Unequally Love. Sara Wagener. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sara Wagener
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738029475
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ein paar mehr Instrumente zu beherrschen. Obwohl du mit den richtigen PC Programmen auch diverse Tonspuren einfügen kannst.«

      Sie betrachtete ihn ein wenig überrascht.

      »Ich dachte, du machst das zum Spaß. Aber das hört sich schon alles sehr professionell an.«

      Er lachte und seine Augen leuchteten.

      »Glaub mir, da ist gar nichts professionell.«

      In diesem Moment kam der Kellner. Sie wählten rasch ihre Gerichte aus und bestellten sich jeder einen Kaffee.

      »Und was arbeitest du?«, fragte sie und sofort, als sich sein Gesicht verdunkelte, machte sich ein beklemmendes Gefühl in ihr breit.

      »Nichts mehr. Mein Chef hat mich gestern gefeuert. Bis dahin habe ich in einem Pub gearbeitet. Allerdings nur mittags bis abends. Da hat er dort nämlich auch Speisen angeboten.«

      »Genau wie Nadeya«, stellte sie überrascht fest. »Sie arbeitet auch in einem Pub und ist musikbegabt.«

      »Tatsächlich? Was für Instrumente spielt sie denn?«

      »Gar keine. Sie singt. Das ist alles.«

      »Und ist sie gut?«, fragte er und ein begeistertes Leuchten erschien in seinen Augen.

      »Ich finde schon. Aber eigentlich habe ich keine Ahnung davon.«

      Er lächelte.

      »Ich bin sicher, du kannst das einschätzen.«

      »Aber ich habe absolut keine Ahnung von Musik.« Sie fühlte sich plötzlich niedergeschlagen, knetete die Finger und wich seinem Blick aus. Wahrscheinlich wäre ihm jemand wie Nadeya lieber gewesen. Eine Frau, die seine Leidenschaft teilte. Vielleicht hatte er insgeheim gehofft, sie würde Musik ebenso lieben, wie er. Wahrscheinlich war er jetzt enttäuscht. Dabei mochte sie Musik tatsächlich. Sie versank gern in den verschiedenen Rhythmen und Gesängen. Doch sie ging nicht so darin auf, wie Nadeya zeitweise. Oder Kian gestern auf der Bühne.

      Er musterte sie.

      »Was ist los?«

      Sie zuckte nur mit den Schultern.

      »Nichts.«

      Das Frühstück kam und Khyra merkte, wie unglaublich hungrig sie war. Und doch rührte sie das Tablett nicht an. Sie starrte nur darauf, während Kian Milch in seinen Kaffee goss.

      »Khyra?«

      Sie blickte auf und begegnete seinen durchdringenden, braunen Augen.

      »Können wir eine Abmachung treffen?«

      »Was für eine Abmachung?«

      Sie erstarrte und spürte, dass ihre Hände zitterten. Was meinte er? Würde er ihr jetzt vorschlagen, dass sie eine offene Beziehung führen sollten? Oder vielleicht, dass sie noch warten sollten? Womöglich wollte er auch gar nichts dergleichen...

      »Meiner beschränkten Erfahrung nach halten 90 Prozent aller Beziehungen nicht. Viele denken, es liegt an der Unterschiedlichkeit der Partner, aber...«

      Unterschiedlichkeit... Sie teilte seine Leidenschaft für Musik nicht. Das war es. Er hatte wahrscheinlich so eine kranke Prioritätenliste und hakte ab, was auf sie zutraf und machte Kreuze, wenn etwas nicht passte...

      »... aber ich denke, das liegt an etwas anderem.«

      Sie blickte ihn voller Angst an.

      »Hör auf mich anzusehen, als würde ich gerade mit dir Schluss machen oder so.« Er lachte zaghaft und griff nach ihrer Hand.

      »Willst du das denn nicht?« Ihre Stimme zitterte.

      »Nein, natürlich nicht«, sagte er, rückte näher und nahm sie in den Arm. Er strich kurz über ihr Haar und küsste ihre Nasenspitze.

