Im Auftrag des Feindes. Günter Hein. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Hein
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738051599
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Diplomat, der schon in Botschaften in Prag und Moskau gearbeitet hat. Sie sollten sich als erstes mit ihm treffen. Wenn Sie wünschen, lasse ich einen Termin für Sie vereinbaren.«

      »Sehr gerne«, erwiderte Madsen. »So kann ich mir die Örtlichkeiten direkt anschauen. Vielleicht kann er eine kleine Rundfahrt durch Ost-Berlin organisieren. In West-Berlin war ich schon einmal, ich denke, dass ich mich hier zurecht finde.«

      »Mal sehen, was sich machen lässt. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit Ihrer neuen Aufgabe. Meine Sekretärin wird Ihnen nun alles zeigen.«

      Die Männer standen auf. Wie auf Kommando kam die Sekretärin herein.

      »Darlene, bitte zeigen Sie Mister Madsen alles, was er hier kennen muss.« Brinks reichte Madsen die Hand.

      »Wenn Sie Probleme haben, melden Sie sich einfach. Ich habe Order, Ihnen zu helfen, wo ich kann.«

      Madsen nahm die Hand und bedankte sich.

      »Es ist gut zu wissen, dass man Unterstützung hat.«

      Darlene führte ihn in sein neues Büro, welches abgeschlossen war. Sie überreichte ihm die Schlüssel, nachdem sie aufgesperrt hatte. Madsen pfiff erstaunt durch die Zähne. Ein Personal-Computer von IBM thronte massiv auf dem im rechten Winkel angeordneten Schreibtisch. Eine dicke Akte mit dem Vermerk `Top Secret` lag auf dem Tisch. Von Notizzetteln bis hin zu Heftklammern und einem Telefon war alles vorhanden, was ein modernes Arbeitszimmer haben musste.

      »In der Akte finden Sie alles über die Mitarbeiter hier und in der DDR. Für den Zugriff auf die Datenbanken können Sie Ihr bisheriges Passwort benutzen. Sie sind über eine sichere Leitung direkt mit Langley verbunden. Das gilt auch für das Telefon. Zudem gibt es einen abhörsicheren Raum im Keller für Konferenzen für bis zu 10 Personen, der Ihnen bei Bedarf zur Verfügung steht.«

      Sie zeigte nach draußen auf den Flur.

      »Dort drüben finden Sie eine kleine Bar mit Kaffee und kalten Getränken, die rund um die Uhr geöffnet ist. Im Erdgeschoss gibt es eine kleine Kantine, wo täglich zwei Mahlzeiten zur Auswahl stehen. Im Keller haben wir Ihnen ein kleines Zwei-Zimmer-Appartement eingerichtet. Der Schlüssel ist mit dem Schlüssel für Ihr Büro identisch. Es ist die Zimmernummer 34. Ihr Koffer ist bereits dort.«

      Sie lächelte. Madsen nickte anerkennend.

      »Tja, herzlich willkommen und viel Spaß im neuen Job. Wenn Sie Fragen haben, wissen sie, wo Sie mich finden. Eine Telefonliste liegt in der Schreibtischschublade. Ich heiße Kennedy mit Nachnamen.«

      Darlene sah ihn lächelnd an und verschwand. Madsen schloss die Bürotür und hängte seine Jacke an einen Kleiderhaken hinter der Tür.

      Nach einer kurzen Inspektion der Schreibtischschubladen und der routinemäßigen Suche nach Wanzen holte er sich einen Kaffee und begann, die Akte zu durchstöbern.

      Später betrat er seine kleine Wohnung im ersten Stockwerk. Klein war noch untertrieben in dem Fall. Es gab einen Miniraum, in welchem ein Sessel, ein Tisch sowie ein Fernsehgerät standen. Das Schlafzimmer war etwas größer. Es war sogar Platz für einen geräumigen Kleiderschrank. Das Bett sah sehr bequem aus und hatte mindestens 1,40 Meter Breite. Sein Koffer war schon leer oben auf dem Schrank platziert. Madsen öffnete die linke Schranktür und pfiff durch die Zähne. Die Hemden und Sakkos sowie seine Lederjacke waren ordentlich auf Kleiderbügel gehängt worden. Er öffnete die rechte Hälfte des Schrankes und nickte anerkennend. Darlene war anscheinend ein Engel. Hosen, Pullover, Unterwäsche sowie seine Schuhe waren ordentlich im Schrank eingeräumt und zwar zweckmäßig. Oben die Pullover, in der Mitte die Hosen und dann folgten die Unterwäsche und die Schuhe. Madsen schloss die Schranktüren und ging zum Badezimmer. Es war ebenfalls nicht sehr geräumig. Ein Waschbecken, eine Toilette und eine Dusche. In einem kleinen Spiegelschrank über dem Waschbecken waren seine Toilettenartikel eingeräumt. Madsen drehte sich einmal um sich selbst.

