PURPURUMHANG. Tartana Baqué. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tartana Baqué
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Контркультура
Год издания: 0
isbn: 9783347164758
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bestellen. Ich kann mein Essen in Ruhe auf dem kleinen Balkon genießen. Da ich Halbpension gebucht habe, werde ich mit einem späten Frühstück und frühen Abendessen – wobei dies nicht wie in Deutschland um 18: 00 Uhr, sondern erst gegen 20: 00 Uhr beginnt – keine zusätzliche Mahlzeit für den Tag benötigen. Ich spare mir dadurch zusätzliche Kosten für meine Ernährung.

      Auf dem Weg zum Golfclub bewundere ich die ausgefeilte Anlage des Hotelgartens. Die Bewässerungsanlagen arbeiten noch, und so ist die Luft herrlich frisch und kühl. Einen Moment bleibe ich auf der hölzernen Brücke stehen, die mein Hotel mit dem Golfgelände verbindet. Koi-Karpfen in unterschiedlichen Farben und Größen ziehen ruhig ihre Bahnen durch den kleinen Bach bis hin zu dem künstlich angelegten Teich. Ein Luxus in dieser heißen Gegend.

      Nach einer Weile bemerke ich, dass ich mich verlaufen habe. Ich frage einen Gärtner, der gerade an der Sprinkleranlage hantiert. Er lächelt mich an und drei große Zahnlücken blitzen mir entgegen. Sein Spanisch ist so schnell, dass ich nichts verstehe.

      „Pardone, no comprende!“, sage ich und schaue ihn bittend an.

      Sein Grinsen wird noch intensiver und er winkt mir, ihm zu folgen. Über drei abgeteilte Terrassen, die durch gleichlange Treppen verbunden sind, folge ich ihm auf die untere Ebene, zum Haupteingang des Golfhauses. Der gesamte Weg ist mit rotbraunen Ziegeln, die man Römer nennt, gepflastert. In der Mitte befindet sich ein kleiner blaugestrichener Wasserkanal, der durch mehrere Springbrunnen unterbrochen ist. Das plätschernde Wasser beruhigt mich ein wenig. Rechts und links stehen auf den Ebenen hohe weiße Cocktail-Tische. So wie ich meinen Führer verstehe, soll heute Abend ein Empfang stattfinden. Durch die Garage folge ich ihm in die hintere Ecke des Golfclubs, wo ich endlich meinen Spind finde.

      „Muchas Gracias“, bedanke ich mich und schüttle seine von der vielen Gartenarbeit sonnenverbrannte harte Hand.

      „De nada“, antwortet er und grinst mich an. Er erklärt mir noch etwas, was ich wiederum nicht verstehe. Aber ich nicke ihm mehrfach bestätigend zu. Sein Redefluss wird durch einen Mann mittleren Alters in Golfkleidung unterbrochen.

      „Hallo, Sie sind Frau Bergheimer“, stellt er mehr fest, als dass er fragt, „mein Name ist Erik. Ich bin Ihr Golflehrer.“ Er reicht mir seine Hand, und weiß blitzen seine Zähne in seinem braungebrannten Gesicht.

      „Ja, sorry, ich habe mich verlaufen“, entschuldige ich mich und verziehe leicht meine Lippen.

      „Machen Sie sich keine Sorgen. Beim nächsten Mal sind Sie bestimmt pünktlich.“

      Dies betont er so, als ob er viele deutsche Frauen kennen würde. Mit einem Schwung, als ob es nichts wiegen würde, hievt er mein Golfgepäck auf seinem Buggy.

      „Bitte, steigen Sie ein. Ich zeige Ihnen jetzt den Golfplatz, und dann schauen wir uns Ihre Ausrüstung an.“

      Nach seinem Dialekt müsste er Holländer sein.

      Mit Peter war ich sehr oft in Noordwijk zum Golfspielen und Segeln.

      „Sie sind aus den Niederlanden?“, frage ich ihn und schaue ihn prüfend an.

      Erik bindet sich seine weißblonden Haare nach hinten zusammen.

      „Ja, ich komme aus Amsterdam. Woher kommen Sie?“ Seine grauen Augen strahlen mich an, als sei ich die interessanteste und schönste Frau der Welt.

      „Ich komme aus Köln“, antworte ich ihm, „ich habe drei Wochen Einzeltraining gebucht. Sind Sie mein Trainer für diese Zeit?“

      „Ich werde mich nachher erkundigen. Auf alle Fälle stehe ich Ihnen in dieser Woche zur Verfügung.“

      Gekonnt biegt er in den schmalen Weg zum Loch acht ein. Wir steigen aus, und ich bin überwältigt von der schönen Aussicht. Für Lisa mache ich mit meinem Handy einige Aufnahmen von der La Coñcha, dem Hausberg von Marbella.

