Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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Er war ausgepumpt. Schmerztabletten und Alkohol lähmten seine Glieder. Er taumelte nur noch weiter, bis er einfach nicht mehr fähig war, auch nur einen einzigen Schritt zu tun.

      Ungedeckt blieb er stehen und riß die Waffe noch mal hoch. Doch bevor er einen weiteren Schuß lösen konnte, wurde er von einem wüsten Steinhagel eingedeckt. Die Bauarbeiter verstanden ihr Handwerk und fanden immer neue Munition an einem anderen Bauplatz.

      Ben Camster wurde mehrfach getroffen. Er sackte in die Knie, heulte wie ein Tier und fiel dann schließlich mit der Stirn auf den Boden. Dann waren die Bauarbeiter über ihm. Sie machten ihm nachdrücklich klar, daß man nicht ungestraft auf sie schoß …!

      *

      Parker hatte den ersten Autoreifen leergeatmet …!

      Keuchend und spuckend robbte er sich an den nächsten Reifen heran und drehte die Ventilkappe ab. Mit der Spitze seines Taschenmessers drückte er die Ventilnadel ein und ließ die dumpf riechende und schmeckende Luft aus dem Autoreifen in seine Lungen blasen. Die Nase hielt er sich mit der linken Hand zu. Er benutzte die voll aufgepumpten Autoreifen als Preßluftflaschen. Sie versorgten ihn mit atembarer, aber nicht mit frischer Luft.

      Ihm war in letzter Sekunde wieder einmal der rettende Einfall gekommen. So entging er dem tödlichen Giftgas, ohne auf die dringend notwendige Luft aber verzichten zu müssen. Da sich noch mehrere Wagen in der geschlossenen und abgesperrten Garage befanden, brauchte er sich vorerst keine Sorgen zu machen.

      Da hörte er Geräusche an der Tür. Die zurückgebliebenen Männer wollten das Tor öffnen. Der Überfallhaken wurde bereits zurückgeklappt. Parker versorgte sich mit frischer Luft und brüllte zur Tür hin nur das eine Wort: »Giftgas …!«

      Die Geräusche waren plötzlich nicht mehr zu hören. Die Männer hatten verstanden und sofort geschaltet. Sie zogen sich sehr schnell zurück. Parker wiederholte seine Warnung noch einige Male. Er wollte ganz sicher gehen, daß nicht noch in letzter Sekunde ein schreckliches Unglück passierte.

      Doch die Männer hatten ihn richtig verstanden und halfen. Mit langen Baustangen schoben sie das Tor auf. Frische Luft konnte ungehindert eintreten, Durchzug entstand.

      Das Giftgas wurde verdünnt und durch den Sog, der zwischen Tor und Fenster entstand, hinausgewirbelt. Das dauerte natürlich einige Zeit. Und Parker hütete sich, zu früh aufzustehen. Er begnügte sich in gekonnter Selbstbescheidung mit der stickigen Reifenluft.

      Als der Wagen nur noch einen vollgepumpten Reifen besaß, riskierte Parker es, nach einem letzten Luftschnappen aufzustehen und hinauszulaufen.

      Die Bauarbeiter und Neugierigen hatten sich achtungsvoll zurückgezogen. Erstaunt, verblüfft und ungläubig starrten sie auf den seltsam gekleideten Mann, der jetzt würdevoll und langsam die Garage verließ und leutselig nach allen Seiten seinen Dank winkte.

      Er hatte es überstanden und war gerettet. Bevor er die neugierigen Fragen seiner Mitmenschen beantworten konnte, wurde er von der Besatzung eines alarmierten Polizei-Streifenwagens in Empfang genommen.

      »Bevor ich nähere Erklärungen abgebe, möchte ich Sie ebenso dringend wie herzlich bitten, Leutnant Traggle zu verständigen, daß Josuah Parker hier aufgetaucht ist. Ihr Vorgesetzter weiß dann Bescheid. Im übrigen halte ich es für richtig, daß Sie sich um einen Gangster namens Ben Camster kümmern. Der ›Blasrohr-Mörder‹, wie er genannt wird, dürfte sich in den Central Park geflüchtet haben.«

      Es war den Männern der Streife nicht zu verdenken, daß sie Parker für den gesuchten Irrsinnigen hielten. Bevor Parker mit wohlgesetzten Worten protestieren konnte, saßen Handschellen an seinen Gelenken …!

      *

      »Zum Teufel, wie sind Sie nur auf den Gedanken gekommen, sich am Grand Central herumzutreiben?« wollte Mike Rander später wissen. Josuah Parker war wieder ohne Handschellen und genoß einen Kognak, den Leutnant Traggle aus der Kantine hatte besorgen lassen.

