Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Серия: Dr. Norden Bestseller Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740937553
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ihr Vater hatte es. Von Anfang an war alles Täuschung gewesen, auf die raffinierteste Art ausgeführt. Sie hatte in diesen Plan hineingepasst, die naive, aber reiche Tochter des Industriellen.

      Bob hatte sie auf erbärmliche Weise zu seiner Sicherheit zu einem Werkzeug degradiert. Wie musste André zumute gewesen sein, als er das erfuhr.

      Trocken war Bettinas Kehle und wie zugeschnürt. Sie hatte schon am Morgen kaum einen Bissen über die Lippen gebracht und nur eine Tasse starken Kaffee getrunken.

      Sie ging hinaus, um sich etwas zu trinken zu holen. Auf den Gedanken, zu läuten, kaum sie nicht. Sie war ja nicht Patient, sondern Besucherin.

      Es herrschte noch Mittagsstille in der Klinik. Auch die Halle war leer, und die Milchbar war verwaist.

      Bitte läuten, stand auf einem Schild, doch als sie den Finger auf die Glocke legte, tat sich die Eingangstür auf, und starr vor Entsetzen ließ Bettina ihre Hand sinken.

      Durch die Tür trat Laila ein, ohne Perücke, mit ihrem leuchtend roten Haar, das über dem Weißfuchskragen, der ihren Mantel zierte, noch mehr leuchtete.

      Aber auch Laila erstarrte, als sie zu Bettina herüberblickte. Ihr Mund öffnete sich, und ihr Gesicht verzerrte sich.

      »Bettina Herzog«, sagte sie mit schriller Stimme. Maßlose Überraschung hatte ihr diesen Ausruf über die Lippen getrieben, während Bettina selbst stumm vor Schrecken war.

      Sie kennt mich, dachte Bettina mechanisch. Sie weiß, wer ich bin. Wahrscheinlich hat Bob ihr Bilder von mir gezeigt oder mich sogar in Lebensgröße, und er hat ihr gesagt, dass ich es bin, die sich von ihm so hinters Licht hatte führen lassen.

      Vielleicht haben sie gemeinsam hämisch über mich gelacht. Ein heißer Zorn loderte in ihr empor.

      »Frau Clermont«, sagte sie kalt, »ich finde es sehr amüsant, Bobs Frau doch noch kennenzulernen.« Sie hatte bis heute nicht geahnt, dass sie so kalten Hohnes fähig sein würde, aber insgeheim spürte sie, dass diese Frau noch immer eine Gefahr für sie bedeutete, mehr noch für André, denn warum sonst käme sie hierher?

      Laila hatte indessen die Schreckminute überwunden. In ihren Augen glitzerte es gefährlich.

      »Dann können wir uns ja unterhalten«, sagte sie. »Sie haben versucht, meine Ehe zu zerstören, sie haben Bob in den Tod getrieben und –«

      »Tatsächlich?«, fiel Bettina ihr ins Wort. »Wissen Sie es nicht besser?«

      Machte sie es nicht falsch?, fragte sie sich im nächsten Augenblick. Was hatte sie denn für Beweise, dass Laila in alles eingeweiht war? Ja, wenn sie sich länger mit Poldi hätte unterhalten können, dann hätte sie jetzt vielleicht diese Beweise.

      »Was soll ich wissen?«, fragte Laila aggressiv. »Was wollen Sie mir unterstellen? Bob und ich waren jung verheiratet, als Sie ihn mit Ihrem Geld umgarnten.

      Geld, das war das Stichwort! Plötzlich fühlte sich Bettina wieder sicher.

      »Es ist nur gut, dass es mein Geld oder das meines Vaters war, das ihn verlockte«, sagte sie. »Ich weiß nicht, wie ich einen Mann einstufen soll, der jung verheiratet ist, davon nichts verlauten lässt und der Tochter seines Chefs intensiv den Hof macht. Wie lange wollen Sie noch Versteck spielen, Laila Clifford? Dieser Name weckt merkwürdige Erinnerungen in mir. Vielleicht möchten Sie meine Version über diese Geschichte und die Verlobung hören, oder die Version von Herrn Steiger. Oder wollen Sie sich auch hier als Andrés Frau ausgeben, wie Sie es in der Pension Rosengarten taten? Sie werden nicht bekommen, was Sie suchen. Diese Papiere sind in Sicherheit, und André wird bald in der Lage sein, in aller Öffentlichkeit auszusagen, was damals gespielt wurde.«

      Schritt für Schritt kam Laila auf sie zu. In ihren Augen flammte tödlicher Hass, und Bettina begriff, dass diese Frau zu allem fähig war.

