Werwolfsgeheul. Melanie Ruschmeyer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Melanie Ruschmeyer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847650645
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aussehen. Hatte ich einen Krieg entfacht, der so lange nun auf Eis gelegt war?

      ››Auch meine Leute haben ihre Lücken‹‹, unterbrach Li meine Gedanken.

      ››Mag sein, aber ich nehme es ernst. Ich kenne ihn von euch am besten und …‹‹

      ››Darum beneidet dich auch keiner‹‹, setzte Li den Satz fort und seufzte. ››Was wenn er sich dort befindet, weil man ihn zur Rechenschaft ziehen will? Vielleicht haben die Maguire ihn ausgeliefert, denn so wichtig ist er nun auch wieder nicht. Sie haben noch zwei weitere Sucher. Wer weiß, vielleicht haben auch die Maguire keine Lust auf einen erneuten Krieg.‹‹

      Da begann Alex lauthals aus voller Kehle zu lachen. ››Im Gegenteil sie würden es begrüßen! Nein, es muss etwas anderes sein. Sie schicken einen ihrer besten Leute nicht umsonst dorthin, dass kann ich mir einfach nicht vorstellen.‹‹

      Ich bemerkte, dass sich die Konversation langsam aber sicher nur noch im Kreis drehte und nichts Wichtiges mehr dabei heraus kam. So entschloss ich mich am Strand spazieren zu gehen und meinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Nachdem ich all diese Dinge gehört hatte, konnte ich nicht anders, da sie mich nicht in Ruhe lassen würden. Schwerfällig erhob ich mich von der Sessellehne und glaubte in mich zusammenzusacken wie ein nasser Sack. Aber nichts geschah! Tagelang war alles so selbstverständlich gewesen. Alles in mir war auf Kampf und Jagd gebürstet, doch nun … Nun öffnete ich geräuschlos die Verandatür und mein letzter Blick galt der Kellertür. Standhaft und ohne Vorwurf stand sie da.

      Traurigkeit überkam mich, denn ich hatte das Gefühl ihn verlassen zu müssen. Der Stich ins Herz war kurz, aber extrem schmerzhaft und ich wusste, dass ich mich beeilen musste. Wenn ich jetzt nicht rannte, würde mich ein lautes Schluchzen verraten. Hastig schoss ich die Tür und fegte der Brandung entgegen.

      Also war es soweit. Ich wusste nicht viel und das war es wohl auch, was mir ein wenig Angst bereitete.

       Aber wir wissen genug!

      Knurrend erhob sich die Stimme meines zweiten Ichs und ich schauderte. Versuchte ihren aufgebauten Druck auf meiner Brust abzuschütteln, doch es gelang mir nicht. Drohend und markant blieb er bestehen und erinnerte mich Sekunde um Sekunde an einen Entschluss, vor dem ich selber einen leichten Hauch von Angst und Respekt hatte. Wenn es nach ihr ginge, sollte ich sofort auf die Jagd gehen, doch mein Verstand hielt mich weitgehend davon ab.

      Es war nicht nur gefährliches Wolfsrevier, auf das ich mich schließlich begeben müsste, es war das Hoheitsgebiet selbst! Das Gebiet, was wir damals bei meiner Flucht erst durchqueren wollten und wo Josy unseren Tod prophezeit hatte, wenn wir diesem Plan weiterverfolgt hätten. Letzten Endes hatten wir das Gebirge doch umfahren und sie war darüber sichtlich erleichtert gewesen. Und genau das ließ meine Alarmsirenen klingeln! Kein Vampir sollte es je überlebt haben in diesen Gefilden umhergeirrt zu sein; jedenfalls so weit man weiß. Es war nie einer zurückgekommen. Warum also gerade Carlos? Wieso war er dort? Was trieb ihn dazu auf diese gefährliche Reise zu gehen? War es wirklich so, wie Alexander dachte? War es dann nicht meine alleinige Aufgabe es heraus zu finden? Schließlich hatte meine Flucht unsere Route geprägt und es war allein mir zu verdanken, dass die Werwölfe nun glaubten, wir hätten die Ruhe gebrochen!

      Es wären zwei Fliegen mit einer Klappe, Carlos und vielleicht eine Darlegung meiner Beweggründe ihr Territorium betreten zu haben. Nun gut, vielleicht würden sie mich auf der Stelle töten, bevor ich meine Ursachen überhaupt vorlegen konnte, doch es war einen Versuch wert. Außerdem war der gute Nebeneffekt, dass ich vielleicht genau diese ganzen Fragen aufklären könnte. Dazu kam der Gedanke endlich meiner Rache Freiraum zu gewähren. Mein angestauter Jagdtrieb kitzelte, seit dem Tag an dem ich das erste Mal wieder von Carlos gehört hatte, jede Zelle meines Körpers und er würde mich nicht mehr loslassen. Und selbst wenn mein Verstand diese Missgeburt begrub, weil so viel Naivität in diesem Handeln lag, würde mein zweites Ich es noch lange nicht tun! Es war verlockend; einfach viel zu verlockend!

