Werwolfsgeheul. Melanie Ruschmeyer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Melanie Ruschmeyer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847650645
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Flures zog sich in das Wohnzimmer und Flora rieb sich die Augen. Für sie war es wesentlich schwerer sich an einen Lichtunterschied zu gewöhnen, als für uns. Dennoch dauerte es nicht lange, bis sie die schimmernden Kerzen auf der Torte erfasste und fragend den Kopf schief legte.

      Prompt betätigte Li seine Fernbedienung und plötzlich erwachten Stereoanlage und Lichterkette zum Leben. Die Flut von Lärm und Licht brach über sie herein wie eine Lawine. Sie zuckte zusammen und ihre Augen schienen zum Bersten aufgerissen. Das Kinn sackte hinunter.

      ››Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!‹‹ Wie aus einem Mund schrien wir ihr entgegen. Josy blies eine Luftschlange in ihre Richtung und wir klatschten freudig.

      Flora schüttelte den Kopf und stotterte los: ››Äh … wie … ich hab doch gar ni…‹‹

      Ehe sie aussprechen konnte, tänzelte ich auf sie zu und unterbrach sie prompt: ››Ja, wir wissen doch, dass du früher kein Geld hattest diesen wundervollen Tag zu feiern. Heute wird es aber anders sein!‹‹ So das Marie mein Gesicht nicht sehen konnte, zwinkerte ich Flora zu und mir viel ein Stein vom Herzen, weil ich glaubte, dass sie mich verstanden hatte.

      Sie kombinierte schnell und feixte ihre Freundin an: ››Ich glaub, ich spinne! Du hast mich die ganze Zeit nur abgelenkt!?‹‹

      Daraufhin lachte Marie verräterisch los.

      Leicht tippte ich gegen ihre vielen bunten Taschen und grinste breit. ››Wie ich sehe hast du das Geschenk von Alexander und mir bereits in vollen Zügen ausgekostet.‹‹

      Flora lief rot an, denn zuvor hatte Alex ihr viel Geld für den heutigen Einkaufsbummel mitgegeben. Es störte mich etwas, dass es eigentlich nicht mein Geld war und ich mich somit nicht wirklich an unserem Geschenk beteiligt hatte. Allerdings war ich die entscheidende Kraft für diese ganze Party gewesen und es stimmte mich somit etwas milder.

      ››Ich … ich glaub das nicht‹‹, versuchte Flora zu begreifen und schüttelte den Kopf. Sie versuchte mit den Schultern zu zucken und wusste gar nicht wo sie als erstes hinschauen sollte. Alles schien hier neu für sie zu sein. Ein Raum, den sie noch nie betreten hatte, obwohl sie schon so unzählige Male ihre Zeit hier verbracht hatte. Ihre Taschen prallten immer wieder gegen ihre Beine, da sie alles fassungslos betrachtete und sich ständig im Kreis drehte. Flora musste sich wie Alice im Wunderland fühlen. So nahm ich ihr die Taschen ab und nickte zum gedeckten Tisch. Das Glück in ihren Augen war alles was ich mir in diesem Augenblick wünschte. Es war wie der langersehnte Regen nach einer Dürreperiode, die sie durchlebt hatte. Die damit verbundene Freude, die sich in meinem inneren aufbaute, war beinahe unerträglich. Jemanden etwas Gutes zu tun, war eines der schönsten Gefühle der Welt!

      ››Kerzen ausblasen!‹‹, merkte Josy überschwänglich an und hüpfte erwartungsvoll wie ein Känguru. Bei ihrem Anblick verdrehte ich die Augen, denn mir war klar warum sie so schnell zur Sache kommen wollte. Ihr Geschenk war ziemlich übertrieben, genauso wie ihr Auftritt. Vermutlich zählte sie schon die Sekunden und wollte den Part einfach verkürzen.

      Ich war so von Josy abgelenkt, dass ich nicht einmal aus dem Augenwinkel bemerkte, wie Flora sich zu mir umdrehte. Überschwänglich und mit einer Kraft, die ich überhaupt nicht für möglich geachtet hatte, umarmte und drückte sie mich. Leicht überrumpelt musste ich aufpassen ihr nicht die Einkaufstaschen in die Seite zu schlagen. Die Kraft, die Floras Gefühle in ihr auslösten waren unglaublich.

      ››Vielen Dank‹‹, brachte sie unter Freudentränen hervor. Celest lächelte so breit, dass man sofort erkannte, wie ihr Mutterinstinkt sie gepackt zu haben schien.

      Ich stellte die Taschen in einer Ecke ab und folgte den beiden Freundinnen zum Tisch.

      Marie zog aus ihrer kleinen Handtasche ein Päckchen und stellte es zu den anderen Geschenken.

      Als Flora sie verwundert musterte, sagte sie: ››Erst die Kerzen, dann die Geschenke!‹‹ Dann zwinkerte sie ihr liebevoll zu.

