Werwölfe Sammelband. Kayla Gabriel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Kayla Gabriel
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783985224463
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es gab kein Entkommen. Die Tränen stiegen auf und auf einmal musste sie schluchzen. Dann bekam sie Schluckauf. Dann heulte sie endgültig und schnappte nach Luft, als ihr heimwehkrankes Herz sie als Geisel nahm.

      Die Karte war einfach zu viel gewesen. Aurelia weinte und weinte und mit ihren salzig-süßen Tränen vergoss sie jeden verbleibenden Tropfen des Widerstands, der Wut und Angst in ihr. Irgendwann, als die Tränen schließlich nachließen, kam die Einsicht, dass jemand das alles nur für sie getan hatte …

      Dann schlief sie fest ein.

      4

      Ganze zwölf Stunden waren vergangen, als Aurelia schließlich aus ihrem Zimmer auftauchte. Sie hatte den Rest der Suite erkundet und einen ansprechenden Salon vorgefunden, komplett mit Teeservice und Klingelknopf, allerdings war sie nicht sicher, ob es Bedienstete gab oder nicht. Dann hatte sie ein makelloses, weiß gefliestes Badezimmer gefunden, das von einer riesigen Klauenfußwanne dominiert wurde. All ihre Lieblingsbadeprodukte, Dinge, die sie in Indien oder selbst in Neuseeland nie gefunden hatte, waren jetzt in Reichweite.

      Sie hatte ein Schaumbad genommen und gründlich ihre Haut und Haare verwöhnt, sich die Fußnägel lackiert …

      Und dann hatte sie sich auf ihre neue Garderobe gestürzt. Weil sie nicht der Auffassung gewesen war, dass sie alles auf einmal hätte sichten können, hatte sie sich einfach den erstbesten Fummel genommen … nun, dabei hatte es sich um ein edles Cocktailkleid von Christian Siriano gehandelt, also hatte sie es wieder in den Schrank gehängt. Das zweite Teil war ein helles, apricotfarbenes Maxi-Kleid, das im Nacken gebunden wurde und eng an der Taille saß, ehe es zu ihren Füßen einen anmutigen Pool bildete. Der Stoff war dermaßen zart, dass sie tatsächlich seufzte, als sie es überzog.

      Sie ließ ihr langes Haar an der Luft trocknen und verzichtete auf Parfum und Make-up. Es fühlte sich gut an, so natürlich und frei zu sein, also ließ sie auch ihre Schuhe weg. Die Männer waren barfüßig, als sie sie gesehen hatte und es gefiel ihr. Es war so ungezwungen.

      Dann ging Aurelia zum Schreibtisch und hob das geordnete Bündel voll bedruckter Seiten auf, das dort auf sie wartete. Sie schob den Stuhl zurück, setzte sich und las die erste Seite ihres Vertrags.

      Sie war nicht sicher, was genau sie erwartet hatte. Lucas war ein Geschäftsmann, womöglich also eine detaillierte Liste mit Dingen, die sie ihm schulden würde: Häufigkeit der sexuellen Zusammenkünfte, absoluten Gehorsam, ein zu allen Zeiten gepflegtes Äußeres.

      Stattdessen war alles ganz einfach. Der Vertrag listete ihre Namen und die Adresse des Anwesens auf. Es besagte, dass Aurelia ihm für den Zeitraum von einem Jahr Gesellschaft leisten würde und dass Lucas im Gegenzug ihre Probleme mit dem Gesetz lindern würde. Außerdem würde er ihr für die Dauer ihres Vertrags ein großzügiges Taschengeld gewähren und ihr am Ende ihrer gemeinsamen Zeit mindestens 250,000 Dollar überlassen. Aurelia musste lange auf die Summe starren. 250,000 Dollar war enorm viel Geld, in ihrer Welt.

      Am Ende der Seite befanden sich zwei Zeilen für Datum und Unterschriften. Die obere Zeile war bereits mit Lucas’ eleganter Krakel signiert.

      Aurelia runzelte die Stirn und blätterte zur zweiten Seite um. Sie war leer.

      “Das ist alles?” fragte sie sich laut.

      Sie hob einen eleganten Füllfederhalter auf, der ihr für diese einzige Gelegenheit hinterlegt worden war und seufzte. Warten wäre sowieso sinnlos, oder?

      Sie nahm die Kappe ab und unterzeichnete den Vertrag. Ihr wurde leicht flau im Magen, aber sie unterdrückte das Gefühl. Sie ließ ohne Anstalten den Füller fallen, drückte sich vom Schreibtisch ab und stand auf. Es war Zeit, Lucas gegenüberzutreten und ihm jene Begleitung zu leisten, die ihren Lebensunterhalt gesichert hatte.