      Da tat sich die Tür auf, und zwei Männer kamen herein, und sie kamen direkt auf sie zu. Unauffällig gekleidete Männer, die Bettina einen jähen Schrecken einjagten.

      Doch dieser Schrecken löste sich wie ein Spuk, als der eine sagte: »Frau Clermont? Kriminalpolizei. Würden Sie uns bitte folgen?«

      Laila fuhr herum, dann begann sie zu kichern. Es war ein irres Kichern, das gespenstisch klang, aber sie schien das als einen Ulk zu betrachten oder einen Schreckschuss.

      Aber für sie war es bitterer Ernst geworden, dafür hatte Poldi gesorgt. Bettina wusste es noch nicht, und ganz so hatte sie sich den Verlauf dann auch nicht vorgestellt.

      »Ich habe nichts getan, ich habe nichts getan!«, schrie Laila, als sie hinausgeführt wurde. Sie wehrte sich wie eine Wilde, aber gegen die beiden Männer konnte sie nichts ausrichten.

      Doch von ihrem Geschrei wurden Dr. Behnisch und Jenny herbeigelockt. Bettina war nicht mehr allein, und das war gut so, denn die entsetzliche Spannung der letzten Minuten war zu groß gewesen.

      »Ich wollte mir doch nur etwas zu trinken holen«, flüsterte sie verwirrt, »und da kam sie und …« Sie konnte nicht weitersprechen. Ein trockenes Schluchzen schüttelte sie.

      Jenny Lenz bemühte sich um sie, sprach beruhigend auf sie ein, gab ihr zu trinken und führte sie dann wieder hinauf.

      *

      »Heute geht es zu, da werden wir vor ein Uhr bestimmt nicht fertig«, sagte Molly.

      »Sie können doch gehen, Molly«, gab Fee zurück.

      »Heute haben Sie auch genug zu tun gehabt. Ich finde es nur komisch, dass sich die Leute läppische Sachen für das Wochenende aufheben.«

      Molly war heute gar nicht in Form. Fee war das schon am Morgen aufgefallen, aber auf ihre besorgte Frage hatte Molly erwidert, dass sie schlecht geschlafen hätte und dass daran das Wetter schuld wäre.

      »Am Sonntag wird es dann wieder regnen«, brummte sie. »Meine Beine sind schwer wie Blei.«

      Fee sprach ein Machtwort. »Sie fahren jetzt heim. Keinen Widerspruch. Heute nachmittag haben wir nur die angemeldeten Patienten, und die Rechnungen können auch warten.«

      »Es tut mir leid«, sagte Molly bedrückt, »aber heute will es einfach nicht.«

      »Das geht doch jedem mal so«, meinte Fee begütigend. »Sie sind urlaubsreif.«

      Ganz verschreckt sah Molly die junge Frau Doktor an.

      »Habe ich nachgelassen?«

      »Aber Molly, jeder Mensch braucht mal Urlaub. Jetzt habe ich mich doch schon reingefunden.«

      »Können das denn schon die Wechseljahre sein? So alt bin ich doch noch gar nicht.«

      »Da haben Sie nun zwei Ärzte um sich herum, und keiner nimmt sich Zeit, Sie mal zu untersuchen. Schlimm ist das. Aber gleich am Montag wird das nachgeholt. Oder besser sofort?«, fragte sie.

      »Gott bewahre, ich bin nur ein bisschen schlapp«, erwiderte sie. »Tut mir leid, dass ich Sie heute auch noch belästige.«

      »Das will ich aber nicht hören«, sagte Fee.

      Im Nachhinein machte sie sich dann noch mehr Gedanken. Molly hatte wirklich erschöpft ausgesehen. Gab es etwa wieder häusliche Sorgen?

      Ich muss mich mal wieder um sie kümmern, nahm Fee sich vor und beschloss, am Nachmittag Molly anzurufen. Oder sollte sie besser vorbeifahren?

      Daniel brauchte mit Frau Hansel fast eine halbe Stunde. Sie war die Letzte, aber anscheinend hatte sie das so eingerichtet. Als sie dann endlich ging, für Daniel ein neckisches Lachen und für Fee einen anmaßenden Blick, stöhnte er.

      »Sie kann einem den letzten Nerv töten«, sagte er, und das bedeutete viel bei ihm, denn immer hegte er Patienten gegenüber Nachsicht. »Fee, ich danke dem Schöpfer, dass er mir nicht eingab, Gynäkologe zu werden.«

      »Dann hätte ich dich nicht geheiratet«, erklärte sie sofort.

      »Ich hätte aber keine andere gewollt.«

      »Und