      Flora blies die vielen Kerzen in einem Atemzug aus und wir klatschten bejubelnd.

      ››Das hat noch niemand für mich getan‹‹, sagte sie überglücklich und ich hörte wie ein Schlucken durch ihre Kehle drang.

      ››Los, auspacken!‹‹, drängte Josy sie und drückte ihr regelrecht das Geschenk vor die Brust. Ein lang gezogenes Bündel von blauem Papier, welches begutachtet wurde, als wäre es der wertvollste Schatz der ganzen Welt.

      Behutsam begann Flora die Verpackung zu öffnen und versuchte dabei das Papier in einmal ansatzweise zu beschädigen. Alles hier schien ihr viel zu kostbar, als dass sie auch nur den kleinsten Riss zu ließ. Josy wurde von Sekunde zu Sekunde nur noch unruhiger. Für sie war das Warten eine Qual, denn die Verpackung würde sowieso in den Müll wandern.

      Dann glitt das Papier mit einem Mal an dem Geschenk herunter und es rollte sich aus wie ein Teppich. Flora wusste nicht wie ihr geschah. Ohne eine Regung starrte sie es an und ihr Unterkiefer entglitt jeder Fassung.

      Triumphierend über ihren erstaunten und begeisterten Gesichtsausdruck verschränkte Josy die Arme vor ihrer Brust und nickte zufrieden. Sie schien den Effekt hervorgerufen zu haben, den sie beabsichtigt hatte.

      ››Du kennst sie ja‹‹, begann Li und zuckte mit den Schultern, ››Sie hat dieses Kleid bei einem teuren Designer in Auftrag gegeben.‹‹

      Kopfschüttelnd hielt Flora den Bügel mit der einen Hand fest und mit der anderen strich sie über das samtige Stück. Ich musste zugeben, dass schwarze Kleid war atemberaubend. Überall war es mit kleinen Swarovskisteinen besetzt. Der Wasserfallausschnitt würde ihr ein wunderbares Dekoltee zaubern und die Vermutung lang nahe, wenn sie dieses Kleid einmal auf einen Schulball tragen würde dass wir bald männlichen Besuch bekommen würden.

      ››Es ist von Li und mir zusammen‹‹, sagte Josy. ››Lass es uns gleich mal anprobieren. Bei diesem schönen Anlass kannst du es doch schließlich sofort tragen.‹‹

      Bevor auch nur einer Einspruch erheben konnte, entführte sie Flora und ließ uns in dem Raum zurück.

      ››War eigentlich klar, erst sie und nach ihr die Sinnflut!‹‹, maulte Gray missmutig und schaute auf die restlichen Geschenke, die genauso wie wir wartend im Raume verharren mussten. Manchmal, aber nur manchmal, war Josy extrem selbstsüchtig!

      Als die beiden wieder ins Wohnzimmer kamen, hatten wir uns bereits gesetzt. Flora sah in ihrem Kleid wunderschön aus. Ihre blonden, kurzen Haare und der Pony, der ihr über das Auge fiel, standen im perfekten Einklang mit dem schwarzen Stoff, der sich nun an ihren Körper schmiegte.

      ››Sieht toll aus‹‹, sagte ich und alle stimmten mir zu.

      ››Mit so etwas kann ich nicht aufwarten‹‹, gab Marie leicht traurig von sich.

      ››Das ist doch egal! Ich bin so glücklich, dass mir dieser Abend überhaupt möglich gemacht wurde.‹‹ Flora tänzelte zu uns herüber und setzte sich auf einen der Sessel. Gezielt griff sie nach Maries Geschenk und zwinkerte ihr zu. Marie lächelte verlegen.

      Doch als Flora ihr ausgepacktes Geschenk betrachtete, erstarrte ich zu einer Statue. Ich dachte nicht einmal daran zu blinzeln oder gar zu atmen. Alex suchte reflexartig nach meiner Hand, denn ihm blieb meine Reaktion nicht verborgen. Schnell versuchte ich meine Beherrschung wieder zu finden und starrte auf den Terminplaner. Es kam mir vor wie ein Stich ins Herz, als Flora durch die noch unbeschrieben Seiten blätterte. Ein Bild wie damals, was ich selbst es getan hatte. Wie ein Film, wo ich einst die Hauptperson gespielt hatte und ihn nun selbst zum ersten Mal auf der Leinwand sehen konnte. Keiner, und ich glaubte auch nicht Alex, wussten dass ich damals selbst von meiner besten Freundin ein solches Geschenk bekommen hatte. Sicherlich war es passend bei jemanden, der in dieser Familie alles zu haben schien und noch zur Schule ging, aber mir tat es enorm weh. Es wühlte meine Gedanken auf und ich fühlte wie mein Verstand den Atem wieder anregte. Ich brauchte Luft, so schnell wie möglich. Doch ich keuchte wie einem Marathon erlegen und suchte nach einem gesunden Maß, das weniger Aufsehen erregte. Auch wenn ich mehrere fragende Blicke von Alexander erntete