      »Ich glaube, dass die meisten Beziehungen daran scheitern, dass man nicht absolut ehrlich zueinander ist. Ich finde, das ist das Wichtigste überhaupt. Und wenn ich sehe, dass dich etwas bedrückt, du aber sagst, es wäre nichts, kommt das einer Lüge gleich. Ich habe nicht die Chance dir zu sagen, dass... dass ich mich in dich verliebt habe. Und dabei würde ich das zu gern tun.«

      Sie blickte ihn erstaunt an.

      »Also? Können wir uns auf absolute Ehrlichkeit einigen?«

      Sie lächelte und nickte.

      »Du hast dich in mich verliebt?«, fragte sie sehr leise. Ihre Stimme zitterte. Meinte er das im Ernst? Sie spürte, wie ihr das Herz gegen die Rippen hämmerte. Sie konnte es kaum fassen. Er erwiderte ihr Lächeln und nickte.

      »Ja, und wie.«

      Automatisch fanden sich ihre Lippen zu einem innigen Kuss.

      »Verrätst du mir nun, was dich bedrückt?«, fragte er schließlich. Sie schluckte trocken und nickte dann. Schließlich hatte sie es ihm gerade versprochen.

       Absolute Ehrlichkeit...

      »Ich frage mich... ob es dir lieber gewesen wäre, wenn ich... naja... Musik so mögen würde wie du. Oder wenigstens wie meine Schwester.«

      Er schien kurz darüber nachdenken zu müssen.

      »Mh...«, machte er. »Es ist immer schön, ein gemeinsames Hobby zu haben, aber das muss ja nicht unbedingt die Musik sein.«

      Sie sahen sich in die Augen, doch Khyra fühlte sich nicht im Mindesten beruhigt. Stattdessen presste sie die Lippen aufeinander.

      »Khyra, wir kennen uns doch noch kaum. Ich weiß nur, dass sich das mit uns gut und richtig anfühlt. Mach dir bitte keine Gedanken darum, dass mich das stören könnte, dass du nicht so ein Musik-Freak bist, wie ich.«

      Zaghaft lächelte er sie an und sie gab sich einen Ruck und erwiderte es. Absolute Ehrlichkeit... Sie musste ihm vertrauen, wenn sie das mit ihm auf diese Weise wollte.

      »Was machst du heute noch?«, fragte Kian schließlich, als sie sich endlich ihrem Frühstück zuwandten. Khyra verzog in dem Moment das Gesicht, als der Kellner vorbei lief und sie missmutig anstarrte. Verdammt, er dachte jetzt bestimmt, ihr Blick war dem Rührei geschuldet, das er so angepriesen hatte.

      »Ich muss wohl noch ein wenig schlafen. Ich habe heute Nachtdienst.«

      »Was arbeitest du?«

      Sie lächelte leicht verlegen.

      »Ich bin Hebamme.«

      Er wirkte überrascht.

      »Wow«, stieß er aus und musterte sie. Dann lächelte er.

      »Passt irgendwie zu dir.«

      »Ich liebe meinen Beruf, aber die Arbeitszeiten sind manchmal der Horror. Nachtdienste zum Beispiel bringen meinen ganzen Biorhythmus durcheinander. Ach was rede ich... Ich hab gar keinen mehr.«

      Er lachte.

      »Wenigstens hast du so etwas wie einen richtigen Beruf.«

      »Du bist Singer and Songwriter«, sagte sie und lächelte ihn an. »Das kann auch ein Beruf sein. Das Wort kommt ohnehin von Berufung. Und die wahre Berufung ist das, was uns glücklich macht.«

      Er grinste gequält.

      »Das klingt sehr philosophisch«, sagte er, während er sein Brötchen mit Marmelade bestrich. Sie lachte.

      »Ich weiß, manchmal spinne ich.«

      »Naja, es ist nun mal so, dass man als Mann immer das Gefühl hat, nicht genug zu leisten, wenn man kaum genügend Geld verdient, um die Miete bezahlen zu können.«

      »Das ist nicht ausschließlich ein Männerproblem. Aber vielleicht kratzt das bei euch mehr am Ego, als bei uns Frauen.«

      Er funkelte sie an, legte sein Brötchen aus der Hand und fing an sie in die Seite zu pieksen. Sie schrie lachend auf, ließ ihre Gabel fallen und fing sich ein paar böse Blicke von den Nachbartischen ein. Doch das war ihr egal.