      »Ich ging von der Voraussetzung aus, Sir, daß Ben Camster sich einen Platz aussuchen würde, an dem viele Menschen versammelt sind. Ich besuchte zuerst den Grand Central, hätte mir aber auch noch den Bus-Terminal und ähnliche Stätten angesehen.«

      »Sie haben einfach ein sagenhaftes Glück«, mischte sich Traggle in die Unterhaltung. »Kaum eingetroffen, stolpern Sie schon über diesen Camster.«

      »Ein guter Stern führte mich, Sir …! Darf ich bei der Gelegenheit fragen, was aus Ben Camster geworden ist?«

      »Seine Verletzungen sind nicht besonders schwer«, erwiderte der Polizeioffizier. »Gewiß, die Männer haben ihn ordentlich durchgebeutelt, doch das wird ihm kaum schaden.«

      »Er befindet sich im Polizeilazarett?« fragte nun auch Mike Rander.

      »Die Ärzte werden ihn in Tiefschlaf versetzen müssen«, gab Traggle zurück. »Camster dürfte endgültig irrsinnig geworden sein. Ich glaube nicht, daß wir ihn unter Anklage stellen können.«

      »Was enthielt diese Giftflasche?«

      »Eine gefährliche Blausäureverbindung …! Sie wäre tödlich gewesen. Sie ahnen nicht, wie froh ich bin, daß dieser Spuk vorbei ist. Endlich kann ich wieder ruhig atmen.«

      »Sind die Morde an den beiden Gangstern Clive und Sammy geklärt?«

      »Laut Joan gehen sie auf Camsters Konto. Sie sollten sich gegenseitig umbringen. Es klappte aber nicht ganz, Camster mußte nachhelfen. Inwieweit dieser Shadow mitbeteiligt ist, läßt sich nicht mehr feststellen. Sie verschanzt sich hinter Camster, dem wir kaum etwas anhängen können. Wie gesagt, dieser Mann dürfte endgültig irrsinnig geworden sein.«

      »Und wer ermordete unseren Bekannten Hermy Lactons? Er mußte damals schon eine wichtige Spur entdeckt haben.«

      »Joan Shadow behauptete nach wie vor, Camster habe dafür Berufskiller engagiert. Diese Leute versuchten auch, Ihren Butler Parker zu verfolgen und zu erschießen. Sie hatten dann ja das Pech mit den Knallerbsen. Ich muß sagen, Mr. Parker, Ihre Methoden sind verdammt ungewöhnlich.«

      »Aber erfolgreich«, sagte Mike Rander auflachend. »Ohne Parker hätten wir Camster bestimmt nicht so schnell erwischt.«

      »Oh, Sir, Sie schmeicheln mir«, reagierte Parker, doch er errötete nicht.

      »Werden Sie noch länger in New York bleiben?« fragte Leutnant Traggle, sich an Rander wendend.

      »Geht leider nicht«, antwortete der Strafverteidiger. »Wir werden in Chikago erwartet. Sobald wir die Abschlußberichte unterschrieben haben, werden wir zurückfliegen.«

      »Ein neuer Kriminalfall?« wollte Leutnant Traggle wissen.

      »Und ob …!« Mike Rander lächelte. »Ein uns bekannter Privatdetektiv ist seit einigen Tagen wie vom Erdboden verschwunden. Er sollte eigentlich nur eine harmlose Firmenermittlung durchführen. Seine Frau bat uns um Hilfe.«

      »Dann wünsche ich Ihnen Hals- und Beinbruch«, sagte Traggle. »Endlich wieder etwas Normales, nicht wahr?«

      »Wir möchten uns lieber nicht festlegen, Sir.« Parker lüftete seine steife schwarze Melone, als er zur Tür schritt. »Ich rechne fest mit einem Verbrechen, das nur geschickt getarnt worden ist. Ich werde der Sache auf den Grund gehen.«

      »Sehen Sie, Traggle, er ist schon nicht mehr zu halten«, meinte Anwalt Randers und wies auf Parker, der bereits zum Lift schritt. »Sobald er einen neuen Fall wittert, kann man ihn nicht an die Kette legen.«

      »Ein aufregender Butler«, stellte Traggle grinsend fest.

      »Sie untertreiben«, antwortete Mike Rander. »In Wirklichkeit ist er noch viel schlimmer. Ich habe überhaupt kein Privatleben mehr. Er schleift mich von einem Fall zum anderen. Verflucht sei der Tag, als ich ihn drüben in England engagierte. Nun werde ich ihn nicht mehr los.«

      Traggle lachte laut auf. Er hatte sehr richtig verstanden und sah ja mit eigenen Augen, wie der Butler und sein junger Herr sich verstanden.

      »Sagen Sie, hat er nicht einen Zwillingsbruder?«