      „Darf ich ein Foto von Ihnen machen“, frage ich Erik, „ich möchte meiner Freundin einige Fotos schicken.“

      Ganz das perfekte Fotomodell stützt er sich auf seinen Golfschläger am Loch acht auf und grinst mich an.

      Ich höre schon Lisas Kommentar, wenn sie das Green mit dem künstlich angelegten See, den Palmen und diesen Mann sieht.

      Wir fahren weiter zur Driving Range. Anhand der großen Übersichtstafel an der Gebäudewand erklärt mir Erik, wo sich die einzelnen Löcher des 27-Loch-Platzes befinden. Zusätzlich informiert er mich über die Regeln und den Spielzeitablauf im Golfclub Los Almendros.

      „In unserem Golfclub in Köln handhaben wir die Zeiten nicht so eng“, bemerke ich und schaue ihn erstaunt an.

      „Wir müssen diese strengen Zeitvorgaben machen, da oft viele Touristen gleichzeitig auf dem Platz spielen, die leider rumbummeln und den Spielablauf blockieren.“

      Er zwinkert mir mit einem Auge zu. „Machen Sie sich keine Sorgen, für Sie gelten diese Zeiten nicht. Ich bin ja mit Ihnen unterwegs.“

      Im Golf-Haus angekommen, parkt er unseren Buggy und trägt meine Ausrüstung zum Green.

      „Dann wollen wir mal sehen, wie Sie ausgestattet sind.“

      Er nimmt nacheinander drei Schläger – den Putter, den Driver und das Siebener Eisen – heraus.

      „Nehmen Sie bitte jetzt jeden Schläger in Ihre Hand“, fordert er mich auf und überprüft die Relation der Schlägerhöhe zu meiner Körpergröße. Ebenfalls testet er auch die Biegsamkeit des Schaftes.

      „Wenn Sie nicht die richtigen Schläger haben, brauchen Sie gar nicht erst mit dem Spielen anzufangen“, erklärt er mir und schüttelt den Kopf. „Sie wollen doch Golf spielen, oder? Mit diesen Eisen wird das aber nichts.“

      Ich nicke. Mir dämmert es.

      Dieser Mistkerl von Peter! Ich könnte ihn lynchen! Er hat mir die Golfausrüstung zu meinem fünfzigsten Geburtstag geschenkt und getönt, wie teuer und professionell diese Ausrüstung sei.

      Ich folge Erik ins Golfgeschäft.

      „Wir suchen jetzt drei passende Schläger für Sie aus, die Sie während Ihres Aufenthaltes kostenlos benutzen dürfen. Wenn Sie ihnen gefallen, und Sie damit gut zurechtkommen, können Sie den Putter, das Siebener Eisen oder den Driver einzeln oder alle drei käuflich erwerben.“ Sein Blick fällt auf meine Golfschuhe. Ehe er etwas sagen kann, fange ich laut an zu lachen.

      „Okay, die tun mir wirklich weh! Welche Schuhe soll ich mir aussuchen?“

      „Welche Größe haben Sie? Vierzig?“ Ohne meine Antwort abzuwarten fährt er fort: „Besser, Sie nehmen eine Nummer größer, also 41.“

      Der Verkäufer bringt ein Paar Schuhe. Ich laufe einige Schritte. „Super, die drücken überhaupt nicht“, gebe ich zu und bin ehrlich überrascht. „Mein Mann hat mir die Golftasche und die Schuhe zum Geburtstag geschenkt“, erkläre ich Erik, denn ich möchte nicht ganz so dumm dastehen.

      Wohlweislich verschweige ich, dass es mein fünfzigster Geburtstag gewesen ist.

      „Die Schuhe müssten Sie allerdings sofort bezahlen“, informiert er mich, „Sie können sie auf Ihr Zimmer schreiben lassen. Welche Nummer haben Sie?“

      Ich muss kurz schlucken. Mir ist heiß, denn ich habe das Preisschild gesehen: 350 Euro!

      „Nummer achtundsechzig“, antworte ich ganz ruhig, wobei ich mein Portemonnaie aus meiner Tasche ziehe, „lieber würde ich die Schuhe gleich bezahlen.“

      „Gern“, sagt der Verkäufer und nimmt meine Visa-Karte in Empfang. Mein Stoßgebet, dass die Karte noch nicht gesperrt sei, wurde erhört. Somit bin ich stolzer Besitzer teurer Markengolfschuhe, die mir sogar passen.

      „Ich hoffe, Ihnen hat Ihr erster Tag gefallen.“ Erik reicht mir seine Hand. Fest ist sein Händedruck. „Wir sehen uns morgen um die gleiche Zeit und starten dann mit dem Training.“

      So wie er mich anschaut, ist mir klar. Er will mich wirklich