Werwolfsgeheul. Melanie Ruschmeyer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Melanie Ruschmeyer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847650645
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einem Mal war ich abwesend und nur noch körperlich vorhanden. Ich schaute ihr zu, wie sie die Geschenk öffnete und sich über jedes freute. Sie umarmte selbst Marc, der damit so gar nichts anfangen konnte und dessen Arme lange in der Luft verharrten. Irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit, drückte er Flora schließlich doch an sich.

      Von Celest hatte sie eine Seltenheit geschenkt bekommen, die sie selbst begonnen hatte zu züchten. Es dauerte Jahre eine schwarze Rose selbst zu kreieren und Flora bekam ihre aller erste Vollendung.

      Elest hatte ihr ein Gemälde von der Golden Gate Bridge und der dahinter liegenden Stadt San Francisco gemalt. Ich war immer noch beeindruckt über ihre exakten Farbgebungen und den lebendigen Pinselstrichen. Es lag sogar ein kleines bisschen Neid darin, da ich diese Gabe als wunderschön empfand und sie selbst gerne erlernen würde. Allerdings kennzeichnete sich dieser Gedanke nur mit einem ekligem Geschmack auf der Zunge.

      Von Marc und Grayson hatte sie zwei Musicalkarten geschenkt bekommen. Auch wenn die beiden sich allen Anschein nach nicht wirklich verstanden, waren sie ein Herz und eine Seele. Da lag es nicht fern, dass sie Flora etwas gemeinsam schenkten. Sie selbst hatte Wochen zuvor bereits von diesem Musical geschwärmt und wollte es unbedingt sehen. Nun, wo sie die Chance hatte, lud sie Marie ein, sie an dem gebuchten Tag zu begleiten. Ihre Freundin war fassungslos und bedankte sich mehrere Male bei ihr.

      Mein Puls überschlug sich nicht mehr, aber es fiel mir schwer in diesem Zimmer zu sein. Zu oft starrte ich den Terminplaner an und ertrank in Fragen, derer ich nicht Herr wurde. Es tat mir leid ihr in diesen Stunden etwas vorzumachen und eine Maske aus Freude und Glück aufzusetzen, aber ich durfte ihr diesen Tag nicht nehmen.

      Zu allem Übel sollte sich noch etwas anderes zu meinem Magengeschwür gesellen. Es war Li, der mir in diesen Stunden ein Bild abgab, was mir mehr als klar machte, dass etwas nicht stimmte!

      Zusammen verwandelten wir die Nacht zum Tag. Marie schlief bei Flora im Zimmer und blieb bis zum nächsten Morgen. Dabei waren wir wirklich froh, dass es Marie überhaupt nicht auffiel, das wir nichts gegessen hatten.

      Bereits auf der Party war mir aufgefallen, dass Li ungewöhnlich oft in seinem Keller verschwunden war. Immer wenn er wieder zu uns stieß, lag sein Gesicht in tiefe, nachdenkliche Falten und es machte mich extrem misstrauisch.

      Meine Vermutung wurde bestätigt, als Li seinen Kopf durch den offenen Schlitz der Küchentür schob und Alex um ein Gespräch bat. Wir beide hatten uns zu Flora und Marie begeben, um ihnen noch etwas Gesellschaft zu leisten, bevor Flora sie wieder nach Hause brachte.

      Abrupt war der Chinese für ihn geworden und mit schnellen Schritten folgte Alexander ihm.

      Jetzt befand ich mich in einer sehr misslichen Lage. Ich konnte nicht einfach die Küche verlassen, das wäre zu auffällig gewesen. Vielleicht hätten die beiden Mädchen es auch irgendwann einmal erwähnt und mich somit verraten, bevor mein Entschluss in die Tat umgesetzt werden konnte. Wenn ich das denn wirklich noch wollte, oder aber konnte. Man ließ mich wieder einmal im Ungewissen, was sich in den Grenzgebieten wirklich regte!

      Schritt um Schritt entfernten sich die Männer ohne ein Wort. Beide vermieden eine Konversation und es schien glasklar, das sie etwas vor mir geheim hielten!

      Ich hörte den beiden Freundinnen gar nicht mehr zu. Mein Unterbewusstsein war so aufgewühlt, als wenn es durch einen Mixer gedreht wurde. Schwindel überkam mich und ich glaubte jede Sekunde des Wartens vom Stuhl zu fallen. Verdammt! Es musste wichtig sein! Was passierte da? Was hatte Li für Neuigkeiten?

      Flora fuchtelte mit der Hand vor meinem Gesicht herum und versuchte fest zustellen, ob ich noch lebte. Ruckartig zuckte ich zusammen und grinste breit. Trotzdem schienen sie aufzuhören mich im Gespräch mit ein zubinden.

      Voller Erwartungen rutschte ich auf meinem Stuhl hin und her. Immer wieder sandte ich mein empfindliches Gehör aus, um vielleicht wenigstens Bruchstücke des Gesprächs von Alex und Li aufzufangen. Aber nichts erfasste meine scharfen Sinne. Sie mussten sich wieder im Keller befinden und von hier aus war es unmöglich der dicken Tür auch nur einen Ton abzuringen. Man könnt nur lauschen, wenn man sich direkt davor befand.

