bewahrtest du deine Reservehaken auf. Du hattest mehrere Reservehaken. Du trugst zu den Shorts einen Ledergürtel, und an diesem Gürtel hing in seinem Futteral dein Fischermesser. Dein Fischermesser, gemacht aus einem meiner Bajonette aus dem Zweiten Weltkrieg. Ich kann mich gut an den Tag erinnern, an dem ich dir dieses Bajonett gegeben habe. Du hast dich dem Flussufer genähert, und du hast deine Tante gesehen, die eine Schürze über ihrem Rock trug, und du hast gedacht, dass sie wohl gerade dabei war, das Essen zuzubereiten. Du hast an deinen Vater gedacht. Du hattest ihn vor zwei Monaten gesehen. Er hatte dir ein Fahrrad gekauft. Ein Rennrad zu deiner bestandenen Prüfung. Vor zwei Monaten hattet ihr, dein Vater und du, deinen Eintritt ins Gymnasium gefeiert. Du hattest dir ein Rennrad gewünscht. Er hatte dir dieses Rennrad gekauft. Das Wasser des Flusses war warm, du bist hinaus- und die Uferböschung hinaufgestiegen, wo deine Tante geweint und gesagt hat, «er war ein guter Mensch, dein Vater». Du hast den Plastiksack, in dem die Fische waren, genommen und ihn deiner Tante gegeben. Sie hat den Sack mit den Fischen genommen, und ihr habt euch auf den Heimweg gemacht, auf dem Weg, der dem Flussufer entlang führt. Ihr seid unter den Ästen der Weidenbäume und unter den Ästen der Pappeln gegangen. Dort, wo das Flussufer die Straße erreichte, habt ihr den Weg genommen, der zum Haus deiner Tante führt, und jedes Mal, wenn ihr jemandem begegnet seid, hat deine Tante ihnen die schlechte Nachricht verkündet, sie ist einen Augenblick stehen geblieben und hat gesagt, «sein Vater ist gerade gestorben». Du hast deine Tante angeschaut und die Leute, welche vom Tod deines Vaters erfuhren. Du warst barfuß. Bis zum Haus deiner Tante seid ihr mehreren Leuten begegnet, die in der Straße wohnten und die deinen Vater kannten und die vom Tod deines Vaters erfuhren. Du hast nichts gesagt. Du bist in den Hof des Hauses deiner Tante gegangen und hast die Dose mit den Regenwürmern hervorgeholt, du hast den Deckel weggeschraubt und hast die Regenwürmer auf die Erde beim Rosenstock gekippt, im Schatten, und du hast gesehen, wie die Regenwürmer angefangen haben, sich zu bewegen, und wie sie in der Rosenstockerde nach Löchern gesucht haben und in diese Löcher verschwunden sind, wo sie vor der Hitze geschützt waren. Du hast den Deckel wieder auf die Wachsdose geschraubt und hast die Blechdose wieder in die Hosentasche gesteckt. Du bist um das Haus deines Onkels gegangen, bis zur Terrasse, du hast die Angelrute auf den Boden gelegt, hast dein Fischermesser vom Gürtel genommen und hast das Messer auf den Terrassentisch gelegt, dann hast du die Dose mit den Reservehaken und die Blechdose mit den Löchern im Deckel aus den Hosentaschen genommen und hast die beiden Dosen auf den Holztresen gelegt, welcher an der Absperrung zwischen Terrasse und Hühnerhof angebracht war. Du hast deiner Tante gesagt, dass du zu deiner Großmutter gehen würdest. Die Großmutter wohnte in derselben Straße. Sie wohnte zweihundert Meter weiter unten. Du wohntest bei deiner Großmutter, im selben Haus. Deine Großmutter hatte zwei Zimmer und eine große Diele, und du hattest zwei Zimmer für dich alleine. Du warst vierzehn Jahre alt. Du warst gerade vierzehn Jahre alt geworden. Du bist den Weg zwischen dem Haus deines Onkels und dem Haus deiner Großmutter alleine gegangen. Du hast an den Tod gedacht. Der Tod deines Papas war nicht der Tod. Dir ist bewusst geworden, dass der Tod von jemandem nicht dein Tod ist. Du hast verstanden, dass dein Vater nie mehr mit dir sprechen würde, und dass dies nicht bedeutete, dass dein Vater dich für immer verlassen hatte. Du hast den Hof des Hauses betreten, in dem du mit deiner Großmutter mütterlicherseits wohntest, und du hast deine Großmutter gesehen, wie sie dich bereits auf der Schwelle ihrer Sommerküche erwartete. Sie hat gesagt, «sei stark, wir alle enden unter der Erde, ob es uns passt oder nicht». Sie hat gesagt, «er ist jung gestorben, dein Vater», und sie hat dich gefragt, ob du dich waschen möchtest. Sie hat einen Holzschemel und ein Plastikbecken aus der Küche geholt und hat das Becken auf den Holzschemel gestellt, vor der Tür ihrer Küche, dann ist sie Wasser holen gegangen, am Brunnen im Hof vor dem Haus. Sie hat einen großen Kochtopf mit Wasser volllaufen lassen und hat diesen mit Wasser gefüllten Kochtopf auf eine heiße Platte des Herdes gestellt, dann hat sie die Seife geholt und auf den Holzschemel neben das Becken gelegt. Du bist auf der Türschwelle der Küche gesessen und hast die Kastanienbäume im Hof angeschaut und den Kirschbaum. Du hast nichts gedacht. Du hast deine gekreuzten Arme auf den Knien angeschaut, und du hast deine nackten Füße angeschaut, und du hast