The Money Clan. Karl Nee. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karl Nee
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742718891
Скачать книгу
wie benommen und ihr Gesicht fühlte sich auf einmal ganz heiss an. Das durfte nicht wahr sein.

      «Meine Güte Tobias!» ächzte sie.

      «Soll ich mich einem Lügendetektortest unterziehen lassen damit du mir glaubst?»

      «Warum erzählst du sowas?» er fragte das Chloé wieder und wieder.

      «Wieso sollte sie das erfunden haben?»

      Sie schauten Chloé an, wodurch diese plötzlich einen verunsicherten Eindruck machte. Sie fing an, nervös zu blinzeln und kniff ein paar Mal die Augen zusammen um es zu unterdrücken. Und dann bekam sie unerwartet leichtes Nasenbluten. Chloé griff die Serviette und stand auf. «Ich fühle mich unwohl.» stotterte sie. «Es ist besser wenn ich mich hinlege.»

      Tobias schüttelte heftig den Kopf. «Du kannst jetzt nicht einfach aufstehen und gehen!»

      «Was ist los mit dir?»

      Ging es ihrer Tochter wirklich gerade so schlecht oder spielte sie ihnen nur etwas vor um sich vor weiteren Fragen zu drücken? Gerade als ihr Jessica auf den Zahn fühlen wollte, sprang die Küchentüre auf. Maja und Beatrice traten herein, wurden aber von Jessica gleich zurückbeordert.

      «Geben sie uns noch ein paar Minuten!»

      Beatrice nickte ihr besorgt aber freundlich zu. Beide verschwanden zügig in die Küche zurück. Chloé schwankte leicht und stütze sich an der Tischkante.

      «Das alles wühlt mich zu sehr auf und ich habe eine schreckliche Migräne.»

      Auch Jessica stand jetzt auf. «Ich werde dich hinaufbegleiten!»

      «Nein!» fauchte Chloé. «Das ist absolut unnötig!»

      Sie sagte es sehr schroff, geradezu aggressiv. Jessica und Tobias sahen ihr stillschweigend hinterher wie sie durch die Tür zum Flur verschwand. Da sie ihren Abgang angekündigt hatte, blieb Lana genug Zeit um sich unbemerkt davon zu stehlen. Mit deutlichen strengen Worten gelang es Jessica ihren Sohn am Tisch zurückzubehalten.

      «Ist sie krank? Du würdest es mir doch sagen wenn du etwas wüsstest.»

      «Sie scheint ganz offensichtlich ihren Verstand verloren zu haben!»

      «Wie lange geht das schon so, mit ihrer Migräne und der ständigen Übelkeit?»

      «Seit einigen Tagen, vielleicht eine Woche.»

      «War sie bei einem Arzt?»

      «Ich weiss nicht, vermutlich nicht. Sie reagierte schon immer sehr empfindlich auf Stress oder Veränderungen. Mir macht es mehr Sorgen, wie sie darauf kommt solche Lügenmärchen zusammen zu spinnen. Ich meine, ich liebe meine Schwester über alles, aber wir wissen beide, sie ist verzogen und manchmal ein kleines intrigantes Miststück.»

      «Nenne mir einen vernünftigen Grund, weshalb sie sich das ausgedacht haben soll.»

      «Keine Ahnung! Sie fand Grossvaters Leiche, möglich, dass da in ihrem Kopf etwas passierte.»

      «Etwas passierte?»

      «Du glaubst mir kein Wort!» klagte Tobias. «Stattdessen fällst du auf Chloés Hirngespinste herein! Was ist bloss los mit euch?! Es war eine dumme Idee herzukommen!»

      Die Küchentür knarrte. Beatrice streckte vorsichtig ihren Kopf hindurch um einen neuen Anlauf zu wagen. Jessica erlaubte ihr den Eintritt.

      «Sollen wir den Nachtisch servieren oder möchten Sie noch warten?»

      Beatrice bemerkte das Chloé nicht mehr anwesend war. Sogleich erkannte sie in Jessicas Gesicht, etwas musste vorgefallen sein.

      «Kann ich irgendwie helfen?»

      «Sehen Sie doch bitte nach Chloé, sie hatte Nasenbluten und klagte über starke Kopfschmerzen.»

      «Ich werde natürlich gleich nach ihr sehen.»

      Tobias lief zum Buffet hinüber und schnappte sich eine volle Flasche Rotwein.

      «Ich ziehe mich auch zurück.»

      «Bitte setz dich wieder hin.»

      Er wollte sich von ihr nicht mehr herumkommandieren lassen.

      «Ich habe keine Lust mich weiterhin für eine Lüge rechtfertigen zu müssen.»

      Er liess die Türe offenstehen als er hinausging.