      »Mehr passt auch nicht hier rein«, murmelte er. Es klopfte an der Tür. Madsen öffnete und erblickte Darlene.

      »Ich wollte mich nur kurz erkundigen, ob alles in Ordnung ist?«, fragte sie lächelnd.

      Madsen lächelte zurück.

      »Alles wunderbar. Vielen Dank für das Einräumen meiner Kleidung.«

      Darlene sah verlegen nach unten.

      »Ich hoffe, Sie nehmen mir diesen kleinen Eingriff in Ihre Privatsphäre nicht übel. Es ist halt mein Job, dafür zu sorgen, dass alles bestens ist.«

      »Nein, natürlich nicht. Ist schon ok. Sieht jedenfalls sehr ordentlich aus bei mir. Mal sehen, wie lange ich diesen Zustand aufrechterhalten kann.«

      Madsen grinste schelmisch und fuhr dann fort.

      »Darf ich mich vielleicht mit einem Essen revanchieren? Ich kenne mich ja noch nicht so aus und würde gerne mal etwas typisch Deutsches essen.«

      Darlene strahlte.

      »Sehr gerne. An welche Zeit dachten Sie?«

      Madsen sah auf seine Uhr.

      »Gleich? Ich habe schrecklichen Hunger.«

      Darlene sah nicht nur phantastisch aus, sie war auch noch ein sehr angenehmer Gesprächspartner. Madsen erfuhr, dass sie in Deutschland hängen geblieben war, obwohl ihr hier stationierter Vater mitsamt der restlichen Familie längst wieder in die USA zurückgekehrt war.

      »Die Liebe«, erklärte Darlene verlegen, als sie seinen fragenden Blick bemerkte. »Ich hatte gedacht, er wäre es. Der Mann fürs Leben. Aber ich habe gemerkt, dass ich mich getäuscht hatte. Es gab noch andere Frauen neben mir. Seitdem bin ich alleine und immer noch hier in Berlin. Mir gefällt es hier. Die Menschen sind auf ihre Art etwas Besonderes. Und es gibt nichts Schöneres im Sommer, als an einen der vielen Seen hier in der Umgebung baden zu gehen. Und was ist mit Ihnen, Mark? Was hat Sie bewegt, hierher zu kommen? So ganz alleine.«

      Sie lächelte ihn fragend an. Mark stellte fest, dass er sich in ihrer Gegenwart sehr wohl fühlte. Er trank einen Schluck von dem deutschen Bier und lächelte zurück, darauf bedacht, seine makellose Zahnreihe zu zeigen.

      »Der Job. Meine Ungebundenheit macht es möglich. Wissen sie Darlene, es fällt mir schwer, mein bisheriges Dasein zu erklären, aber ich kann es mal versuchen. Selbstverständlich gab es hier und da mal jemanden. Aber mein Job und die vielen langen Reisen haben Konkreteres verhindert. Auf der anderen Seite genieße ich meine Unabhängigkeit. Ich kann meine Seele baumeln lassen, wann ich will und wenn ich es brauche. Das ist für mich unbezahlbar.«

      Darlene grinste spitzbübisch.

      »Aber wenn es passiert dann passiert es. Ist das die Philosophie Ihres Lebens?«

      »Gute Frage. Die habe ich mir noch nicht gestellt. Zum Glück kann man nicht in die Zukunft blicken.«

      Madsen trank sein Bier aus und suchte nach dem Kellner. Er fand ihn und hob den Arm, um ihn herbeizurufen.

      »Lassen Sie uns zahlen und zurückgehen, Darlene. Es war sehr nett mit Ihnen. Wirklich. Aber ich habe noch ein wenig zu tun. Ich bitte um Ihr Verständnis.«

      Darlene nickte.

      »Auch wenn das jetzt sehr plötzlich endet, können wir das gerne wiederholen. Ich mag Sie, Mark. Und das, obwohl ich Sie erst seit ein paar Stunden kenne. Ich verlange eine Wiederholung. Und lassen Sie mich nicht zu lange warten. Ich bin Sternzeichen Löwe. Und wehe, ich brülle.«

      Sie lachte und trank ihr Glas Rotwein aus. Der Kellner kam, und Madsen zahlte. Anschließend verließen sie das Lokal und gingen zur Vertretung zurück.

      Kapitel 7

      Seymour Wallace war genau so, wie Madsen sich ihn vorgestellt hatte. Weltmännisches Auftreten, gepaart mit einer aristokratischen Ausstrahlung. Der drahtige Mann hatte zum ersten offiziellen Treffen mit Madsen einiges vorbereitet.

      »Herzlich willkommen in Ost-Berlin. Ich hoffe, Sie