The Money Clan. Karl Nee. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karl Nee
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742718891
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in der Eingangshalle war es viel angenehmer. Und das blieb es auch, sofern man die fast Garagentor grosse Haustüre sofort wieder zumachte, damit nicht zu viel Wärme eindrang. Die alten dicken Mauern isolierten das Gebäude. Der Marmorboden im Entree war schwarz-weiss, wie ein Schachbrett verlegt und auf Hochglanz poliert. In der Mitte des Raumes stand ein runder dunkler Holztisch auf dem sich eine Vase mit einem grossen bunten Blumenstrauss befand. Der süssliche Duft der Blüten verteilte sich in der ganzen Halle. Über dem Tisch hing ein gewaltiger Kronleuchter mit funkelndem Glasbehang von der hohen stuckverzierten Kassettendecke hinunter. Unzählige kerzenförmige Glühbirnen brannten daran. Viel Tageslicht drang nicht in den Raum. Die Doppeltüre durch die man ins Haus kam hatte je ein eingelassenes Fenster aus Buntglas. Wenn die Sonne im richtigen Winkel stand, wurde das Entree in ein farbiges Lichtermeer getaucht. Dann bekam man den Eindruck, man stehe in einer Kathedrale. Quer durch die Halle, gegenüber der Türe befand sich die Treppe die nach oben führte. Die etwa dreissig tiefen Stufen, waren gut ein Meter fünfzig breit, aus grauem teils etwas abgelaufenem Stein und führten auf ein Podest hinauf das ein wenig über der mittleren Raumhöhe lag. Dort verzweigte sich die Treppe, links ging es zu den Schlafräumen und rechts gelangte man in einen Korridor mit weiteren Zimmern. Geradeaus an der Wand auf dem Podest, hing ein eindrücklicher antiker Spiegel mit einem breiten aufwändig verzierten Rahmen. Er war mit leicht rötlich schimmerndem Blattgold überzogen. Der wog über eine Tonne, seine Aufhängung war deswegen fest in der Mauer verankert. Die Treppe zum Podest hing zwischen vier eckigen Säulen die am oberen Ende ein tragendes Deckenelement stützten. An der verputzten Wand, zirka acht Meter links zum Treppenaufgang befand sich der prunkvolle Kamin, dessen versenkte Feuerstelle fast vier Quadratmeter einnahm. Der geschwärzte russige Sims ragte wenig schräg in den Raum hinein. Ein im Massstab eins zu eins aus Stein gemeisseltes, detailgetreues Löwenhaupt hing darüber. Das Kaminschutzgitter wurde von mehreren klobigen, gusseisernen Tatzen am Boden festgehalten. Ein für die Hausverhältnisse eher schmaler Gang führte zwischen der Treppensäule und der Kaminwand in die Gemächer der Bediensteten. Ein dreimal so breiter Flur führte auf der anderen Seite in die Küche, das Esszimmer sowie in einen grossen Salon durch welchen man direkten Zugang zum Garten hatte. Durch eine riesige Glasfront gelangte man von da auf eine Terrasse und zum Pool. Nicht einmal Jessica selbst wusste wie viele Zimmer es in diesem Palast gesamthaft gab.

      Lanas Schritte klopften auf dem Marmor. Sie kam aus dem Staunen fast nicht mehr heraus, als sie Maja und Grace half das Gepäck ins Haus zu tragen. In Echt war Lion House noch um ein hundertfaches schöner als sie es auf Bildern gesehen hatte. Sie konnte ihre Blicke kaum von den ganzen Verschnörkelungen an der hohen Decke und dem funkelnden Kronleuchter abwenden.

      «Wie reich man wohl sein musste um sich so etwas leisten und unterhalten zu können?» fragte sie sich. Vor dem Treppenaufgang erteilte Beatrice Anweisungen wo was hin gebracht werden musste. Lana hoffte Adam aus dem Weg gehen zu können. Alleine sein Anblick liess sie jedes Mal aufs Neue erschauern. Durch ihre Nachforschungen hatte sie herausgefunden, dass er weiterhin für die Familie arbeitete und als Sicherheitsangestellter mit nach Lion House reisen würde. Erst dadurch war sie selbst auf die Idee gekommen sich mit falscher Identität einzuschleusen. Madeleine sagte ihr, dass sie hier auf dem Landsitz Antworten finden würde. Durch den Vorhang hatte sie der Riese vor ein paar Wochen im Hotel nicht gesehen, als sie ihn überrumpelte und glücklicherweise entkommen konnte. Wüsste er wer sie war, wäre er damals sicher bei ihr im Apartment aufgetaucht. Heute Morgen, als die Wagen bei der Stadtvilla beladen wurden stand sie gezwungenermassen für einen Augenblick dicht neben ihm. Er würdigte sie keines Blickes, bemerkte nicht wie sie kurzum zu schwitzen und schlottern begann, da sie seine Anwesenheit nervös machte. Nach der Begegnung hatte sie die absolute Gewissheit, er hatte keinen Schimmer, dass sie die Frau aus dem Hotelzimmer war. Sie würde also ohne Bedenken ihre Nachforschungen fortsetzten können. Im Schuhkarton war sie ebenfalls auf etwas gestossen, dem sie auf den Grund gehen musste. Dies hatte mit dem Foto, welches der Riese im Hotel in den Händen gehalten hatte zu tun. Alle Fäden schienen auf Lion House zusammenzulaufen. Wenn es ihr tatsächlich gelingen sollte hinter das dunkle Familiengeheimnis zu kommen, so wäre es die Enthüllungs- und Sensationsstory schlechthin.

