicht, irritierte Julie aber.

      »Versprechen Sie mir einfach nur, dass Sie gut auf sich aufpassen, ja?« Damit ließ er sie los und holte eine Karte aus der Innentasche seiner Jeansjacke.

      Julie nahm sie, ohne auch nur einen Blick darauf zu werfen, und steckte sie ein. Dann verabschiedete sie sich.

      KAPITEL 8

      Zehn der Münzen

      Im Laufe des Tages sprach Julie einige der Ladenbesucher vorsichtig auf ihre Erfahrungen mit Voodoozauber an. Alastair hatte sie nicht erreicht, und auch im Internet hatte sie nichts wirklich Zufriedenstellendes zu den eigen­­artigen zusammengebundenen Puppen ­gefunden. Also musste sie es auf diese Weise versuchen. Doch angeblich kannte sich niemand damit aus oder wusste von jemandem, der sich darauf spezialisiert hatte.

      Ist eigentlich logisch, dachte Julie nach einer Weile frustriert.

      Wer ins