PURPURUMHANG. Tartana Baqué. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tartana Baqué
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Контркультура
Год издания: 0
isbn: 9783347164758
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zucke zusammen.

      Gehört Sirina vielleicht zu diesem Club?

      Mir ist heiß.

      Hat sie etwas von mir erzählt?

      Am liebsten würde ich den Raum sofort verlassen.

      Nervös nage ich an meiner Unterlippe. Krampfhaft halte ich mich an meinem Glas Wasser fest.

      „Wir sind eine internationale Organisation, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Menschen unkonventionell zu helfen“, fährt die unbekannte Stimme weiter fort. „Unsere Mitglieder stammen aus den höchsten Kreisen von Politik, Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft. Wir möchten anonym und unerkannt im Hintergrund bleiben.“

      Mein Atem geht gleichmäßiger, und ich lehne mich im Stuhl zurück. Meine Neugierde ist geweckt.

      Nun erscheint auf den Bildschirmen in schneller Folge der Text: „Frau Bergheimer ist eine erfahrene Psychotherapeutin, die eine lange Berufserfahrung vorweisen kann. Sie verfügt über die Therapietechnik der Verhaltenstherapie, der Hypnose und der Traumabehandlung insbesondere des EMDR. Ebenfalls hat sie medizinische Kenntnisse, die sie in der internistischen Praxis ihres Mannes speziell über Hormone und Ernährung gewonnen hat. Ihr integrativer Ansatz in Verbindung mit der Mind-Body-Medizin bis hin zur Hinterfragung des menschlichen Verhaltens auf neurologischer Basis, halte ich für die heutige Zeit unbedingt notwendig. Ich denke, dass Frau Bergheimer aufgrund ihrer vielseitigen Methodenanwendungen und ihrem breiten psychologischen und medizinischen Wissen flexibel genug ist, um unsere Problemfälle der unterschiedlichsten Art adäquat lösen zu können.“

      Ich setzte mich aufrecht und blicke mein Gegenüber an. Das habe ich nicht erwartet! Man scheint tatsächlich beruflich an mir interessiert zu sein.

      Die vermummte Gestalt mir gegenüber spricht mich direkt mit schnarrender Stimme an: „Sehr verehrte Frau Bergheimer, da unsere Mitglieder sehr bekannte Persönlichkeiten sind, können wir niemandem vertrauen. In der heutigen Zeit bleiben Geheimnisse nicht lange unentdeckt. Viel zu viele Menschen sind käuflich, und wir können es uns nicht leisten, dass auch nur das Geringste von dem, was uns persönlich betrifft, an die Öffentlichkeit gerät.“

      Ich nicke. Seltsam hört sich diese sprachverzerrte Stimme an, aber ich kann sie trotzdem gut verstehen.

      „Wir möchten Ihnen ein Angebot machen“, taucht wieder die Schrift auf. „Wir bieten Ihnen einen lebenslangen Vertrag an, als Psychotherapeutin für unseren Club zu arbeiten. Sie erhalten monatlich 50.000 Euro für ihre Arbeit.“

      Ich hebe meinen Kopf und spanne die Muskeln in meinen Rücken. 50.000 Euro? So viel Geld? Ich kann es nicht glauben! Aber es steht an der Wand geschrieben.

      Wo ist der Haken?

      „Allerdings müssen Sie uns jederzeit zur Verfügung stehen, egal wann und wie. Zusätzlich dürfen sie mit niemanden über unsere Existenz und über unsere Probleme sprechen. Es besteht absolute Geheimhaltungspflicht. Sicherheitshalber werden sie ständig überwacht. Kontaktaufnahmen und Nachforschungen über die Mitglieder unseres Clubs sind strengstens verboten.

      Von weither höre ich die Stimme: „Interessiert Sie unser Angebot?“

      Mir schwirrt der Kopf. Ein Einkommen von jährlich 600.000 Euro … Da stimmt doch was nicht. Andererseits wäre das meine Rettung. Ich wäre auf einen Schlag alle meine Schwierigkeiten los.

      „Frau Bergheimer! Sind Sie an unserem Angebot interessiert?“

      Ich zucke zusammen und blicke in zwei große dunkle Augen.

