Schlachtfest. Mia Wachendorf. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mia Wachendorf
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753198545
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schau mal gut hin!“, sagte Anne ausgelassen. Der Typ grinste.

      „Mach ich ja schon.“ Sein Blick wanderte wieder zu Enna herüber. „Ich bin übrigens Reinhard“, stellte er sich ihr vor.

      „Enna.“ Reinhard wartete einen Moment, aber Enna war nicht unbedingt angetan durch sein Auftauchen und sagte nichts weiter. Sie wäre lieber mit Anne allein geblieben und schielte vielsagend zu ihr hinüber.

      „Ich bin Anne“, sagte Anne schnell. Enna ahnte, wieviel Vergnügen es ihr bereiten musste, sie zu verkuppeln.

      „Wo seid ihr her, wenn ich fragen darf?“, versuchte Reinhard es weiter.

      „Ich bin aus Rümgum, und du?“ Anne versuchte die Situation zu entschärfen, indem sie eine lockere Plauderei begann.

      Reinhard machte sich offensichtlich nichts aus Ennas abweisender Art. Er schien zu den Männern zu gehören, die sich umso mehr herausgefordert fühlten, wenn eine Frau desinteressiert war. Er grinste sie an. Enna ignorierte ihn und hoffte, dass Anne ihn von ihr ablenkte.

      „Ich bin von hier, aus Maarsum. In Rümgum hab ich mal eine tolle Stute gekauft“, Anne grinste über diesen Vergleich.

      „Wow, reitest du?“, fragte sie interessiert.

      „Ich reite nicht nur, ich handle auch mit Pferden. Mir gehört der größte Hengststall Niedersachsens“, verkündete Reinhard stolz.

      „Und was willst du dann mit einer Stute?“, neckte Anne ihn.

      „Stuten sind gute Reitpferde“, sagte Reinhard und wandte sich zu Ennas Freude nun vermehrt ihrer Freundin zu. „Die aus Rümgum, war, wie gesagt, besonders gut. Hatte einen klasse Charakter. Und Temperament.“ Enna war sich nicht sicher, ob Reinhard nun mit Anne flirtete, aber sie hoffte es.

      „Cool“ meinte Anne nur. „Pferde sind ja auch irgendwie Menschen. Treu, anpassungsfähig, kontaktfreudig, … und sprunghaft.“ Nun war Enna sich nicht sicher, ob Anne ihn auf den Arm nahm.

      „So ist es“, pflichtete Reinhard bei. „Aber manche sind auch bissig.“ Enna vermutete, dass diese Äußerung ihr galt. Aber es war ihr egal.

      „Deine Freundin hier sieht aber nicht aus, als wäre sie von hier“, bemerkte Reinhard dann.

      „Ach, und woran glaubst du das zu erkennen?“ Enna ließ sich nun doch dazu hinreißen, am Gespräch teil zu haben, was Reinhard schlagartig zum Strahlen über sein ganzes rundes Gesicht brachte.

      „Nun, das weiß ich, weil ich dich nicht kenne. Und ich kenne sonst jeden hier. Und jede.“ Enna fand, dass es nicht nötig wäre, dass er sie dann auch noch kennenlernte, aber verkniff sich eine Antwort.

      „Ihr Mädels habt ja gar nichts mehr im Glas!“, stellte Reinhard plötzlich fest. Er winkte der Thekenbedienung und machte ein paar geheimnisvolle Zeichen mit den Fingern, die die Frau hinter der Theke erstaunlicherweise zu verstehen schien. Sie stellte kurze Zeit später drei Sektgläser auf den Tresen, die Reinhard sofort auf den Stehtisch verfrachtete. Enna war das nun auch schon egal. Der Hengststallbesitzer ließ sich offensichtlich nicht abwimmeln, vielleicht ließ ein weiteres Glas Sekt ihn erträglicher werden.

      „Auf die schöne Enna aus dem unbekannten Ort!“ Der Trinkspruch war so einfallslos, wie der Mann selbst, fand Enna. Anne lachte hysterisch. Wenigstens sie hatte ihren Spaß. Eine Eigenschaft ihrer Freundin war, dass sie den unmöglichsten Situationen etwas Spaßiges abgewinnen konnte. Der Sekt roch nicht wie üblich und hatte eine bläuliche Farbe. Sie stießen an und kippten das Zeug herunter. Es schmeckte scharf und süß.

      „Holala! Das ist ja ne ganz spezielle Mischung!“, bemerkte auch Anne, die für gewöhnlich trinkfester war als Enna.