      «Es wird besser werden. Die müssen sich erst wieder an sie gewöhnen.» sagte Beatrice mit beruhigender Stimme und einem Lächeln.

      «Sie sind verwöhnt und es ist meine Schuld.»

      «Haben sie Geduld. Sie sind jung und müssen ihren Weg noch finden. Bei ihrem Sohn sollten wir lediglich dafür sorgen, dass er seinen Alkoholkonsum etwas drosselt.»

      «Ich bin besorgt wegen Chloé. Sie macht keinen gesunden Eindruck auf mich.»

      «Maja kann Ihnen einen Kaffee und etwas von meinem Tiramisu servieren. Ich werde unterdessen nach ihrer Tochter sehen. Machen sie sich keine Sorgen.»

      Jessica bedankte sich für die wohlwollenden Worte.

      «Leisten Sie mir doch anschliessend im Salon etwas Gesellschaft. Wir können dort gemeinsam von ihrem köstlichen Nachtisch essen und in aller Ruhe einen Kaffee trinken.»

      Keine zwanzig Minuten später sassen die beiden Frauen auf weichen bequemen Sesseln im kleinen Salon, der durch die mächtige Bücherwand eher einer Bibliothek glich. Sie hatten einen direkten Blick auf das Feuer im Kamin. Das Ambiente war sehr gemütlich. Beatrice hatte ihre Schürze abgelegt und war offiziell in den Feierabend gegangen. Vor wenigen Minuten servierte ihnen Maja einen frisch gebrühten Kaffee. Dazu gab es Tiramisu. Nachdem was beim Abendessen vorgefallen war hatte sie die Lust auf ihren Lieblingsnachtisch verloren. Sie ass bloss eine Dessertgabel voll und stellte den Teller bei Seite. In diesem Jahr wurde Jessica zweiundfünfzig Jahre alt. Die meisten schätzten sie um einiges jünger ein. Sie hatte noch immer schöne Gesichtszüge und eine straffe Haut. Obwohl sie sportlich nie besonders aktiv gewesen war, behielt sie ohne grosse Anstrengungen ihre schlanke Figur. Jessica war eine anmutige Frau und sie hatte etwas Sinnliches an sich. Sah man sich Fotos ihrer Mutter an, so war Jessica ihr Abbild.

      An diesem Abend wollte sie von Beatrice in Erfahrung bringen wie es ihren beiden Kindern in den letzten Jahren unter der Obhut ihres Grossvaters ergangen war. Durch ihre langen Europareisen hatte sie nur am Rande mitbekommen wie es um ihr Privatleben bestellt gewesen war. Vor etwas mehr als einem Jahr, das hatte sie durch die Boulevardpresse erfahren, verlobte sich ihre Tochter Chloé mit dem Sohn eines Medienmoguls aus San Francisco. Die Hochzeitsvorbereitungen fanden jedoch ein plötzliches Ende, weil Chloé das Interesse an ihrem Freund verlor. Die genauen Gründe kannte Jessica nicht. Häppchenweise bröselte Beatrice heraus, was sie darüber wusste. Im Gegensatz zu ihrem Bruder war Chloé in Liebesbeziehungen eigentlich immer die verantwortungsvollere, vernünftigere gewesen. Tobias war ein Playboy, das Vermögen der Familie verprasste er für Freizeitvergnügen, in Nachtclubs, für teure Autos von denen er schon mehr als eines zu Schrott gefahren hatte und für teure Geschenke an schöne Frauen. Vielen hatte er das Herz gebrochen. Tobias kokettierte früher oft damit nicht arbeiten zu müssen und zeigte dies auch in der Öffentlichkeit. Seit einiger Zeit so berichtete Beatrice, sei er ruhiger und reifer geworden. Nur trinke er hin und wieder zu viel und dann schlage er über die Stränge. Gewisse Anlagen seines Vaters wurden ihm wohl mit auf den Weg gegeben. Eigentlich sehnte er sich nach einer warmherzigen und liebevollen Frau mit der er Kinder haben konnte. Seinen Weg und seine Bestimmung musste er jedoch noch finden. Ihm fehlte es an Strukturen, denn er lebte lange Zeit in den Tag hinein. Der Tod seines Grossvaters habe Tobias und Chloé tief erschüttert. Sie wohnten lange Zeit gemeinsam als Familie in der Stadtvilla. Nach dem Mord zog Chloé aus, da sie die vertraute Umgebung nicht mehr ertrug. Für sie war Gregory wie eine Vaterfigur. Schon als Chloé noch ein Kind war hatte ihre Mutter schwer Zugang zu ihr gefunden. Sie war hoch intelligent, introvertiert, sehr eigen und eine Einzelgängerin. Wenn andere Kinder draussen spielten und herumtobten, sass sie lieber drinnen, las ein Buch oder hörte