Was war das für ein mysteriöser Typ Mensch? Linus wirkte, als gehöre er hier nicht her. Zwischen all den athletisch aussehenden Mitschülern wirkte er unbeholfen und schlaff. Sie nahm sich vor, herauszubekommen, was ihn hierher geführt hatte.
Linus stolperte an den Startpunkt zurück. Seine Stirn durchzogen tiefe Furchen und er wagte nicht, aufzuschauen. Wie eine Dampflok keuchte er. Eine Hand stützte er in der Seite ab, die andere schaukelte in der Luft herum.
Am Start der Laufstrecke standen noch immer Cedric und ein Mitschüler. Sie quatschten miteinander. Als Linus zu ihnen stieß, folgte ein kurzer Wortwechsel. Schon drehte sich Cedric blitzartig zu Rebecca herum. Seine blonden Haare umwehten seine Stirn. Allein dieser Blick von ihm war zum Niederknien. Als er dann auch noch seine Hand durch das unbändige Haar wandern ließ, war es vorbei mit ihrer Selbstbeherrschung und Rebecca hauchte ein kurzes Stöhnen aus. Doch Cedric spielte nicht mit. Beinah arrogant zog er einen Mundwinkel nach oben. Dann murmelte er seinen Mitschülern etwas zu, ohne seine durchdringenden Augen von ihr abzuwenden. Sie gingen ihr durch alle Körperbahnen. Ihn in ihrem Kurs sitzen zu haben – das war absehbar – würde sie um den Verstand bringen und sie regelmäßig mit durchnässtem Höschen nach Hause kommen lassen. Sie ließ sich auf einen äußerst gewagten Kampf ein, vor dem sie schon jetzt die Waffen strecken musste.
Am Abend lag Rebecca im Bett und konnte nicht einschlafen. Die an der Decke festsitzende Hitze hatte sich inzwischen in jedem Winkel ihrer Behausung breitgemacht und Abkühlung schien es noch lange nicht zu geben. In anderthalb Wochen stand die Kursfahrt nach Norditalien an. Rebecca fragte sich, ob bis dahin das Wetter erträglich war. Sollten sie im Bus sitzen und schwitzen, wäre das eine Katastrophe.
Da lag sie also und fand nicht in den Schlaf. Die Schwelle des neuen Tages war bereits überschritten. In wenigen Stunden musste sie aus den Federn steigen. Was brachte sie so aus der Ruhe? Sie hatte den Tag über kaum etwas gemacht, hatte sich immer wieder über die Unterrichtsvorbereitung gesetzt. Dann hatte sie gelesen und ferngesehen. Am Abend hatte Rebecca im Internet gesurft, auf der Suche nach Klamotten für den anstehenden Herbst. Und nun lag sie wach im Bett und konnte nicht in das Reich der Träume hinübergleiten.
Jetzt noch lesen? Darauf hatte sie keine Lust mehr. Rebecca schloss die Augen und ließ die Erlebnisse aus der Schule vor ihren Lidern vorbeiziehen. Deutsch bei den Zwölftklässlern. Lisa teilt Zettel aus. Frühstückspause im Lehrerzimmer. Lautstärke auf dem Gang. Lautstärke im Lehrerzimmer. Deutsch in der neunten Klasse. Eine Schülerin will wissen, ob sie auf Toilette gehen darf. Rebecca im Lehrerzimmer. Lisa teilt Zettel aus. Rebecca verlässt das Gebäude. Hitze. Sonne. Da ist Linus. Er rennt über die Bahn. Cedric sieht ihm zu und macht sich über ihn lustig, weil er als Letzter ankommt. Sein Ernst? Am liebsten würde sie ihn sofort zur Rede stellen, was das soll, dass er seinen Mitschüler auslacht. Die Jungen sehen sie. Gebannt schaut sie auf die Tartanbahn. »Pause!«, brüllt der Kollege. Die Jungen stürmen in die Turnhalle. Irgendwie ist sie schon dort. Sie späht in die Herrenumkleide. Ein verbotener Spalt an der Tür. Bloß ein kurzer, unerlaubter Blick. Vielleicht ist Cedric dort. Niemand da. Die Jungs scheinen duschen zu sein. Ohne Angst davor, die Augen verbotenerweise weiter durch den Raum fliegen zu lassen, setzt sie einen Schritt in die Herrenumkleide hinein. Der Weg in das rechtswidrige Reich der Verlockungen und Versuchungen. Es riecht nach Sport, Schweiß und Mann. Vor allem hängt ein Geruch von durchgeschwitzten Klamotten in der Luft. Muffig und irgendwie, als würde man direkt vor einem Pavianstall stehen.
