Werwolfsgeheul. Melanie Ruschmeyer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Melanie Ruschmeyer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847650645
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laute, unkontrollierte Tapsen kleiner Pfoten an mein Ohr heran. Ungestüm nahmen sie die Treppenstufen und rangen nach Gleichgewicht und Halt. Einer fiel auf seine Schnauze und begann kläglich zu jaulen. Mit einem Satz war Shila an seiner Seite und stupste ihn behutsam an. Auch wenn sie sich abgefedert hatte, glaubte ich einem Erdbeben beigewohnt zu haben. Sie musste die Treppe mit einem Sprung genommen haben.

      Die Welpen waren bereits in dieser kurzen Zeitspanne gewachsen und hatten ihre Augen geöffnet. Wie alle Welpen waren sie tollpatschig und übermütig, aber nahmen ihre Umgebung bereits mit intensiver Schärfe war. So hatte es mir jedenfalls Josy erklärt. Zusätzlich hatten sie bereits angefangen mit ihr zu sprechen, worüber sie total stolz und zugleich erstaunt war. Sie fand es so niedlich wenn die Kleinen nach Worten suchten und den Gegenstand schließlich dann doch falsch benannten.

      Alex versuchte die kleinen Fellbündel zusammen zu treiben und wollte gerade ihre Mutter anweisen, dass sie sie auf dem schnellsten Wege zurück in Josys Zimmer bringen sollte, als ich einlenkte: ››Lass sie doch hier. Nachher müssen sie sowieso wieder eingesperrt werden. Die freuen sich doch, wenn sie bei uns sein können.‹‹

      Shila legte den Kopf schief, als wenn sie mich verstanden hätte und schnaubte siegessicher. Sanft streichelte ich über ihr weiches Fell.

      Als wenn sie Alexander ihre Meinung kund tun wollte, knurrte sie ihn kurz an und stolzierte anschließen erhaben durch den Raum.

      So wie ich ihrem Anblick folgte, fiel mir Li wieder auf. Er zog gerade einige Kabel in seinen Keller und schien bereits die große Musikanlage angeschlossen zu haben. Mit einem triumphierenden grinsten verschwand er im Türrahmen.

      Kurz darauf schrie er zu uns herauf: ››Darf ich die Anlage mal testen?‹‹

      ››Aber sicher‹‹, antwortete Celest und strich durch ihr Haar während ein gewaltiger Jubelschrei ertönte.

      Josy jedoch zog ihre Augenbrauen grübelnd zusammen und trat einige Meter von den großen Lautsprechern zurück. Irgendwie schien sie ihrem Mann nicht wirklich zu trauen und erschütterte ihre Aura mit Skepsis.

      Neben mir angekommen flüsterte sie mir ins Ohr: ››Ich weiß nicht warum, aber irgendwie sagt mir mein weiblicher Instinkt, dass es gleich gewaltigen Zoff gibt.‹‹

      Gerade als ich zu einer Frage auf das Warum ansetzten wollte, begriff ich prompt was ihre innere Unruhe ihr zu sagen versuchte.

      Die Beleuchtung sprang an und flackerte einige Sekunden. Bunte Lichter zauberten ein Farbenspiel von tanzenden Schatten in das Wohnzimmer. Die Girlande wurde zwar angestrahlt, aber verlor irgendwie ihre Wirkung. Sie wurde regelrecht von einer Elektronikflut erdrückt, was ich sehr schade fand.

      Kurz darauf sprang die Anlange mit einem Klicken an. Der Regler für die Lautstärke drehte sich unaufhörlich weiter und ich starrte ihn aus entsetzten Augen an. Der Boden unter meinen Fußsohlen begann zu vibrieren. Der Schauer durchfuhr mich von den Zehenspitzen bis zum Haaransatz des Kopfes. Das Silbertablett auf dem Tisch begann zu klappern, die Bücher im Regal hüpften und die kleinen Welpen wimmerten kläglich. Schützend vergruben sie sich um Fell ihrer Mutter, die sich um sie geschlängelt hatte.

      Das gesamte Haus schien einem gewaltigen Erdbeben zu erliegen.

      Gequält hielt ich mir die Ohren zu und schaute durch die Augenschlitze zu den anderen herüber. Alex, Josy, Celest und Elest taten es mir gleich. Ihre Gesichter zeugten von Schmerz und Zorn. Nur einer lachte über das Spektakel. Zwar vermochte sein Gelächter nicht den Lärm zu durchdringen, aber sein Abbild zeugte davon. Garyson wusste genau warum Li die Anlage extrem auslastete. Er wollte Marc ärgern und ihm einmal genau den selben Gefühlen aussetzen, die er stets bei uns hervorrief. Wo Marc mit seinem Fanatismus begonnen hatte, führte Li in diesem Augenblick das Spiel fort. Wo sollte das noch hinführen?

      Bald trat Li wieder durch den Türrahmen und klopfte sich siegessicher auf die Schulter, fast so als hätte er gerade die Welt gerettet. Der Anblick der beiden war unfassbar. Wie schafften sie es nur den Ton einfach zu ignorieren?

