IXXI. Doug Mechthild. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Doug Mechthild
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753195421
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Hanteltraining, und Steffi war klein, zart und viel zu dünn.

      „Was ist mit Hausaufgaben? Euch gegenseitig umbringen könnt ihr später.« Martina nahm im Bürostuhl ihres Sohnes Platz und sah stirnrunzelnd auf seinen Computermonitor.

      „Was ist denn ‚die Neue Welt ohne Waster?‘“

      „Das geht dich nichts an.“ Schnell verkleinerte Andreas die Seite. Martina sah überrascht, dass ihr Sohn rot geworden war. Dabei hatte er nur gegrinst, als seine Mutter ihn vor Monaten auf einer Pornoseite erwischt hatte.

      „Der hat die Musik wieder so laut an, dabei kann ich nicht Englisch lernen“, beschwerte sich Steffi. Martina nickte.

      „Ja, ich habe es bis unten gehört. So habe ich ja nichts gegen deine Musik, Andy, aber wenn Steffi nicht lernen kann, musst du Rücksicht nehmen. Sie steht in Englisch sowieso schon nahe am Abgrund.“ Andreas zuckte zusammen.

      „Ja, ist ja gut. Aber dann soll sie was sagen und nicht einfach an meine Anlage gehen. Ich kann das nicht leiden.“

      „Was ist schon dabei. Ich wollte es ja nur etwas leiser drehen“, murrte Steffi und zog an ihrem Haarband, bis das lange blonde Haar frei über ihren Rücken floss. Lange blieb es nie in einem Pferdeschwanz. Steffi hielt nie etwas lange durch. Martina befürchtete schon, dass ihre Tochter an ADS oder dergleichen litt. Stillsitzen konnte sie nur selten, fummelte ständig an ihren Haaren oder ihrer Kleidung herum und rutschte auf Stühlen hin und her.

      Andreas war das Gegenteil seiner kleinen Schwester. Hochgewachsen, etwas kräftiger gebaut. Während Steffi wie ein Irrwisch durch ihr Leben huschte, konnte Andreas den ganzen Tag vor seinem PC sitzen oder ein Buch lesen. Er glich seinem Vater Hans aufs Haar und hatte auch dessen ruhige Art geerbt. Auf seinem Schreibtisch stapelten sich schmutzige Teller, da jeder dann aß, wann er wollte. Meistens nahmen sich Andreas und Steffi etwas Essbares mit in ihre Zimmer und hockten sich vor ihre Fernseher.

      „Morgen kann ich wieder waschen, wie ich sehe“,

      seufzte Martina und nickte in Richtung der Zimmerecke, die ihr Sohn zur Aufbewahrung schmutziger Wäsche nutzte. Der Berg war schon recht beachtlich. Zwei Jeans, sechs T-Shirts, Unterhosen, Socken und seine Latzhose. Bestimmt wieder voller Farbflecken.

      „Ja“, grinste Andy. „Aber nur, wenn die Maschine auch voll ist. Wasser und Strom darf man nicht verschwenden!“

      „Du könntest das Zeug ruhig in die Wäschetonne schmeißen, du Sau!“, stichelte Steffi. Andy hob drohend seine Zeigefinger zu einer weiteren Kitzelattacke, und Steffi floh kichernd aus dem Zimmer.

      Andreas sah ihr hinterher.

      „Wer ist eigentlich ihr Vater?“, fragte er auf einmal, und Martina erstarrte.

      „Ähm, wie kommst du denn jetzt da drauf?“, fragte sie irritiert. Andreas zuckte mit den Schultern.

      „Ich dachte nur, da mein Papa es ja nicht ist, dass du dich vielleicht manchmal schämst oder so.“

      „Schämen? Wieso denn das?“ Martina schluckte schwer. Wieder zuckte ihr Sohn mit den Schultern.

      „Weil du ihn niemals erwähnst. Von Hans sprichst du öfter. Aber von Steffis Papa nie.“

      „Äh, na ja ... ich hatte nie eine richtige Beziehung mit ihm. Ich war drüben in der Kneipe, und dann habe ich mich mit so einem Kerl den ganzen Abend unterhalten, getanzt ...“

      „So ein Kerl? Weißt du seinen Namen nicht?“, fragte Andreas erstaunt.

