The Money Clan. Karl Nee. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karl Nee
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742718891
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es Schinken hat, wäre das toll!»

      Beatrice hatte Lana doch bemerkt und schaute zu ihr rüber.

      «Helfen sie Grace beim Ausladen und machen sie endlich die Kühlschranktür zu!»

      Vielleicht, überlegte Lana, war Adam so ausgehungert, dass er nun deswegen alles andere um sich herum vergass. Provokant geräuschvoll, schloss sie die Kühlschranktüre. Selbst da, Adam reagierte nicht mehr auf sie, genau wie in der Früh auf dem Parkplatz vor der Abfahrt sie war für ihn Luft. Maja kam näher um ein paar Sachen zu holen. Sie schmierte ihm sein Brot. Voll freudiger Erwartung sah ihr Adam dabei aufmerksam zu.

      Nach einer halben Stunde waren alle Fahrzeuge entladen. Koffer und Kisten waren im Haus an ihrem zugewiesenen Platz verteilt worden. In der Küche instruierte die Haushälterin ihre Helferinnen über ihre nächsten zu erledigenden Arbeiten. Gleich war es viertel vor fünf, für sieben Uhr war das Dinner vorgesehen. Bis dahin gab es also noch einiges zu tun. Chloé ging es zwar wieder etwas besser, sie zog sich dennoch in ihr Zimmer zurück um sich bis zum Abendessen auszuruhen. Auch Tobias war nach oben in sein Schlafzimmer verschwunden und wollte sich kurz hinzulegen. Die fürsorgliche Beatrice brächte bestimmt etwas zum Trinken und ein paar Kräcker hoch, so war das jedenfalls früher immer gewesen. Adam erhielt von Jessica den klaren Auftrag, das Tor zu bewachen. Nachdem Daniel die drei Wagen ein kurzes Stück ums Haus zu den Parkplätzen und Garagen fuhr und mit den Schlüsseln zurückkam, machte er wie immer eine Kontrollrunde entlang den Mauern von Lion House. Es war noch unglaublich heiss draussen und er versuchte soweit es ging dem Schatten zu folgen. Als Jessica von der Küche aus in die Halle kam hörte sie die Haustüre hinter Daniel dumpf zufallen. Sie hielt ein Glas kalte Limonade in der Hand und trank einen Schluck. Dann stellte sie das Glas vorsichtig auf das geölte Holz der Tischplatte und folgte mit den Fingern den Konturen der Blumenvase bis hin zu den Blüten des Strausses. Sie war alleine. Der Duft hatte sofort Erinnerungen an vergangene Tage geweckt. Es ist viel Zeit vergangen seit sie das letzte Mal den Sommer hier verbracht hatte. Das Haus würde nie etwas von seiner Geschichte und dem Glanz vergangener Tage verlieren. Bis zu ihrem zehnten Lebensjahr lebte sie hier mit ihrer drei Jahre jüngeren Schwester und ihren Eltern in fast völliger Abgeschiedenheit. Mutter und Vater führten eine harmonische Beziehung. Als Kind war sie an diesem Ort immer glücklich gewesen. Jedenfalls bis zu jenem schrecklichen Tag der alles veränderte. Als sie mit ihrer Schwester Sophia, ohne Erlaubnis der Eltern oder von Beatrice, die schon damals ein fester Bestandteil der Familie war, mit dem Ruderboot auf den See hinausfuhren, ereignete sich ein schrecklicher Unfall. Sie hatten gestritten, weil Sophias Haarspange ins Wasser gefallen war und sie deswegen nicht mehr ruhig sitzen bleiben wollte. In dem Durcheinander stürzte Sophia aus dem Boot und ertrank. Ihre Leiche wurde erst Tage später im dichten Schilf am Ufer geborgen. Jessica konnte es sich nie verzeihen dass sie mit ihrer Schwester auf den See hinaus gerudert war. Einige Monate nach der Tragödie jagte sich ihre Mutter Josephine, mit dem Revolver aus Gregorys Schreibtisch eine Kugel in den Kopf. Jessica eilte nach dem Schuss als erste ins Schlafzimmer der Mutter. Dann ging es Knall auf Fall. Am Tag nach dem Selbstmord verliessen sie Lion House. Jessicas Vater kaufte eine Villa am Stadtrand. Fortan lebten sie dort. Gregory sprach nie wieder über die schrecklichen Ereignisse. Stattdessen offenbarte er ihr an ihrem neunzehnten Geburtstag das Familiengeheimnis. Ihr wurde bewusst welche Last sie in Zukunft zu tragen hatte. Mit zweiundzwanzig Jahren wurde sie dann, auf Druck ihres Vaters, mit Jonas Sanders zwangsverheiratet. Sie liebte ihn nicht, kam jedoch gegen den Willen ihres Vaters nicht an. Die Affären und Eskapaden ihres Mannes ignorierte Jessica rigoros. Sie wusste es war ein Arrangement um zwei Imperien zusammen zu führen. Sie gebar ihm zwei Kinder, Chloé und Tobias. Jonas Sanders verstarb als sein Sohn fünfzehn und Chloé vierzehn Jahre alt waren. Er war schwerer Alkoholiker und starb an akutem Leberversagen. Die Kinder wuchsen hauptsächlich bei Ihrem Grossvater in der Stadtvilla auf. Jessica gelang es nie eine richtige Beziehung zu ihnen aufzubauen. Ihr Vater übernahm bereits früh die Rolle des Erziehers um die zukünftigen Erben auf ihren Platz im Familienunternehmen vorzubereiten. Das Verhältnis zu ihrem Vater wurde durch die Hochzeit mit der zwanzig Jahre jüngeren Madeleine Brock noch komplizierter. Die letzten paar Jahre verbrachte Jessica in Europa. Wo genau sie sich niederliess und was sie dort machte wusste keiner so genau. Sie verstand es den ganzen Medienrummel um ihre Familie zu umgehen. Wenn sie nicht gefunden werden wollte, so wusste Jessica gekonnt abzutauchen. Einen Tag nach der Ermordung ihres Vaters flog sie in die Staaten zurück um bei ihren Kindern zu sein. Blut ist bekanntlich dicker als Wasser. In Krisenzeiten muss die Familie zusammenstehen.