      Aurelia ging nach unten und hob dabei vorsichtigen den Saum ihres langen Kleides an. Es war einen Tick zu lang für sie und dieser kleine Makel machte sie irgendwie weniger beeindruckt von Lucas’ Gastfreundschaft.

      Unten an der Treppe angekommen, überhörte sie einen Gesprächsfetzen.

      “-du weißt nicht mal, ob sie überhaupt noch lebt,” sagte Ben.

      “Ich würde sagen, es geht ihr gut,” sprach Lucas und wandte sich sogleich zu ihr um. Sie hatte keinen Mucks von sich gegeben und doch hatte er ihre Anwesenheit gespürt.

      Der Mann, den Lucas ihr als Walker vorgestellt hatte, wollte aufstehen und ihr mehr Raum geben, aber sie wiegelte ab.

      “Alles bestens. Bleib ruhig sitzen,” sagte sie und näherte sich der Sofaecke, auf der die drei Männer lungerten.

      “Du hast gut geschlafen?” erkundigte sich Lucas. “Wie ich sehe, hast du die Kleider gefunden, die ich für dich bestellt habe.”

      Aurelia wurde ganz rot und strich ihre Hände über das Kleid.

      “Ja, das habe ich. Dankeschön.”

      “Du siehst echt hübsch aus,” platzte es aus Ben heraus und er wurde ebenfalls rot. Dann fuhr er sich unbeholfen mit der Hand durchs Haar.

      “Danke,” erwiderte sie und schenkte ihm ein warmes Lächeln. Ben war hinreißend, schlanker und unverkrampfter als die anderen zwei. Seine zerknitterten Jeans und sein Streifenshirt, das dunkelbraune Haar, das ihm in die Stirn hing, sein schüchternes Lächeln … oh ja. Er war auf jeden Fall ein heißer Geek.

      “Nett,” kommentierte Walker.

      Walker warf Ben einen finsteren Blick zu. Walker war enorm, er war mit Abstand der größte von den dreien. Kastanienbraunes Haar, das dicht an der Kopfhaut geschnitten war, dunkelbraune Augen, die aber kaum Schwärze enthielten. Er bewegte sich imposant und war überaus einschüchternd, aber Aurelia spürte eine tiefe Verwundbarkeit in ihm. Dieser Mann war zutiefst verletzt und keiner seiner Kumpels schien darauf einzugehen.

      “Also, Jungs?” sprach Lucas.

      “Essen?” fragte Walker ohne Umschweife.

      “Gott, ja,” räumte Aurelia ein. “Ich hätte noch einen Tag durchschlafen können, aber ich bin wie ausgehungert aufgewacht.”

      “Gegrilltes Hühnchen, Spargel, Butternusskürbis,” sprach Walker. Offenbar vergeudete der Mann nicht viele Worte.

      “Klingt fantastisch,” sprach Aurelia.

      Walker ging in die edle Küche und machte sich daran, ihren Teller zu füllen. Aurelia wollte zu ihm gehen, Lucas aber schüttelte den Kopf.

      “Setz dich,” schlug er vor. “Und sag Ben, was du gerne trinken möchtest.”

      “Wie haben frischen Saft, dein edles Wasser, Bier, Softdrinks …” bot Ben ihr an.

      “Gerne einen Saft. Habt ihr Apfelsaft?” fragte sie.

      “Oh ja, und er ist sooooo gut,” sprach Ben, sein ungekünstelter Enthusiasmus war einfach ansteckend. Aurelia musste grinsen. Sie bemerkte zwar den bösen Blick, den Lucas seinem Kumpel zuwarf, aber sie ignorierte ihn.

      Minuten später hatte sie mit einem Tablett voll Essen und einem riesengroßen, eiskalten Glas Apfelsaft Platz genommen und drei stattliche Männer sahen ihr beim Essen zu. Sie blickte sich um und biss ihre Lippe, als sie ihre Gabel hielt.

      “Ähm … könnten wir vielleicht den Fernseher anschalten oder so?” bat sie zögerlich.

      Ben lachte und Lucas nickte. Die Fernbedienung wurde ausfindig gemacht und kurz darauf lief die Wiederholung einer Comedyshow auf dem riesigen Projektionsschirm des Baus. Walker wandte sich der Show zu und Lucas und Ben bemühten sich um ein Gespräch untereinander, damit sie sich etwas entspannen konnte.

      Aurelia aß mit gesundem Appetit.

      “Habt ihr das gekocht?” wollte sie wissen. “Es schmeckt toll.”

      “Ben,” sprach Lucas und zuckte die Achseln. “Er ist ein hervorragender Koch.”

      Ben wurde