      „So trinke ich Sekt am liebsten, nennt sich The Blue Planet und ist übrigens gerade total hipp.“ Reinhard war begeistert. „The Blue Planet, also der blaue Planet“, sagte er zu Enna. Enna bekam einen Schluckauf. Das Getränk zeigte außerdem eine unmittelbare alkoholische Wirkung, denn sie hatten noch nichts gegessen. Auch bei Reinhard, der wie sie vermutete, schon ein wenig länger auf dem Fest war und ihnen bezüglich Alkoholpegel deutlich voraus war.

      „Bist du Naturschützer?“, meldete sich Anne zu Wort. Das Grinsen wollte nicht mehr aus ihrem Gesicht weichen.

      „Bei dem Getränk könnte ich es glatt werden.“ Reinhard lachte laut über seinen eigenen Nicht-Witz. Er wurde Enna immer unsympathischer und sie dachte darüber nach, Anne mit ihrer Saufbekanntschaft allein zu lassen. Nur die Tatsache, dass sie heute nicht für das Alleinsein in Stimmung war, ließ sie diesen Gedanken wieder verwerfen. Vorerst. Der Schluckauf ließ zum Glück schnell nach.

      „Danke für den leckeren Cocktail.“ Enna wollte nicht unhöflich sein.

      „Gerne. Verrätst du mir jetzt, wo du herkommst?“, bohrte Reinhard weiter.

      „Ich stamme von hier, aus Maarsum.“ Er sollte sie ruhig kennenlernen, dachte sie nun. Schließlich würde sie fast so etwas wie eine Person des öffentlichen Lebens in dieser Stadt werden.

      „Nee! Wie das denn?“ Reinhard rückte am Stehtisch näher an sie heran. „Wo hast du dich denn bis jetzt versteckt gehalten.“

      „In Münster“, sagte sie schnippisch und rückte von ihm ab.

      „Münster! Wie kommt man denn von Münster nach Maarsum?“ Enna lächelte nur. Er glaubte doch wohl nicht, dass ihn das irgendwas anginge.

      „Na ja, geht mich ja auch nichts an.“ Reinhard lallte inzwischen. „Aber schön, dass du nun hier bist.“

      „Wie man’s nimmt“, murmelte Enna leise vor sich hin. Anne zwinkerte ihr grinsend zu. Reinhard kippte den Rest seines Blue Planet hinunter und wirkte nun beinahe, als müsste er selbigen verlassen.

      „Warum kommt ihr nicht mit ins Zelt?“, lallte er. „Ich würde euch gerne mal zum Tanz auffordern.“ Es gab ein großes Tanzzelt am Eingang zum Festgelände. Anne war sofort begeistert.

      „Ja klar, super Idee!“ Sie trank ihr Glas aus und sah Enna erwartungsvoll an. Enna glaubte nicht, dass Reinhard ein großer Tänzer war, zumindest nicht heute Abend. Sie verdrehte die Augen, willigte aber ein. Sie schoben sich schließlich zu dritt durch die Massen.

      „Wenn das so weiter geht, muss ich erst mal was essen“, flüsterte sie Anne zu.

      „Das Bisschen, was du isst, kannst du auch trinken.“ Anne lachte. Enna wusste, heute brauchte sie von Anne nicht mehr viel erwarten. Es war der Punkt, an dem sie sich entscheiden musste, ob sie mitmachte, oder sich von den beiden absetzte. Sie entschloss sich, mitzufeiern. Mal sehen, was der Abend noch brachte.

      Reinhard orderte neuen Sekt für die beiden Frauen und für sich ein Bier, nachdem sie das Zelt erreicht und sich einen Platz an einem Tisch gesichert hatten. Enna nutzte die Zeit, in der er an der Theke stand, um mit Anne zu reden.

      „Also so habe ich mir den Abend eigentlich nicht vorgestellt“, beklagte sie sich.

      „Sei nicht immer so spießig!“, beschwerte Anne sich lachend.

      „Spießig? Das hier ist spießig!“ Sie schnaufte missbilligend.

      „Lass dich einfach gehen, dann wird es dir auch gefallen“, riet Anne. Enna sah sich zu Reinhard um.

      „Ich habe Angst davor, was dann passieren wird“, flüsterte sie.

      „Von dem Typen geht heute keine Gefahr mehr aus!“ Anne schien die hiesigen Feierbräuche besser einschätzen zu können. Zumindest wollte Enna ihr das gerne glauben.

      „Lass mich aber bloß nicht allein mit dem!“, verlangte sie, da Anne bereits begonnen hatte, in ihrer näheren Umgebung zu flirten. Ein kleingewachsener Dunkelhaariger vom Nachbartisch war aufmerksam geworden.

      „Mach dir keine Sorgen, Süße! Das wird ein toller Abend.“ Sie sagte das, während sie dem Mann am Nachbartisch zuzwinkerte. Anne war unglaublich.

      Reinhard traf