Unequally Love. Sara Wagener. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sara Wagener
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738029475
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der Bühne. Khyra merkte zu spät, dass das eigentlich ihr Einsatz gewesen wäre und als sie einen Schritt auf ihn zu machte, war er schon durch die Tür neben der kleinen Treppe verschwunden. Khyra fluchte leise und warf Nadeyas Chef einen Blick zu. Der kündigte gerade das »offene Mikrofon« an. Khyra dachte, dass er schon ziemlich naiv sein musste, wenn er glaubte, jemand würde sich nach diesem Auftritt trauen, auf der Bühne ein Lied vorzutragen.

      Ihr Blick fiel erneut auf die Tür. Verdammt! Alles oder nichts! Mit wenigen Schritten hatte sie sie erreicht, drückte die Klinke herunter und wäre fast die steile Treppe hinabgestürzt, die direkt dahinter in den Keller führte.

      Sie hoffte inständig, dass niemand sie gesehen hatte.

      Ihr Herz raste und ihr Atem ging schnell, als sie sich die schmale Treppe hinunter wagte.

      Unten angekommen stockte sie. Sie klammerte sich an das Treppengeländer. So fest, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Was machte sie hier? Dieser Kian hatte sie sicher längst vergessen. Vielleicht hatte er sogar eine Freundin.

      »Joe, bist du das?«

      Sie zuckte zusammen, als sie die Worte aus dem Raum ihr schräg gegenüber dringen hörte. Die Tür war einen Spalt geöffnet und helles Licht drang in den trüben Flur. Sie antwortete nicht. Ihre Hände zitterten und sie konnte sich nicht rühren. Sie konnte Schritte hören und wollte schon kehrt machen, als die Tür aufgerissen wurde. Kian stand vor ihr, seine Augen leuchteten und sein ganzes Gesicht strahlte. Als er sie jedoch erblickte, gefror sein Lächeln. Fassungslos starrte er sie an.

      Gute Güte... tausend Schmetterlinge flatterten durch ihren Bauch. Sie hatte das Gefühl nicht mehr allein stehen zu können und doch rührte sie sich nicht.

      »Khyra...«, sagte er ein wenig atemlos. Er hatte ihren Namen nicht vergessen...

      Zögernd machte er einen Schritt auf sie zu. Dann noch einen. Schließlich stand er direkt vor ihr. Sie konnte die ebenmäßige Struktur seiner Haut sehen, den Dreitagebart und diese warmen, braunen Augen.

      Seine Hand näherte sich langsam ihrer Wange. War das möglich? War es möglich, dass...

      Sein heißer Atem streifte ihr Gesicht, als er sie abermals küsste. Khyra zitterte am ganzen Körper. Konnte einen dieses Gefühl umbringen? Wenn ja, dann starb sie gerade. Sie vergrub die Hände in seinem Haar, öffnete die Lippen und spürte, wie seine Arme sie umfingen.

      Vorsichtig löste er den Kuss.

      »Ich habe nach dir gesucht...«, flüsterte er an ihren Lippen und suchte erneut ihren Mund. »Das Krankenhaus wollte mir nicht einmal deinen Nachnamen verraten.«

      Wieder legte er die Lippen auf ihre. Sie seufzte wohlig.

      »Wie ist es möglich, dass... dass du hier bist?«, fragte er. Sie lächelte und zuckte die Achseln. Sprachlos starrte sie ihn an. Sie wusste nichts über ihn. Überhaupt nichts und doch war es perfekt. Besser konnte es nicht sein.

      »Ich merke schon, du kannst gerade nicht reden«, sagte er und sein kehliges Lachen drang an ihr Ohr. Sie lächelte.

      »Stimmt«, hauchte sie atemlos. Seine Hand strich über ihre Wange.

      »Kann der Abend noch perfekter werden?«

      Sie schüttelte den Kopf und grinste verlegen. Er lächelte.

      »Wusstest du, das ich heute Abend hier bin?«

      »Nein«, gab sie leise zurück und schüttelte abermals den Kopf.

      »Ich weiß überhaupt nichts über dich«, sagte er und lachte wieder. Es klang ebenso fassungslos, wie sie sich fühlte.

      »Ist mir auch schon aufgefallen«, antwortete sie und musste schon wieder grinsen.

      »Küsst du öfter fremde Typen?«

      »Du hast mich geküsst«, protestierte sie. Und da tat er es abermals. Sie lächelte verlegen.