Nichtsahnend wird sie rabiat von hinten gepackt. Ihre Hände werden ihr auf den Rücken gedrückt. Jemand hält sie mit aller Gewalt fest.
»Wen haben wir denn hier?«, fragt der unbekannte Schüler, der sie festhält. »Eine Lehrerin, die spannt.«
Da steht noch jemand hinter ihr, der die im Duschraum befindlichen Kerle fragt: »Schau mal, Cedric! Ist das nicht deine Tutorin?«
Nun drehen sich alle anderen Oberstufenschüler nach ihr um. Da sind so viele gut aussehende Jugendliche mit muskulösen Oberarmen. Manche sind sogar tätowiert. Einige präsentieren sich lediglich in Boxershorts mit Oberkörpern wie Bodybuilder. Blond, schwarzhaarig, mit brauner Wallemähne. So schlank und gut gebaut. Manche duschen und sind vollkommen nackt. Allein dieser Anblick treibt ihr die Hitze zwischen die Schenkel und benetzt das Höschen mit Feuchtigkeit.
Cedric steht in der Mitte. Er hat nichts mehr an außer seiner schwarzen Shorts, die sich eng gegen sein Gemächt drückt. Sie sieht, wie sich seine strammen Hoden am Stoff abzeichnen und erkennt die Konturen seines Schwanzes. Sein Oberkörper halbnackt – so fest und männlich, glatt. Ob er bereits geduscht hat oder noch immer verschwitzt neben den anderen steht, kann sie nicht abschätzen.
Ob da andere Schüler halbnackt oder komplett unbekleidet dastehen, spielt keine Rolle für sie. Nur er. Sie hat nur Augen für Cedric.
Die Hände werden ihr weiterhin durch einen Schüler, den sie nicht sehen kann, auf den Rücken gepresst. Cedric tritt einen Schritt aus der Duschkabine heraus. »Warum bist du hier?«, fragt er. Er duzt sie vor den Augen der Mitschüler und demonstriert damit seine Machtposition.
Der Griff um ihr Handgelenk lockert sich. Sie reibt sich die schmerzenden Fingerknöchel.
Doch dann – ohne Vorwarnung – streift ihr einer der Schüler, die hinter ihr stehen, das Kleid über den Kopf. War sie nicht in Jeans gekommen? Nur noch der BH und ein knapper Panty bedecken ihren erregten Körper.
Sie sitzt in der Falle, ist den Jugendlichen hilflos ausgeliefert. Alles könnten sie mit ihr anstellen. Sie will, dass sie alles mit ihr anstellen. Das weiß Cedric. Der Teufel tanzt um seinen Mund und zeigt Rebecca an, sämtliche Zügel in der Hand zu halten.
Ein Schüler, der bisher geduscht hat, sagt zu Cedric: »Ich wünschte, meine Tutorin würde auch nur ansatzweise so geil aussehen.« Gelächter brandet hinter Cedric auf. Robert und Sabrina eignen sich um Längen nicht als Wichsvorlage.
»Kann ja nicht jeder so ein Glück haben wie ich«, aalt er sich im Neid seiner Mitschüler. Er wirkt, als würde ihm zum ersten Mal bewusst werden, wie sexy und gut aussehend seine Lehrerin ist.
Am liebsten hätte sie seine anbetungswürdige Erotik sofort mit ihrem vor Lust