komm schon, lass den Kopf nicht hängen, das wird schon wieder. Du
liebst ihn doch, oder etwa nicht mehr? Was sollte ich antworten? In
meinem Kopf war immer noch das völlige Chaos. Zuviel war passiert die
letzten zwei Tage. Ich weiß es nicht, ich bin total durch den Wind,
antwortete ich. Lass uns erst einmal in die Schule gehen, du bekommst
heute immerhin deine Mathematikarbeit zurück und ich denke mal dass wir
dann etwas zu feiern haben, oder nicht? Mir wurde ganz mulmig bei dem
Gedanken Bertold gegenüber sitzen zu müssen. Ich glaub ich gehe wieder
nach hause. Ich schaffe Das nicht Bertold gegenüber zu sitzen und so zu
tun als ob nichts passiert wäre. Bestimmt sieht mir jeder an was
passiert ist. Weiß doch schließlich jeder was für eine Null ich in
Mathe bin, und dann auf einmal eine 2-, das glaubt doch keiner dass das
mit rechten Dingen zugegangen ist. Ich wurde richtig panisch bei dem
Gedanken, drehte herum und rannte zurück zu meinem Fahrrad und fuhr
rasch ohne mich zu verabschieden wieder nach hause. An einer Bank hielt
ich an und setzte mich hin um erst einmal wieder zur Ruhe zukommen und
vor allem um zu warten bis meine Eltern aus dem Haus waren. Ich hatte
wirklich nicht die geringste Lust ihnen zu begegnen und lange
Erklärungen abzugeben. Langsam beruhigte ich mich wieder. Eine halbe
Stunde später war ich zu hause und legte mich erst einmal wieder hin.
Wieder und wieder kreisten meine Gedanken um das Geschehene der letzten
zwei Tage. Aber letztendlich hatte ich mich wieder unter Kontrolle. Die
Meisterschaften waren mein erklärtes Ziel für die nächsten Tage. Alles
andere musste warten und verbannte ich so zu sagen aus meinem Gehirn.
Die Zeit verging, ich schaute Fernsehen, hörte Musik und machte mir
mittags etwas zu Essen. Danach duschte ich gemütlich, richtete meine
Trainingssachen hin und um halb zwei fuhr ich dann zur Turnhalle.
Dort angekommen zog ich mich rasch um und ging in die Halle. Ach das
werte Fräulein hat auch mal wieder Zeit zum Training zu kommen,
begrüßte mich ein sichtlich verärgerter Fritz, mein Trainer. Sorry,
aber es ging mir die letzten zwei Tage nicht so gut, ich hatte meine
Tage log ich ihn an. Na gut, wie auch immer, mach erst einmal deine
Dehnübungen und dann gehen wir erst einmal deine Kür durch und schauen
ob oder wo noch etwas Feinschliff nötig ist. Ich fühlte mich toll. Die
ganzen Turnerinnen um mich herum, das geschäftige Treiben, jeder übte,
probte, das war meine Welt, alle Probleme waren vergessen. Gewissenhaft
führte ich meine Übungen durch und ging dann zu Fritz zurück. Ich bin
dann soweit. Alles klar, dann lass mal sehen was du das letzte Jahr
gelernt hast. Geh auf die Anfangsposition und wenn die Musik anfängt
will ich etwas sehen. Ich stellte mich hin, die Musik begann und ich
spulte meine Kür herunter. Alles ging wie von selbst, auch die
Sprungkombination am Schluss wo ich oft nach dem letzten gedrehten
Salto einen Ausfallschritt machen musste stand ich perfekt. Andächtig
schaute mich Fritz an, Also das war wirklich das Beste was ich seit
langem gesehen habe, ich wüsste nicht was man besser machen könnte.
Wenn du das so am Sonntag machst hast du den Meistertitel sicher. Nahm
mich väterlich in den Arm, küsste mich auf die Backe und sagte, ich bin
wirklich stolz auf dich. Um dich muss ich mich wirklich nicht mehr
kümmern, trainiere einfach noch etwas wie du meinst, entspann dich und
habe Spaß. Ich übte noch ein paar Mal die Sprungkombination, machte
immer wieder Dehnübungen, probierte ab und an die Bodenfiguren, alles
ging wie von selbst. Nach drei Stunden beendete ich das Training,
verabschiedete mich von Fritz mit dem Versprechen Morgen wieder
pünktlich da zu sein, duschte und fuhr gut gelaunt nach hause.
Ich kam genau richtig zum Abendessen. Und meine Eltern wollten natürlich
sofort wissen wie meine Mathematikarbeit ausgefallen war. Eine 2- hab
ich bekommen strahlte ich sie an. Dass ist aber schön, zeig uns doch
nach dem Essen die Arbeit, Kleines, meinte mein Vater. Da müssen wir so
wie es aussieht wohl ein Auto für dich kaufen gehen. Nun saß ich
durchaus in der Klemme. Ich wollte ihnen nicht erzählen dass ich die
Schule geschwänzt hatte. Ich muss kurz auf die Toilette, gab ich als
Vorwand an um aufstehen zu können. Rasch ging ich ins Bad und rief
Biggi an. Hoffentlich hatte sie meine Arbeit mit nach hause genommen.
Hast du meine Arbeit, fragte ich sofort nachdem sie abgehoben hatte.
Erst einmal hallo, kam zurück. Hast du sie oder nicht, bitte, ich hab
keine Zeit, meine Eltern wollen sie nach dem Essen sehen. Keine Angst
ich hab sie. Ich bring sie dir gleich vorbei, ok? Alles klar, danke
schon jetzt einmal. Erleichtert ging ich zurück ins Esszimmer. Ich war
in Hochstimmung. Beim Training heute hat alles bestens geklappt. Fritz
hat gesagt in dieser Form kann mich keiner schlagen, erzählte ich
meinen Eltern. Na dann scheint bei dir gerade ja alles ganz nach deinen
Wünschen zu laufen. Kurz darauf klingelte es. Ich stand auf und
öffnete. Es war Biggi. Biggi ist da, wir wollen noch etwas lernen. Aber
du hast doch noch gar nicht fertig gegessen, Kleines. Ist schon ok, ich
hab keinen Hunger mehr. Und schon bugsierte ich Biggi die Treppe hinauf
in mein Zimmer und setzten uns auf mein Bett.
Und was hat Bertold gesagt als er die Arbeiten verteilt hat? Eigentlich
nichts, er hat nur gefragt ob ich wüsste warum du nicht da bist. Ich
habe gesagt dir wäre schlecht und darum wärst du heimgegangen. Und dann
hat er mir deine Arbeit gegeben. Sonst hat er nichts gesagt? Nein, hat
auch keiner deine Note erfahren. Bertold ist ja auch nicht ganz blöde.
Wie war dein Training? Hätte nicht besser laufen können, Fritz meinte
in der Form gewinne ich die Meisterschaft. Na dann musst du ja nur noch
das mit Alex klären und all deine Wünsche werden war. Plötzlich war da
eine Spannung zwischen uns Beiden, von einer Sekunde auf die Andere.
Wir hatten uns nicht berührt. Vor meinem geistigen Auge lief in
Sekundenbruchteilen