      Selbst der salzige Meereswind konnte meine brodelnden Gedankenschwaden nicht auf den Schwingen seiner Lüfte davontragen. Sie waren allgegenwärtig und gruben sich so tief in mich hinein, das jeder Kampf zwecklos war.

      Aufbruchstimmung

      In den letzten drei Tagen hatte sich mein Verstand nur um diese eine Sache gedreht. Sie ließ mich nicht mehr los und beeinträchtigte jegliches Handeln. Vollends ging ich darin auf und tat mich schwer es geheim zu halten. Aber es hatte auch einen gewissen Charme ein Geheimnis zu haben, welches so gefährlich und süß zugleich war.

      Am liebsten wäre ich sofort nach meinem endgültigen Entschluss aufgebrochen, doch ich übte mich in Geduld. Auf der einen Seite hätte es zu viel Aufsehen erregt, wenn ich umgehend verschwunden wäre und zum anderen brauchte ich einen wasserdichten Plan. Mein Geruch würde schnell im Wolfsrevier erkannt werden. So viel Glück wie damals, hatte man nicht zwei Mal. Außerdem war ich in dieser Zeit auch nicht alleine gewesen. Meine damalige Begleitung hatte zu dem noch wesentlich mehr Erfahrung mit dieser drohenden Gefahr, die von den Werwölfen ausging, als ich. Leider würden sie mir nun nicht zur Seite stehen können und ich musste mich voll und ganz auf meinen eigenen Instinkt verlassen.

      Chinesisch war wirklich keine einfache Sprache, das musste ich zugeben. Ich hatte mich mit ihr auseinandergesetzt um in der Region nicht als Tourist zu gelten. Die Zeit zum Lernen war knapp bemessen, doch ich war voller Zuversicht dass meine schnelle Auffassungsgabe mir erneut ein Rettungsanker sein würde.

      Vor allem würde ich Nahrung brauchen und das war das größte Problem, was sich mir stellte. Ich weigerte mich in der Stadt oder auf dem Land dem Jagdtrieb nachzugehen, ich wollte keine Menschen töten. Des Weiteren würde diese Art der Nahrungssuche zusätzlich schlafenden Hunde wecken und das war bei weitem nicht das, was ich mir wünschte! Außerdem wusste ich nicht, wie ich die Unmengen von Blutkonserven transportieren sollte.

      Als wir nach Deutschland geflogen waren hatte sich Li darum gekümmert, dass wir unsere Ration hatten mitnehmen können. Er wusste genau wie er die Geräte umgehen oder austricksen konnte. Nun war ich auf mich alleine gestellt. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wie er es angestellt hatte die Konserven durch den Zoll und die ganzen Beamten zu schmuggeln. Ihn zu fragen, hätte etliche andere Rückfragen zur Folge gehabt und ich wollte niemanden auch nur den kleinsten Anhaltspunkt dalassen. Dies war meine Schlacht. Eine Schlacht, in die ich niemanden hineinziehen wollte. Angst einen erneuten Krieg herauf zu beschwören, kam mir dabei gar nicht. Genau genommen, war jetzt der beste Zeitpunkt um meine Jagd zu beginnen. Die Werwölfe waren in den Grenzgebieten beschäftigt, oder führten Verhandlungen mit Carlos. Was es auch immer wahr, in diesen Unruhen sah ich die Möglichkeit unterzutauchen.

      Schließlich hatte sich mir auch eine Variante eröffnet das Blut einzuschmuggeln. Über die drei Tage hinweg hatte ich unseren Essensvorrat etwas dezimiert.

      Die Post hatte es mir möglich gemacht meinen Plan etwas umzugestalten, aber dennoch einwandfrei durchzuführen. Ich fand eine Zustellmöglichkeit, in der ich den Tag der Auslieferung bestimmten konnte. Das Blut wurde somit bei der Post eingelagert. Auch wenn ich es als Kühlware kennzeichnete, glaubte ich nicht recht, dass sich jemand daran hielt. Wenn es auch nicht mehr allzu frisch wäre, war es immer noch besser, als nichts. Meine Wahl für den Auslieferungsort fiel auf ein altes, fast abgerissenes Lagergebäude. Bei dem Wucherpreis, den ich denen dafür bezahlt hatte, war es auch das Mindeste, dass sie mein kostbares Gut pünktlich überbringen würden. Anfangs wollten sie mir ein Schließfach andrehen, doch gleich nach meiner Landung direkt in die Stadtmitte zu fahren, um mein Paket entgegenzunehmen, war mir doch etwas zu riskant. Schließlich wollte ich mich nicht sofort in den Menschenmassen der Großstadt tummeln und eine leichte Zielscheibe abgeben. Das war mir einmal zu viel in Hong Kong passiert! Mein Plan war weitaus ausgefeilter.

      Heute würde ich zum Flughafen aufbrechen müssen, um letzten Endes rechtzeitig an dem besagtem Ort zu sein, wenn das Paket geliefert wurde.

      Es war alles perfekt auf einander abgestimmt. Heute war Alexander mit den anderen zu einem Basketballspiel verabredet. Wir Frauen hatte nicht sonderlich das Interesse daran und ich hatte bereits angekündigt, dass