      „Wenn Sie kein Interesse an unserem Angebot haben, dann verlassen Sie umgehend diesen Raum.“

      Ich falte meine Hände zusammen und atme tief ein. Meine Stimme will mir nicht gehorchen, als ich sage: „… I`m interested … in your … offer.“

      „Thank you very much!“ Seine Stimme wird fordernder: „Ab jetzt dürfen Sie mit niemandem mehr über das, was hier geschieht, sprechen. Haben wir Ihre Zusage?“

      „Yes, I confirm.“

      Nun lese ich wieder auf dem Bildschirm mir gegenüber: „Folgende Bedingungen müssen Sie ab jetzt erfüllen: Bitte händigen Sie uns Ihr Handy aus. Sie erhalten auf Ihrem Zimmer ein iPhone mit Ihren Telefonnummern. Bitte beachten Sie, dass wir alle Telefonate mithören und unterbrechen, wenn Sie sich nicht an die Regeln der Schweigepflicht halten. Ihren Computer tauschen wir ebenfalls gegen ein neues Surface aus. Er wird ebenfalls durch uns kontrolliert und kann jederzeit abgeschaltet werden.

      Da wir Sie noch nicht genügend kennen, dürfen Sie das Hotel für den jetzigen Arbeitszeitraum von circa acht Wochen nicht verlassen. Zur Kontrolle erhalten Sie eine Fußfessel mit einem GPS-Sender.

      Sie ziehen sofort in die Präsidentensuite in den vierten Stock. Sie können alle Räume nutzen bis auf diesen Raum.

      Sie dürfen mit niemandem darüber sprechen, welche Arbeit Sie machen.

      Sie dürfen mit keinem Mitglied Kontakt aufnehmen. Ebenfalls dürfen Sie keine Nachforschungen anstellen, wer sich hinter den Masken verbirgt.

      Alle Kosten, die für Sie jetzt anfallen, werden von uns automatisch übernommen inclusive Ihres Golftrainings, das Sie selbstverständlich weiter durchführen dürfen.

      Sollten Sie sich nicht an unsere Abmachungen halten, erhalten Sie keine Bezahlung. Ihre Aufwendungen müssen Sie selbst übernehmen.

      Sollten Sie während oder im Nachhinein irgendjemanden von Ihrem Aufenthalt und Ihrer Arbeit bei uns erzählen, werden wir Mittel und Wege finden, Sie zum Schweigen zu bringen.“

      Ich halte den Atem an. Da … da ist der Haken!

      Ich werde im Rücken ganz starr, so geschockt bin ich. Das ist ja eine Drohung! Die drohen mir, mich umzubringen, wenn ich mich nicht so verhalte, wie sie wollen. Mein Magen verkrampft sich. Meine Wangen glühen, und mein Herz rast. Plötzlich wirken die Menschen in ihren purpurnen Umhängen wie Monster. Ihre dunklen Augen blitzen mich aus ihren schwarzen Masken im Halbdunkel an.

      „Nehmen Sie unser Angebot an?“

      Mit schriller Stimme sage ich: „No, no, this is not acceptable. I am sorry, but your conditions are impossible.“

      Die Gestalt mir gegenüber richtet sich auf. Sie erhebt ihre schwarz behandschuhten Hände, und ihre Stimme klingt eindringlich.

      „Bitte überlegen Sie sich unser Angebot noch einmal in Ruhe.“

      Dabei blickt sie mir direkt in meine Augen. Mir ist, als ob sie in meine Seele schaut.

      „Wir stellen unsere Bedingungen nicht, weil wir Sie nicht schätzen, sondern weil wir uns selbst schützen müssen. Ich gebe Ihnen zwei Stunden Zeit für ihre endgültige Entscheidung. Paco, Ihr Butler, wird Sie auf Ihr Zimmer bringen und auf Ihre Antwort warten. Bitte befolgen Sie uneingeschränkt seine Anweisungen. Er wird ab sofort für Sie zuständig sein und Ihnen in jeder Lage behilflich sein.“

      Die Bildschirme an den Wänden werden dunkel, und die Kronenleuchter leuchten hell auf. Die umhangvermummte Gestalt erhebt sich. Groß und mächtig zeichnet sich ihre Gestalt vor der weißen Wand ab. Schweigend verlassen alle den Raum, ohne mich eines Blickes zu würdigen.

      Ich sacke in mich zusammen. Mein Kopf ist total heiß. Ich fühle mich wie durch die Mangel gedreht.

      „Por favor, sígueme”, höre ich Paco.

      Ohne Widerstand folge ich ihm in mein Zimmer. Dort übergebe ich ihm mein Handy und meinen Computer.

      „Sie dürfen Ihr Zimmer nicht verlassen. Ich bin in zwei Stunden bei Ihnen, um Ihre Entscheidung abzuholen.“

      Die Tür fällt ins Schloss.

      Endlich allein. Wie ein Tiger im Käfig laufe ich durch mein Apartment. Ich bin doch nicht irre! Was denken die sich eigentlich, wer ich bin? Ich bleibe mitten im Raum stehen. Soll ich Lisa anrufen? Ich schaue zum Nachttisch. Kein Telefon! Die haben an alles gedacht. Ich suche den Raum ab. Vielleicht