      Plötzlich stand Flora auf und Marie verabschiedete sich. Ohne es zu wollen rissen sie mich aus meiner Starre und brachten mich zu den Lebenden zurück.

      Schnell huschte ich die Treppe hinunter und war heilfroh dass mich niemand bemerkte. Lässig setzte ich mich auf die Lehne des Sofas. Wenn jemand ins Zimmer kam, würde es nicht sofort auffallen, dass ich lauschte.

      Natürlich hatte ich die gesamte vorherige Unterhaltung nicht mitbekommen und war teilweise über die Sätze verwirrt.

      ››Ich traue ihnen nicht‹‹, sagte Alex nachdenklich und ich glaubte ihn leise grummeln zu hören.

      ››Ich finde es übertrieben zu glauben, dass sie sie auf ihre Seite ziehen wollen‹‹, lenkte Li ruhig ein. ››Betrachte es mal von der Seite, dass wir immer viel weiter von ihnen entfernt waren und ihre Fehde viel intensiver auf die Maguire beschränkt wird.‹‹

      Aha, also ging es wirklich im das Thema! Zugegeben, irgendwie hatte ich es mir gewünscht. Fehlte nur noch der alles entscheidende Name in diesem Spiel. Gab es auch neues von ihm?

      Nach einer langen Pause erhob Li abermals das Wort: ››Findest du das nicht etwas zu weit hergeholt? Der Hass zu den Davenports ist nicht so groß, wie der zu den Maguire. Ich kann und will mir auch nicht vorstellen, dass sie die Werwölfe auf ihre Seite ziehen. Eher würden die sich gegenseitig zerquetschen. Wer war es denn, der die Waffenruhen gebrochen hat?‹‹

      ››Jedenfalls nicht wir.‹‹

      ››Richtig, wir haben uns immer aus dem ganzen Gemetzel raus gehalten und auch dafür gesorgt, dass alle Vampir in Amerika es uns gleichtaten. Warum sollten sie also auf einmal einen Krieg gegen uns beginnen?‹‹

      ››Weil wir den Waffenstillstand gebrochen haben und da ist kein Zweifel dran, wir waren vor Carlos und seiner Bande in ihrem Revier.‹‹

      Sein Name brachte so viele Empfindungen mit sich, dass ich zerrissen wurde. Zerrissen in zwei Teile aus Rachelust und Ablehnung. Egal, was mich in diesem Augenblick mehr beherrschte, ich musste schlucken. Mein Körper begann zu zittern. Schnell biss ich mir auf die Unterlippe und schloss die Augen. Ich wusste, dass es nicht leicht für mich werden würde, doch die Neugier war zu groß gewesen und nun fragte ich mich erneut, ob es wirklich gut war hier zu sitzen. Noch gab es die Möglichkeit zu gehen und alles hinter mir zu lassen. Vielleicht würde das Tier in mir irgendwann zur Ruhe kommen, wenn es nichts mehr von ihm oder den Maguire erfahren würde. Aber egal welche Variante sich mich auch erschloss, ich konnte nicht. Ich konnte mich nicht bewegen. Dabei wusste ich noch nicht einmal, ob mein zweites Ich mich daran hinderte, oder ob ich mir selbst im Weg stand.

      ››Das Thema hatten wir schon zur Genüge, Alex‹‹, knurrte Li leicht genervt.

      ››Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass Carlos sich laut deinem Informanten in Tibet befindet. Was glaubst du, wie lange er dort überleben würde? Carlos ist nicht dumm, er geht keine Risiken ein! Er würde nie sein Leben aufs Spiel setzten! Er weiß haargenau wie er vorgehen muss und würde nicht in ihr Revier eindringen, wenn es nicht erforderlich ist. Erst recht nicht würde er sich in Hoheitsgebiet aufhalten!‹‹ Drohend und extrem laut war sein Ton und ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. Carlos in Tibet? Was machte dieser Widerling verdammt noch mal in Tibet?

      ››Komm mal wieder runter, oder soll die ganze Familie davon erfahren?‹‹

      Die Person, die eigentlich am wenigsten davon wissen sollte, hatte es bereits erfahren. Sie war wie besessen davon gewesen Neuigkeiten zu hören, die ihr alles andere als gut taten. Ich war süchtig geworden, das wurde mir in dieser Sekunde bewusst. Ich erlag einer Sucht der Rache und Vergeltung, die alles in mir zu einem Kampf aufraffte. Ohne es zu wollen zergingen die Fragen wie süße Schokolade auf meiner Zunge.

      Warum war Carlos in Tibet, im Gebiet der Königsfamilie der Werwölfe? Das ergab keinen Sinn, es sei denn, Alexander hatte wirklich Recht mit seiner Vermutung. Sie klang gar nicht mehr so abwegig, wie Li sie