City of Fallen Angels. Cassandra Clare. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Cassandra Clare
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия: Chroniken der Unterwelt
Жанр произведения: Учебная литература
Год издания: 0
isbn: 9783401801322
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weiblichen Fans verdoppeln.«

      »Was bedeuten würde, wir hätten schon zwei«, spottete Kirk.

      »Wir haben einen weiblichen Fan? Wen denn?« Matt wirkte richtig neugierig.

      »Die Freundin von Erics kleiner Cousine. Wie heißt sie noch mal? Die, die in Simon verknallt ist. Sie kommt zu all unseren Auftritten und erzählt Jan und jedermann, sie sei seine Freundin.«

      Simon zuckte bestürzt zusammen. »Sie ist dreizehn!«

      »Das liegt an deinem sexy Vampir-Mojo, Mann«, verkündete Matt. »Dem können die Ladys einfach nicht widerstehen.«

      »Herrgott noch mal«, stöhnte Clary. »So etwas wie ein sexy Vampir-Mojo gibt es nicht.« Dann zeigte sie mit dem Finger auf Eric. »Und komm nicht auf die Idee, Sexy Vampir-Mojo wäre ein prima Bandname, sonst vergess ich mich und…«

      Im selben Moment schwang das Garagentor wieder hoch. »Äh, Leute?«, meldete Kyle sich zu Wort. »Hört mal, wenn ihr mich nicht testen wollt – kein Problem. Vielleicht habt ihr ja euren Sound geändert oder was auch immer. Ihr braucht nur was zu sagen und schon bin ich weg.«

      Eric neigte den Kopf leicht zur Seite. »Komm rein und lass dich mal ansehen.«

      Als Kyle die Garage betrat, musterte Simon ihn von Kopf bis Fuß, um herauszufinden, weshalb Clary ihn als scharf bezeichnet hatte. Der Junge war groß, breitschultrig und schlank und hatte hohe Wangenknochen, lange schwarzbraune Locken, die ihm in die Stirn und bis in den Nacken hingen, und eine gebräunte Haut, die ihre sommerliche Tönung noch nicht verloren hatte. Die langen, dichten Wimpern um seine verblüffend grünbraunen Augen ließen ihn wie einen Teenie-Rockstar wirken. Er trug Jeans und ein enges grünes T-Shirt und um seine nackten Oberarme wanden sich verschlungene Tattoos – keine Runenmale, sondern ganz normale Tätowierungen. Sie erinnerten an eine gewundene Schrift, die sich über seine Haut zog und unter dem Ärmel seines T-Shirts verschwand.

      Okay, er war nicht unbedingt abstoßend, musste Simon sich eingestehen.

      »Wisst ihr, was?«, sagte Kirk schließlich und durchbrach damit das Schweigen. »Ich verstehe, was Clary meint. Er ist tatsächlich ziemlich scharf.«

      Kyle blinzelte verwundert und wandte sich dann an Erik: »Also, soll ich nun vorsingen oder nicht?«

      Eric nahm das Mikro vom Ständer und gab es ihm. »Dann mal los«, sagte er. »Lass mal hören, was du draufhast.«

      »Kyle war richtig gut«, sinnierte Clary. »Eigentlich hatte ich das ja nur im Scherz gesagt, dass ihr ihn in eure Band aufnehmen sollt, aber er kann tatsächlich singen.«

      Sie spazierten durch die Kent Avenue in Richtung von Lukes Haus. Der Abendhimmel hatte inzwischen seine Farbe gewechselt – von einem dunklen Blau zu Grau – und tiefe Wolken hingen über dem East River. Clary streifte mit dem Handschuh über den Maschendrahtzaun, der die Straße von dem brüchigen, betonierten Flussufer trennte, und die Berührung ließ das Metall rasseln.

      »Das sagst du doch nur, weil du ihn scharf findest«, warf Simon ein.

      Clary grinste so breit, dass ihre Grübchen zum Vorschein kamen. »So scharf nun auch wieder nicht. Jedenfalls nicht wie der schärfste Typ, den ich je gesehen habe.«

      Bei dem es sich ja wohl nur um Jace handeln konnte, überlegte Simon. Allerdings war sie so freundlich, es nicht laut auszusprechen.

      »Aber ich glaube wirklich, es wäre eine gute Idee, ihn in die Band aufzunehmen. Ehrlich. Denn wenn Eric und die anderen ihm nicht sagen können, dass du ein Vampir bist, dann können sie es auch keinem anderen erzählen. Und hoffentlich ist dann endlich Schluss mit dieser blöden Idee.«

      Inzwischen hatten sie Lukes Haus fast erreicht. Simon konnte es auf der gegenüberliegenden Straßenseite sehen: Die hell erleuchteten Fenster sandten einen warmen gelblichen Schein in die aufkommende Dunkelheit.