      „Nein, ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Es war ja auch nicht geplant, dass daraus ein Kind entstehen sollte, weißt du. Wir haben geflirtet und geknutscht. Und dann, als die Toilette frei war ...«

      „Boah, Mama!“

      „Ja, na und? Was ist schon dabei? So was passiert eben.“

      „So was passiert eben nicht einfach so! Hast du nicht Angst gehabt wegen AIDS? Und hat es dir nichts ausgemacht, von einem Wildfremden ein Kind zu kriegen? Von jemandem, von dem du gar nichts weißt? Und wieder ein Esser mehr für diesen überbevölkerten Planeten?“ Andreas schien entsetzt.

      „Einen AIDS-Test habe ich danach gemacht. Was ist denn so schlimm? Ich verstehe dich da nicht, Andy. Du sitzt da wie `ne Kuh wenn’s donnert, und das wegen eines One-Night-Stands. Ich habe das Beste daraus bekommen, was eine Frau bekommen kann. Deswegen schäme ich mich nicht!“

      Andreas sah sie lange an. In seinem Blick lag eine Mischung aus Mitleid und Ekel.

      „Vielleicht solltest du das aber“, sagte er schließlich und wandte sich wieder seinem Computer zu.

      Audienz beendet, dachte Martina ironisch. Ihr Herz klopfte heftig, und sie war doch tatsächlich etwas rot geworden. Das gibt es doch gar nicht! Da hat mein neunzehnjähriger Sohn `nen Stock im Arsch und macht einen auf Moralapostel, und ich bin diejenige, die viel cooler mit so etwas umgeht, dachte sie ärgerlich. Sie sammelte den Haufen Wäsche ein und machte die Tür hinter sich zu, während ihr Sohn sich wieder mit seinen Videos über nutzlose Waster beschäftigte.

      „Sollte mal lieber aufräumen, der Bengel“, knurrte sie und ging ins Bad, um die Waschmaschine zu befüllen.

      Aus dem Blog von Erwacht - gerettet

      

       Aus dem Blog von Erwacht - gerettet, geschlossen 2017

      

       Deutschland ist ein Pfuhl der Doofheit, ein Land, in dem Moral keinerlei Wert hat. Frauen bekommen Kinder von unbekannten Vätern, huren mit jedem herum! Es bereitet mir körperliche Schmerzen, in einem Land zu leben, in dem Frauen fast nackt in Bars und Discos herumstolzieren, Alkohol trinken, sich begrapschen lassen und mit fremden Männern nach Hause gehen, um mit ihnen zu verkehren!

      

       Wir werden dieses Land erretten und in die Gemeinschaft der Krieger für unseren Planeten aufnehmen, die „Warriors for a New World“. So wurde es uns befohlen, und so werden wir mit Gottes Hilfe siegreich sein.

      Der Zustrom zu unserem Glauben wird mit Gottes Segen den Prozess beschleunigen.

      

       Der Prinz kommt.

      Martina und Gila

      Normalerweise mochte es Martina, wenn ihre Freundin Gila herüberkam, nur geschah das etwas zu oft in letzter Zeit. Ein ruhiger Abend auf der Couch mit einem Buch wäre ihr lieber gewesen. Allerdings tat es gut, mit ihr über ihren Sohn zu reden. Martina spürte eine immer größer werdende Distanz zwischen sich und Andreas.

      „Ich verstehe Andy nicht mehr“, seufzte Martina.

      „Weiß er denn, wie das damals mit dir und Hans war?«, fragte Gila leise und zog die Beine bequem auf die Couch. „Ich meine, dass Hans sich komplett von dir zurückgezogen hatte.“

      „Ach was. Das erzählt man doch seinen Kindern nicht!“

      „Er ist doch jetzt erwachsen! Der macht eine Lehre als Maler und Lackierer, bald zieht er aus, und irgendwann heiratet er seine Jana. Meinst du nicht, er hat ein Recht darauf zu erfahren, dass sein Vater unter Depressionen gelitten und sich von allen zurückgezogen hat? Er wundert sich doch, dass Hans sich nie meldet. Oder nicht?“

      „Das schiebt er auf mich. Weil ich Hans angeblich aus dem Haus gegrault habe. Zuerst mit den vielen Streitereien und dann, weil ich ein Kind von einem anderen bekommen habe.“

      „Ein Grund mehr, ihm alles zu erzählen. Warum willst du, dass dein Sohn dir innerlich ewig die Schuld an eurer Trennung geben wird?“

      „Das tut er ohnehin. Die Wahrheit kann ich ihm einfach nicht sagen!“

      „Mensch