die Leute angeschaut, die auf der Straße vorbeigegangen sind und die du durch die Lücken des Holzzaunes hindurch hast erkennen können. Sie ist mit dem heißen Wasser gekommen und hat mehrere Liter heißes Wasser in das Becken geleert, dann ist sie mit dem kalten Wasser gekommen und hat das kalte Wasser zum heißen Wasser geleert und hat mit der Hand das Gemisch aus dem heißen und dem kalten Wasser geprüft, dann hat sie gesagt, «jetzt ist es gut, du kannst anfangen», dann ist sie in die Sommerküche zurückgegangen. Dein Vater war eine Art Rebell, der vor niemandem ein Blatt vor den Mund nahm. Du hast die Seife genommen, und vor dem Becken auf dem Holzschemel stehend hast du eine deiner Hände ins Wasser getaucht, hast mit deinem Handteller Wasser genommen, hast das Wasser auf deinen Arm rinnen lassen, auf deine Schultern, deinen Hals, deine Brust, und hast jede Stelle deines Körpers eingeseift. Du hattest deinen Vater nicht oft gesehen. Du hattest ihn nur wenige Monate im Jahr gesehen. Du hast das schmutzige Wasser von deinem Körper in das Plastikbecken tröpfeln sehen, du hast deine Haut gerieben und gesehen, wie sich eine graue Schaumschicht gebildet hat auf der Oberfläche des Wassers im Becken, und deine Großmutter hat dir von der Schwelle der Sommerküche aus zugeschaut. Als sie gesehen hat, dass du fertig warst, hat sie dir kaltes Wasser zum Abspülen gebracht, sie hat das kalte Wasser mit einem Eimer über dich geschüttet, und du hast die Rinnfäden des kalten Wassers in deinen Handflächen aufgefangen und hast kaltes Wasser auf deine Arme und deine Schultern und deinen Nacken laufen lassen, und da hast du zum ersten Mal geweint. Zum ersten Mal in deinem Leben, mit vierzehn, hast du geweint.
* * *
Sie kommt in das Zimmer und geht auf die Babytragetasche zu, legt ihre linke Hand unter den Nacken des Kindes, das auf seiner rechten Seite liegt, schiebt die rechte Hand unter die Taille des Babys und hebt es aus seinem Nestchen an ihre Brust; geht ein paar Schritte im Zimmer, so, mit dem Kind an ihrem Körper, bleibt vor dem Bett stehen, legt das kleine Mädchen auf das Laken, auf die linke Seite, legt sich ebenfalls hin, auf die rechte Seite, ganz nah am Säugling, macht den Büstenhalter weg, um zu stillen, massiert einige Sekunden lang mit ihren Fingern ihre rechte Brust und führt, als die Kleine nach der Milch zu verlangen beginnt, die Brustwarze an ihren Mund.
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Aus dieser leeren Konservenbüchse kannst du etwas machen, du kannst sie mit Ölfarben bemalen, du kannst sie innen farbig ausmalen, du kannst sie als Behälter für deine Füllfederhalter und deine Bleistifte benutzen, du kannst ein paar deiner Hemdknöpfe darauf kleben, du kannst sie ins Wasser tauchen. Ich habe einmal auf einem Jahrmarkt leere Konservenbüchsen gesehen, die auf einer Theke zu einer Pyramide aufgetürmt waren. Die Leute machten sich einen Spaß daraus, sie mit Stoffbällen zu bewerfen und die Büchsen zu Fall zu bringen. Das kannst du spielen. Du kannst Löcher in diese Büchse machen, mit einem Nagel und einem Hammer. Du kannst sie auf deinen Rechner stellen, und ich würde von Zeit zu Zeit eine Rose mitbringen und sie hineinstellen.
Gestern Abend war diese Konservenbüchse noch voll. Es waren Bohnen darin. Du hast die Büchse oben aus dem Schrank geholt. Du hast die rechte Schranktür aufgemacht und hast, mit deiner rechten Hand, das Papier, das die Teeblätter bedeckte, herausgenommen; du hast es auf den Tisch gelegt und dich dabei etwas dem Küchenfenster zugewandt; du hast die Teeblätter genommen; du hast sie, eins ums andere, auf die sauberen Teller im Gestell gelegt; die Büchse stand ganz hinten im Schrank, und du hast sie mit deiner rechten Hand herausgenommen; du hast einen Schritt zur Seite gemacht, zum Herd hin, hast die Büchse auf die kleine Herdplatte gestellt und hast auf demselben Stuhl Platz genommen, auf dem du auch jetzt sitzt. Du kannst aus ihr dein Trinkglas machen.
Du kannst ein Spielzeug machen, für das Kind. Du stehst auf, gehst zwischen dem Tisch und dem Kühlschrank vorbei. Du machst zwei Schritte, bis zur Schwelle. Du trittst in den Eingangsraum, gehst durch den Eingangsraum zur Tür, legst die rechte Hand auf den Türknauf, drehst den Knauf um seine Achse und öffnest die Tür. Du gehst in deine Werkstatt, um deine Feilen zu holen, deine Zangen, deine Scheren, deine Lineale und deine Anreißer.
Du kannst ein Blechschiff machen. Ein kleines Segelschiff, mit zwei oder drei Masten; ein Schiff mit drei Decks. Du wirst auch die Seemänner machen, ebenfalls aus Blech; einen alten Frachter, mit Kaffeesäcken im Schiffsbauch, und Gewürzen und Weinfässern und Reis und Baumwolle; du kannst Seide hineintun, alte Jagdgewehre, Olivenölfässchen