      Nachdenklich lies Jessica ihre Hand zurück gleiten, entlang der transparenten Glasvase, hinunter, bis zum Tischblatt. Sie hielt inne. Durch die Stille hörte sie ganz leise das Ticken der Standuhr aus dem kleinen Salon. Ein leichter Druck baute sich hinter ihrer Stirn auf. Möglich, dass eine Migräne im Anmarsch war. Vergeblich hatte sie versucht dagegen anzukämpfen. Nur innert einer Minute pochte ein heftiger Schmerz in ihrem Kopf. Sie empfand das Ticken plötzlich, als würde sie auf einer Zeitbombe sitzen, die jeden Moment hochgehen konnte. Mit beiden Händen stützte sich Jessica am Tisch und versetzte dabei dem Möbel einen so heftigen Stoss, dass die kegelförmige Vase mit den Blumen ins Wanken geriet und umkippte. Übermannt von dem Getrommel in ihrem Kopf nahm sie nur noch getrübt und verschwommen wahr was um sie herum passierte. Das verschüttete Wasser sammelte sich erst zeitlupenartig an einem Punkt und bildete eine kleine Pfütze. Plötzlich zweigte sich daraus eine Bahn ab und lief weiter bis zur Tischkante. Jeder einzelne Tropfen der sich schlussendlich die rund fünfundsiebzig Zentimeter vom Tischblatt in die Tiefe stürzte, tönte beim Aufschlag auf den Marmorboden schmerzhaft in ihren Ohren. In ihrem Hirn entstanden Fantasien. Die Geister der Vergangenheit versuchten gerade eine Brücke in die Gegenwart zu schlagen. In diesem Augenblick der ewig zu dauern schien, fühlte sie sich wie gefangen, als könne sie sich daraus nicht losreissen. Die Umgebung, ausserhalb dieser entstandenen Kuppel, nahm Jessica nun gar nicht mehr war. Der Schmerz wurde noch stärker. Der tobende Sturm in ihrem Kopf war nicht zu bändigen. Auf

      einmal wurde ihr schwarz vor Augen und sie viel in Ohnmacht.

      Später, als sie wieder zu sich kam, lag sie im kleinen Salon auf einem weichen Sofa. Ihre Füsse waren auf einem Kissen hoch gelagert. Wie sie hierhergekommen war und wer sie so gebettet hatte, daran erinnerte sie sich nicht. Zuerst erkannte sie Daniel, ihren Beschützer. Er sass dicht beim Sofa auf einem Stuhl und fühlte ihren Puls am Handgelenk. Danach hörte sie die Stimme von Beatrice, die auch anwesend war.

      «Madame, können Sie mich hören?»

      Jessica war noch etwas schwindlig, ansonsten fühlte sie sich aber viel besser.

      «Es ist alles in Ordnung.» beschwichtige sie die im Raum Anwesenden.

      «Sie sind in Ohnmacht gefallen! Erinnern Sie sich daran?» fragte Daniel.

      Sie dachte über die Frage nach. «Ich bin wohl etwas erschöpft von der Reise.»

      Daniel fühle den Puls an ihrem Handgelenk. «Sie sollten sich ausruhen.»

      Jessica gab bereits wieder Anweisungen. «Ich mag keine bösen Überraschungen, Adam soll die Nacht über als Wache am Tor bleiben, bringen sie ihm später etwas zu Essen.»

      Er versicherte ihr, sich darum zu kümmern, dann ging er aus dem Salon. Beatrice wartete bis er draussen war ehe sie nähertrat.

      «Ich mache mir Sorgen. Ist wirklich alles in Ordnung?»

      «Ja, mir geht es gut. Ich war lange nicht mehr hier. Vermutlich habe ich meine emotionale Bindung zu Lion House unterschätzt.»

      Beatrice setzte sich auf den Stuhl wo Daniel eben gesessen hatte.

      «Manchmal gibt es Orte an die man zurückkehren muss, damit man die Vergangenheit loslassen kann.»

      «So viel Zeit ist vergangen. Und doch, es fühlte sich eben an als wäre es erst gestern gewesen. Die Antiquitäten, die Tapeten, die Vorhänge, hier gibt es überall Fotografien aus vergangenen Tagen, das Knarren des Riemenparketts, der Duft von Bienenwachs, Lavendel und all den Blumen. Alles erinnert an meine Mutter.»

      Jessica streckte ihre Hand nach Beatrice aus, die sie liebevoll fasste.

      «Sie sind voller Zorn, haben