IXXI. Doug Mechthild. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Doug Mechthild
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753195421
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Schlappschwanz, weil ich sie nicht davon abhalte ...

      Susanne, 31.10. 2016

      Susanne Peinig starrte ihren Mann entgeistert an. Das muss ein Traum sein, dachte sie wie betäubt. Ein sehr realistischer Albtraum. Mathias ist doch gar nicht so einer. Und erst gestern hatte er noch mit ihr geschlafen.

      „Jetzt? Du sagst mir das jetzt? Zehn Minuten, bevor wir zu einer Halloweenparty gehen, und ich in einem schwarzen Kleid, roter Perücke und albernem Hexenhut hier sitze und mir die Schuhe anziehe?“

      Mathias befeuchtete nervös seine Lippen und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. Schweißperlen standen ihm auf der grünen Stirn mit den aufgemalten schwarzen Strichen, die Nähte darstellen sollten, denn er ging als Frankensteins Monster. Susanne hatte ihm eigens für die Party einen alten Anzug ihres Vaters

      besorgt, der die gleiche Figur besaß, aber etwas kleiner war als sein Schwiegersohn. Wie im Film waren Ärmel und Hosenaufschläge zu kurz. Das perfekte Kostüm für den perfekten Ehemann. Nun erzählte er ihr, dass er sich in seine Arbeitskollegin verliebt habe und sie, Susanne, verlassen wollte.

      „Es war ja keine Absicht, dass das passiert ist. Und da es zwischen uns nicht mehr läuft …“

      „Es gehören immer zwei zu. Na klar läuft es zwischen uns nicht mehr so wie am Anfang. Immerhin sind wir schon elf Jahre zusammen. Und hör mir mit Absicht auf! Entweder man lässt so etwas zu oder eben nicht. Du hast es zugelassen. Man verliebt sich nicht einfach in jemandem, nur weil man ihm oder ihr über den Weg läuft. Da muss es eine Entwicklung geben. Man passt den anderen ab, labert ihn immer wieder an, spricht über Dinge, die über die Arbeit hinausgehen. Da steckt auf jeden Fall eine Absicht dahinter!“ Sie stand vom Bett auf und starrte ihren Mann an. Es konnte einfach nicht wahr sein. Ihr Herz hämmerte.

      „Ich wollte mich aber nicht verlieben! Und Katrin auch nicht!“

      „Katrin? Hatte die nicht was mit eurem Chef?“

      „Das war nur ein Gerücht. Da ist nichts dran.“

      „Sagt wer, Katrin?“, höhnte Susanne. „Kann mir ja auch egal sein, wenn du für die Betriebsmatratze unsere Ehe das Klo runterspülst!“

      „So darfst du über Katrin nicht reden, sie kann am wenigsten dafür!“

      „Wenn sie dafür nichts kann, dann warst du die treibende Kraft, du Arsch!“, schrie Susanne. Zitternd sank sie auf das Bett und fuhr wie von der Tarantel gestochen wieder hoch. Dieses Bett … ihr gemeinsames Bett!

      „Gestern noch hast du mit mir geschlafen!“, schleuderte sie Mathias entgegen. „Darf ich fragen, wieso?“

      „Das war … na ja, wie ein Überprüfen meiner Gefühle für dich. Oder alte Gewohnheit, keine Ahnung!“

      „Was?!“

      „Es ist ja nicht so, dass ich dich nicht mehr lieben würde“, stammelte Mathias hilflos. „Aber ich liebe Katrin mehr…“

      Susanne konnte kaum glauben, was sie da hörte. Sie brach in bitteres Gelächter aus.

      „Das gibt‘s doch nicht … Jetzt weiß ich wenigstens, wieso du mich immer so merkwürdig angesehen hast. Schuldgefühle waren das. Und ich Idiot dachte, dass du und ich uns wieder mehr annähern und du mich ansiehst, weil du mich endlich wieder wahrnimmst. Statt wie üblich deine Nase nur noch in dein Tablet oder Smartphone zu stecken. Und ich hatte mich so gefreut, dass das bedeutet, dass unser Kind in einer intakten Familie groß werden wird.“

      Mathias klimperte mit den Augenlidern und sah in diesem Augenblick genauso dumm aus, wie man sich Frankensteins Monster für gewöhnlich vorstellte.

