Harry in love. Christina Masch. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christina Masch
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783991300601
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bekannt waren.

      Gespannt wie ein Flitzebogen sah sie den fünfen dann beim Tanzen zu und war überrascht, wie toll Harry in die Gruppe passte! Er wirkte nun überhaupt nicht mehr wie ein etwas eingebildeter Prinz, sondern wie ein ganz normaler junger Mann von nebenan. Prompt erwischte sie sich dabei, wie sie ihn wieder einmal anstarrte. Als Harry ihr dann auch noch zuzwinkerte, wurde Isabel knallrot und senkte den Kopf. Doch sogleich erschrak sie, als Harry ihre Hand nahm und sie zu sich hochzog. „Hey Isabel, jetzt bist Du wieder dran!“ Isabel nickte und folgte Harry auf die Tanzfläche.

      Zaghaft legte sie ihre Hände in seine und sah ihm unsicher ins Gesicht. Harry lächelte sie jedoch nur an und flüsterte: „Keine Angst, ich lass Dich schon nicht fallen; vertrau mir!“

      Isabel schluckte erneut am Kloß in ihrem Hals.

      „Seid ihr so weit?“, fragte Nick wieder. Harry nickte und sah zu Isabel herunter. Rein mechanisch nickte auch sie. Prompt ertönten die ersten Takte des Flamencos, gemischt mit Tango- und Salsa-Passagen. Natürlich trat Isabel Harry unweigerlich auf die Füße. Doch statt sie loszulassen tanze Harry unbeirrt mit ihr weiter. So, als sei nichts geschehen. Samuel grinste über das ganze Gesicht, denn genau das hatte er Harry angeraten. Nur so hatte Isabel keine Chance nervös zu werden oder gar davonzulaufen. Und es bewirkte wahre Wunder, denn bereits der zweite Versuch lief besser. Aber für Nick natürlich nicht gut genug: „Ich würde vorschlagen, ihr tauscht jetzt einmal die Turnschuhe gegen die Tanzschuhe, sonst wird das heute nichts mehr!“

      Isabel war dankbar für die kurze Verschnaufpause, denn die ständige Nähe zu Harry und seine Berührungen machten sie schier verrückt! Ihr Herz bäumte sich bei jeder seiner Berührungen auf und sie hatte das Gefühl, dass ihre Haut dabei verbrennen würde. Ihr war auf einmal total schwindlig und sie wusste dabei noch nicht einmal warum.

      „Alles okay mit Dir?“, fragte Samuel, der das Mienenspiel und die zittrigen Hände von Isabel mitbekommen hatte. Isabel nickte heftig.

      Natürlich blieb dies auch nicht vor Harry verborgen. Er konnte nur erahnen, was in Isabel vorging. Ihr schüchterner Blick und ihre kalten, klammen Hände sprachen Bände. Auch ihm ging es nicht viel anders. Nur dass er wusste, warum ihm bei der kleinsten Berührung von Isabels Haut schwindlig wurde.

      Mit festen Schritten ging er auf Isabel zu und half ihr vom Boden auf, auf welchem sie noch immer saß, obwohl sie schon dreimal ihre Tanzschuhe angezogen hatte. Mit großen Augen starrte sie Harry an. „Hey, Du schaffst das! Du tanzt toll!“, flüsterte Harry nur für Isabel hörbar, während er ihr beruhigend über die Arme strich. Isabel schloss prompt bei der Berührung ihre Augen. Unweigerlich fing Harry siegesgewiss an zu grinsen.

      „Alles in Ordnung bei Euch?“, kam es mit lauter Stimme von Nick. Isabel erschrak sofort. Harry atmete tief durch und geleitete dann Isabel wieder in die Mitte der Tanzfläche. Mit sehr viel Gefühl und Ausdruckskraft führte er seine Tanzpartnerin über das Parkett. Isabel folgte Harry überall hin und überließ ihm nicht nur die Führung, sondern ließ auch all seinen Willen über sich ergehen.

      Als sie das Ende des Liedes und des Tanzes erreicht hatten, applaudierte Nick begeistert. „Harry, ich will ja nicht rumschleimen, aber Du tanzt tatsächlich noch besser als Samuel. Alle Achtung!“ Harry räusperte sich und sah beschämt zu Samuel. Doch dieser grinste nur und bestätigte mit einem Kopfnicken Nicks Behauptung. „Und was ist mit Dir, Isa?“, fragte Nick herausfordernd. Statt zu antworten sah Isabel nur verlegen zu Boden und errötete.

      Es war zehn nach vier, als die ‚Big Five‘ aufgerufen wurden. Der große Theatersaal, in dem der Wettbewerb stattfand, war bis auf den letzten Platz besetzt und selbst auf den Gängen standen Menschen. Alle wollten den Wettstreit zwischen den besten Tanzschulen Englands miterleben. Natürlich waren neben den Eltern und Freunden der Tänzer auch einige Prominente unter den Zuschauern; nicht zuletzt der eine Teil der jungen Königsfamilie und deren Freunde.