      Als Shila jedoch mit einem gewaltigen Knurren die laute Musik wie ein Dinosaurier durchbrach, übersetzte Josy schnell und hoffte damit unserem Elend ein Ende zu setzen: ››Wenn du nicht sofort leiser stellst, zerlege ich dieses Teil!‹‹

      Mit einem schnellen Satz stand Li schützend neben seiner geliebten, neu gekauften Stereoanlage und fixierte die Vampirwolfmutter böswillig.

      ››Das Baby war teuer!‹‹, schrie er ihr entgegen und streichelte über die schwarzen Konturen der Anlage. Shila ließ sich jedoch nicht von seiner Verliebtheit beeindrucken, sie knurrte erneut und ihr kehliger Ton war umso drohender geworden. Ihre kleinen Schützlinge krümmten sich und schienen unglaubliche Schmerzen zu empfinden. Das Gehör von Neugeborenen soll viel ausgeprägter sein. Für ihr Gehör musste es einer regelrechten Folter gleichkommen und das ging nun wirklich zu weit!

      Li schweifte mit seinem Blick einmal durch die Runde und verzog das Gesicht. Die Runde fixierte ihn wie einen Schandfleck und niemand wagte es auch nur einen Sekundenbruchteil die Hände von den Ohren zu nehmen. Grummelnd gab er sich geschlagen.

      ››Schade, ich hatte gehofft Marc würde noch länger bei seinem Spiel gestört werden‹‹, maulte Gray und zog einen Schmollmund, als Li den Regler drehte.

      ››Keine Sorge, ich hab nicht den Strom von meinem Computer genommen‹‹, konterte Li und verschränkte die Arme vor der Brust, ››leider musste ich den Stromkreis aus seinem Zimmer abzweigen.‹‹

      Ein schallendes Gelächter drang aus den beiden Kehlen der Männer. ››Tja, ich weiß auch nicht, aus irgendeinem Grund ging es nicht anders‹‹, warf Li ironisch ein.

      Als hätte Marc das mitbekommen, sprang er die Treppe herunter und fixierte Li mit einem böswilligen Funkelblick. Seine Narbe, die sich über die Seite des rechten Auges zog, schien dabei wie eine unausgesprochene Drohung zu wirken. Er kaute zornig auf seinem Zigarettenstängel. Doch ehe er zu etwas ansetzten konnte, stampfte Celest auf ihn zu und zog im die Zigarette aus dem Mund.

      ››Wage es ja nicht auch nur einen Ton zu sagen‹‹, erhob sie ihre majestätischen Befehlsstimme und unterdrückte ihn in nur einer Sekunde. ››Heute ist Floras Geburtstag und ich werde es nicht dulden wenn du lieber deiner süchtigen Freizeitbeschäftigung nachgehst, als hier anwesend zu sein!‹‹ Bei der dominanten Aussage fing Gray an zu kichern. Er versuchte zwar sichtlich es zu unterdrücken, schaffte es jedoch in keinster Weise. Aber auch hier schien Celest keinen Spaß zu kennen. Auch sie wünschte sich eine harmonische Familienidylle für Flora. Bereits ein kurzer Blick von ihr genügte, das Grayson prompt verstummte und so tat, als wenn das verräterische Kichern nicht aus seinem Hals gedrungen war.

      Drohend zielte Celest mit dem Zigarettenstummel auf Marc und kam einen weiteren Schritt näher. Energisch presste er die Lippen aufeinander und starrte auf den glühenden Stängel, der immer weiter auf seine Brust zusteuerte.

      ››Und noch was‹‹, begann Celest, ››sollte ich noch mal dieses widerlich, stinkende Teil in meinem wundervollen Wohnzimmer auffinden, drücke ich sie auf deiner Haut aus!‹‹ Marc schluckte bei der Drohung, denn auf Feuer war er alles andere, als scharf. Wie ein scharfes Schwert führte sie die Zigarette und scheuchte ihn zur Treppe. Dann drehte sie die Zigarette elegant um und Marc schnappte gierig danach.

      ››Und zieh dir was Anständiges an!‹‹

      Mit einem leisen Brummeln verschwand er und hinterließ eine Stimmung, der keiner widerstehen konnte. Lauthals lachten wir los. Der sonst so taffe Marc hatte sich ganz einfach in die Flucht schlagen lassen. Noch dazu von einer Frau, die um so vieles dünner und zerbrechlicher war, als er.

      Celest war wohl der Meinung, dass er sich allmählich außer Hörweite befand und sprach mit veränderter sanfter Stimme weiter: ››Wäre ja noch schöner, wenn ich mir von so einem Grünschnabel auf der Nase herumtanzen lasse!‹‹ Sie stemmte die Hände in die Hüften und lachte. Damit war die einst angespannte Stimmung dahin und ich war mir sicher, dass Marc es nicht wagen würde heute Abend zu fehlen.

      Ich