      Daniel ärgerte sich draussen weiterhin über Adam, weil er seinen Zigarettenstummel neben dem Van auf den Kies warf. Er spuckte ohne Scham auf den Boden, so als sei es das normalste auf der Welt. Ihm schien es völlig egal zu sein was die anderen dachten. Ehe ihn Daniel aufforderte mit anzupacken, griff sich Adam zwei der Koffer aus dem Wagen und brachte sie zum Hauseingang. Sie waren schwer, doch er trug sie locker als wären es Federkissen. Den Rest aus dem Kofferraum ihres Vans musste Daniel dann leider selber entladen, denn Adam verschwand im Haus und kam nicht mehr zurück um zu helfen. Da er Hunger und Durst hatte wollte sich Adam etwas aus der Küche holen. Lana stand vor dem offenen fast leeren Kühlschrank, die Rückwand hatte sich mit einer dünnen eisigen Kruste überzogen. Es war ein wuchtiges Möbel das neu und modern aussah. Sie überlegte ob womöglich die Temperatur etwas zu hoch eingestellt war, wollte aber nicht am Regler herumspielen. Gleich würde sie eh die ganzen Sachen aus der Kiste welche sie gerade in die Küche schleppte darin verstauen und da könnte sich das mit der Temperatur wieder ausgleichen. Sie pickte sich bestimmte Lebensmittel aus der Kiste um sie schon vorneweg den Tablaren entsprechend vor zu sortieren. Ordentlich stellte sie die erste Ladung auf den obersten Glasboden. Tabak und dieser stechend säuerlich riechende Schweissgeruch schlich sich plötzlich ohne Vorwarnung in ihre Nase. Im Bruchteil einer Sekunde war ihr klar wer die Küche betreten hatte. Sie drehte sich schlagartig um und Adam stand leibhaftig ganz nah hinter ihr. In ihrer linken Faust bohrten sich vor Schreck die Finger in die gelbe Peperoni. Mit einem gespenstischen Blick röntge er Lana langsam vom Haaransatz bis zu den Schuhsohlen. Er zog dabei eine wüste Grimasse die jede Furche in seinem Gesicht betonte. Durch die ungleichmässig grossen Nasenlöcher sog er Lanas Geruch in sich auf. Ihr wurde trotz der offenen Kühlschranktüre ganz heiss. Die Szene spielte sich erneut in ihrem Kopf ab, wie er sie grob durch den Vorhang packte und würgte. Obschon sie ihren Mund bewegte, brachte sie ausser einem niedlichen Piepser kein einziges verständliches Wort über die trockenen Lippen. Etwas konstruierte er sich gerade zusammen, dass konnte Lana in seinen dämonischen Augen lesen. Er spitze den Mund, zuckte intuitiv mit den Nasenflügeln, er tat wie ein Hund der eine Fährte aufgenommen hat.

       «Erinnert der sich etwa gerade an mein Parfum oder an den Geruch meines Shampoos!?»

      Dieser Gedanke ängstigte sie.

      «Wer bist du?» wollte er ganz plötzlich wissen.

       «Eigentlich wurden wir uns heute Morgen bereits kurz vorgestellt.»

      Sie hörte sich etwas von Dienstmädchen und Küchenhilfe krächzen. Solange er sie dermassen fixierte, blieb sie wie gelähmt.

      «Du bist zum ersten Mal hier?»

      Lana nickte dürftig. Kräftig wurde die Klapptür in die Küche aufgestossen, es nahte Erlösung, Grace war in Begleitung von Beatrice und Maja. Tüten und Kartons stellten sie auf die grosszügige Arbeitsfläche neben dem Herd. So wie das so ist, wenn man grad was anderes im Kopf hat, deshalb abgelenkt ist, einer Aufgabe nachgeht oder alltägliche Routinen pflegt, der Tunnelblick. Keine der drei bemerkte anfänglich Lanas und Adams Anwesenheit. Er war es selbst der sich aus dem entstandenen Standbild herauslöste um auf die andere Seite der Küche zu laufen.

      «Ich fange mit dem Einräumen an, holt bitte den Rest aus dem Wagen.» sagte Beatrice.

      Adam war hungrig. «Kann mir eine von euch ein Sandwich machen?»

      Tat er nur so als sei eben nichts gewesen? War das eine Art Taktik von ihm? Und er würde später an das Verhör anknüpfen? Eben noch schien seine ausgeprägte animalische Natur überhand zu gewinnen. Nun stand er drüben und unglaublicher weise hatte er etwas, dass aussah wie ein liebenswürdiges Lächeln im Gesicht. Weil sie so dicht vor dem Kühlschrank erstarrt war, betäubte die Kälte trotz ihrer Wallung ihre Rückenmuskulatur. Sehr freundlich wiederholte Adam seine Bitte um ein Sandwich. Krass, dachte Lana. Wie auf Knopfdruck war er ein ganz anderer Mensch. Wie ein Schizophrener. Über die Arbeitsinsel hinweg registrierte sie in Beatrice Antlitz etwas Ablehnendes dem Riesen gegenüber.

      «In Ordnung, von mir aus.» sagte sie mürrisch