      Als Harry gemeinsam mit Kathreen, Cindy, Michael und Ralph die Bühne betrat, bemerkte noch niemand, wer der Tänzer auf der linken hinteren Position war. Und auch als Harry mit Isabel im zweiten Teil des Wettkampfes allein auf der Bühne stand, war vielen noch nicht klar, wer dort tanzte, da Harry mit falschem – Samuels – Namen aufgerufen wurde. Harry grinste und ihm machte das Tanzen so gleich noch viel mehr Spaß. Er gab alles und Isabel tat es ihm gleich. Sie hatte nach der ersten Drehung ihren Vater im Publikum entdeckt und war nun natürlich noch mehr angespornt, alles aus sich herauszuholen. Als die beiden übereinander geschlungen am Boden zum Sitzen kamen, gab es einen gewaltigen Applaus, der gar nicht mehr aufhören wollte. Nick wusste sofort, dass die beiden den zweiten Wettkampf für sich entschieden hatten. Doch noch stand der Standardtanz aus und dies war eine harte Nuss, die es zu knacken gab. Denn in den letzten fünf Jahren hatte immer die gleiche Tanzschule, die Eliteakademie, den ersten Platz abgeräumt, und kein geringerer als Mister Edwin Körtes, der berühmteste, aber auch strengste Tanzlehrer von ganz England, war der Kopf des Ganzen! Doch Nick war aus dem gleichen Holz geschnitzt und wurde von Jahr zu Jahr ehrgeiziger; er wollte unbedingt in diesem Jahr seinen Widersacher Körtes besiegen!

      Während die Tänzer der anderen Schulen ihre Performance zeigten, zogen sich Harry und Isabel in aller Ruhe um. Sie waren die Letzten, die in der dritten Kategorie antreten mussten und Nick war es am liebsten, wenn die beiden den Tanz der Eliteakademie erst gar nicht mitbekamen. Er wollte jegliche Unsicherheit oder gar Zweifel an ihrem Können vermeiden; es genügte schon, dass Isabel nicht sonderlich davon begeistert war, die Letzte zu sein. Denn mit der langen Wartezeit kam auch ihre Nervosität wieder. Zwischenzeitlich hatte sich zudem auch noch herumgesprochen, wer in Wirklichkeit der Tanzpartner von ihr war. Harry nahm diese Information mit gemischten Gefühlen auf. Denn während dieser Fakt beim Publikum sicherlich ein Pluspunkt war, bewirkte das bei der Jury hingegen das ganze Gegenteil. Denn jetzt würden sie erst recht ganz genau jeden ihrer Schritte aufmerksam mitverfolgen …

      Fertig umgezogen machte sich Harry auf den Weg zu Isabel, um ihr ihre und sich seine eigene Nervosität und Angespanntheit zu nehmen. Isabel saß im kleinen Probetanzsaal und testete gerade den Sitz ihrer Tanzschuhe. Als sie den Blick nach oben nahm, um zu sehen, wer in den sonst leeren Raum gekommen war, blieb ihr der Mund weit offen stehen. Es war Harry, in schwarzen Bundfaltenhosen und einem halbgeöffneten schwarzen Satinhemd. Und er sah darin nicht nur umwerfend aus, sondern seine Struppelhaare, die in alle Richtungen zeigten, machten ihn auch sehr verwegen. Er wirkte in dieser Aufmachung und den Absatzschuhen irgendwie maskuliner als sonst. Aber nicht nur Isabel glaubte ihren Augen kaum zu trauen. Als Harry Isabel in diesem knappen rot-schwarzen, fransigen Irgendetwas – als mehr konnte man das kurze Kleidchen aus der Zeit des Charleston nicht bezeichnen – vor sich stehen sah, musste er zweimal hinschauen, um sicher zu sein, dass dies dort Isabel war. Denn sie hatte ihre kurzen, schwarzen Haare mit Gel glatt nach hinten gestrichen und kleine glitzernde Punkte zierten ihr Deckhaar. In ihrem leicht lasziven knappen Outfit und mit der Schminke in ihrem Gesicht wirkte Isabel wie eine weit erfahrenere Frau als sie sonst zu sein schien. Harry verliebte sich gleich noch einmal in sie. Beide standen sich gegenüber und starrten sich, ohne ein Wort zu sagen, gegenseitig an.

      Sie standen so mindestens zehn Minuten da, als plötzlich Nick laut nach ihnen rief: „Sagt mal, habt ihr etwas an den Ohren??? Ihr seid in ungefähr zehn Minuten dran! Also auf, auf und ab hinter die Bühne mit Euch! Und wehe ihr verpatzt das!“, drohte Nick, was sich natürlich nicht gerade sonderlich positiv auf ihre strapazierten Nerven auswirkte. Harry warf Nick einen finsteren Blick zu, doch Nick grinste nur breit.

      Angespannt stand Isabel vor Harry, der seine Hände beruhigend auf ihre Schultern gelegt hatte und sie sanft massierte. Isabel schloss die Augen und warf entspannend ihren Kopf nach hinten. Ungewollt landete er dabei auf Harrys Brust. Sie war ein wenig verwirrt, denn sie hatte nicht angenommen, dass Harry so dicht hinter ihr stehen würde. Umgehend wollte sie ihren Kopf wieder zurückziehen, doch Harry berührte nun zärtlich ihren Hals und legte ihren Kopf mit etwas Druck auf seine Finger zurück an seine Schulter. „Entspann Dich, wir haben den ersten Teil mit Bravour gemeistert; wir schaffen auch den zweiten Teil!“, flüsterte Harry an Isabels rechtes Ohr. Isabel nickte zwar, konnte sich aber nicht mehr entspannen. Sie hatte das Gefühl, als könne sie Harrys Herzschlag spüren. Er ging schnell; oder war es gar ihrer? Doch weiter konnte Isabel dem Gedanken