      Plötzlich blieb Clary bei einem Loch im Zaun stehen. »Weißt du noch, wie wir hier einen Haufen Raumdämonen getötet haben?«

      »Du und Jace habt sie getötet. Ich dagegen musste mich fast übergeben.« Simon erinnerte sich zwar, war aber nicht ganz bei der Sache. Seine Gedanken wanderten immer wieder zu Camille, wie sie am Rand der Gartenterrasse gesessen und ihn belehrt hatte: Du bist mit den Schattenjägern befreundet, aber du kannst niemals einer der ihren sein. Du wirst immer anders sein, immer ein Außenseiter bleiben. Er warf Clary einen raschen Seitenblick zu und fragte sich, was sie wohl sagen würde, wenn er ihr von dem Treffen mit der Vampirdame erzählte und von ihrem Angebot. Vermutlich wäre Clary total entsetzt. Die Tatsache, dass er nicht verletzt werden konnte, hinderte sie nicht daran, sich noch immer Sorgen um seine Sicherheit zu machen.

      »Heute würdest du keine Angst haben«, sagte sie leise, als hätte sie seine Gedanken gelesen. »Denn heute hast du das Runenmal.« Sie drehte sich zu ihm, noch immer leicht gegen den Zaun gelehnt. »Hat irgendjemand es schon mal bemerkt oder dich danach gefragt?«

      Simon schüttelte den Kopf. »Meistens hängen meine Haare darüber und außerdem ist es inzwischen ziemlich verblasst. Sieh mal.« Er schob seine Haare beiseite.

      Clary streckte eine Hand aus und berührte seine Stirn mit dem geschwungenen Mal. Ihre Augen besaßen einen traurigen Ausdruck, so wie an jenem Tag in der Halle des Abkommens in Alicante, wo sie den ältesten Fluch der Welt in seine Haut geritzt hatte. »Und, tut es weh?«

      »Nein. Nein, es tut nicht weh.« Und Kain sprach zu Jehova: Zu groß ist meine Strafe, um sie zu tragen. »Du weißt doch, dass ich dir keinen Vorwurf mache, oder? Schließlich hast du mir damit das Leben gerettet.«

      »Ich weiß.« Ihre Augen glitzerten. Rasch strich sie sich mit dem Handrücken übers Gesicht. »Verdammt. Ich hasse es zu weinen.«

      »Na, dann gewöhn dich besser mal dran«, erwiderte Simon. Als Clary ihn mit großen Augen fragend ansah, fügte er hastig hinzu: »Ich meinte die Hochzeit. Die ist doch nächsten Samstag, oder? Und bei Hochzeiten brechen schließlich alle ständig in Tränen aus.«

      Clary schnaubte.

      »Wie geht’s eigentlich Luke und deiner Mom?«, fragte Simon.

      »Sie sind total verliebt… ist schon fast widerwärtig. Na ja, wie auch immer…« Clary tätschelte seine Schulter. »Ich sollte jetzt besser reingehen. Sehn wir uns morgen?«

      Simon nickte. »Klar. Morgen.«

      Er schaute ihr nach, als sie über die Straße lief und dann die Stufen zu Lukes Haustür hinaufsprang. Morgen. Er fragte sich, wie lange es her war, dass er Clary mal über mehrere Tage lang nicht gesehen hatte, und wie es wohl sein würde, unstet und flüchtig auf Erden zu wandeln, wie Camille es ihm prophezeit hatte. Und auch Raphael. Das Blut deines Bruders schreit zu mir vom Erdboden her. Er war zwar nicht Kain, der seinen eigenen Bruder erschlagen hatte, aber der Fluch machte ihn dafür verantwortlich. Irgendwie war es seltsam, überlegte Simon, darauf zu warten, alles zu verlieren, aber nicht zu wissen, ob das jemals eintreffen würde oder nicht.

      Die Haustür fiel hinter Clary ins Schloss. Simon machte auf dem Absatz kehrt und marschierte die Kent Avenue entlang in Richtung der U-Bahn-Haltestelle an der Lorimer Street. Inzwischen war es fast vollständig dunkel geworden und der Himmel über Simons Kopf wirkte wie eine wirbelnde Masse aus Schwarz und Grau. Plötzlich hörte er, wie hinter ihm auf der Straße Reifen quietschten, doch er schaute sich nicht um. In dieser Gegend wurde ständig zu schnell gefahren, trotz der Risse und Schlaglöcher im Straßenbelag. Erst als der blaue Lieferwagen neben ihm vorfuhr und knirschend zum Stehen kam, drehte Simon sich zu dem Wagen.

      Der Fahrer riss den Schlüssel aus dem Zündschloss, woraufhin der Motor erstarb, und stieß seine Tür auf. Es handelte sich um einen Mann, einen großen Mann in Turnschuhen und einem grauen Trainingsanzug mit Kapuze, die so tief heruntergezogen war, dass sie den größten Teil seines Gesichts verdeckte. Er sprang vom Fahrersitz herunter und Simon sah, dass er ein langes schimmerndes Messer in der Hand hielt.

      Später sollte Simon zum Schluss kommen, dass er einfach hätte weglaufen sollen. Schließlich war er ein Vampir