      »Und machst du das öfter?«, hauchte sie atemlos. Er unterdrückte ein Lachen und schüttelte den Kopf.

      »Nein, eigentlich nicht.«

      Kapitel 7 - Nadeya

      Die Zahl der Gäste schrumpfte allmählich, während Nadeya Gläser polierte und mit einem feuchten Tuch über die Theke wischte. Hin und wieder spähte sie zu Joe hinüber, der sich mit den Händen auf der Arbeitsplatte abstützte und über den Tresen hinweg mit Chris sprach. Nadeya kaute auf ihrer Unterlippe herum, wusch den Lappen aus und sträubte sich innerlich dagegen, zu ihrem Chef zu gehen und ihn um Feierabend zu bitten. Die Uhr über dem Schnapsregal zeigte kurz nach zwei an und sie sehnte sich verzweifelt nach ihrem Bett. Wo Khyra war, wusste sie nicht und ihr Handy hatte sie nicht dabei. Vielleicht war sie gegangen, zusammen mit ihren Kolleginnen. Doch da entdeckte sie die drei Frauen, die noch immer an einem der vorderen Tische saßen und gerade von Letty bedient wurden. Khyra war nicht bei ihnen. War sie alleine nach Hause gegangen? Oder womöglich... Kian... Vielleicht waren sie einander tatsächlich begegnet. Immerhin war Chris auch noch da.

      Nadeya fasste all ihren Mut zusammen und trat zu den beiden Männern. Joe hatte nur einen geringschätzigen Blick für sie übrig. Er war sauer auf sie und sie würde ihren Fehler irgendwie ausmerzen müssen. Vielleicht konnte sie nächste Woche eine Doppelschicht übernehmen?

      »Joe? Die meisten Gäste sind weg. Denkst du, ich kann jetzt abhauen?«

      Sie hörte selbst wie fertig sie klang.

      »Ich weiß nicht, dann muss Colin allein hinter der Theke klar Schiff machen.«

      »Ach komm schon, Mann. Du vergisst, dass ich heute eigentlich frei hätte.«

      Er knirschte mit den Zähnen, während er auf sie hinab blickte. Nadeya konnte deutlich Chris Blick spüren, doch sie gab sich Mühe, ihn nicht anzusehen.

      Joe lenkte zähneknirschend ein.

      »Na gut. Aber sei pünktlich morgen und samstags gibt‘s kein Früher gehen. Das weißt du selbst.«

      »Ja, Chef«, sagte sie und verdrehte die Augen, als Joe sich wieder Chris zuwandte.

      »Dein Bruder ist irgendwie verschwunden, nach seinem Auftritt. Sagst du ihm Danke von mir?«

      »Klar, mach ich«, antwortete Chris und stand ebenfalls auf. Joe musterte ihn irritiert, doch er wandte sich an Nadeya.

      »Ich begleite dich, wenn das okay ist?«

      Sie blickte ihn einen Moment entgeistert an, dann nickte sie und lächelte.

      »Bis morgen«, sagte sie rasch zu Joe und kletterte über die Theke, bevor er es sich anders überlegen konnte.

      Nun war es nicht mehr so schwer, den Ausgang zu erreichen, wie vor gut drei Stunden.

      »Ich muss Khyra suchen«, sagte Nadeya und blickte sich im Schankraum um. Chris grinste.

      »Hat deine Schwester genauso rote Locken wie du?«

      Überrascht blickte sie zu ihm auf.

      »Dann habe ich sie vor geraumer Zeit mit Kian nach draußen gehen sehen.«

      »Jetzt im Ernst?«

      Sie wusste nicht genau, was sie davon halten sollte. So, wie Chris es sagte, hörte es sich an, als hätte dieser Kian ihre kleine Schwester abgeschleppt. Und Khyra wäre ohne Zweifel so dumm, auf ihn hereinzufallen.

      »Komm, gehen wir nachsehen, ob sie noch irgendwo sind.« Chris berührte unwillkürlich ihren Rücken, um sie vorwärts zu schieben, doch nach diesem Abend, an dem sie erneut an ihre Vergangenheit erinnert worden war, hätte sie vermutlich auf jede Berührung feindselig reagiert. Sie zuckte zusammen und wich ihm aus. Ein wenig skeptisch musterte er sie, doch sie wandte sich zum Ausgang und presste die Lippen aufeinander. Warum nur hatte sie sich nicht besser im Griff?

      Kian und Khyra waren tatsächlich draußen. Nadeya blieb so abrupt stehen, als sie die Beiden