      „Kind …? Du meinst doch nicht …?“

      „Doch. Ich war gestern beim Gynäkologen und wollte dir heute auf der Party mitteilen, dass wir Eltern werden. Pino hat schon eine Babypuppe bereitgelegt. Sollte ganz toll und lustig werden. Das kann man jetzt wohl vergessen.“ Susanne brach in Tränen aus. Schwarze Schlieren liefen ihr über die Wangen. Das Augen-Make- up war auf solche Neuigkeiten nicht vorbereitet gewesen.

      Aber ich auch nicht, dachte Susanne.

      Jana

      Martina lächelte erfreut, als sie die Tür öffnete.

      „Hi, Jana, komm doch rein!“

      Jana lächelte dünn. „Danke.“

      Martina runzelte die Stirn, als Jana an ihr vorbeiging. Die Verlobte ihres Sohnes trug zum ersten Mal einen Rock, allerdings einen ziemlich langen. Obwohl es draußen warm war, hatte sie sich ein langärmeliges T-Shirt angezogen. Make-up trug sie auch nicht.

      „Alles okay bei dir?«, konnte sich Martina nicht verkneifen zu fragen.

      „Ja ... ja, klar. Kann ich zu Andy raufgehen?«

      „Sicher, mach nur.« Martina kehrte zu Gila zurück, die in der Küche saß. Gila hatte sich heute krankschreiben lassen. Ihr Kevin hatte sich nun schon seit über einer Woche nicht mehr gemeldet.

      Martina seufzte innerlich vor Mitleid. Das Licht, das Gila von innen erhellt hatte, war erloschen. Ihre Freundin wirkte viel älter, als sie war. Sie lächelte nicht, und Kopf und Schultern hingen herab.

      „Wer war es denn?“, fragte sie nur mäßig interessiert und rührte lustlos in ihrem Kaffee.

      „Bloß Jana. Aber ich verstehe langsam nur noch Bahnhof. Andreas sieht furchtbar aus, isst kein Fleisch und lächelt überhaupt nicht mehr, Jana läuft rum wie eine Vogelscheuche, dein Kevin lässt dich hängen ... Versteh das, wer will.“ Martina setzte sich. Gila starrte noch immer auf ihr Handy.

      „Ja. Ich wusste es ja. Der hat bestimmt eine Hübschere, Jüngere ... Schlankere.“ Tränen liefen Gila über die Wangen.

      Martina wusste nicht, wie sie ihre Freundin trösten sollte.

      Aus „Verlobt mit dem Monster“ von Jana M.

      Als ich an diesem Nachmittag zu Andy raufging, hatte ich mir nach unserem Streit vom Wochenende viel Mühe gegeben. Als er mich von meinem Arbeitskollegen wegriss und mich beschuldigte, ihm schöne Augen gemacht zu haben, war ich ziemlich perplex. Vor allem, weil er meinte, ich würde es mit meinen »engen Klamotten« und »tiefen Dekolletés« ja herausfordern. Und er schrie, er habe den Eindruck, er wäre mit einer Hure zusammen.

      Das war schön peinlich. Wir sind öfters am Samstag weggegangen, meistens mit Freunden. Murat, Andys Arbeitskollege, war immer mit von der Partie. Nie hatte es Andy etwas ausgemacht, dass meine Kleidung sexy war.

      Murat war dieses Mal nicht mitgekommen und ich dachte, das war der Grund für Andys schlechte Laune.

      Darauf schob ich es auch, dass er wegen meiner Klamotten ausrastete. Die hatten sicher Streit, dachte ich. Ganz üblen Streit. Und dann hatten wir auf einmal ganz üblen Streit.

      Ich war Samstag mit einem Taxi nach Hause gefahren, Andy hatte sich entschieden zu bleiben. Den ganzen Sonntag hatte ich nichts von ihm gehört. Weder hatte er sich entschuldigt, noch wollte er über die Sache sprechen. Nachrichten blieben unbeantwortet.

      Montag zog ich mich so konservativ an, wie es nur ging, und fuhr zu ihm. Ich trug sogar lange Ärmel, weil er Samstag irgendwas von „nackten Armen“ gesagt hatte. Bei der lauten Musik hatte ich nicht alles verstanden. Ich machte mir damals ziemlich Sorgen ... Wir haben immer über alles reden können. Wenn es mal Streit gab, war eigentlich er es immer, der das Gespräch suchte. Er konnte es nicht gut ertragen, wenn zwischen uns nicht alles in Ordnung war. Aber er war wirklich anders geworden.

      Am Samstag hatte er gar nicht ausgehen wollen, es war ihm plötzlich unangenehm. Er hatte mich nicht geküsst, wollte nicht Hand in Hand mit mir gehen. Als ich mir ein Bier bestellen wollte, hat er mir schweigend